

Interview vom 2. Juni 2025
Immer ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen habend, und dabei seine Umwelt genau und scharfsinnig beobachtend - das beschreibt den Liedermacher Manfred Maurenbrecher ziemlich gut. Zwischen seinem 75. Geburtstag und der Veröffentlichung seiner neuen CD (Rezension siehe HIER) hatten wir die Möglichkeit, ihn erneut zum Interview zu bitten. Unsere Kollegen Antje sprach mit ihm über genau diese beiden Themen und noch ein bisschen mehr ... Das wird ein gutes Gespräch!
Herzlichen Glückwunsch noch nachträglich zum 75. Geburtstag!
Vielen Dank!
Wie hast du ihn verbracht?
Eigentlich ganz still. Wir haben ja zwei Wohnsitze, einen auf dem Land und einen in Berlin. Ich war mit meiner Lebensgefährtin am Morgen auf dem Land, wir haben eine lange Wanderung gemacht. Dann sind wir nach Berlin reingefahren und haben uns dort mit unserem Sohn und seiner Frau getroffen. Anschließend sind wir, was wir öfter zu solchen Anlässen machen, in eine Spielbank gegangen.
In eine Spielbank? Das ist ja eine interessante Tradition, das musst du jetzt mal näher erklären!
Wir gehen eben an solchen Tagen nach dem Essen gerne für zwei bis drei Stunden in eine Spielbank. Es ist interessant, dort Leute zu beobachten. Meistens verlieren wir ein bisschen Geld, manchmal gewinnen wir auch was.
Denkst du langsam an den Ruhestand?
Noch nicht so richtig. Ich will auf jeden Fall nächstes Jahr nicht so viele Auftritte absolvieren und lieber ein bisschen was schreiben. Da habe ich schon noch einige Pläne. Ich hoffe, dass ich gesund bleibe und davon mindestens die Hälfte fertig kriege.
Okay, kannst du dazu schon einen kleinen Ausblick geben oder ist das noch zu geheim?
Nö, das eigentlich nicht. Mir hat ein kleiner Verlag namens "Hirnkost" die Möglichkeit geboten, über einen Künstler zu schreiben, der mir sehr am Herzen liegt und mich sehr geprägt hat. Dazu im Vergleich dann meine Arbeit. Daraus möchte der Verlag eine kleine Serie machen. Ich habe mir für das Projekt Randy Newman ausgesucht. Das ist ein Plan. Dann habe ich auch noch vor, mindestens ein Theaterstück zu schreiben. Da ich auf dem Gebiet überhaupt noch keine praktischen Erfahrungen habe, bin ich auf der Suche nach jemandem, der mir im theatralischen Bereich hilft.
Okay, das klingt ja jetzt wahrlich nach einem ganz anderen Bereich. Wie bist du darauf gekommen?
Eigentlich durch Beobachtungen vom Zusammenleben von Menschen hier in Berlin. Wir spielen ja außerdem immer im Theater den Jahresrückblick. Da konnte ich auch einen Einblick hinter die Kulissen im Theater bekommen. Ich fand das sehr reizvoll.
Dafür drücken wir dir natürlich die Daumen, dass das auch alles so klappt.
Ja, mal gucken. Wenn man es noch nie gemacht hat, ist es natürlich immer spannend, wie es dann wird.
Ich ziehe immer meinen Hut davor, wenn sich jemand neuen und unbekannten Projekten stellt. Erst recht, wenn man keine 20 oder 30 mehr ist.
Ich denke, dass es die einzige Möglichkeit ist, gesund und spannkräftig zu bleiben, wenn man sich auch mal wieder durch etwas Neues reizen lässt.
Jetzt möchte ich auf dein neues Album zu sprechen kommen. Wie lange hast du daran gearbeitet?
