Interview vom 30. Oktober 2024
Mit dem im Alleingang eingespielten neuen Album "Komm an Land" beweist IC Falkenberg, dass er weiterhin starke neue Songs schreiben kann und denkbar weit davon entfernt ist, hauptsächlich von der Bühne aus nostalgische Gefühle zu befriedigen. Ralf Schmidt, wie er bürgerlich heißt, war in den letzten Jahren mit zahlreichen markanten Veröffentlichungen sicher einer der produktivsten Musiker aus der Reihe derer, die den sogenannten Ostrock prägten. In seinen durch persönliches Erleben stark beeinflussten Liedern steckt eine ganze Menge, was in heutiger Zeit positive Energie vermitteln kann.
Du hast im September Dein neues Album "Komm an Land" veröffentlicht. Nach den Release-Konzerten wirst Du damit in nächster Zeit noch ausgiebig touren. Was ist für Dich der schönere und interessantere Part im Musikerleben. Die Arbeit an neuen Songs und die Studioproduktion oder die Live-Auftritte?
Beide Seiten sind spannend. Die kreative Arbeit im Studio sowie das Performen auf der Bühne. Im besten Falle bekommt man - hier und dort - einzigartige Glücksmomente geschenkt.
Ich habe in einem älteren Interview gelesen, bei Dir entstünde zuerst der Text, danach das passende musikalische Gewand. Ist das heute noch so oder gibt es auch Ausnahmen? Gerade das neue Album besticht ja durch Melodien, wie sie heute eher selten geworden sind.
Die Entstehungsprozesse gestalten sich sehr unterschiedlich. Manchmal ist es nur eine Idee, ein Thema, manchmal sind es auch ganze Textteile, die in meinem Kopf rumschweben. Auch musikalisch ist es oft der Zufall, der inspiriert. Zum Beispiel beim Soundcheck am Klavier. Nach wie vor schreib ich erst den Text als Rohfassung, um dann parallel mit der Musik den Song entstehen zu lassen. Nach wie vor gilt für mich, der Song muss auch ohne ein Arrangement, also nur mit einem Instrument als Begleitung wirken.
Eine Vorankündigung zu "Komm an Land" las sich für mich richtig zuversichtlich, dass Du mit etwas Besonderem um die Ecke biegen wirst. Das unterschied sich für mich durchaus von Floskeln im Geschäft, wonach so gut wie jedes neue Album als das "Persönlichste" des Künstlers angekündigt wird. Waren es der Arbeitsprozess, das Zufliegen neuer Ideen, eventuell auch äußere Lebensumstände, die Dich solch eine Gewissheit ausstrahlen lassen?
Ich weiß gar nicht mehr genau, welcher Zeitpunkt es war, der in mir die Gewissheit wachsen ließ, dass dieses Album etwas Besonderes werden könnte. Natürlich sind es immer meine aktuellen Lebensumstände, die meine Alben prägen, da ich für alles allein verantwortlich bin und keinen fremden Einflüssen folgen muss. Es sind meine Songs, meine Arrangements und mein Sound. Deshalb fühle ich das wahrscheinlich im Entstehungsprozess auch intensiver. Es ist ein gutes Zeichen, wenn man sich noch selbst überraschen kann.
Obwohl ich mich nicht als Kenner Deines bisherigen Werks bezeichnen kann, holte mich schon der erste Song ab, das Titelstück. Statt "Eskapismus", den ich eher mit dem Segelschiff auf dem Cover assoziierte, hörte ich überraschend die Aufforderung oder die Einladung, festen Boden unter die Füße zu nehmen. Siehst Du in diesem Song und in anderen der neuen Lieder Werkzeuge, Lebenshilfe zu geben?
Das würde ich mir niemals anmaßen. Ich erzähle mein Leben und Geschichten, die mich berühren. Wer sich darin wiederfinden und etwas mitnehmen kann, ist willkommen. Bei mir bleibt der Zeigefinger unten und den Lebenshilfeguru wird niemand in mir finden können.
In einem Zeitungsinterview sprichst Du offen über persönliche Krisensituationen wie Panikattacken und Depressionen. Vor dem Zusammenbruch gestanden, sich herausgekämpft zu haben - verleiht das der Kunst nochmals eine besondere Tiefe? Gibt es Lieder, die du ohne Krisen und Brüche nicht hättest schreiben können?
