Interview vom 25. November 2021
Anfang November bekam unsere Redaktion Post. Nobody-Media schrieb der Redaktion eine Mail, deren Betreff sofort die volle Aufmerksamkeit des Empfängers weckte: "DREI sind wieder aktiv", stand da. Etwa die Gruppe DREI, die aus der Band BROT & SALZ hervor ging und Ende der 70er und in den 80ern bekannt für ihre tollen Folk-Songs mit dem einzigartigen Satzgesang war? Tatsächlich! Das ist ja mal eine Neuigkeit. Vor genau zwei Jahren hatten wir noch die traurige Aufgabe, Euch über den Tod einer der DREI-Stimmen, Carsten Görner, zu informieren, und nun diese erfreuliche Nachricht. Ein Album sei schon fertig und soll Ende November erscheinen, hieß es weiter. Wie wird es nun weitergehen? Wo gibt es die Scheibe? Wer sind DREI heute, nachdem Carsten nicht mehr lebt, und wie war das damals vor über 40 Jahren, als die Gruppe entstand? Einer der DREI Musikanten war Burkhard Neumann, der auch jetzt zur Comeback-Besetzung gehört. Da wollten wir doch mal nachhaken und baten ihn zu einem Gespräch ...
Die Nachricht kam ziemlich überraschend: Die Gruppe DREI ist wieder aktiv. Allerdings besteht die Band momentan nur aus Dir als letztem verbliebenen Gründungsmitglied. Ist das so richtig?
Ja, das ist korrekt. Es geht in dem Projekt darum Aufnahmen von DREI zu veröffentlichen, die kaum jemand kennt, da sie sehr wenig bis kaum in den DDR Medien gespielt wurden. Oft hing es auch mit den textlichen Aussagen zusammen. Wir waren in den 10 Jahren unseres Bestehens auch in erster Linie eine Live-Band. Mehr als 1.500 eigene Konzerte und Mitwirkungen auf Festivals hatten wir zusammen.
Carsten Görner ist vor zwei Jahren gestorben, und wird somit leider fehlen. Was ist mit Ingo Koster, dem dritten Gründer von DREI?
Einen regelmäßigen Kontakt zu Ingo gab und gibt es leider nicht. Sicherlich auch ein Grund dafür war, dass er und Gaby Rückert mit dem Fall der Mauer in die Lüneburger Heide gezogen sind. Durch die räumliche Entfernung schlief der Kontakt ein. Ich habe diesen Zustand sehr bedauert ... Daran hat sich bis heute kaum etwas geändert, obwohl beide zwischenzeitlich wieder nach Berlin gezogen sind.
Carsten lebt ja - wie gesagt - nicht mehr. Wie war es mit ihm? Hattet Ihr denn noch Kontakt?
Carsten und ich waren schon so etwas wie Geschwister. Er hat mich mit meiner Sabine zusammen gebracht, mit der ich seit 33 Jahren glücklich verheiratet bin. Wir haben beide, jeder auf seine Art, in den frühen Jahren nach der Wende ums künstlerische Überleben gekämpft. Trotz nachweislich getätigten Einzahlungen in das Sozialsystem der DDR verweigerte man uns ein Arbeitslosengeld. Aber das war das Schicksal von fast allen ehemaligen DDR-Künstlern. Carsten und ich haben uns zu keiner Zeit aus den Augen verloren, bis zum November 2019.
Dein Sohn ist auf dem aktuellen Pressefoto mit Dir zu sehen. Wie wird die Band denn besetzt sein, wenn es wieder auf die Bühne gehen soll? Bleibt er dabei, und wer wird der Dritte Musiker sein?
Mein Sohn Florian (geb. 1991) ist ein Multi-Instrumentalist; bei mir erlernte er mit Beginn des sechsten Lebensjahres das Klavierspielen. Vom musikalischen Ehrgeiz getrieben kamen das Schlagzeug und der E-Bass unter professioneller Anleitung hinzu. Es macht schon Spaß mit ihm zu musizieren... Vielleicht bleibt es auch nicht bei DREI. Ich brauche noch etwas Zeit, um ALLES vorzubereiten und ordnen zu können. Es gibt da auch noch meine Musikschule (Eröffnung Oktober 1999) und die digitale Darstellung des tonalen Systems, deren Entwicklung ich verantworte. (www.piano-house.de) (www.quintenpyramide.de)
Im Moment besteht das Comeback erstmal aus einem neuen Album namens "DREI 1978 - 1988 " und der Single "Ein frohes Fest": Erzähl doch bitte mal etwas zum neuen Album. Was wird am 26.11. bei Erscheinen darauf zu finden sein?