Bis auf zwei Lieder sind alle in den letzten zwei Jahren entstanden. Die Aufnahmen gingen ausgesprochen schnell. Dieses Mal ist es ja ein sehr Klavier-lastiges Album, und so war es auch gedacht. Ich habe alle Lieder in drei Tagen aufgenommen. Andreas (Produzent Andreas Albrecht, Anm. d. Red.) hat dann nochmal eineinhalb bis zwei Wochen gebraucht, bis alle anderen Sachen auch eingespielt waren, wie Marco Ponce Kärgel für die Gitarre oder Rèka für den Gesang. Es war jedenfalls sehr viel schneller als bei vergleichbaren Alben zuvor.
Singt Réka auch mit dir das Duett "Ein neuer Tag"?
Ja, genau. Das ist eine Berliner Sängerin, deren Stimme ich wunderbar passend zu meiner finde. Wenn ich mit der Band gespielt habe, war sie in den letzten Jahren immer dabei. Es gibt eine ganz tolle Aufnahme: wir hatten bei der vorhergehenden Platte die Möglichkeit, für das Deutschlandradio Kultur ein Funkhauskonzert zu spielen. Da waren wir nur zu dritt: Andreas Albrecht, Réka und ich. Das wurde auch live gesendet.
Der Titel "Vielleicht vielleichter" klingt nach einem schönen Wortspiel. Denn man kann es ja, so wie es geschrieben ist, als Steigerung sehen. Wenn man die Schreibweise mal außer Acht lässt, kann man es auch als "Vielleicht viel leichter" deuten. Wie kamst du darauf?
Ach, manchmal habe ich solche Einfälle. Wenn ich wach genug bin, schreibe ich sie mir in mein Handy oder auf einen Notizblock. Da gucke ich dann mal alle zwei Wochen nach, was sich so an Ideen gesammelt hat, und versuche, daran zu arbeiten.
Also schöpfst du deine Ideen vorwiegend aus dem Alltag?
Ja, ziemlich oft sogar.
Das merkt man ja auch daran, dass du in deinen Liedern oft Bezüge zu aktuellen Themen wie den Einsturz der Carolabrücke in Dresden oder den Ukraine-Krieg nimmst.
Gerade mit dem Ukraine-Krieg setzte ich mich viel auseinander, da ich dort auch schon oft im Urlaub oder auf Reisen war. Ich habe dort sogar mal alleine einen Urlaub verbracht, im Jahr 2010, und dann noch zwei weitere Male. Ich habe das Land einfach sehr lieb gewonnen. Das Lied "Weiße Fahne" musste ich deswegen einfach schreiben, weil ich mit der Haltung von einigen Mitmenschen nicht umgehen kann. Das kann ich ganz schwer ertragen.
Kannst du bitte vielleicht noch zu ein oder zwei weiteren Songs die Entstehungsgeschichte erzählen?
Ja, zu dem dritten Song auf dem Album, "Die andere Seite". Das ist ganz interessant. Das ist in der Zeit passiert, als ich eigentlich an ganz anderen Liedern gearbeitet habe. Die wollte ich für unseren Jahresrückblick fertig haben und habe wieder mal zu spät angefangen zu schreiben. Das war furchtbar knapp und ich war im Stress. Dabei ist mir eine Melodie eingefallen, die ich in dem Moment nicht brauchen konnte, aber sehr schön fand. Das ging sogar so weit, dass ich angefangen habe, nachts mit der Melodie zu reden. Irgendwann habe ich Worte dafür aufgeschrieben, ohne groß darüber nachzudenken. Was vielleicht auch noch interessant ist: das hat sich ganz zufällig ergeben, aber zwei dieser Lieder sind vom Text her 40 Jahre alt, nämlich von 1984. Da habe ich viel für andere geschrieben. Es gab die Gruppe STEINWOLKE, für deren Album habe ich Texte geschrieben, unter anderem "Neuer Tag". Mir hat es aber nie so richtig gefallen, wie er damals vertont wurde. Jetzt habe ich gedacht: eigentlich ist es schade darum. Also habe ich einfach eine neue Melodie dazu gemacht. Genauso zu dem vorletzten, "Wenn der Berg sich bewegt". Das ist auch von 1984 und ist entstanden, als ich drei Wochen alleine auf Zypern wandern war. Alleine zu reisen ist, finde ich, die beste Form, ein Land kennenzulernen. Denn man kann sich nicht in die angeborene Sprache flüchten. Man ist diesem Land in einer gewissen Weise ausgeliefert. Das ist nur gut, denn man fängt dann an zu beobachten und sich mehr reinzufühlen.
