Interview vom 12. September 2023
Claudia Uhle ist mit einer ganz besonderen Stimme gesegnet. Der Wiedererkennungswert ihres Instruments ist sehr hoch, und der Gruppe X-PERIENCE gab sie damit eine Seele. Die Berliner Elektropop-Band feierte in den 90ern und frühen 2000ern einige Erfolge, u.a. mit ihren Hits "Circles of love" und "A neverending dream", sowie ihren ersten beide Studioalben, die auch international erfolgreich waren. Aber Claudia Uhle ist auch die Stimme des Projekts ANGELZOOM, das in den frühen 2000ern an den Start ging und im Bereich Gothic und Darkwave ziemlich viele Freunde fand. Zuletzt überraschte die Künstlerin mit ihrem Bruder Matthias und Alexander Kaiser im Jahre 2020, als sie wieder als X-PERIENCE und einem neuen Album ("555") um die Häuser zogen. Mit "We Travel the World" haben sie nun im Sommer dieses Jahres ein weiteres neues Album in die Regale der Plattenläden gestellt, und für uns wurde es nun Zeit, die Sängerin mal für ein Interview zu uns einzuladen ...
Schön, dass es endlich geklappt hat mit unserem Interview. Euer Album ist ja nun schon eine Weile draußen. Gibt es denn schon das eine oder andere Feedback?
Ja, es gibt durchaus schon einige Feedbacks, meistens sogar sehr gute. Bei Euch gab es ja auch eine gute Rezension und die Fans sind ebenfalls happy. Große Freude herrscht vor allem darüber, dass es alles neue Songs sind und es trotzdem zu 100 Prozent X-PERIENCE ist, dass es modern und zeitgemäß klingt und man trotzdem unseren Stil und unsere Vorlieben für die 80er und 90er Jahre heraushört.
Gibt es schon eine Chartnotierung?
Ja, wir sind tatsächlich in der Woche der Veröffentlichung des Albums auf Platz 16 der deutschen Charts notiert worden. Das war die höchste Album-Chartplatzierung, die wir je hatten, auch wenn es wirklich nur für die eine Woche war. Mit dem Vorgänger kamen wir immerhin auf Platz 23.
Das neue Album "We Travel The World" (Rezension: HIER)
X-PERIENCE ist eine Band, die es bereits einige Jahre gibt. Du bist ja erst später zu den beiden Jungs dazugestoßen, die zuerst unter dem Namen METROPOLIS Musik machten. Wo kommst Du eigentlich her? Hattest Du schon vorher mit Musik zu tun oder bist Du ein Quereinsteiger?
Ich komme aus einer Musikerfamilie. Mein Vater spielt Trompete und hat ja auch auf einigen unserer Alben mitgespielt, so auch auf der neuen Platte. Und mein Bruder Matthias schreibt zusammen mit Alex (Anm. d. Verf.: Alexander Kaiser) die Songs von X-PERIENCE. Da ich eh immer mit ihm zusammen war, bekam ich natürlich alles mit, was er so gemacht hat, auch die Zeit mit METROPOLIS. Ganz oft hockte ich in seinem Zimmer und hörte zu, wie er seine Songs komponierte. Es kam auch nicht selten vor, dass er mich fragte, ob ich noch andere Ideen für gewisse Akkorde hätte, da ich ja auch selber sehr lange Klavierunterricht hatte. Ich durfte auch im Background bei METROPOLIS singen, was daher kam, dass ich beim Komponieren der Lieder gerne mal mitgesummt hatte und Matthias meinte, dass es cool wäre, wenn aus dem Summen auch mal irgendwann ein Mitsingen werden würde. Mein Bruder ist ja drei Jahre älter als ich und so nahm er mich mit Erlaubnis unserer Mutter gerne mal mit, z.B. auf DEPECHE MODE-Parties. Wir hatten also den selben Musikgeschmack, mochten die gleichen Bands und waren viel gemeinsam unterwegs. Um noch mal auf meinen musikalischen Hintergrund zurückzukommen: ich habe früher ständig gesungen. Wenn beispielsweise Besuch kam, sang ich denen sofort etwas vor. Ich war auch in jedem Chor aktiv, den es gab, ob nun im Kirchenchor, im Kinderchor der Staatsoper, im Schulchor… Ich spielte Klavier und später Orgel. Mein ganzes Leben war also von der Musik und speziell von Gesang geprägt.
Da war wohl klar, wo der Weg mal hingehen würde, oder?
Logisch, dass ich schon als Kind gewusst habe, dass ich mal Sängerin werde. Ich wurde ja noch in der DDR groß und da fragte man uns Kinder bereits in der 7. Klasse, was wir denn mal werden wollen. Also sagte ich, ich wolle Sängerin werden, woraufhin man mir antwortete, dass das kein richtiger Beruf sei und ich noch einen zweiten Berufswunsch nennen müsste. Und ich meinte, "Dann werde ich Kindergärtnerin, weil ich da mit den Kindern singen kann." Für mich stand die Zukunft also fest. Als ich dann im Kinderchor der Staatsoper war, dachte ich so bei mir, wie toll das doch ist, denn hier kann ich ja später, wenn ich groß bin, bestimmt auch noch singen. Nun bekamen wir für die Teilnahme an den Proben damals immer ein bisschen Geld und bei Auftritten sogar noch etwas mehr Geld, vor allem bei abendlichen Auftritten. Dadurch konnte ich mir ein bisschen was zusammensparen. Und zur Konfirmation bekam ich ein Keyboard geschenkt, was ich zur Hälfte von meinem angesammelten Geld selber bezahlte.
Wie kam es letztendlich dazu, dass Du die eigentliche Sängerin von X-PERIENCE wurdest?
Irgendwann habe ich mit einer Freundin zusammen einen bestimmten Song gesungen und der damalige Sänger der Band war immer sauer darüber, dass meine Freundin und ich diese Nummer sangen. Der mochte das überhaupt nicht. Dann gab es noch ein zweites Lied, nämlich "Circles of love", welches früher anders hieß und wo mein Bruder die Melodie umgeschrieben hatte, da es ursprünglich mit Sprechgesang ausgestattet war. Ich habe die Nummer als Demo eingesungen und alle waren echt begeistert. Der Sänger der Band war beleidigt und meinte: "Wenn Claudia das auch noch singt, dann will ich nicht mehr mitmachen". Alex sagte daraufhin nur: "Okay, dann machen wir das so". Nun war es so, dass es zwischen dem Sänger und der Band ohnehin schon etwas kriselte, denn er war ein etwas schwieriger Typ, und somit fiel der Entschluss, sich von ihm zu trennen, nicht allzu schwer. Wir saßen nach dieser Entscheidung zusammen, überlegten, wie es weitergehen soll, und kamen auf die Idee, wenn wir schon neu anfangen, dann können wir uns auch gleich einen neuen Namen geben.
Früh übt sich … Claudia in Kindertagen
Woher kam der neue Name dann?
Es gab verschiedene Vorschläge, von denen mir aber nur der Name ART NOVEAU noch in Erinnerung geblieben ist. Meine Mutter erinnerte sich dann an ein Demo, welches ich mal eingesungen hatte und das ihr besonders gut gefiel. Das hieß "X-periences", auf Deutsch also "Erfahrungen". Davon konnten wir im Laufe der Zeit ja schon einige sammeln, so dass wir unserer Band diesen Namen gaben. Dabei blieb es dann auch bis heute, ebenso bei der Entscheidung, dass ich ab sofort alle Songs selber sang.
Stimmt es , dass Du eine klassische Gesangsausbildung gemacht hast?
Ja, das ist wahr. Ich bekam auf privater Basis klassischen Gesangsunterricht, sang ja dann auch im Kinderchor der Staatsoper. Irgendwann schwenkte ich dann aber in Richtung Musical um. Ich hatte eher eine zartere Stimme, was einen Arzt mal zu der Aussage verleitete, mein Kehlkopf wäre nicht für den Bühnengesang einer Oper geeignet, sondern ein vom Mikrofon unterstützter Gesang wäre für mich die bessere Option. Anfangs sang ich wirklich nur mit der Kopfstimme, was ich über die Jahre durch fleißiges Training dann aber geändert habe. Ich hatte dank der Förderung und Unterstützung meiner Eltern von Beginn an die verschiedensten Gesangslehrer, sowohl aus dem Rock/Pop-Bereich als auch aus dem Hip Hop. Auch in unserer Nachbarschaft gab es sehr viele Schauspieler und Musiker, die zusammen mit bekannten DDR-Künstlern musizierten, beispielsweise mit Frank Schöbel und anderen.
Dann kommen wir zu X-PERIENCE zurück: Ihr habt also zusammengesessen und entschieden, die Band neu aufzustellen und ihr einen neuen Namen zu geben. Und dann dauerte es ja auch nicht sehr lange, bis ihr mit "Circles of love" euern allerersten Song fertig hattet, richtig?