In der Zeit von 1978 bis 1988 sind etwa 55 Studioaufnahmen entstanden. Nicht wirklich alle Songs haben Veröffentlichungen durch die (DDR) Medien erfahren. "Ein frohes Fest" ist so ein Song. Ich habe den Gedanken für die Produktion eines Weihnachtsliedes 1985 in die Band getragen. Es bestand anfänglich keine Euphorie bei Carsten und Ingo. und wenn ein Weihnachtslied, dann mit einem besonderen Charakter, keine Jubelstimmung. Einsame Menschen in der Weihnachtszeit im Sozialismus war kein Novum. Das haben einige Entscheider anders gesehen. Das bevorstehende Weihnachtsfest, wie der zurückliegende Jahreswechsel findet unter Pandemie-Bedingungen statt. Viele von uns, insbesondere die Älteren, werden wieder allein sein. "Ein frohes Fest" ist absolut zeitlos, leider!
Es wird nur digital erhältlich sein, was ich mit großem Schreck Eurer Pressemitteilung entnehmen musste. Warum gibt es davon weder eine Platte, was sich bei DREI ja besonders anbieten würde, geschweige denn eine CD? Wollt Ihr erstmal die Resonanz abwarten?
Die letzten zwei Jahre haben uns eindeutig gezeigt, wie es im Krisenfall um die Kultur steht. Kaum eine Branche war so schwer von der Pandemie wirtschaftlich betroffen, wie die Kunst im Allgemeinen. Für mich heißt es konkret, erst einmal kleine Brötchen backen. Aber am Ende soll eine Vinyl stehen, so hat ja mal ALLES begonnen. Doch auch da erreichen uns die Lieferengpässe und man muss hier 6 bis 8 Monate im Voraus denken.
Zur Single "Ein frohes Fest" gibt es bestimmt auch eine spannende Geschichte, denn der Song ist ja schon ein paar Tage älter, bisher aber nirgendwo zu finden gewesen. Erzähl doch bitte mal … Die späte Veröffentlichung hat auch einen Vorteil, denn kaum jemand kennt den Song. Helga Hahnemann (Henne oder Big Helga) hat die"Topp Musike" (DDR Rundfunk) in den 80er Jahren moderiert. Die Sendung hatte Kultstatus. Carstens Frau war Tänzerin im Friedrichstadtpalast und die beiden Frauen standen oft zusammen auf der Bühne und kannten sich natürlich. So hörte Henne von unserem Song "Ein frohes Fest" und fortan waren wir in der "Topp Musike" an den Adventssonntagen zu hören.
Werdet Ihr zeitnah auch neue Lieder schreiben und aufnehmen, oder wird DREI eine Retro-Band sein, die sich auf die eigene Geschichte konzentrieren wird?
Schon geschehen. Ich hatte das Glück, einen der besten deutschen Filmkomponisten kennen zu lernen. Daniel Elias Brenner. Vom Alter her könnte er mein Sohn sein. Wir waren uns sofort sympathisch. Am Tag der Geburt meines Sohnes Florian im März 1991 habe ich den Text zu "Nicht allein" geschrieben. Es purzelte einfach so aus mir heraus. Bei der Geburt dabei zu sein und als erstes Familienmitglied sein Kind im Arm halten zu dürfen, hat mich völlig übermannt. Vielleicht ist auch deshalb das Verhältnis zu meinem Sohn Flo etwas ganz Besonderes. Daniel habe ich die Komposition vorgestellt. Er schrieb innerhalb kurzer Zeit das Arrangement. Wir bastelten noch etwas an der Komposition herum und dann kam der Tag der Produktion mit dem Deutschen Filmorchester Babelsberg. Die Vocals und Gitarren haben wir in Daniels Studio aufgenommen, den Song im Anschluss gemeinsam gemischt und dann lagen wir uns in den Armen ... super Song, definitiv! Im Oktober begannen die Videoaufnahmen. Im Februar 2022 startet die Veröffentlichung.
Ihr hattet u.a. Texte von Werner Karma und Kurt Demmler vertont. Große Namen, große Zeilen. Wer soll jetzt in diese großen Fußstapfen treten. Habt Ihr da schon jemanden im Auge oder vielleicht sogar schon im Boot?
Mit 69 Jahren hat man Einiges erlebt. Ein auf und ab der Gefühle und Emotionen. "Nicht allein" ist in einer sehr bedeutsamen Zeit meines Lebens entstanden. Ich hatte viele solcher Momente. Da gibt es viel zu erzählen und zu schreiben. Warum dann nicht in eigenen Liedtexten?
Wenn wir mit Dir schon einen DREI'er der ersten Stunde im Gespräch haben, darf eine kleine Zeitreise nicht fehlen. Carsten und Du seid in den 70ern schon bei BROT & SALZ aktiv gewesen. Es heißt, Ingo Koster habe Euch seinerzeit dazu geholt. Wie seid Ihr genau zur Band gekommen?