Das wird oft romantisiert: der Künstler, der nur durch die Krise kreative Höchstleistungen und Tiefe erreicht. Ich finde nichts Romantisches daran, mit Ängsten und Panik zu leben. Aber jede Erfahrung macht uns reicher und findet ihren Weg in das künstlerische Schaffen, auch die dunklen Momente gehören dazu, aber zwingend notwendig sind sie nicht.
Die Kunst guter Songschreiber besteht ja darin, aus Persönlichem etwas Universelles entstehen zu lassen, das geeignet ist, andere zu berühren und zu beeinflussen. Hast du dazu noch die Hoffnung, auch gesellschaftlich durch Deine Alben und Auftritte etwas zum Positiven hin bewirken zu können?
Ich bin mir vor Allem der Verantwortung bewusst, die man zu tragen hat als Bühnenmensch. Auch wenn ich keine riesige Reichweite habe, keine Stadien fülle, so habe ich doch ein Publikum, das mir zuhört und mit mir streitet. Jedes Handeln bewirkt etwas, im besten Falle zum Positiven für die Allgemeinheit.
Wenn man sich Dein Album als Vinylplatte vorstellt, klingt jede Seite mit einem Instrumentalstück aus. Was bewog Dich, an prominenter Stelle nicht auf die Kraft von Worten, sondern von Klängen zu setzen.
Ich denke immer konzeptionell. Instrumentalstücke haben auf meinen Alben eine lange Tradition. Die Dynamik, die ein Instrumentalstück auf einem Album erzeugen kann, finde ich unwiderstehlich.
Auf dem Album hast du alles im Alleingang eingespielt; wie dürfen wir uns die Live-Versionen der neuen Songs vorstellen? Du bist ja kein Freund davon, einfach den Studiosound zu reproduzieren ...
Wir vereinfachen die Arrangements, aber durch die Kraft, die nur eine Live-Performance hat, wird das mehr als ausgeglichen.
Ich nehme an, die neuen Song werden im Mittelpunkt der kommenden Konzerte stehen. Gibt es dazu ältere Songs, die du ausgegraben hast, weil sie mit den neuen Werken besonders korrespondieren, oder einfach einen Querschnitt Deiner langen Karriere?
Die Setlisten für die Konzerte werden immer an die jeweils neuen Songs angepasst, um so vor allem auch inhaltlich ein geschlossenes Bild zu erzeugen.
Und als Schlusswort an unsere Leser: Warum sollten sie die kommenden Konzerte nicht verpassen?
Weil nichts bleibt, wie es war, und weil kollektive Erlebnisse uns alle besser machen.
Du hast im September Dein neues Album "Komm an Land" veröffentlicht. Nach den Release-Konzerten wirst Du damit in nächster Zeit noch ausgiebig touren. Was ist für Dich der schönere und interessantere Part im Musikerleben. Die Arbeit an neuen Songs und die Studioproduktion oder die Live-Auftritte?
Beide Seiten sind spannend. Die kreative Arbeit im Studio sowie das Performen auf der Bühne. Im besten Falle bekommt man - hier und dort - einzigartige Glücksmomente geschenkt.
Ich habe in einem älteren Interview gelesen, bei Dir entstünde zuerst der Text, danach das passende musikalische Gewand. Ist das heute noch so oder gibt es auch Ausnahmen? Gerade das neue Album besticht ja durch Melodien, wie sie heute eher selten geworden sind.
Die Entstehungsprozesse gestalten sich sehr unterschiedlich. Manchmal ist es nur eine Idee, ein Thema, manchmal sind es auch ganze Textteile, die in meinem Kopf rumschweben. Auch musikalisch ist es oft der Zufall, der inspiriert. Zum Beispiel beim Soundcheck am Klavier. Nach wie vor schreib ich erst den Text als Rohfassung, um dann parallel mit der Musik den Song entstehen zu lassen. Nach wie vor gilt für mich, der Song muss auch ohne ein Arrangement, also nur mit einem Instrument als Begleitung wirken.
Eine Vorankündigung zu "Komm an Land" las sich für mich richtig zuversichtlich, dass Du mit etwas Besonderem um die Ecke biegen wirst. Das unterschied sich für mich durchaus von Floskeln im Geschäft, wonach so gut wie jedes neue Album als das "Persönlichste" des Künstlers angekündigt wird. Waren es der Arbeitsprozess, das Zufliegen neuer Ideen, eventuell auch äußere Lebensumstände, die Dich solch eine Gewissheit ausstrahlen lassen?