So ist es. Mein Bruder war ja schon immer ein riesiger Fan von CAMOUFLAGE und DE/VISION, die beide von Axel Henninger produziert wurden. Und Matthias bekam über seine Kontakte zu DE/VISION die Telefonnummer von Axel Henninger. Er rief Axel an und spielte ihm am Telefon unsere neue Version von "Circles of love" vor. Axel Henninger hörte aufmerksam zu und meinte dann, an der Musik könne man noch ein paar Kleinigkeiten verändern, aber die Stimme sei echt gut, die hätte etwas ganz Eigenes. Wir fragten erstmal bei Axel an, was denn die Produktion des Titels bei ihm kosten würde. Das waren um die 2.000 DM bzw. 4.000 DM für eine EP. Das Geld hatten wir natürlich nicht, aber unsere Eltern und die gesamte Verwandtschaft borgten uns die Kohle, so dass wir dann "Circles of love" und zwei oder drei weitere Nummern bei Axel Henninger aufnehmen konnten. Mit dem fertigen Produkt liefen Matthias und Alex dann zu allen möglichen Radiosendern und auch zu Plattenfirmen. Unter anderem landeten wir bei BMG, wo sich jemand die Sachen anhörte, aber an unseren Texten rummäkelte. Die Texte müssten einfacher klingen, so in der Art wie "…ring the bell to the hell". Wir schrieben daraufhin das eine und andere ein bisschen um. Es ergaben sich mit der Zeit weitere Kontakte, unter anderem zu Radio Fritz, die uns wiederum mit weiteren Plattenfirmen zusammenbrachten. Daraus ergab sich, dass wir letztlich einen Vertrag bei WEA unterschrieben, weil wir das Gefühl hatten, die wollen nicht nur einen Schnellschuss mit uns landen, sondern haben ein längerfristiges Interesse an uns.
Genau das passierte in den 90er Jahren ganz oft, dass die Plattenfirmen einen schnellen Hit landeten und den Künstler danach ganz schnell wieder abservierten.
Wir hatten wie gesagt bei der WEA das Gefühl, dass die uns länger an sich binden wollten. Über die WEA kamen wir dann zu Ingo Politz und Bernd Wendlandt mit ihrer Firma Turbo Beat Music, die sich für "A neverending dream" als zweite Single nach "Circles of love" entschieden. Nun war es damals so, dass man bei VIVA, wenn überhaupt, erst bei einer Chartplatzierung ab Platz 40 Chancen hatte, in deren Programm aufgenommen zu werden. Glücklicherweise hatten wir mit "A neverending dream" dann noch einen Fernsehauftritt, was dazu führte, dass wir plötzlich auf Platz 39 der Charts landeten. Und ehe wir uns noch darüber freuen konnten, kam auch schon der Anruf der Videoproduktionsfirma, dass wir am nächsten Tag nach Wien zum Videodreh fliegen sollten.
Ein interessantes Detail ist ja, dass Ihr von "Circles of love" eine erste Version aufgenommen habt, die auch im Radio lief und Euch bekanntmachte, die aber von der Plattenfirma anschließend neu produziert und erst dann als Single rausgebracht wurde.
Richtig. Die ursprüngliche Version mit dem alten Text wurde noch von Axel Henninger produziert und bei Radio Fritz gespielt, wo es in die Hörercharts kam. Diese erste Pressung hatten wir damals noch selber gebrannt und versuchten die auf Kommissionsbasis bei WOM und City Music zu verkaufen. Das waren vielleicht 200 Stück. Nun sagten die Leute von Radio Fritz aber, sie können den Song nur in ihren Hörercharts vorstellen und spielen, wenn es ihn auch in Berlin und Brandenburg als Platte in den Läden zu kaufen gibt. Also erzählten wir allen, dass man die Platte bei WOM und City Music erwerben kann und so gingen unsere Erstpressungen von "Circles of love" ganz gut weg. Mit der neuen Version gelang uns dann sogar noch einmal der Sprung in die Charts. Jedenfalls haben wir Radio Fritz und dort vor allem Anja Caspary zu verdanken, dass wir, nachdem wir da einfach so mit unseren Aufnahmen in der Hand reinspazierten, angehört und dann auch gespielt wurden. So fing das alles an.
Das waren Eure ersten Schritte, aber so richtig ab ging die Post ja für Euch mit dem zweiten Song "A neverending dream". Auf Viva, wo ich Euch erstmals gesehen habe, ging das Ding richtig steil, nämlich bis auf Platz 4. Wie hat diese Nummer Dein Leben privat wie auch beruflich verändert?
Ich konnte danach von der Musik leben. 1995 habe ich noch mein Abitur gemacht, mich danach an der Humboldt-Universität für ein Studium eingetragen und bin auch anfangs fleißig zur Uni gegangen, bis wir dann plötzlich dermaßen viele Auftritte bekamen, dass ich mich bei der Uni wieder ausgeschrieben habe. Auch mussten wir unser Album produzieren, was auch einiges an Zeit kostete. Die Termine für Interviews und Auftritte nahmen immer mehr zu und wir waren eigentlich nur noch unterwegs. Das Geld kam auch so nach und nach dazu, obwohl wir anfangs überhaupt nicht wussten, was wir verdienen und auch mit der GEMA tappten wir im Ungewissen. Das mussten wir alles erstmal lernen. Du brauchtest plötzlich einen Steuerberater, verschiedene Versicherungen und einiges mehr, musstest aber plötzlich alles selber machen, wofür vorher die Eltern da waren. Und was die Interviews betrifft, so waren die für mich eigentlich eher ein Stressfaktor, weil ich ja weiß, dass ich sehr schnell und leise rede und früher auch noch eine sehr undeutliche Aussprache hatte. Außerdem war ich anfangs noch sehr schüchtern und wurde in der Kombination all dieser Faktoren oftmals nicht verstanden. Manchmal hatte ich während eines Interviews richtigen Angstschweiß, weil ich so unsicher war. Irgendwann merkte ich dann, dass es meistens dieselben Fragen sind, die mir gestellt werden und dadurch gewann ich an Sicherheit und wurde etwas mutiger. Später dann kamen auch viele Interviews auf Englisch dazu, was mir auch wieder ganz viel Unwohlsein bescherte.
X-Perience heute … (Pressefoto)
Dieses Gefühl hast Du jetzt gerade hoffentlich nicht.
Nein, obwohl ich heute das erste Mal seit langer Zeit wieder ganz alleine bei einem Interview bin. Sonst waren immer Alex, Matthias oder ein anderer unserer Musiker dabei. Ja, ich gebe zu, ich war aufgeregt vor unserem Gespräch, aber dann las ich nochmal Deine Rezension zu unserem neuen Album und war doch einigermaßen beruhigt. Im Übrigen werde ich ja auch älter und merke, dass ich mir doch mehr um andere Dinge Sorgen mache als um so ein Interview.
Lass uns zurückgehen zu den Anfängen von X-PERIENCE. Nach den Singles kam dann endlich Euer Debütalbum "Magic Fields", was natürlich auch in die Charts ging. Interessant fand ich aber vor allem die Tatsache, dass ihr damit in Finnland Platin geholt habt.
Ja genau, das war mit dem ersten Album. Zuerst bekamen wir in Finnland für 20.000 verkaufte Platten Gold und dann für 40.000 Verkäufe Platin. Gefühlt hatten wir danach in Finnland mehr Fernsehauftritte und Interviews als in Deutschland. Wir flogen eine Zeitlang regelmäßig immer für eine Woche hin und hatten dann wirklich jeden Tag von früh bis abends Termine. Dabei ging es um Interviews für Zeitschriften und Zeitungen, die wir meistens in Hotels abhielten, aber auch um Fernsehauftritte. Wir waren sogar in der größten finnischen Fernsehshow vertreten. Das war schon extrem. Wir wurden mit der Zeit sogar in Finnland auf der Straße erkannt.
Du hast gerade erzählt, dass Du noch auf der Schule warst und Dein Abitur gemacht hast. Wie haben denn Deine ehemaligen Schulkameraden reagiert, als sie merkten, dass Du plötzlich ein bekannter Popstar bist?
Na ja, die wussten ja, dass ich schon immer mit der Band meines Bruders Musik gemacht und gesungen habe. Ab der 9. Klasse war ich ja ohnehin auf dem Händel-Gymnasium, wo sowieso alle Musik machten und teilweise auch in Bands aktiv waren. Mein Freundeskreis mochte eh dieselbe Musik wie ich. Wir waren zusammen auf selbstorganisierten DEPECHE MODE-Partys und in den Clubs, wo mein Bruder mit METROPOLIS auftrat, stand ich oft schon mit auf der Bühne. Die kannten mich mit meinen Aktivitäten also durchaus schon. Na klar, als dann "A neverending dream" ein Erfolg wurde, war das irgendwie komisch. Andererseits lief ja während meiner Abiturzeit "Circles of love" bereits auf Fritz Radio und die ersten Jungs wurden da schon aufmerksam und fanden das recht cool, was wir machten.
In dieser Zeit müssten doch die Jungs bei Dir reihenweise an der Tür geklingelt haben, oder?
Ich war in meiner Schulzeit immer eher schüchtern und unscheinbar, trug graue Pullis von anderen auf und war niemals irgendwie aufgestylt. Mit der Zeit merkte ich dann schon, dass die Leute einen wegen der Musik, die man machte, bewundern. Selbst wenn wir in Clubs Auftritte hatten, habe ich mich bei den anderen Bands, die an dem Abend ebenfalls da gespielt haben, vor die Bühne gestellt und denen zugehört und wenn es mir gefallen hat, auch zugejubelt. Das wiederum fanden manche Leute ganz herausragend und sprachen mich auch darauf an, wie toll sie es finden, dass ich mir die Zeit nehme, den anderen Musikern zuzuhören. Also ja, es hat sich mit der Zeit natürlich etwas geändert. Vorher war ich die graue Maus, die etwas dünn war und zu schnell geredet hat. Und plötzlich schrieb man über mich "… die tolle Frau" oder "… ich bin verliebt in dich". Dabei bin ich immer dieselbe, ganz normale Person geblieben.
Erfolg macht also doch sexy.
Auf jeden Fall. Vor allem konnte ich beobachten, dass meine Stimme in Verbindung mit meiner Ausstrahlung supergut hervorgehoben wurde. Wenn also beim Singen die Seele hervorkam und die Augen strahlten, die Haare schön rot waren und die Hautfarbe dadurch noch mehr betont wurde, dann machte das schon Eindruck. Das konnte ich schon früher in der Schule sehen, dass ich immer dann, wenn ich gesungen habe, ganz anders auf die Leute wirkte, als wenn sie mich einfach nur so sahen und erlebten. Ich bekam nach und nach immer mehr Selbstbewusstsein und begriff, dass ich nur so sein musste, wie ich wirklich bin. Dann zieht man die Menschen auch an und spürt eine gewisse innere Zufriedenheit.