Ich war Keyboarder/Pianist bei der PETER HOLTEN BAND. Ingo kam bei mir vorbei und hat mich abgeworben. Bei Carsten war es ähnlich. Er war vorher Frontmann bei OSTKREUZ.
Wie war Dein Werdegang bis dahin? Wo hast Du vorher Musik gemacht, und wie bist Du überhaupt zu diesem Beruf gekommen?
Mit acht Jahren begann ich mit dem Klavierunterricht. Anfänglich war es das Akkordeon. Während der Schulzeit habe ich meine Abende im Kirchenchor der "Heilig Kreuz Kirche" in Berlin Karlshorst verbracht. Als ich gerade 15 Jahre alt wurde, standen Uwe Kropinski und Tamara Danz vor meiner Tür und fragten mich, ob ich Lust hätte, mit ihnen eine Band zu gründen. Im Frühjahr 1968 gründeten wir die CROPIES. Es war einfach eine sensationelle Zeit. Wir coverten die Beatles, Stones, Bee Gees, CCR, Shocking Blue. Der Grundwehrdienst bei der NVA riss die Band auseinander. Wir waren unterschiedlichsten Alters und wurden nicht zur gleichen Zeit einberufen. Die Armeezeit betrug 1 ½ Jahre. Als ich wieder nach Hause durfte, war Uwe bei EXPRESS Berlin und Tami bei der HORST KRÜGER BAND. Ohne die Trennung wären wir vielleicht in den Rockolymp der DDR aufgestiegen. Wir hatten eine große Fangemeinde, die uns auf Konzerte auch außerhalb Berlins folgte.
Etwas über ein Jahr habt Ihr mit BROT & SALZ Musik gemacht, dann wurde die Band aufgelöst. Warum ging es damit nicht weiter und wer hatte die Idee zur Gruppe DREI?
Wir DREI begannen zu erkennen, dass unsere Stimmen perfekt zueinander passten. So eine Konstellation gibt es nicht oft. Auch international nicht. Bass und Drums machten immer wieder auf Live-Veranstaltungen unsere pedantisch eingeübten Satzgesänge zur Minna. Nun hatten wir damals auch nicht die Bühnentechnik, die unsere Vorstellung von Folkmusik, die die Vocals so in den Vordergrund setzte, auch übertrug. Und so wurden aus fünf Musiker bei Brot & Salz DREI!
Zwischen Gründung und erster Mugge verging nicht viel Zeit. Debütiert habt ihr am 8. Januar 1978. Weißt Du noch, wo genau das war?
Ja, das war beim Jugendtreff (Discothek) im "Palast der Republik".
Wie sah Euer erstes Live-Programm aus? Hattet Ihr da schon eigene Songs auf der Setlist?
Ja, natürlich. Wir orientierten uns anfänglich an Crosby, Stills, Nash and Young und den Eagles. Wenn wir "Find the cost of freedom" zum Einsingen in der Garderobe des Palastes der Republik intonierten, herrschte andächtige Stille auf den Gängen. Nicht nur wir wussten um die Stärke unserer Stimmen.
Wann stellten sich für DREI die ersten Erfolge ein, und wie machte sich das bemerkbar, dass das Interesse an Euch wuchs?
Die erste Produktion beim Rundfunk der DDR erfolgte schon im Januar 1978. "Du", "Mal verreisen" und das "Gute Nacht Lied" erfuhren sofort Medienpräsenz. Mit "Mal verreisen" gelang uns der Sommerhit 1978/79/80. "Du" lief in Dauerschleife im DDR Rundfunk. Dann ging es auch gleich mit Tourneen im (sozialistischen) Ausland weiter. 150 Konzerte bzw. Festivals jährlich, waren die Norm.
Im Jahre 1980 veröffentlichte AMIGA auf seiner Sampler-Reihe "Kleeblatt" drei Lieder von DREI. Wurdet Ihr darüber informiert, dass die mit Euch planten, oder habt Ihr Euch dort beworben um mit auf eine der Scheiben zu kommen?
AMIGA Chef Dr. René Büttner kam auf die Idee, jungen noch nicht so sehr etablierten Bands mit einen Sampler einem breiten Publikum zu präsentieren. Die Idee war super.
In den 80ern wuchs die Band zum Quintett an. Micha Behm als Schlagzeuger und Tonio Ruschin am Keyboard kamen in die Band. Wie kam es dazu, dass die ursprüngliche Besetzung erweitert wurde und wie seid Ihr auf die zwei Jungs als neue DREI'er gekommen?
Wir wollten wieder eine richtige Band sein. Mit einer starken Rhythmusgruppe. Es wurde wieder lauter auf der Bühne. Mit Micha war ich schon viele Jahre befreundet. Ähnlich erging es Carsten mit Tonio. Für uns war es wichtig, auch umgängliche Charaktere und nicht nur gute Musiker an unserer Seite zu haben. Eine tolle musikalische Zeit, fünf Sänger in einer Band! Aber DREI verlor damit seine Einmaligkeit. "Vorbei" ist in dieser Zeit entstanden. Ein Beleg für die Gesangsqualität dieser fünf Männer!