Das Album wird am 6. Juni veröffentlicht, warum hast du die Tour dazu schon vorher gespielt?
Die Tour zum Album kann man es nicht nennen. Die Tour hat die Liedertour Leipzig, das ist ein privater Verein, organisiert. Die schicken einmal im Monat verschiedene Künstler für 18 Konzerte auf Tour. Manchmal sind das ganz entlegene Orte, manchmal ist das mitten auf dem Marktplatz. Das war ein Geschenk zu meinem 75. Geburtstag. Ich hatte das vor fünf Jahren schon mal gemacht, aber da waren es noch viel weniger Stationen. Da die mir das zum Geburtstag geschenkt haben, war es eben im Mai.
Alles klar. Wie war die Tour für dich?
Es war schön. Ich hatte vorher richtig Angst, ob ich mich damit nicht übernehme. Denn ich war alleine mit meinem Auto und dem Equipment unterwegs. Aber es ging besser als gedacht und ich habe es sogar richtig genossen, alleine im Auto zu sein, und hab mir auch zwischendurch einfach mal die Landschaft angeschaut. Da die Strecken zwischen den einzelnen Stationen nicht so groß waren, habe ich versucht, jeden Nachmittag spazieren oder schwimmen zu gehen. Da habe ich auch eine Menge Spaßbäder kennengelernt.
Ich kann die Bedenken verstehen, das ist schon eine ordentliche Hausnummer, das alleine zu wuppen.
Im Moment kann ich mir dafür mal zwei Wochen Pause gönnen.
Hast du noch weitere Pläne für dieses Jahr?
Ja, allerdings. Ab 11. Juni gehe ich wieder auf Tour, eine kleinere dieses Mal. Zusammen mit Richard Wester, dem Saxophonisten, und George Nussbaum, das ist ein blinder Sänger und Pianist aus Österreich. Wir drei machen ein Programm zu Randy Newman, schon seit Jahren. Das spielen wir an 10 verschiedenen Orten.
Mit wem würdest du gerne mal noch zusammenarbeiten?
Manchmal mache ich das ja auch schon. Es gab zum Beispiel zwei bis drei Auftritte mit Paula Linke und Peter Braukmann. Wir hatten eigentlich auch eine größere Tour geplant, die aber halb ins Wasser gefallen ist, weil so wenige Tickets vorverkauft wurden. Die stattfindenden Konzerte waren so schöne Auftritte, dass man vielleicht einen zweiten Anlauf probieren sollte.
Ich denke, dass genau das noch eine Nachwirkung der Corona-Zeit ist. Die Leute sind vorsichtiger geworden, was im Vorfeld den Kauf von Tickets angeht.
Genau, und dann entscheiden sie sich im letzten Moment. Das kann ich auch nachvollziehen, weil ich auch selber vermeide, Karten im Vorverkauf zu kaufen, wenn es geht. Aber die Veranstalter werden immer ängstlicher, was ja auch verständlich ist. Die rufen dann an und sagen: "Das Konzert ist schon in 10 Tagen, und ich habe erst 5 Karten verkauft. Sollen wir das nicht lieber absagen?" Wenn ich dann sage: "Nee, lass mal laufen. Du musst mir auch die Festgage nicht zahlen, lass uns mal gucken, wie es wird." Dann waren 45 bis 50 Leute da. Ich denke, alle Seiten müssen ein bisschen bereitwilliger sein.
Da kann man nur hoffen, dass es sich wieder ein bisschen einspielt.