Was Euch mit X-PERIENCE gelungen ist, schafften in der damaligen Zeit nicht viele Bands. Zumal ihr ja sogar den Erfolg des Debütalbums mit dem zweiten Album "Take me home" wiederholen konntet.
Das stimmt, aber wir hatten auch ein tolles Produzententeam, die uns großartig unterstützten und die Songs immer mit voranbrachten. Das Schwierige war, dass wir das zweite Album unglaublich schnell hinterher schieben mussten. Aber zum Glück waren viele Songs bereits vorhanden, weil wir nach dem ersten Album einen gewissen Überschuss an Songs hatten, die wir nun verwenden konnten. Trotzdem ging uns das eigentlich alles ein bisschen zu schnell und wir hätten lieber etwas mehr Zeit gehabt, um vielleicht noch ein, zwei neue und gute Songs komponieren zu können und an dem vorhandenen Material das eine oder andere noch besser machen zu können. Dennoch kann man rückblickend sagen, wir hatten zwei gute Alben am Start und ein paar sehr schöne Jahre. Natürlich gab es ein paar Stimmen, die meinten, das erste Album war das eindeutig bessere, während auf dem Nachfolger die großen Nummern fehlten, aber mit "I don't care" befand sich auf dem zweiten Album ja auch ein echter Hit.
Im Jahr 2000 gab es dann einen kleinen Stilbruch zu verzeichnen. Dabei habt Ihr aber eigentlich nur das gemacht, was ihr von Anfang an machen wollten, nämlich Ethno-Pop. Mit dem Album "Journey of life" ist euch das auch gelungen.
Da muss ich mal reingrätschen, denn ursprünglich wollten wir immer nur Synthie-Pop a la DEPECHE MODE machen. Na gut, mein Bruder Matthias mochte durchaus diesen Ethno-Pop, wie er zum Beispiel von ENIGMA zu hören war. Nun war es so, dass wir nach dem zweiten Album eine neue Plattenfirma brauchten. Leider verschwendeten wir viel zu viel Zeit damit, uns von der alten Plattenfirma zu lösen und uns für eine neue zu entscheiden. Wir landeten dann bei der Polydor und bekamen ein neues Management. Über Polydor wurde jedenfalls der Kontakt zu Elephant Music hergestellt, die dann auch die Hälfte des "Journey of life"-Albums produzierten. Mein Bruder war aber nicht nur ein Fan von DEPECHE MODE, sondern er mochte auch die Musik von DJ BOBO. Und so kam es zur Zusammenarbeit mit Axel Breitung, der u.a. auch DJ BOBO produzierte. Axel ist ein ganz feiner Mensch, mit dem ich gut klar kam. Wir nahmen uns richtig viel Zeit, um mit Axel an unseren Songs zu arbeiten. In Richtung Ethno ging es allerdings erst, als RTL II dieses Format "Expedition Robinson" ins Leben rief. Dafür suchte man eine Titelmelodie und Polydor entschied, dass X-PERIENCE dafür die Richtigen wären. Daraufhin schrieben wir zusammen mit Axel Breitung "Island of dreams" und "Strong enough". Hier kamen Axels besondere Fähigkeiten zum Tragen, alle möglichen stilistischen Elemente wie z.B. afrikanische Klänge einzubauen und jeden einzelnen Ton zu einer Melodie werden zu lassen. RTL II und Polydor waren damit zufrieden und man fragte uns, ob wir nicht die anderen Songs des Albums an diese Stilistik anpassen könnten. Also änderten wir schon vorhandene Demos der anderen Titel so um, dass sie in die Richtung von "Island of dreams" und "Strong enough" gingen. Einzig den Titelsong "Journey of life" ließen wir so, wie wir ihn ursprünglich aufgenommen hatten. Jetzt aber kam wiederum die Plattenfirma um die Ecke und meinte, sie hätten gerade einen angesagten Produzenten an der Hand und sie würden gerne noch zwei bis drei Titel anders gestalten. Die Entscheidung fiel auf "I want you" und "Come into my life", die wir eigentlich schon fertig hatten, die aber nun mit ein bisschen Geigensound diese beiden Songs in Richtung Mittelalterstimmung verändert haben wollten. Damit war es aber noch immer nicht erledigt, denn wir hatten für das Album auch schon ein Duett mit Joachim Witt aufgenommen und abgemischt, und zwar "The meaning of life". Das hatten wir damals noch im Studio von Ingo Politz erledigt, als wir gerade auf der Suche nach einer neuen Plattenfirma waren. Diese Zusammenarbeit schlief dann leider auch ein bisschen ein, weil wir ja nun mit Axel Breitung einen tollen neuen Produzenten hatten und Ingo und Bernd inzwischen mit SILBERMOND auch genug zu tun hatten. So entstand dieses Album, ohne dass es groß auffiel, wie viele verschiedene Produzenten daran beteiligt waren.
Ihr hattet eine aufregende und abwechslungsreiche Zeit …
Dennoch muss ich sagen, dass wir trotz der Werbung durch RTL II mit dem Erfolg der Platte nicht so wirklich zufrieden waren. Die Verkäufe liefen nicht so gut und wir hatten kaum Auftritte. Aus diesem Grund begann ich an der Musikschule zu arbeiten, denn ich musste ja Geld verdienen. Dann wurde ich schwanger und merkte, dass mir das Ganze mit der Arbeit an der Musikschule, dem Dasein als Mutter und das Mitwirken in der Band einfach zu viel wurde. Zumal wir mit unseren wenigen X-PERIENCE-Auftritten in dieser Zeit quasi kein Geld verdienten, denn wenn man gerade keinen Erfolg hat, zahlen die Veranstalter auch nichts. Nebenher hatte ich noch mein Soloprojekt am Start, welches ich nach dem dritten Album mangels Erfolg gestartet hatte.
Das angesprochene Soloprojekt war ANGELZOOM, richtig?
Genau. Es lief nicht mehr so richtig, da kam das Angebot von Bernd Wendlandt, wieder etwas mehr in die Synthi-Pop-Richtung Marke DEPECHE MODE zu gehen, was mir ja ohnehin mehr lag. Hier brachte ich mich auch viel mehr selber ein und schrieb erstmals vermehrt eigene Texte. So entstand ANGELZOOM. Und das war für mich eher eine entspannte Angelegenheit. Da müsste ich auf der Bühne nicht so viel rumturnen und tanzen, man hatte nicht den Tour-Stress, und konnte nebenbei eine Familie haben. Hier frischte mein Kontakt zu Joachim Witt auch wieder auf, denn auch mit ANGELZOOM hatten wir ein Duett zusammen aufgenommen. Damals war Joachim mit den Musikern von SILLY aktiv, die ich auch alle kannte. Wir waren zusammen auf Tour und im Tourbus unterwegs und ich muss sagen, das hat richtig Spaß gemacht und war eine tolle Zeit. Bei X-PERIENCE waren es ja viele Dance-Festivals, die wir bespielten. Da sang man über ein Halbplayback drüber oder hatte es mit totalem Vollplayback zu tun und auch der Kontakt mit den Musikern auf der Bühne war dann nicht mehr so gegeben. Ich traf im Zusammenhang mit ANGELZOOM unterdessen auch Nick Page wieder, den ich auch von früher her kannte und mit dem ich anschließend auf die "Tiefenrausch"-Tour ging. Nicht zu vergessen APOCALYPTICA, mit denen ich auch noch zu tun hatte.
Ein voller Terminkalender …
Das klingt alles nach viel Arbeit, aber ich war trotzdem viel entspannter, weil man für kurze Zeit miteinander auf Tour ging, nebenher vielleicht mal ein Album aufnahm, und ansonsten genügend Zeit blieb, sich um die Familie zu kümmern. Später wurden die Kinder ja auch größer und älter, außerdem hatte ich immer viel Kontakt mit meinem Bruder und dem Rest der Familie. 2010 nahm ich das zweite ANGELZOOM-Album auf und entschied dann aufzuhören. Ich empfahl meinen X-PERIENCE-Kollegen, sie mögen sich doch bitte eine jüngere Sängerin suchen und mit der weiterarbeiten. Ich hatte nun Kinder und wollte höchstens noch ganz entspannt mein ANGELZOOM-Projekt pflegen. Also ging die Band auf die Suche nach einer neuen Sängerin und fand dann eines Tages auch Manja Kaletka, die genauso alt war wie ich und die auch einen Sohn hatte. Aber irgendwie klappte das wohl auch nur bedingt, auch das angestrebte Album wurde nie veröffentlicht. Ich für meinen Teil bekam 2013 mein zweites Kind und lebte in dieser Zeit in dieser Mutter-Kind-Welt.
Lass uns kurz bei ANGELZOOM bleiben, denn Du hast ja da musikalisch ein ganz anderes Feld beackert. Du bist also vom Synthie-Pop rüber gewandert zu moderner Klassik.
Ich vergleiche das immer mit einer Hinwendung zu ENYA, nur mit einer ordentlichen Portion Darkwave drin. Aber durch meine Stimme und meine Art zu singen, wirkte das Ganze fast schon wie Filmmusik. Live ließ sich das recht gut verwirklichen und ich hatte dafür auch gute Musiker, unter anderem zwei Leute der LETZTEN INSTANZ, die sich mit Geige und Cello einbrachten. Wir waren mit dem Projekt beim Label Nuclear Blast unter Vertrag, die ja eigentlich ein Heavy Metal-Label sind. Das Witzige daran war, dass wir zur Vertragsunterschrift bei Nuclear Blast saßen, als plötzlich ein paar Metal-Typen ankamen, ein paar X-PERIENCE-Alben in der Hand hielten und sich diese signieren lassen wollten. Wir wurden auch tatsächlich auf Metal- und Darkwave-Parties gespielt. Selbst Fachzeitschriften wie der Metal Hammer oder Sonic Seducer berichteten über uns.