Wer waren denn da die Vorbilder für Euch?
In unserem musikalischen Geschmack lagen wir DREI fast auf einer Wellenlänge. Folkrock in allen Schattierungen. Ich bin Fan von Elton John und Billy Joel.
Blieben die Beiden bis zum Schluss dabei oder war das nur ein Intermezzo mit den zwei zusätzlichen Musikern? Auf dem Cover der 1986 erschienenen LP sind beide nämlich nicht zu sehen …weder auf dem Bandfoto noch namentlich in den Credits.
Die Zusammenarbeit mit Micha und Tonio endete nach etwa zwei Jahren. Wir kehrten zurück zu den Anfängen. Die Trennung vollzog sich äußerst respektvoll und freundschaftlich. Auf der LP "Steigen wie ein Falk" (1986) waren nur Songs, die wir DREI in der Urbesetzung komponiert und arrangiert haben. Allesamt beim Rundfunk der DDR produziert und immer mit Felix Gaubatz als Tonmeister. Von 1978 bis 1988 sind so 55 Songs entstanden. Die meisten Titel haben Ingo und Carsten kompositorisch dazu beigetragen. Deshalb sind auf dem Cover nur wir DREI zu sehen.
Das letzte Konzert habt Ihr im August 1988 gegeben. Weißt Du noch wo das war?
Das kann ich nicht mehr genau sagen. Es war aber so, dass Ingo und Carsten zu keiner Zeit wirklich befreundet waren. Ich habe darunter gelitten, weil es mitunter das Bandklima vergiftete. Ich hoffte, dass mit Micha und Tonio sich etwas zwischen den Beiden ändern würde. Carsten erklärte 1988 seinen Bandaustritt.
Was hast Du danach gemacht?
Ingo und ich gründeten das Duo LITTLE BOAT. Es gab auch wieder drei produzierte Songs beim DDR Rundfunk. Unter anderem "Ja du bist in mir". Und dann kam die Wende ... Ingo und Gaby Rückert sind in die Lüneburger Heide gezogen.
Wie sah Dein Leben im "neuen Deutschland" nach 1989 aus? Bist Du der Musik treu geblieben oder - wie viele Deiner Kollegen - aufgrund der veränderten Verhältnisse beruflich ausgewichen?
Es war wirtschaftlich wirklich eine ausgesprochen schwierige Zeit. Finanzielle Mittel, die ich entbehren konnte, habe ich in mein musikalisches Equipment gesteckt. Allein der YAMAHA DX 7 kostete 28.000 Mark der DDR (4.200 DM). Nach dem Fall der Mauer erlebten wir ehemaligen Künstler der DDR den ersten kulturellen Zusammenbrauch. Der DDR Rundfunk und das Fernsehen wurden abgewickelt. Keine Konzerte, nichts. Zudem gab es im Einigungsvertrag eine Gesetzeslücke. Obwohl alle Künstler der ehemaligen DDR in das Sozialversicherungssystem einzahlten, gab es keinen gesetzlichen Anspruch auf Arbeitslosengeld. Ein Desaster für alle, die über keine Sparguthaben oder Immobilien verfügten. Der Fehler wurde später korrigiert, aber viel zu spät. 1988 habe ich meine Frau Sabine geheiratet, mit der ich sehr glücklich seit dieser Zeit zusammen lebe. Im gleichen Jahr erhielt ich das Sorgerecht für meine damals 12-jährige Tochter Mandy. Ich kämpfte um das familiäre Überleben mit mehreren Jobs. Unsere Eltern halfen uns zusätzlich in dieser schwierigen Zeit. 1991, in dem Jahr in dem auch unser Florian geboren wurde, erhielt ich ein Angebot eines Musikhandels in Berlin Hellersdorf.
Gut 10 Jahre später gab es ein Comeback. Wer von Euch beiden, also Carsten oder Du, hatte den Stein damals ins Rollen gebracht?
Wir wollten es einfach noch mal probieren. Carsten und ich haben uns nie aus den Augen verloren. Gotte (Heinz-Jürgen Gottschalk) hat uns beide angesprochen, ob wir nicht Lust hätten, drei Songs in dem Münchner Graffiti Studio aufzunehmen. Komposition und Lyrics standen. Eine Produktion, die Bernd Meinunger finanzierte. "Tanzen auf dem Eis", "Du kannst doch nicht einfach so geh'n" und "Sonne Kaliforniens". Wir hatten dann das Glück, dass Jürgen Jürgens (im Mai 2018 verstorben) Musikchef bei radioBERLIN 88.8 vom rbb unsere Produktion in die Hände bekam. Er lud uns spontan in das "Haus des Rundfunks" zu einem Interview ein. Es folgten Konzerte und Rundfunkproduktionen.