Im Moment ist es ja auch so, dass alles gut läuft, was mit Nostalgie zu tun hat. Alles, was sich direkt mit dem Heute auseinandersetzt, hat es schwerer.
Das stimmt. Ich danke dir für deine Zeit und sage bis bald!
Herzlichen Glückwunsch noch nachträglich zum 75. Geburtstag!
Vielen Dank!
Wie hast du ihn verbracht?
Eigentlich ganz still. Wir haben ja zwei Wohnsitze, einen auf dem Land und einen in Berlin. Ich war mit meiner Lebensgefährtin am Morgen auf dem Land, wir haben eine lange Wanderung gemacht. Dann sind wir nach Berlin reingefahren und haben uns dort mit unserem Sohn und seiner Frau getroffen. Anschließend sind wir, was wir öfter zu solchen Anlässen machen, in eine Spielbank gegangen.
In eine Spielbank? Das ist ja eine interessante Tradition, das musst du jetzt mal näher erklären!
Wir gehen eben an solchen Tagen nach dem Essen gerne für zwei bis drei Stunden in eine Spielbank. Es ist interessant, dort Leute zu beobachten. Meistens verlieren wir ein bisschen Geld, manchmal gewinnen wir auch was.

Denkst du langsam an den Ruhestand?
Noch nicht so richtig. Ich will auf jeden Fall nächstes Jahr nicht so viele Auftritte absolvieren und lieber ein bisschen was schreiben. Da habe ich schon noch einige Pläne. Ich hoffe, dass ich gesund bleibe und davon mindestens die Hälfte fertig kriege.
Okay, kannst du dazu schon einen kleinen Ausblick geben oder ist das noch zu geheim?
Nö, das eigentlich nicht. Mir hat ein kleiner Verlag namens "Hirnkost" die Möglichkeit geboten, über einen Künstler zu schreiben, der mir sehr am Herzen liegt und mich sehr geprägt hat. Dazu im Vergleich dann meine Arbeit. Daraus möchte der Verlag eine kleine Serie machen. Ich habe mir für das Projekt Randy Newman ausgesucht. Das ist ein Plan. Dann habe ich auch noch vor, mindestens ein Theaterstück zu schreiben. Da ich auf dem Gebiet überhaupt noch keine praktischen Erfahrungen habe, bin ich auf der Suche nach jemandem, der mir im theatralischen Bereich hilft.
Okay, das klingt ja jetzt wahrlich nach einem ganz anderen Bereich. Wie bist du darauf gekommen?
Eigentlich durch Beobachtungen vom Zusammenleben von Menschen hier in Berlin. Wir spielen ja außerdem immer im Theater den Jahresrückblick. Da konnte ich auch einen Einblick hinter die Kulissen im Theater bekommen. Ich fand das sehr reizvoll.
Dafür drücken wir dir natürlich die Daumen, dass das auch alles so klappt.
Ja, mal gucken. Wenn man es noch nie gemacht hat, ist es natürlich immer spannend, wie es dann wird.
Ich ziehe immer meinen Hut davor, wenn sich jemand neuen und unbekannten Projekten stellt. Erst recht, wenn man keine 20 oder 30 mehr ist.
Ich denke, dass es die einzige Möglichkeit ist, gesund und spannkräftig zu bleiben, wenn man sich auch mal wieder durch etwas Neues reizen lässt.

Jetzt möchte ich auf dein neues Album zu sprechen kommen. Wie lange hast du daran gearbeitet?
Bis auf zwei Lieder sind alle in den letzten zwei Jahren entstanden. Die Aufnahmen gingen ausgesprochen schnell. Dieses Mal ist es ja ein sehr Klavier-lastiges Album, und so war es auch gedacht. Ich habe alle Lieder in drei Tagen aufgenommen. Andreas (Produzent Andreas Albrecht, Anm. d. Red.) hat dann nochmal eineinhalb bis zwei Wochen gebraucht, bis alle anderen Sachen auch eingespielt waren, wie Marco Ponce Kärgel für die Gitarre oder Rèka für den Gesang. Es war jedenfalls sehr viel schneller als bei vergleichbaren Alben zuvor.