Wo waren denn für Dich die größten Unterschiede zwischen der Arbeit mit X-PERIENCE und Deinen solistischen Aktivitäten? Vor allem in Sachen Publikum und Konzerte muss es ja riesige Unterschiede gegeben haben.
Es war so ein bisschen wie früher mit METROPOLIS oder in den Anfangszeiten von X-PERIENCE, als wir vor allen in kleinen Indie-Clubs auftraten. Okay, APOCALYPTICA fiel etwas aus dem Rahmen, denn das ist ja eine relativ große Band, aber mit Nick Page zum Beispiel fühlte ich mich wieder zurückversetzt in frühere Zeiten. Und es waren nicht mehr diese Dance-Festivals, sondern es ging rein in die Dark- und Metal-Szene. Wichtig auch, dass man hier nicht diese künstliche, rein elektronische Musik hatte, sondern mehrere Musiker vertreten waren, die man auch separat hören und wahrnehmen konnte. Weißt Du, was ich meine?
Ja, das sind diese besonderen Feinheiten. Nach dem zweiten ANGELZOOM-Album hast Du Dich also zurückgezogen und eine ganze Weile in musikalischer Hinsicht gar nichts mehr gemacht, oder?
Das stimmt, ich war in dieser Zeit wirklich ein Familienmensch. Mein zweites Kind war zur Welt gekommen und mein Sohn brauchte in der Schule etwas Unterstützung, so dass ich mich da voll einbrachte. Trotzdem habe ich von zuhause aus immer noch etwas Unterricht gegeben. Mit der Zeit wurden meine Kinder natürlich auch selbstständiger und konnten mal allein zuhause bleiben. Ich treffe mich auch seit Jahren regelmäßig mit einer Freundin, schreibe und veröffentliche auf YouTube mit ihr unter anderem Namen deutschsprachige Songs. Außerdem habe ich mit der Freundin zwei englischsprachige Hörbücher für Kinder aufgenommen und mache ununterbrochen selber Musik. Ich habe mich also künstlerisch in den Jahren wunderbar ausgelebt, aber es war lange nicht der Stressfaktor, den ich als Musikerin hatte. Trotzdem möchte ich niemals etwas anderes als Musik machen und ich habe ja auch noch nie etwas anderes gemacht. Selbst an der Musikschule habe ich immer auf Basis einer Selbstständigen gearbeitet.
2020, also volle 13 Jahre nach Deinem Rückzug, kam dann urplötzlich das Comebackalbum von X-PERIENCE mit dem Titel "555". Was war der Grund für Dich, nach so langer Zeit wieder zurück in den Schoß der Familie zu kehren, wenn ich das mal so nennen darf?
Mit meinem Bruder, das sagte ich ja eben schon, hatte ich weiterhin ständigen Kontakt und ich war immer auf dem Laufenden, was seine Musik, seine Kompositionen und neuesten Demos angeht. Auch mit Bernd Wendlandt habe ich mit ANGELZOOM in den Jahren 2013 und 2014 immer mal wieder einen Song hochgeladen. Auch schwebte uns vor, mal eine Weihnachts-CD oder EP zu machen. Daraus ist nie was geworden. Aber irgendwie schwebte uns vor, vielleicht unsere alten Hits, die ja nun schon einige Jahre auf dem Buckel hatten, nochmal neu und im aktuellen Soundkostüm aufzunehmen, so wie es z.B. auch BLÜMCHEN gemacht hatte. Letztendlich lautete das Konzept hinter dem Titel "555", fünf alte Hits noch einmal neu aufzunehmen, fünf ganz neue Titel zu schreiben und fünf Songs aus den 80ern und 90ern zu covern, die uns schon immer gefallen haben. Bernd liebt ja meine Stimme über alles und er überlegte schon lange, wie wir als X-PERIENCE nochmal Aufmerksamkeit erringen könnten. Angefangen haben wir mit "Island of dreams", das hat Bernd neu aufgenommen, allerdings ein paar Töne tiefer. Matthias, mein Bruder, hatte zunächst mit dieser neuen Version seine Probleme, segnete es aber letztlich ab. Dazu kamen dann ein paar neue Nummern, die Matthias für X-PERIENCE ohnehin schon auf Halde liegen hatte und auch Bernd lieferte noch ein neues Lied ab. Inzwischen gab es draußen glücklicherweise wieder einen kleinen musikalischen 90er-Jahre-Hype, aber es gelang uns trotzdem nicht so richtig, da mit aufzuspringen. Immerhin hatten wir mit dem Sender Ostseewelle aus MeckPomm einen Deal, dass die unsere geplante Comeback-Tour im Jahr 2020 vollständig promoten und unterstützen wollten, doch dann kam Corona. Dadurch fiel alles ins Wasser. Auch für Bernd platzten sämtliche Produktionen, die er in seinem Studio schon festgemacht hatte. Wir verdienten also plötzlich so gut wie kein Geld mehr. Das Album haben wir aber trotz aller Widrigkeiten veröffentlicht. Nun hat ja Alex Kaiser auf Teneriffa eine eigene Videofirma, die unter anderem auch viel für das Fernsehen produziert. Alex flog damals mit seinem Team nach Teneriffa um Firmenurlaub und Teambildung durchzuführen und quasi im "vorbeigehen" drehten sie das nötige Material für eine Veröffentlichung mit. Wir haben uns also im Februar 2020 eingeklinkt, sind mit nach Teneriffa geflogen und haben vorher beschlossen, dass wir dort für das neue Album gleich zwei bis drei komplette Videos abdrehen. Neben dem Videomaterial entstanden ebenfalls noch Lips-Sync-Szenen, Set Fotos und Bandfotos fürs Cover, Presse und alles andere was so benötigt wurde. Wir nahmen nämlich auch unseren Fotografen Martin Becker mit, der schon für unser erstes Album seinerzeit die Fotos gemacht hatte. Das war unheimlich praktisch, denn neben der vielfältigen Location, die die Insel bot, ließ sich so in kürzester Zeit viel Material drehen. Technik und Team waren vor Ort, so sparte man effektiv an Logistik und Zeit. Wir legten also los und bekamen allein für unser erstes Video "I feel like you" über 2 Millionen Aufrufe auf YouTube. Das nächste Video war dann "Never look back". Zusätzlich haben wir noch jeden einzelnen Refrain der Albumtitel aneinandergereiht und damit einen Trailer für das Album geschnitten. So, jetzt blockierte Corona uns also. Wir machten zwei Online-Konzerte, was aber gar nicht unser Ding war. Alles andere, was bereits geplant war, fiel aber aus und wurde auch niemals nachgeholt. Nun sind wir mit X-PERIENCE ja ohnehin nicht so als Liveband präsent und gefragt wie es zum Beispiel mit ANGELZOOM der Fall war. Damit konnte ich in der Indie-Szene überall auftreten, aber bei X-PERIENCE kriegt man oft zu hören, ihr passt hier nicht so richtig rein.
Die Geschwister Uhle auf Teneriffa
Ist das immer noch so?
Wir haben demnächst ein paar Termine zusammen mit FORCED TO MODE, es geht also langsam wieder los. Am 22. September spielen wir in Berlin im Maschinenhaus ein eigenes Konzert, was ich für äußerst wichtig halte, denn ich denke, man kann heutzutage nur neue Fans generieren bzw. die alten reaktivieren, wenn man uns live erlebt. Wenn man den einen oder anderen Song von uns mal im Radio hört, kauft man ja nicht gleich die CD, sondern denkt: "Ach, das war aber ein netter Song." Hat man uns aber einmal live gesehen, kommt man gerne wieder, guckt auch mal nach neuen Songs oder ob es eine neue CD gibt. Das ist eine ganz andere Fanbindung.
Dein Comeback mit X-PERIENCE ist also jetzt vollzogen. Wann kommt denn ANGELZOOM wieder?
Das ist tatsächlich schon in meinem Kopf präsent. Es gibt auch neue Songs, die wir für X-PERIENCE gedacht haben, die aber letztlich doch eher zu ANGELZOOM passen würden. Natürlich war klar, dass wir nach der Corona-Zwangspause erstmal wieder X-PERIENCE aufbauen wollen. Deshalb müssen wir jetzt vor allem dafür sorgen, dass die Menschen wieder auf uns aufmerksam werden und auch unser neues Album kennenlernen und hören. Da müssen wir zunächst dranbleiben, obwohl Matthias schon davon redet, dass es bald ein neues X-PERIENCE-Album geben muss. Für den Moment ist aber wichtig, dass wir die Kosten für die Produktion des "We travel the world"- Albums wieder rein bekommen, denn durch CD-Verkäufe verdienst Du kaum noch etwas, am Streaming sowieso nicht, stattdessen hast Du aber jede Menge laufende Kosten, musst die GEMA-Gebühren bezahlen usw. Du verdienst heute seltsamerweise viel mehr Geld, wenn Dein Song irgendwo in einem Film vorhanden ist als wenn derselbe Song drei Millionen Spotify-Streams erzeugt.
Die Botschaft ist jedenfalls, dass ANGELZOOM nicht beerdigt ist, sondern dass es noch existent ist und Du es eines Tages wieder aufleben lassen wirst.
Klar, wenn es irgendwann mal wieder passt, dann sehr gerne. Es muss aber die Zeit dafür reif sein.