Wie seid Ihr dann auf Vlady Slezak als neuen dritten Mann gekommen?
Vlady Slezak ist ein Urgestein der Musikszene der ehemaligen DDR. Auf einer Party ergab sich eine Folkrock Session. Vladys Stimme ist unverwechselbar und passte einfach sensationell zu uns. Es folgten zwei schöne Jahre. Den krönenden Abschluss bildete ein Konzert 2002 in Sarajewo für die SFOR.
Du sagst es: Nach zwei Jahren war wieder Feierabend und DREI löste sich erneut auf. Warum ging es nicht weiter?
Im Oktober1999 habe ich in Berlin meine Musikschule "piano-house" gegründet. Ich musste mich entscheiden, wie es weitergehen sollte. Die Schule entwickelte sich sehr rasant. In den vielen Jahren meiner aktiven Laufbahn als Pianist und Sänger habe ich unglaublich viel lernen können. Ich sehe meine Aufgabe darin, dieses Wissen und die Fähigkeiten weiterzugeben.
Und nun startet der dritte Anlauf mit DREI. Was erhoffst Du Dir mit dem Neustart, welche Ziele hast Du?
In erster Linie möchte ich die unbekannten Produktionen, die in den Jahren von 1978 bis 1988 mit Ingo und Carsten entstanden sind, wieder beleben. Mit der großartigen Unterstützung von Michael Maaß (Nobody Media) werden Ende November 2021 10 unbekannte Songs veröffentlicht, die neu gemastert wurden. Ich bin es einem alten Freund schuldig, der viel zu früh verstorben ist. Mit Carsten Görner verband mich eine über 40-jährige musikalische Zusammenarbeit. Über 1.500 Konzerte und Teilnahmen an Festivals, nicht enden wollende Reisen mit dem Auto und Flieger. Ich habe 1987 durch Carsten die Liebe meines Lebens gefunden.
Hast Du abschließend noch ein paar Worte, die Du an die Leser richten möchtest?
Ich habe noch etwas zu sagen und das werdet ihr hören, versprochen ...
Die Nachricht kam ziemlich überraschend: Die Gruppe DREI ist wieder aktiv. Allerdings besteht die Band momentan nur aus Dir als letztem verbliebenen Gründungsmitglied. Ist das so richtig?
Ja, das ist korrekt. Es geht in dem Projekt darum Aufnahmen von DREI zu veröffentlichen, die kaum jemand kennt, da sie sehr wenig bis kaum in den DDR Medien gespielt wurden. Oft hing es auch mit den textlichen Aussagen zusammen. Wir waren in den 10 Jahren unseres Bestehens auch in erster Linie eine Live-Band. Mehr als 1.500 eigene Konzerte und Mitwirkungen auf Festivals hatten wir zusammen.
Carsten Görner ist vor zwei Jahren gestorben, und wird somit leider fehlen. Was ist mit Ingo Koster, dem dritten Gründer von DREI?
Einen regelmäßigen Kontakt zu Ingo gab und gibt es leider nicht. Sicherlich auch ein Grund dafür war, dass er und Gaby Rückert mit dem Fall der Mauer in die Lüneburger Heide gezogen sind. Durch die räumliche Entfernung schlief der Kontakt ein. Ich habe diesen Zustand sehr bedauert ... Daran hat sich bis heute kaum etwas geändert, obwohl beide zwischenzeitlich wieder nach Berlin gezogen sind.
Carsten lebt ja - wie gesagt - nicht mehr. Wie war es mit ihm? Hattet Ihr denn noch Kontakt?
Carsten und ich waren schon so etwas wie Geschwister. Er hat mich mit meiner Sabine zusammen gebracht, mit der ich seit 33 Jahren glücklich verheiratet bin. Wir haben beide, jeder auf seine Art, in den frühen Jahren nach der Wende ums künstlerische Überleben gekämpft. Trotz nachweislich getätigten Einzahlungen in das Sozialsystem der DDR verweigerte man uns ein Arbeitslosengeld. Aber das war das Schicksal von fast allen ehemaligen DDR-Künstlern. Carsten und ich haben uns zu keiner Zeit aus den Augen verloren, bis zum November 2019.
Vater und Sohn Neumann
Dein Sohn ist auf dem aktuellen Pressefoto mit Dir zu sehen. Wie wird die Band denn besetzt sein, wenn es wieder auf die Bühne gehen soll? Bleibt er dabei, und wer wird der Dritte Musiker sein?