Singt Réka auch mit dir das Duett "Ein neuer Tag"?
Ja, genau. Das ist eine Berliner Sängerin, deren Stimme ich wunderbar passend zu meiner finde. Wenn ich mit der Band gespielt habe, war sie in den letzten Jahren immer dabei. Es gibt eine ganz tolle Aufnahme: wir hatten bei der vorhergehenden Platte die Möglichkeit, für das Deutschlandradio Kultur ein Funkhauskonzert zu spielen. Da waren wir nur zu dritt: Andreas Albrecht, Réka und ich. Das wurde auch live gesendet.
Der Titel "Vielleicht vielleichter" klingt nach einem schönen Wortspiel. Denn man kann es ja, so wie es geschrieben ist, als Steigerung sehen. Wenn man die Schreibweise mal außer Acht lässt, kann man es auch als "Vielleicht viel leichter" deuten. Wie kamst du darauf?
Ach, manchmal habe ich solche Einfälle. Wenn ich wach genug bin, schreibe ich sie mir in mein Handy oder auf einen Notizblock. Da gucke ich dann mal alle zwei Wochen nach, was sich so an Ideen gesammelt hat, und versuche, daran zu arbeiten.
Also schöpfst du deine Ideen vorwiegend aus dem Alltag?
Ja, ziemlich oft sogar.

Das merkt man ja auch daran, dass du in deinen Liedern oft Bezüge zu aktuellen Themen wie den Einsturz der Carolabrücke in Dresden oder den Ukraine-Krieg nimmst.
Gerade mit dem Ukraine-Krieg setzte ich mich viel auseinander, da ich dort auch schon oft im Urlaub oder auf Reisen war. Ich habe dort sogar mal alleine einen Urlaub verbracht, im Jahr 2010, und dann noch zwei weitere Male. Ich habe das Land einfach sehr lieb gewonnen. Das Lied "Weiße Fahne" musste ich deswegen einfach schreiben, weil ich mit der Haltung von einigen Mitmenschen nicht umgehen kann. Das kann ich ganz schwer ertragen.
Kannst du bitte vielleicht noch zu ein oder zwei weiteren Songs die Entstehungsgeschichte erzählen?
Ja, zu dem dritten Song auf dem Album, "Die andere Seite". Das ist ganz interessant. Das ist in der Zeit passiert, als ich eigentlich an ganz anderen Liedern gearbeitet habe. Die wollte ich für unseren Jahresrückblick fertig haben und habe wieder mal zu spät angefangen zu schreiben. Das war furchtbar knapp und ich war im Stress. Dabei ist mir eine Melodie eingefallen, die ich in dem Moment nicht brauchen konnte, aber sehr schön fand. Das ging sogar so weit, dass ich angefangen habe, nachts mit der Melodie zu reden. Irgendwann habe ich Worte dafür aufgeschrieben, ohne groß darüber nachzudenken. Was vielleicht auch noch interessant ist: das hat sich ganz zufällig ergeben, aber zwei dieser Lieder sind vom Text her 40 Jahre alt, nämlich von 1984. Da habe ich viel für andere geschrieben. Es gab die Gruppe STEINWOLKE, für deren Album habe ich Texte geschrieben, unter anderem "Neuer Tag". Mir hat es aber nie so richtig gefallen, wie er damals vertont wurde. Jetzt habe ich gedacht: eigentlich ist es schade darum. Also habe ich einfach eine neue Melodie dazu gemacht. Genauso zu dem vorletzten, "Wenn der Berg sich bewegt". Das ist auch von 1984 und ist entstanden, als ich drei Wochen alleine auf Zypern wandern war. Alleine zu reisen ist, finde ich, die beste Form, ein Land kennenzulernen. Denn man kann sich nicht in die angeborene Sprache flüchten. Man ist diesem Land in einer gewissen Weise ausgeliefert. Das ist nur gut, denn man fängt dann an zu beobachten und sich mehr reinzufühlen.