Ich weiß gar nicht mehr genau, welcher Zeitpunkt es war, der in mir die Gewissheit wachsen ließ, dass dieses Album etwas Besonderes werden könnte. Natürlich sind es immer meine aktuellen Lebensumstände, die meine Alben prägen, da ich für alles allein verantwortlich bin und keinen fremden Einflüssen folgen muss. Es sind meine Songs, meine Arrangements und mein Sound. Deshalb fühle ich das wahrscheinlich im Entstehungsprozess auch intensiver. Es ist ein gutes Zeichen, wenn man sich noch selbst überraschen kann.
Obwohl ich mich nicht als Kenner Deines bisherigen Werks bezeichnen kann, holte mich schon der erste Song ab, das Titelstück. Statt "Eskapismus", den ich eher mit dem Segelschiff auf dem Cover assoziierte, hörte ich überraschend die Aufforderung oder die Einladung, festen Boden unter die Füße zu nehmen. Siehst Du in diesem Song und in anderen der neuen Lieder Werkzeuge, Lebenshilfe zu geben?
Das würde ich mir niemals anmaßen. Ich erzähle mein Leben und Geschichten, die mich berühren. Wer sich darin wiederfinden und etwas mitnehmen kann, ist willkommen. Bei mir bleibt der Zeigefinger unten und den Lebenshilfeguru wird niemand in mir finden können.
In einem Zeitungsinterview sprichst Du offen über persönliche Krisensituationen wie Panikattacken und Depressionen. Vor dem Zusammenbruch gestanden, sich herausgekämpft zu haben - verleiht das der Kunst nochmals eine besondere Tiefe? Gibt es Lieder, die du ohne Krisen und Brüche nicht hättest schreiben können?
Das wird oft romantisiert: der Künstler, der nur durch die Krise kreative Höchstleistungen und Tiefe erreicht. Ich finde nichts Romantisches daran, mit Ängsten und Panik zu leben. Aber jede Erfahrung macht uns reicher und findet ihren Weg in das künstlerische Schaffen, auch die dunklen Momente gehören dazu, aber zwingend notwendig sind sie nicht.
Die Kunst guter Songschreiber besteht ja darin, aus Persönlichem etwas Universelles entstehen zu lassen, das geeignet ist, andere zu berühren und zu beeinflussen. Hast du dazu noch die Hoffnung, auch gesellschaftlich durch Deine Alben und Auftritte etwas zum Positiven hin bewirken zu können?
Ich bin mir vor Allem der Verantwortung bewusst, die man zu tragen hat als Bühnenmensch. Auch wenn ich keine riesige Reichweite habe, keine Stadien fülle, so habe ich doch ein Publikum, das mir zuhört und mit mir streitet. Jedes Handeln bewirkt etwas, im besten Falle zum Positiven für die Allgemeinheit.
Wenn man sich Dein Album als Vinylplatte vorstellt, klingt jede Seite mit einem Instrumentalstück aus. Was bewog Dich, an prominenter Stelle nicht auf die Kraft von Worten, sondern von Klängen zu setzen.
Ich denke immer konzeptionell. Instrumentalstücke haben auf meinen Alben eine lange Tradition. Die Dynamik, die ein Instrumentalstück auf einem Album erzeugen kann, finde ich unwiderstehlich.
Auf dem Album hast du alles im Alleingang eingespielt; wie dürfen wir uns die Live-Versionen der neuen Songs vorstellen? Du bist ja kein Freund davon, einfach den Studiosound zu reproduzieren ...
Wir vereinfachen die Arrangements, aber durch die Kraft, die nur eine Live-Performance hat, wird das mehr als ausgeglichen.
Ich nehme an, die neuen Song werden im Mittelpunkt der kommenden Konzerte stehen. Gibt es dazu ältere Songs, die du ausgegraben hast, weil sie mit den neuen Werken besonders korrespondieren, oder einfach einen Querschnitt Deiner langen Karriere?
Die Setlisten für die Konzerte werden immer an die jeweils neuen Songs angepasst, um so vor allem auch inhaltlich ein geschlossenes Bild zu erzeugen.
Und als Schlusswort an unsere Leser: Warum sollten sie die kommenden Konzerte nicht verpassen?
Weil nichts bleibt, wie es war, und weil kollektive Erlebnisse uns alle besser machen.
Interview: Rainer Buck
Bearbeitung: Christian Reder
Fotos: Pressematerial IC Falkenberg, Patricxk Löser
Bearbeitung: Christian Reder
Fotos: Pressematerial IC Falkenberg, Patricxk Löser