Mein Sohn Florian (geb. 1991) ist ein Multi-Instrumentalist; bei mir erlernte er mit Beginn des sechsten Lebensjahres das Klavierspielen. Vom musikalischen Ehrgeiz getrieben kamen das Schlagzeug und der E-Bass unter professioneller Anleitung hinzu. Es macht schon Spaß mit ihm zu musizieren... Vielleicht bleibt es auch nicht bei DREI. Ich brauche noch etwas Zeit, um ALLES vorzubereiten und ordnen zu können. Es gibt da auch noch meine Musikschule (Eröffnung Oktober 1999) und die digitale Darstellung des tonalen Systems, deren Entwicklung ich verantworte. (www.piano-house.de) (www.quintenpyramide.de)
Im Moment besteht das Comeback erstmal aus einem neuen Album namens "DREI 1978 - 1988 " und der Single "Ein frohes Fest": Erzähl doch bitte mal etwas zum neuen Album. Was wird am 26.11. bei Erscheinen darauf zu finden sein?
In der Zeit von 1978 bis 1988 sind etwa 55 Studioaufnahmen entstanden. Nicht wirklich alle Songs haben Veröffentlichungen durch die (DDR) Medien erfahren. "Ein frohes Fest" ist so ein Song. Ich habe den Gedanken für die Produktion eines Weihnachtsliedes 1985 in die Band getragen. Es bestand anfänglich keine Euphorie bei Carsten und Ingo. und wenn ein Weihnachtslied, dann mit einem besonderen Charakter, keine Jubelstimmung. Einsame Menschen in der Weihnachtszeit im Sozialismus war kein Novum. Das haben einige Entscheider anders gesehen. Das bevorstehende Weihnachtsfest, wie der zurückliegende Jahreswechsel findet unter Pandemie-Bedingungen statt. Viele von uns, insbesondere die Älteren, werden wieder allein sein. "Ein frohes Fest" ist absolut zeitlos, leider!
Es wird nur digital erhältlich sein, was ich mit großem Schreck Eurer Pressemitteilung entnehmen musste. Warum gibt es davon weder eine Platte, was sich bei DREI ja besonders anbieten würde, geschweige denn eine CD? Wollt Ihr erstmal die Resonanz abwarten?
Die letzten zwei Jahre haben uns eindeutig gezeigt, wie es im Krisenfall um die Kultur steht. Kaum eine Branche war so schwer von der Pandemie wirtschaftlich betroffen, wie die Kunst im Allgemeinen. Für mich heißt es konkret, erst einmal kleine Brötchen backen. Aber am Ende soll eine Vinyl stehen, so hat ja mal ALLES begonnen. Doch auch da erreichen uns die Lieferengpässe und man muss hier 6 bis 8 Monate im Voraus denken.
Zur Single "Ein frohes Fest" gibt es bestimmt auch eine spannende Geschichte, denn der Song ist ja schon ein paar Tage älter, bisher aber nirgendwo zu finden gewesen. Erzähl doch bitte mal … Die späte Veröffentlichung hat auch einen Vorteil, denn kaum jemand kennt den Song. Helga Hahnemann (Henne oder Big Helga) hat die"Topp Musike" (DDR Rundfunk) in den 80er Jahren moderiert. Die Sendung hatte Kultstatus. Carstens Frau war Tänzerin im Friedrichstadtpalast und die beiden Frauen standen oft zusammen auf der Bühne und kannten sich natürlich. So hörte Henne von unserem Song "Ein frohes Fest" und fortan waren wir in der "Topp Musike" an den Adventssonntagen zu hören.
Werdet Ihr zeitnah auch neue Lieder schreiben und aufnehmen, oder wird DREI eine Retro-Band sein, die sich auf die eigene Geschichte konzentrieren wird?
Schon geschehen. Ich hatte das Glück, einen der besten deutschen Filmkomponisten kennen zu lernen. Daniel Elias Brenner. Vom Alter her könnte er mein Sohn sein. Wir waren uns sofort sympathisch. Am Tag der Geburt meines Sohnes Florian im März 1991 habe ich den Text zu "Nicht allein" geschrieben. Es purzelte einfach so aus mir heraus. Bei der Geburt dabei zu sein und als erstes Familienmitglied sein Kind im Arm halten zu dürfen, hat mich völlig übermannt. Vielleicht ist auch deshalb das Verhältnis zu meinem Sohn Flo etwas ganz Besonderes. Daniel habe ich die Komposition vorgestellt. Er schrieb innerhalb kurzer Zeit das Arrangement. Wir bastelten noch etwas an der Komposition herum und dann kam der Tag der Produktion mit dem Deutschen Filmorchester Babelsberg. Die Vocals und Gitarren haben wir in Daniels Studio aufgenommen, den Song im Anschluss gemeinsam gemischt und dann lagen wir uns in den Armen ... super Song, definitiv! Im Oktober begannen die Videoaufnahmen. Im Februar 2022 startet die Veröffentlichung.