Das Album wird am 6. Juni veröffentlicht, warum hast du die Tour dazu schon vorher gespielt?
Die Tour zum Album kann man es nicht nennen. Die Tour hat die Liedertour Leipzig, das ist ein privater Verein, organisiert. Die schicken einmal im Monat verschiedene Künstler für 18 Konzerte auf Tour. Manchmal sind das ganz entlegene Orte, manchmal ist das mitten auf dem Marktplatz. Das war ein Geschenk zu meinem 75. Geburtstag. Ich hatte das vor fünf Jahren schon mal gemacht, aber da waren es noch viel weniger Stationen. Da die mir das zum Geburtstag geschenkt haben, war es eben im Mai.

Alles klar. Wie war die Tour für dich?
Es war schön. Ich hatte vorher richtig Angst, ob ich mich damit nicht übernehme. Denn ich war alleine mit meinem Auto und dem Equipment unterwegs. Aber es ging besser als gedacht und ich habe es sogar richtig genossen, alleine im Auto zu sein, und hab mir auch zwischendurch einfach mal die Landschaft angeschaut. Da die Strecken zwischen den einzelnen Stationen nicht so groß waren, habe ich versucht, jeden Nachmittag spazieren oder schwimmen zu gehen. Da habe ich auch eine Menge Spaßbäder kennengelernt.
Ich kann die Bedenken verstehen, das ist schon eine ordentliche Hausnummer, das alleine zu wuppen.
Im Moment kann ich mir dafür mal zwei Wochen Pause gönnen.
Hast du noch weitere Pläne für dieses Jahr?
Ja, allerdings. Ab 11. Juni gehe ich wieder auf Tour, eine kleinere dieses Mal. Zusammen mit Richard Wester, dem Saxophonisten, und George Nussbaum, das ist ein blinder Sänger und Pianist aus Österreich. Wir drei machen ein Programm zu Randy Newman, schon seit Jahren. Das spielen wir an 10 verschiedenen Orten.
Mit wem würdest du gerne mal noch zusammenarbeiten?
Manchmal mache ich das ja auch schon. Es gab zum Beispiel zwei bis drei Auftritte mit Paula Linke und Peter Braukmann. Wir hatten eigentlich auch eine größere Tour geplant, die aber halb ins Wasser gefallen ist, weil so wenige Tickets vorverkauft wurden. Die stattfindenden Konzerte waren so schöne Auftritte, dass man vielleicht einen zweiten Anlauf probieren sollte.

Ich denke, dass genau das noch eine Nachwirkung der Corona-Zeit ist. Die Leute sind vorsichtiger geworden, was im Vorfeld den Kauf von Tickets angeht.
Genau, und dann entscheiden sie sich im letzten Moment. Das kann ich auch nachvollziehen, weil ich auch selber vermeide, Karten im Vorverkauf zu kaufen, wenn es geht. Aber die Veranstalter werden immer ängstlicher, was ja auch verständlich ist. Die rufen dann an und sagen: "Das Konzert ist schon in 10 Tagen, und ich habe erst 5 Karten verkauft. Sollen wir das nicht lieber absagen?" Wenn ich dann sage: "Nee, lass mal laufen. Du musst mir auch die Festgage nicht zahlen, lass uns mal gucken, wie es wird." Dann waren 45 bis 50 Leute da. Ich denke, alle Seiten müssen ein bisschen bereitwilliger sein.
Da kann man nur hoffen, dass es sich wieder ein bisschen einspielt.
Im Moment ist es ja auch so, dass alles gut läuft, was mit Nostalgie zu tun hat. Alles, was sich direkt mit dem Heute auseinandersetzt, hat es schwerer.
Das stimmt. Ich danke dir für deine Zeit und sage bis bald!
Interview: Antje Nebel
Bearbeitung: Christian Reder
Fotos: Benjamin Weinkauf
Bearbeitung: Christian Reder
Fotos: Benjamin Weinkauf