Also uns geht es eigentlich sehr gut. Wir arbeiten jetzt gerade sehr intensiv um das Album fertig zu machen. Das dauert eben alles leider seine Zeit. Es ist alles sehr sehr zeitaufwändig. Wir müssen da auch ein bisschen Acht geben, weil wir Zeit finden müssen, wo eben alle Drei zusammen arbeiten können weil das am effektivsten ist. Deswegen schieben sich auch all unsere Timings gerade nach hinten. Wir hätten nach Wunsch der Plattenfirma mit den Arbeiten am Album schon viel viel weiter sein müssen.
Ihr seid ja jetzt bei SPV Records unter Vertrag. Wann ist denn mit dem neuen Album zu rechnen?
Wir haben uns jetzt vorgenommen, dass die Plattenfirma Anfang nächsten Jahres loslegen kann - dass wir also in den nächsten eineinhalb Monaten sehr viel fertig machen.
Als Ihr 1987 den großen Durchbruch mit "The Great Commandment" hattet, haben viele Leute eure Musik beim Hören mit der von Depeche Mode verwechselt. Waren das auch eure musikalischen Vorbilder?
Zum Teil natürlich auch, klar! Das war damals auch Musik, die wir sehr viel gehört haben. Unter anderem. Es gibt eben nicht so viele Bands, die so melodische Popmusik mit elektronischen Instrumenten machen und gemacht haben. Von daher lag der Vergleich natürlich sehr nahe.
Welche Musik und welche Künstler haben euch noch in all den Jahren, in denen ihr nun schon zusammen Musik macht, inspieriert?
Ach du lieber Gott… Das kannst du gar nicht aufzählen. Das geht bei klassischen Komponisten wie Bruckner und Mozart, Beethoven los, bis in die Neuzeit, wenn es eine neue coole Band gibt, die einen geilen Song schreibt. Das kann man gar nicht eingrenzen. Wir sind da vollkommen offen, in jedwede Richtung.
Als euer großer Durchbruch in den 80´ern kam - seid ihr nicht nur hierzulande sehr erfolgreich gewesen. Ihr habt zu diesem Zeitpunkt alle noch die Schule besucht, oder?
Ja, das stimmt.
Wie ist Camouflage entstanden?
Eigentlich aus einer Laune heraus. Wir haben uns alle untereinander gekannt. Wir waren befreundet - mehr oder weniger. Heiko und Oli kennen sich eigentlich schon am längsten. Ich hab die beiden erst in einem Zeltlager kennen gelernt und bin mit Oli damals auch zur Schule gegangen. Wir haben uns irgendwann mal getroffen und da hat jeder so erzählt, was er so gerade macht und was er vorhat. Aus dieser Laune heraus haben wir beschlossen, eine Band aufzumachen. Jeder hat da erzählt, dass er gerade Geld verdient, um sich Instrumente zu kaufen. Ein halbes Jahr später haben wir dann die Band gegründet, nachdem jeder so viel Geld hatte, um sich einen Synthesizer zu kaufen.
Nach der Tour zum Album "Methods of Silence" ist Oliver Kreyssig bei Camouflage ausgestiegen. Danach hat es musikalisch einen Stilbruch gegeben, der von den Fans nicht so angenommen wurde, wie wohl gewünscht. War das im Nachhinein betrachtet ein Fehler, den Stil so zu ändern?
(lacht) Ich meine, natürlich wäre es uns lieber gewesen, wenn es anders gelaufen wäre. Aber das war damals unser Wunsch, so eine Platte zu machen. Von daher war das von unserer Seite damals vollkommen okay. Wenn man das heute betrachtet, wäre es uns natürlich auch lieber gewesen, wir hätten bessere Berater gehabt, die uns davon abraten, so einen Stilbruch zu betreiben. Es ist aber nun mal so gelaufen, wie es gelaufen ist. Es wäre dann auch sehr mühselig, sich im Nachhinein darüber aufzuregen oder zu ärgern.
Im Mai 2003 erschien das Album "Sensor" und bescherte euch wieder einige Erfolge. Es brachte euch wieder ins Gespräch und inzwischen seid ihr wieder zusammen mit Oliver Kreyssig in der Urbesetzung zusammen. Was ist in Zukunft von Camouflage zu erwarten?
Auf jeden Fall erstmal ein neues Album. Dann wieder sehr viele Live-Aktivitäten.
In welche Richtung wird das neue Album musikalisch gehen?
Ich denke mal, es wird im Vergleich zu "Sensor" um einiges poppiger sein. Anhand der Songs, die wir jetzt schon fertig haben, ist das bereits schon klar.
Die Musik-Szene hat sich innerhalb von 20 Jahren ja fast komplett verändert. Gerade was die Pop-Charts betrifft. Was hältst du selbst von der aktuellen Musik? Kannst du damit noch was anfangen?
Ja, auf jeden Fall kann ich damit noch etwas anfangen. Es gibt einige Songs, verschiedenster Couleur, die mich ansprechen. Es gibt natürlich - wie damals auch schon - Sachen, die ich nicht verstehe. Wo ich nicht wirklich nachvollziehen kann, warum das jetzt ein Hit geworden ist, während was anderes kein Hit geworden ist. Ich denke mal, das wird sich auch nie ändern. Wir sind aber alle nach wie vor sehr neugierig und offen für neue Ideen und neue Einflüsse.
Was gefällt dir derzeit davon persönlich gut und was weniger?
Die letzte Platte, die ich mir gekauft habe, war die von Depeche Mode. Ansonsten gibt es ein paar Sachen, wie z.B. die Sugar Babes, die ich nicht schlecht finde. Also sehr poppige Sachen eigentlich, die ich gerade viel höre.
Wie stehst du persönlich zu dieser ganzen Flut von Cover-Versionen, die Woche für Woche veröffentlicht werden?
Ich find´s eigentlich ziemlich traurig, dass die Plattenfirmen ihr Heil darin suchen, indem sie Hits, die es schon einmal gab, neu herausbringen, um damit Kohle zu machen. Aber das fand ich schon immer traurig. Besonders innovativ ist das auf jeden Fall nicht.
Ich danke dir für dieses Interview. Möchtest du an unsere Leser selbst noch ein paar Worte richten?
Ich kann alle natürlich nur einladen, die Ohren offen zu halten. Sobald wir fertig sind, werden hoffentlich viele Menschen davon erfahren. Dann kann ich nur hoffen, dass sie mal reinhören und dann zu unseren Konzerten kommen.
(November 2005)