Ja, es gibt durchaus schon einige Feedbacks, meistens sogar sehr gute. Bei Euch gab es ja auch eine gute Rezension und die Fans sind ebenfalls happy. Große Freude herrscht vor allem darüber, dass es alles neue Songs sind und es trotzdem zu 100 Prozent X-PERIENCE ist, dass es modern und zeitgemäß klingt und man trotzdem unseren Stil und unsere Vorlieben für die 80er und 90er Jahre heraushört.
Gibt es schon eine Chartnotierung?
Ja, wir sind tatsächlich in der Woche der Veröffentlichung des Albums auf Platz 16 der deutschen Charts notiert worden. Das war die höchste Album-Chartplatzierung, die wir je hatten, auch wenn es wirklich nur für die eine Woche war. Mit dem Vorgänger kamen wir immerhin auf Platz 23.
Das neue Album "We Travel The World" (Rezension: HIER)
X-PERIENCE ist eine Band, die es bereits einige Jahre gibt. Du bist ja erst später zu den beiden Jungs dazugestoßen, die zuerst unter dem Namen METROPOLIS Musik machten. Wo kommst Du eigentlich her? Hattest Du schon vorher mit Musik zu tun oder bist Du ein Quereinsteiger?
Ich komme aus einer Musikerfamilie. Mein Vater spielt Trompete und hat ja auch auf einigen unserer Alben mitgespielt, so auch auf der neuen Platte. Und mein Bruder Matthias schreibt zusammen mit Alex (Anm. d. Verf.: Alexander Kaiser) die Songs von X-PERIENCE. Da ich eh immer mit ihm zusammen war, bekam ich natürlich alles mit, was er so gemacht hat, auch die Zeit mit METROPOLIS. Ganz oft hockte ich in seinem Zimmer und hörte zu, wie er seine Songs komponierte. Es kam auch nicht selten vor, dass er mich fragte, ob ich noch andere Ideen für gewisse Akkorde hätte, da ich ja auch selber sehr lange Klavierunterricht hatte. Ich durfte auch im Background bei METROPOLIS singen, was daher kam, dass ich beim Komponieren der Lieder gerne mal mitgesummt hatte und Matthias meinte, dass es cool wäre, wenn aus dem Summen auch mal irgendwann ein Mitsingen werden würde. Mein Bruder ist ja drei Jahre älter als ich und so nahm er mich mit Erlaubnis unserer Mutter gerne mal mit, z.B. auf DEPECHE MODE-Parties. Wir hatten also den selben Musikgeschmack, mochten die gleichen Bands und waren viel gemeinsam unterwegs. Um noch mal auf meinen musikalischen Hintergrund zurückzukommen: ich habe früher ständig gesungen. Wenn beispielsweise Besuch kam, sang ich denen sofort etwas vor. Ich war auch in jedem Chor aktiv, den es gab, ob nun im Kirchenchor, im Kinderchor der Staatsoper, im Schulchor… Ich spielte Klavier und später Orgel. Mein ganzes Leben war also von der Musik und speziell von Gesang geprägt.
Da war wohl klar, wo der Weg mal hingehen würde, oder?
Logisch, dass ich schon als Kind gewusst habe, dass ich mal Sängerin werde. Ich wurde ja noch in der DDR groß und da fragte man uns Kinder bereits in der 7. Klasse, was wir denn mal werden wollen. Also sagte ich, ich wolle Sängerin werden, woraufhin man mir antwortete, dass das kein richtiger Beruf sei und ich noch einen zweiten Berufswunsch nennen müsste. Und ich meinte, "Dann werde ich Kindergärtnerin, weil ich da mit den Kindern singen kann." Für mich stand die Zukunft also fest. Als ich dann im Kinderchor der Staatsoper war, dachte ich so bei mir, wie toll das doch ist, denn hier kann ich ja später, wenn ich groß bin, bestimmt auch noch singen. Nun bekamen wir für die Teilnahme an den Proben damals immer ein bisschen Geld und bei Auftritten sogar noch etwas mehr Geld, vor allem bei abendlichen Auftritten. Dadurch konnte ich mir ein bisschen was zusammensparen. Und zur Konfirmation bekam ich ein Keyboard geschenkt, was ich zur Hälfte von meinem angesammelten Geld selber bezahlte.
Wie kam es letztendlich dazu, dass Du die eigentliche Sängerin von X-PERIENCE wurdest?
Irgendwann habe ich mit einer Freundin zusammen einen bestimmten Song gesungen und der damalige Sänger der Band war immer sauer darüber, dass meine Freundin und ich diese Nummer sangen. Der mochte das überhaupt nicht. Dann gab es noch ein zweites Lied, nämlich "Circles of love", welches früher anders hieß und wo mein Bruder die Melodie umgeschrieben hatte, da es ursprünglich mit Sprechgesang ausgestattet war. Ich habe die Nummer als Demo eingesungen und alle waren echt begeistert. Der Sänger der Band war beleidigt und meinte: "Wenn Claudia das auch noch singt, dann will ich nicht mehr mitmachen". Alex sagte daraufhin nur: "Okay, dann machen wir das so". Nun war es so, dass es zwischen dem Sänger und der Band ohnehin schon etwas kriselte, denn er war ein etwas schwieriger Typ, und somit fiel der Entschluss, sich von ihm zu trennen, nicht allzu schwer. Wir saßen nach dieser Entscheidung zusammen, überlegten, wie es weitergehen soll, und kamen auf die Idee, wenn wir schon neu anfangen, dann können wir uns auch gleich einen neuen Namen geben.
Früh übt sich … Claudia in Kindertagen
Woher kam der neue Name dann?
Es gab verschiedene Vorschläge, von denen mir aber nur der Name ART NOVEAU noch in Erinnerung geblieben ist. Meine Mutter erinnerte sich dann an ein Demo, welches ich mal eingesungen hatte und das ihr besonders gut gefiel. Das hieß "X-periences", auf Deutsch also "Erfahrungen". Davon konnten wir im Laufe der Zeit ja schon einige sammeln, so dass wir unserer Band diesen Namen gaben. Dabei blieb es dann auch bis heute, ebenso bei der Entscheidung, dass ich ab sofort alle Songs selber sang.
Stimmt es , dass Du eine klassische Gesangsausbildung gemacht hast?
Ja, das ist wahr. Ich bekam auf privater Basis klassischen Gesangsunterricht, sang ja dann auch im Kinderchor der Staatsoper. Irgendwann schwenkte ich dann aber in Richtung Musical um. Ich hatte eher eine zartere Stimme, was einen Arzt mal zu der Aussage verleitete, mein Kehlkopf wäre nicht für den Bühnengesang einer Oper geeignet, sondern ein vom Mikrofon unterstützter Gesang wäre für mich die bessere Option. Anfangs sang ich wirklich nur mit der Kopfstimme, was ich über die Jahre durch fleißiges Training dann aber geändert habe. Ich hatte dank der Förderung und Unterstützung meiner Eltern von Beginn an die verschiedensten Gesangslehrer, sowohl aus dem Rock/Pop-Bereich als auch aus dem Hip Hop. Auch in unserer Nachbarschaft gab es sehr viele Schauspieler und Musiker, die zusammen mit bekannten DDR-Künstlern musizierten, beispielsweise mit Frank Schöbel und anderen.
Dann kommen wir zu X-PERIENCE zurück: Ihr habt also zusammengesessen und entschieden, die Band neu aufzustellen und ihr einen neuen Namen zu geben. Und dann dauerte es ja auch nicht sehr lange, bis ihr mit "Circles of love" euern allerersten Song fertig hattet, richtig?
So ist es. Mein Bruder war ja schon immer ein riesiger Fan von CAMOUFLAGE und DE/VISION, die beide von Axel Henninger produziert wurden. Und Matthias bekam über seine Kontakte zu DE/VISION die Telefonnummer von Axel Henninger. Er rief Axel an und spielte ihm am Telefon unsere neue Version von "Circles of love" vor. Axel Henninger hörte aufmerksam zu und meinte dann, an der Musik könne man noch ein paar Kleinigkeiten verändern, aber die Stimme sei echt gut, die hätte etwas ganz Eigenes. Wir fragten erstmal bei Axel an, was denn die Produktion des Titels bei ihm kosten würde. Das waren um die 2.000 DM bzw. 4.000 DM für eine EP. Das Geld hatten wir natürlich nicht, aber unsere Eltern und die gesamte Verwandtschaft borgten uns die Kohle, so dass wir dann "Circles of love" und zwei oder drei weitere Nummern bei Axel Henninger aufnehmen konnten. Mit dem fertigen Produkt liefen Matthias und Alex dann zu allen möglichen Radiosendern und auch zu Plattenfirmen. Unter anderem landeten wir bei BMG, wo sich jemand die Sachen anhörte, aber an unseren Texten rummäkelte. Die Texte müssten einfacher klingen, so in der Art wie "…ring the bell to the hell". Wir schrieben daraufhin das eine und andere ein bisschen um. Es ergaben sich mit der Zeit weitere Kontakte, unter anderem zu Radio Fritz, die uns wiederum mit weiteren Plattenfirmen zusammenbrachten. Daraus ergab sich, dass wir letztlich einen Vertrag bei WEA unterschrieben, weil wir das Gefühl hatten, die wollen nicht nur einen Schnellschuss mit uns landen, sondern haben ein längerfristiges Interesse an uns.
Genau das passierte in den 90er Jahren ganz oft, dass die Plattenfirmen einen schnellen Hit landeten und den Künstler danach ganz schnell wieder abservierten.