Ihr hattet u.a. Texte von Werner Karma und Kurt Demmler vertont. Große Namen, große Zeilen. Wer soll jetzt in diese großen Fußstapfen treten. Habt Ihr da schon jemanden im Auge oder vielleicht sogar schon im Boot?
Mit 69 Jahren hat man Einiges erlebt. Ein auf und ab der Gefühle und Emotionen. "Nicht allein" ist in einer sehr bedeutsamen Zeit meines Lebens entstanden. Ich hatte viele solcher Momente. Da gibt es viel zu erzählen und zu schreiben. Warum dann nicht in eigenen Liedtexten?
Wenn wir mit Dir schon einen DREI'er der ersten Stunde im Gespräch haben, darf eine kleine Zeitreise nicht fehlen. Carsten und Du seid in den 70ern schon bei BROT & SALZ aktiv gewesen. Es heißt, Ingo Koster habe Euch seinerzeit dazu geholt. Wie seid Ihr genau zur Band gekommen?
Ich war Keyboarder/Pianist bei der PETER HOLTEN BAND. Ingo kam bei mir vorbei und hat mich abgeworben. Bei Carsten war es ähnlich. Er war vorher Frontmann bei OSTKREUZ.
Gruppe DREI
Wie war Dein Werdegang bis dahin? Wo hast Du vorher Musik gemacht, und wie bist Du überhaupt zu diesem Beruf gekommen?
Mit acht Jahren begann ich mit dem Klavierunterricht. Anfänglich war es das Akkordeon. Während der Schulzeit habe ich meine Abende im Kirchenchor der "Heilig Kreuz Kirche" in Berlin Karlshorst verbracht. Als ich gerade 15 Jahre alt wurde, standen Uwe Kropinski und Tamara Danz vor meiner Tür und fragten mich, ob ich Lust hätte, mit ihnen eine Band zu gründen. Im Frühjahr 1968 gründeten wir die CROPIES. Es war einfach eine sensationelle Zeit. Wir coverten die Beatles, Stones, Bee Gees, CCR, Shocking Blue. Der Grundwehrdienst bei der NVA riss die Band auseinander. Wir waren unterschiedlichsten Alters und wurden nicht zur gleichen Zeit einberufen. Die Armeezeit betrug 1 ½ Jahre. Als ich wieder nach Hause durfte, war Uwe bei EXPRESS Berlin und Tami bei der HORST KRÜGER BAND. Ohne die Trennung wären wir vielleicht in den Rockolymp der DDR aufgestiegen. Wir hatten eine große Fangemeinde, die uns auf Konzerte auch außerhalb Berlins folgte.
Etwas über ein Jahr habt Ihr mit BROT & SALZ Musik gemacht, dann wurde die Band aufgelöst. Warum ging es damit nicht weiter und wer hatte die Idee zur Gruppe DREI?
Wir DREI begannen zu erkennen, dass unsere Stimmen perfekt zueinander passten. So eine Konstellation gibt es nicht oft. Auch international nicht. Bass und Drums machten immer wieder auf Live-Veranstaltungen unsere pedantisch eingeübten Satzgesänge zur Minna. Nun hatten wir damals auch nicht die Bühnentechnik, die unsere Vorstellung von Folkmusik, die die Vocals so in den Vordergrund setzte, auch übertrug. Und so wurden aus fünf Musiker bei Brot & Salz DREI!
Zwischen Gründung und erster Mugge verging nicht viel Zeit. Debütiert habt ihr am 8. Januar 1978. Weißt Du noch, wo genau das war?
Ja, das war beim Jugendtreff (Discothek) im "Palast der Republik".
Wie sah Euer erstes Live-Programm aus? Hattet Ihr da schon eigene Songs auf der Setlist?
Ja, natürlich. Wir orientierten uns anfänglich an Crosby, Stills, Nash and Young und den Eagles. Wenn wir "Find the cost of freedom" zum Einsingen in der Garderobe des Palastes der Republik intonierten, herrschte andächtige Stille auf den Gängen. Nicht nur wir wussten um die Stärke unserer Stimmen.
Wann stellten sich für DREI die ersten Erfolge ein, und wie machte sich das bemerkbar, dass das Interesse an Euch wuchs?
Die erste Produktion beim Rundfunk der DDR erfolgte schon im Januar 1978. "Du", "Mal verreisen" und das "Gute Nacht Lied" erfuhren sofort Medienpräsenz. Mit "Mal verreisen" gelang uns der Sommerhit 1978/79/80. "Du" lief in Dauerschleife im DDR Rundfunk. Dann ging es auch gleich mit Tourneen im (sozialistischen) Ausland weiter. 150 Konzerte bzw. Festivals jährlich, waren die Norm.