Wir hatten wie gesagt bei der WEA das Gefühl, dass die uns länger an sich binden wollten. Über die WEA kamen wir dann zu Ingo Politz und Bernd Wendlandt mit ihrer Firma Turbo Beat Music, die sich für "A neverending dream" als zweite Single nach "Circles of love" entschieden. Nun war es damals so, dass man bei VIVA, wenn überhaupt, erst bei einer Chartplatzierung ab Platz 40 Chancen hatte, in deren Programm aufgenommen zu werden. Glücklicherweise hatten wir mit "A neverending dream" dann noch einen Fernsehauftritt, was dazu führte, dass wir plötzlich auf Platz 39 der Charts landeten. Und ehe wir uns noch darüber freuen konnten, kam auch schon der Anruf der Videoproduktionsfirma, dass wir am nächsten Tag nach Wien zum Videodreh fliegen sollten.
Ein interessantes Detail ist ja, dass Ihr von "Circles of love" eine erste Version aufgenommen habt, die auch im Radio lief und Euch bekanntmachte, die aber von der Plattenfirma anschließend neu produziert und erst dann als Single rausgebracht wurde.
Richtig. Die ursprüngliche Version mit dem alten Text wurde noch von Axel Henninger produziert und bei Radio Fritz gespielt, wo es in die Hörercharts kam. Diese erste Pressung hatten wir damals noch selber gebrannt und versuchten die auf Kommissionsbasis bei WOM und City Music zu verkaufen. Das waren vielleicht 200 Stück. Nun sagten die Leute von Radio Fritz aber, sie können den Song nur in ihren Hörercharts vorstellen und spielen, wenn es ihn auch in Berlin und Brandenburg als Platte in den Läden zu kaufen gibt. Also erzählten wir allen, dass man die Platte bei WOM und City Music erwerben kann und so gingen unsere Erstpressungen von "Circles of love" ganz gut weg. Mit der neuen Version gelang uns dann sogar noch einmal der Sprung in die Charts. Jedenfalls haben wir Radio Fritz und dort vor allem Anja Caspary zu verdanken, dass wir, nachdem wir da einfach so mit unseren Aufnahmen in der Hand reinspazierten, angehört und dann auch gespielt wurden. So fing das alles an.
Das waren Eure ersten Schritte, aber so richtig ab ging die Post ja für Euch mit dem zweiten Song "A neverending dream". Auf Viva, wo ich Euch erstmals gesehen habe, ging das Ding richtig steil, nämlich bis auf Platz 4. Wie hat diese Nummer Dein Leben privat wie auch beruflich verändert?
Ich konnte danach von der Musik leben. 1995 habe ich noch mein Abitur gemacht, mich danach an der Humboldt-Universität für ein Studium eingetragen und bin auch anfangs fleißig zur Uni gegangen, bis wir dann plötzlich dermaßen viele Auftritte bekamen, dass ich mich bei der Uni wieder ausgeschrieben habe. Auch mussten wir unser Album produzieren, was auch einiges an Zeit kostete. Die Termine für Interviews und Auftritte nahmen immer mehr zu und wir waren eigentlich nur noch unterwegs. Das Geld kam auch so nach und nach dazu, obwohl wir anfangs überhaupt nicht wussten, was wir verdienen und auch mit der GEMA tappten wir im Ungewissen. Das mussten wir alles erstmal lernen. Du brauchtest plötzlich einen Steuerberater, verschiedene Versicherungen und einiges mehr, musstest aber plötzlich alles selber machen, wofür vorher die Eltern da waren. Und was die Interviews betrifft, so waren die für mich eigentlich eher ein Stressfaktor, weil ich ja weiß, dass ich sehr schnell und leise rede und früher auch noch eine sehr undeutliche Aussprache hatte. Außerdem war ich anfangs noch sehr schüchtern und wurde in der Kombination all dieser Faktoren oftmals nicht verstanden. Manchmal hatte ich während eines Interviews richtigen Angstschweiß, weil ich so unsicher war. Irgendwann merkte ich dann, dass es meistens dieselben Fragen sind, die mir gestellt werden und dadurch gewann ich an Sicherheit und wurde etwas mutiger. Später dann kamen auch viele Interviews auf Englisch dazu, was mir auch wieder ganz viel Unwohlsein bescherte.
X-Perience heute … (Pressefoto)
Dieses Gefühl hast Du jetzt gerade hoffentlich nicht.
Nein, obwohl ich heute das erste Mal seit langer Zeit wieder ganz alleine bei einem Interview bin. Sonst waren immer Alex, Matthias oder ein anderer unserer Musiker dabei. Ja, ich gebe zu, ich war aufgeregt vor unserem Gespräch, aber dann las ich nochmal Deine Rezension zu unserem neuen Album und war doch einigermaßen beruhigt. Im Übrigen werde ich ja auch älter und merke, dass ich mir doch mehr um andere Dinge Sorgen mache als um so ein Interview.
Lass uns zurückgehen zu den Anfängen von X-PERIENCE. Nach den Singles kam dann endlich Euer Debütalbum "Magic Fields", was natürlich auch in die Charts ging. Interessant fand ich aber vor allem die Tatsache, dass ihr damit in Finnland Platin geholt habt.
Ja genau, das war mit dem ersten Album. Zuerst bekamen wir in Finnland für 20.000 verkaufte Platten Gold und dann für 40.000 Verkäufe Platin. Gefühlt hatten wir danach in Finnland mehr Fernsehauftritte und Interviews als in Deutschland. Wir flogen eine Zeitlang regelmäßig immer für eine Woche hin und hatten dann wirklich jeden Tag von früh bis abends Termine. Dabei ging es um Interviews für Zeitschriften und Zeitungen, die wir meistens in Hotels abhielten, aber auch um Fernsehauftritte. Wir waren sogar in der größten finnischen Fernsehshow vertreten. Das war schon extrem. Wir wurden mit der Zeit sogar in Finnland auf der Straße erkannt.
Du hast gerade erzählt, dass Du noch auf der Schule warst und Dein Abitur gemacht hast. Wie haben denn Deine ehemaligen Schulkameraden reagiert, als sie merkten, dass Du plötzlich ein bekannter Popstar bist?
Na ja, die wussten ja, dass ich schon immer mit der Band meines Bruders Musik gemacht und gesungen habe. Ab der 9. Klasse war ich ja ohnehin auf dem Händel-Gymnasium, wo sowieso alle Musik machten und teilweise auch in Bands aktiv waren. Mein Freundeskreis mochte eh dieselbe Musik wie ich. Wir waren zusammen auf selbstorganisierten DEPECHE MODE-Partys und in den Clubs, wo mein Bruder mit METROPOLIS auftrat, stand ich oft schon mit auf der Bühne. Die kannten mich mit meinen Aktivitäten also durchaus schon. Na klar, als dann "A neverending dream" ein Erfolg wurde, war das irgendwie komisch. Andererseits lief ja während meiner Abiturzeit "Circles of love" bereits auf Fritz Radio und die ersten Jungs wurden da schon aufmerksam und fanden das recht cool, was wir machten.
In dieser Zeit müssten doch die Jungs bei Dir reihenweise an der Tür geklingelt haben, oder?
Ich war in meiner Schulzeit immer eher schüchtern und unscheinbar, trug graue Pullis von anderen auf und war niemals irgendwie aufgestylt. Mit der Zeit merkte ich dann schon, dass die Leute einen wegen der Musik, die man machte, bewundern. Selbst wenn wir in Clubs Auftritte hatten, habe ich mich bei den anderen Bands, die an dem Abend ebenfalls da gespielt haben, vor die Bühne gestellt und denen zugehört und wenn es mir gefallen hat, auch zugejubelt. Das wiederum fanden manche Leute ganz herausragend und sprachen mich auch darauf an, wie toll sie es finden, dass ich mir die Zeit nehme, den anderen Musikern zuzuhören. Also ja, es hat sich mit der Zeit natürlich etwas geändert. Vorher war ich die graue Maus, die etwas dünn war und zu schnell geredet hat. Und plötzlich schrieb man über mich "… die tolle Frau" oder "… ich bin verliebt in dich". Dabei bin ich immer dieselbe, ganz normale Person geblieben.
Erfolg macht also doch sexy.
Auf jeden Fall. Vor allem konnte ich beobachten, dass meine Stimme in Verbindung mit meiner Ausstrahlung supergut hervorgehoben wurde. Wenn also beim Singen die Seele hervorkam und die Augen strahlten, die Haare schön rot waren und die Hautfarbe dadurch noch mehr betont wurde, dann machte das schon Eindruck. Das konnte ich schon früher in der Schule sehen, dass ich immer dann, wenn ich gesungen habe, ganz anders auf die Leute wirkte, als wenn sie mich einfach nur so sahen und erlebten. Ich bekam nach und nach immer mehr Selbstbewusstsein und begriff, dass ich nur so sein musste, wie ich wirklich bin. Dann zieht man die Menschen auch an und spürt eine gewisse innere Zufriedenheit.
Was Euch mit X-PERIENCE gelungen ist, schafften in der damaligen Zeit nicht viele Bands. Zumal ihr ja sogar den Erfolg des Debütalbums mit dem zweiten Album "Take me home" wiederholen konntet.
Das stimmt, aber wir hatten auch ein tolles Produzententeam, die uns großartig unterstützten und die Songs immer mit voranbrachten. Das Schwierige war, dass wir das zweite Album unglaublich schnell hinterher schieben mussten. Aber zum Glück waren viele Songs bereits vorhanden, weil wir nach dem ersten Album einen gewissen Überschuss an Songs hatten, die wir nun verwenden konnten. Trotzdem ging uns das eigentlich alles ein bisschen zu schnell und wir hätten lieber etwas mehr Zeit gehabt, um vielleicht noch ein, zwei neue und gute Songs komponieren zu können und an dem vorhandenen Material das eine oder andere noch besser machen zu können. Dennoch kann man rückblickend sagen, wir hatten zwei gute Alben am Start und ein paar sehr schöne Jahre. Natürlich gab es ein paar Stimmen, die meinten, das erste Album war das eindeutig bessere, während auf dem Nachfolger die großen Nummern fehlten, aber mit "I don't care" befand sich auf dem zweiten Album ja auch ein echter Hit.
Im Jahr 2000 gab es dann einen kleinen Stilbruch zu verzeichnen. Dabei habt Ihr aber eigentlich nur das gemacht, was ihr von Anfang an machen wollten, nämlich Ethno-Pop. Mit dem Album "Journey of life" ist euch das auch gelungen.
Da muss ich mal reingrätschen, denn ursprünglich wollten wir immer nur Synthie-Pop a la DEPECHE MODE machen. Na gut, mein Bruder Matthias mochte durchaus diesen Ethno-Pop, wie er zum Beispiel von ENIGMA zu hören war. Nun war es so, dass wir nach dem zweiten Album eine neue Plattenfirma brauchten. Leider verschwendeten wir viel zu viel Zeit damit, uns von der alten Plattenfirma zu lösen und uns für eine neue zu entscheiden. Wir landeten dann bei der Polydor und bekamen ein neues Management. Über Polydor wurde jedenfalls der Kontakt zu Elephant Music hergestellt, die dann auch die Hälfte des "Journey of life"-Albums produzierten. Mein Bruder war aber nicht nur ein Fan von DEPECHE MODE, sondern er mochte auch die Musik von DJ BOBO. Und so kam es zur Zusammenarbeit mit Axel Breitung, der u.a. auch DJ BOBO produzierte. Axel ist ein ganz feiner Mensch, mit dem ich gut klar kam. Wir nahmen uns richtig viel Zeit, um mit Axel an unseren Songs zu arbeiten. In Richtung Ethno ging es allerdings erst, als RTL II dieses Format "Expedition Robinson" ins Leben rief. Dafür suchte man eine Titelmelodie und Polydor entschied, dass X-PERIENCE dafür die Richtigen wären. Daraufhin schrieben wir zusammen mit Axel Breitung "Island of dreams" und "Strong enough". Hier kamen Axels besondere Fähigkeiten zum Tragen, alle möglichen stilistischen Elemente wie z.B. afrikanische Klänge einzubauen und jeden einzelnen Ton zu einer Melodie werden zu lassen. RTL II und Polydor waren damit zufrieden und man fragte uns, ob wir nicht die anderen Songs des Albums an diese Stilistik anpassen könnten. Also änderten wir schon vorhandene Demos der anderen Titel so um, dass sie in die Richtung von "Island of dreams" und "Strong enough" gingen. Einzig den Titelsong "Journey of life" ließen wir so, wie wir ihn ursprünglich aufgenommen hatten. Jetzt aber kam wiederum die Plattenfirma um die Ecke und meinte, sie hätten gerade einen angesagten Produzenten an der Hand und sie würden gerne noch zwei bis drei Titel anders gestalten. Die Entscheidung fiel auf "I want you" und "Come into my life", die wir eigentlich schon fertig hatten, die aber nun mit ein bisschen Geigensound diese beiden Songs in Richtung Mittelalterstimmung verändert haben wollten. Damit war es aber noch immer nicht erledigt, denn wir hatten für das Album auch schon ein Duett mit Joachim Witt aufgenommen und abgemischt, und zwar "The meaning of life". Das hatten wir damals noch im Studio von Ingo Politz erledigt, als wir gerade auf der Suche nach einer neuen Plattenfirma waren. Diese Zusammenarbeit schlief dann leider auch ein bisschen ein, weil wir ja nun mit Axel Breitung einen tollen neuen Produzenten hatten und Ingo und Bernd inzwischen mit SILBERMOND auch genug zu tun hatten. So entstand dieses Album, ohne dass es groß auffiel, wie viele verschiedene Produzenten daran beteiligt waren.
Ihr hattet eine aufregende und abwechslungsreiche Zeit …
Dennoch muss ich sagen, dass wir trotz der Werbung durch RTL II mit dem Erfolg der Platte nicht so wirklich zufrieden waren. Die Verkäufe liefen nicht so gut und wir hatten kaum Auftritte. Aus diesem Grund begann ich an der Musikschule zu arbeiten, denn ich musste ja Geld verdienen. Dann wurde ich schwanger und merkte, dass mir das Ganze mit der Arbeit an der Musikschule, dem Dasein als Mutter und das Mitwirken in der Band einfach zu viel wurde. Zumal wir mit unseren wenigen X-PERIENCE-Auftritten in dieser Zeit quasi kein Geld verdienten, denn wenn man gerade keinen Erfolg hat, zahlen die Veranstalter auch nichts. Nebenher hatte ich noch mein Soloprojekt am Start, welches ich nach dem dritten Album mangels Erfolg gestartet hatte.
Das angesprochene Soloprojekt war ANGELZOOM, richtig?
Genau. Es lief nicht mehr so richtig, da kam das Angebot von Bernd Wendlandt, wieder etwas mehr in die Synthi-Pop-Richtung Marke DEPECHE MODE zu gehen, was mir ja ohnehin mehr lag. Hier brachte ich mich auch viel mehr selber ein und schrieb erstmals vermehrt eigene Texte. So entstand ANGELZOOM. Und das war für mich eher eine entspannte Angelegenheit. Da müsste ich auf der Bühne nicht so viel rumturnen und tanzen, man hatte nicht den Tour-Stress, und konnte nebenbei eine Familie haben. Hier frischte mein Kontakt zu Joachim Witt auch wieder auf, denn auch mit ANGELZOOM hatten wir ein Duett zusammen aufgenommen. Damals war Joachim mit den Musikern von SILLY aktiv, die ich auch alle kannte. Wir waren zusammen auf Tour und im Tourbus unterwegs und ich muss sagen, das hat richtig Spaß gemacht und war eine tolle Zeit. Bei X-PERIENCE waren es ja viele Dance-Festivals, die wir bespielten. Da sang man über ein Halbplayback drüber oder hatte es mit totalem Vollplayback zu tun und auch der Kontakt mit den Musikern auf der Bühne war dann nicht mehr so gegeben. Ich traf im Zusammenhang mit ANGELZOOM unterdessen auch Nick Page wieder, den ich auch von früher her kannte und mit dem ich anschließend auf die "Tiefenrausch"-Tour ging. Nicht zu vergessen APOCALYPTICA, mit denen ich auch noch zu tun hatte.
Ein voller Terminkalender …
Das klingt alles nach viel Arbeit, aber ich war trotzdem viel entspannter, weil man für kurze Zeit miteinander auf Tour ging, nebenher vielleicht mal ein Album aufnahm, und ansonsten genügend Zeit blieb, sich um die Familie zu kümmern. Später wurden die Kinder ja auch größer und älter, außerdem hatte ich immer viel Kontakt mit meinem Bruder und dem Rest der Familie. 2010 nahm ich das zweite ANGELZOOM-Album auf und entschied dann aufzuhören. Ich empfahl meinen X-PERIENCE-Kollegen, sie mögen sich doch bitte eine jüngere Sängerin suchen und mit der weiterarbeiten. Ich hatte nun Kinder und wollte höchstens noch ganz entspannt mein ANGELZOOM-Projekt pflegen. Also ging die Band auf die Suche nach einer neuen Sängerin und fand dann eines Tages auch Manja Kaletka, die genauso alt war wie ich und die auch einen Sohn hatte. Aber irgendwie klappte das wohl auch nur bedingt, auch das angestrebte Album wurde nie veröffentlicht. Ich für meinen Teil bekam 2013 mein zweites Kind und lebte in dieser Zeit in dieser Mutter-Kind-Welt.
Lass uns kurz bei ANGELZOOM bleiben, denn Du hast ja da musikalisch ein ganz anderes Feld beackert. Du bist also vom Synthie-Pop rüber gewandert zu moderner Klassik.
Ich vergleiche das immer mit einer Hinwendung zu ENYA, nur mit einer ordentlichen Portion Darkwave drin. Aber durch meine Stimme und meine Art zu singen, wirkte das Ganze fast schon wie Filmmusik. Live ließ sich das recht gut verwirklichen und ich hatte dafür auch gute Musiker, unter anderem zwei Leute der LETZTEN INSTANZ, die sich mit Geige und Cello einbrachten. Wir waren mit dem Projekt beim Label Nuclear Blast unter Vertrag, die ja eigentlich ein Heavy Metal-Label sind. Das Witzige daran war, dass wir zur Vertragsunterschrift bei Nuclear Blast saßen, als plötzlich ein paar Metal-Typen ankamen, ein paar X-PERIENCE-Alben in der Hand hielten und sich diese signieren lassen wollten. Wir wurden auch tatsächlich auf Metal- und Darkwave-Parties gespielt. Selbst Fachzeitschriften wie der Metal Hammer oder Sonic Seducer berichteten über uns.
Wo waren denn für Dich die größten Unterschiede zwischen der Arbeit mit X-PERIENCE und Deinen solistischen Aktivitäten? Vor allem in Sachen Publikum und Konzerte muss es ja riesige Unterschiede gegeben haben.
Es war so ein bisschen wie früher mit METROPOLIS oder in den Anfangszeiten von X-PERIENCE, als wir vor allen in kleinen Indie-Clubs auftraten. Okay, APOCALYPTICA fiel etwas aus dem Rahmen, denn das ist ja eine relativ große Band, aber mit Nick Page zum Beispiel fühlte ich mich wieder zurückversetzt in frühere Zeiten. Und es waren nicht mehr diese Dance-Festivals, sondern es ging rein in die Dark- und Metal-Szene. Wichtig auch, dass man hier nicht diese künstliche, rein elektronische Musik hatte, sondern mehrere Musiker vertreten waren, die man auch separat hören und wahrnehmen konnte. Weißt Du, was ich meine?
Ja, das sind diese besonderen Feinheiten. Nach dem zweiten ANGELZOOM-Album hast Du Dich also zurückgezogen und eine ganze Weile in musikalischer Hinsicht gar nichts mehr gemacht, oder?
Das stimmt, ich war in dieser Zeit wirklich ein Familienmensch. Mein zweites Kind war zur Welt gekommen und mein Sohn brauchte in der Schule etwas Unterstützung, so dass ich mich da voll einbrachte. Trotzdem habe ich von zuhause aus immer noch etwas Unterricht gegeben. Mit der Zeit wurden meine Kinder natürlich auch selbstständiger und konnten mal allein zuhause bleiben. Ich treffe mich auch seit Jahren regelmäßig mit einer Freundin, schreibe und veröffentliche auf YouTube mit ihr unter anderem Namen deutschsprachige Songs. Außerdem habe ich mit der Freundin zwei englischsprachige Hörbücher für Kinder aufgenommen und mache ununterbrochen selber Musik. Ich habe mich also künstlerisch in den Jahren wunderbar ausgelebt, aber es war lange nicht der Stressfaktor, den ich als Musikerin hatte. Trotzdem möchte ich niemals etwas anderes als Musik machen und ich habe ja auch noch nie etwas anderes gemacht. Selbst an der Musikschule habe ich immer auf Basis einer Selbstständigen gearbeitet.
2020, also volle 13 Jahre nach Deinem Rückzug, kam dann urplötzlich das Comebackalbum von X-PERIENCE mit dem Titel "555". Was war der Grund für Dich, nach so langer Zeit wieder zurück in den Schoß der Familie zu kehren, wenn ich das mal so nennen darf?
Mit meinem Bruder, das sagte ich ja eben schon, hatte ich weiterhin ständigen Kontakt und ich war immer auf dem Laufenden, was seine Musik, seine Kompositionen und neuesten Demos angeht. Auch mit Bernd Wendlandt habe ich mit ANGELZOOM in den Jahren 2013 und 2014 immer mal wieder einen Song hochgeladen. Auch schwebte uns vor, mal eine Weihnachts-CD oder EP zu machen. Daraus ist nie was geworden. Aber irgendwie schwebte uns vor, vielleicht unsere alten Hits, die ja nun schon einige Jahre auf dem Buckel hatten, nochmal neu und im aktuellen Soundkostüm aufzunehmen, so wie es z.B. auch BLÜMCHEN gemacht hatte. Letztendlich lautete das Konzept hinter dem Titel "555", fünf alte Hits noch einmal neu aufzunehmen, fünf ganz neue Titel zu schreiben und fünf Songs aus den 80ern und 90ern zu covern, die uns schon immer gefallen haben. Bernd liebt ja meine Stimme über alles und er überlegte schon lange, wie wir als X-PERIENCE nochmal Aufmerksamkeit erringen könnten. Angefangen haben wir mit "Island of dreams", das hat Bernd neu aufgenommen, allerdings ein paar Töne tiefer. Matthias, mein Bruder, hatte zunächst mit dieser neuen Version seine Probleme, segnete es aber letztlich ab. Dazu kamen dann ein paar neue Nummern, die Matthias für X-PERIENCE ohnehin schon auf Halde liegen hatte und auch Bernd lieferte noch ein neues Lied ab. Inzwischen gab es draußen glücklicherweise wieder einen kleinen musikalischen 90er-Jahre-Hype, aber es gelang uns trotzdem nicht so richtig, da mit aufzuspringen. Immerhin hatten wir mit dem Sender Ostseewelle aus MeckPomm einen Deal, dass die unsere geplante Comeback-Tour im Jahr 2020 vollständig promoten und unterstützen wollten, doch dann kam Corona. Dadurch fiel alles ins Wasser. Auch für Bernd platzten sämtliche Produktionen, die er in seinem Studio schon festgemacht hatte. Wir verdienten also plötzlich so gut wie kein Geld mehr. Das Album haben wir aber trotz aller Widrigkeiten veröffentlicht. Nun hat ja Alex Kaiser auf Teneriffa eine eigene Videofirma, die unter anderem auch viel für das Fernsehen produziert. Alex flog damals mit seinem Team nach Teneriffa um Firmenurlaub und Teambildung durchzuführen und quasi im "vorbeigehen" drehten sie das nötige Material für eine Veröffentlichung mit. Wir haben uns also im Februar 2020 eingeklinkt, sind mit nach Teneriffa geflogen und haben vorher beschlossen, dass wir dort für das neue Album gleich zwei bis drei komplette Videos abdrehen. Neben dem Videomaterial entstanden ebenfalls noch Lips-Sync-Szenen, Set Fotos und Bandfotos fürs Cover, Presse und alles andere was so benötigt wurde. Wir nahmen nämlich auch unseren Fotografen Martin Becker mit, der schon für unser erstes Album seinerzeit die Fotos gemacht hatte. Das war unheimlich praktisch, denn neben der vielfältigen Location, die die Insel bot, ließ sich so in kürzester Zeit viel Material drehen. Technik und Team waren vor Ort, so sparte man effektiv an Logistik und Zeit. Wir legten also los und bekamen allein für unser erstes Video "I feel like you" über 2 Millionen Aufrufe auf YouTube. Das nächste Video war dann "Never look back". Zusätzlich haben wir noch jeden einzelnen Refrain der Albumtitel aneinandergereiht und damit einen Trailer für das Album geschnitten. So, jetzt blockierte Corona uns also. Wir machten zwei Online-Konzerte, was aber gar nicht unser Ding war. Alles andere, was bereits geplant war, fiel aber aus und wurde auch niemals nachgeholt. Nun sind wir mit X-PERIENCE ja ohnehin nicht so als Liveband präsent und gefragt wie es zum Beispiel mit ANGELZOOM der Fall war. Damit konnte ich in der Indie-Szene überall auftreten, aber bei X-PERIENCE kriegt man oft zu hören, ihr passt hier nicht so richtig rein.
Die Geschwister Uhle auf Teneriffa
Ist das immer noch so?
Wir haben demnächst ein paar Termine zusammen mit FORCED TO MODE, es geht also langsam wieder los. Am 22. September spielen wir in Berlin im Maschinenhaus ein eigenes Konzert, was ich für äußerst wichtig halte, denn ich denke, man kann heutzutage nur neue Fans generieren bzw. die alten reaktivieren, wenn man uns live erlebt. Wenn man den einen oder anderen Song von uns mal im Radio hört, kauft man ja nicht gleich die CD, sondern denkt: "Ach, das war aber ein netter Song." Hat man uns aber einmal live gesehen, kommt man gerne wieder, guckt auch mal nach neuen Songs oder ob es eine neue CD gibt. Das ist eine ganz andere Fanbindung.
Dein Comeback mit X-PERIENCE ist also jetzt vollzogen. Wann kommt denn ANGELZOOM wieder?
Das ist tatsächlich schon in meinem Kopf präsent. Es gibt auch neue Songs, die wir für X-PERIENCE gedacht haben, die aber letztlich doch eher zu ANGELZOOM passen würden. Natürlich war klar, dass wir nach der Corona-Zwangspause erstmal wieder X-PERIENCE aufbauen wollen. Deshalb müssen wir jetzt vor allem dafür sorgen, dass die Menschen wieder auf uns aufmerksam werden und auch unser neues Album kennenlernen und hören. Da müssen wir zunächst dranbleiben, obwohl Matthias schon davon redet, dass es bald ein neues X-PERIENCE-Album geben muss. Für den Moment ist aber wichtig, dass wir die Kosten für die Produktion des "We travel the world"- Albums wieder rein bekommen, denn durch CD-Verkäufe verdienst Du kaum noch etwas, am Streaming sowieso nicht, stattdessen hast Du aber jede Menge laufende Kosten, musst die GEMA-Gebühren bezahlen usw. Du verdienst heute seltsamerweise viel mehr Geld, wenn Dein Song irgendwo in einem Film vorhanden ist als wenn derselbe Song drei Millionen Spotify-Streams erzeugt.
Die Botschaft ist jedenfalls, dass ANGELZOOM nicht beerdigt ist, sondern dass es noch existent ist und Du es eines Tages wieder aufleben lassen wirst.
Klar, wenn es irgendwann mal wieder passt, dann sehr gerne. Es muss aber die Zeit dafür reif sein.
Comeback 2020 mit dem Album "555"
Jetzt hast Du vorhin gesagt, Du bist 2007 bei X-PERIENCE ausgestiegen und jetzt sollten sich die Jungs doch eine jüngere Sängerin suchen, weil die das glaubhafter verkaufen könnte. Jetzt bist Du aber wieder da und bist 15 Jahre älter. Was glaubst Du, wie lange kann man diesen Job machen?
Man sieht es ja an anderen Künstlern, wie zum Beispiel Joachim Witt, wie lange man in der Branche aktiv sein kann. Damals habe ich meine Familienpause gebraucht, das war die richtige Entscheidung. Und jetzt müssen wir sehen, wie lange die Kraft reicht.
Was wünscht Du Dir für die Zukunft, wo soll es beruflich noch hingehen?
Natürlich wünsche ich mir, dass ich auch in Zukunft von der Musik leben kann. Und ich will auch weiterhin einfach immer nur Musik machen, den Menschen damit Freude bereiten und trotzdem für die Familie da sein.
Interview: Christian Reder
Übertragung: Torsten Meyer
Fotos: Martin Becker, Archiv Bernd Wendlandt , Claudia Uhle privat
Übertragung: Torsten Meyer
Fotos: Martin Becker, Archiv Bernd Wendlandt , Claudia Uhle privat