Im Jahre 1980 veröffentlichte AMIGA auf seiner Sampler-Reihe "Kleeblatt" drei Lieder von DREI. Wurdet Ihr darüber informiert, dass die mit Euch planten, oder habt Ihr Euch dort beworben um mit auf eine der Scheiben zu kommen?
AMIGA Chef Dr. René Büttner kam auf die Idee, jungen noch nicht so sehr etablierten Bands mit einen Sampler einem breiten Publikum zu präsentieren. Die Idee war super.
In den 80ern wuchs die Band zum Quintett an. Micha Behm als Schlagzeuger und Tonio Ruschin am Keyboard kamen in die Band. Wie kam es dazu, dass die ursprüngliche Besetzung erweitert wurde und wie seid Ihr auf die zwei Jungs als neue DREI'er gekommen?
Wir wollten wieder eine richtige Band sein. Mit einer starken Rhythmusgruppe. Es wurde wieder lauter auf der Bühne. Mit Micha war ich schon viele Jahre befreundet. Ähnlich erging es Carsten mit Tonio. Für uns war es wichtig, auch umgängliche Charaktere und nicht nur gute Musiker an unserer Seite zu haben. Eine tolle musikalische Zeit, fünf Sänger in einer Band! Aber DREI verlor damit seine Einmaligkeit. "Vorbei" ist in dieser Zeit entstanden. Ein Beleg für die Gesangsqualität dieser fünf Männer!
Wer waren denn da die Vorbilder für Euch?
In unserem musikalischen Geschmack lagen wir DREI fast auf einer Wellenlänge. Folkrock in allen Schattierungen. Ich bin Fan von Elton John und Billy Joel.
Blieben die Beiden bis zum Schluss dabei oder war das nur ein Intermezzo mit den zwei zusätzlichen Musikern? Auf dem Cover der 1986 erschienenen LP sind beide nämlich nicht zu sehen …weder auf dem Bandfoto noch namentlich in den Credits.
Die Zusammenarbeit mit Micha und Tonio endete nach etwa zwei Jahren. Wir kehrten zurück zu den Anfängen. Die Trennung vollzog sich äußerst respektvoll und freundschaftlich. Auf der LP "Steigen wie ein Falk" (1986) waren nur Songs, die wir DREI in der Urbesetzung komponiert und arrangiert haben. Allesamt beim Rundfunk der DDR produziert und immer mit Felix Gaubatz als Tonmeister. Von 1978 bis 1988 sind so 55 Songs entstanden. Die meisten Titel haben Ingo und Carsten kompositorisch dazu beigetragen. Deshalb sind auf dem Cover nur wir DREI zu sehen.
Das letzte Konzert habt Ihr im August 1988 gegeben. Weißt Du noch wo das war?
Das kann ich nicht mehr genau sagen. Es war aber so, dass Ingo und Carsten zu keiner Zeit wirklich befreundet waren. Ich habe darunter gelitten, weil es mitunter das Bandklima vergiftete. Ich hoffte, dass mit Micha und Tonio sich etwas zwischen den Beiden ändern würde. Carsten erklärte 1988 seinen Bandaustritt.
Gruppe DREI
Was hast Du danach gemacht?
Ingo und ich gründeten das Duo LITTLE BOAT. Es gab auch wieder drei produzierte Songs beim DDR Rundfunk. Unter anderem "Ja du bist in mir". Und dann kam die Wende ... Ingo und Gaby Rückert sind in die Lüneburger Heide gezogen.
Wie sah Dein Leben im "neuen Deutschland" nach 1989 aus? Bist Du der Musik treu geblieben oder - wie viele Deiner Kollegen - aufgrund der veränderten Verhältnisse beruflich ausgewichen?
Es war wirtschaftlich wirklich eine ausgesprochen schwierige Zeit. Finanzielle Mittel, die ich entbehren konnte, habe ich in mein musikalisches Equipment gesteckt. Allein der YAMAHA DX 7 kostete 28.000 Mark der DDR (4.200 DM). Nach dem Fall der Mauer erlebten wir ehemaligen Künstler der DDR den ersten kulturellen Zusammenbrauch. Der DDR Rundfunk und das Fernsehen wurden abgewickelt. Keine Konzerte, nichts. Zudem gab es im Einigungsvertrag eine Gesetzeslücke. Obwohl alle Künstler der ehemaligen DDR in das Sozialversicherungssystem einzahlten, gab es keinen gesetzlichen Anspruch auf Arbeitslosengeld. Ein Desaster für alle, die über keine Sparguthaben oder Immobilien verfügten. Der Fehler wurde später korrigiert, aber viel zu spät. 1988 habe ich meine Frau Sabine geheiratet, mit der ich sehr glücklich seit dieser Zeit zusammen lebe. Im gleichen Jahr erhielt ich das Sorgerecht für meine damals 12-jährige Tochter Mandy. Ich kämpfte um das familiäre Überleben mit mehreren Jobs. Unsere Eltern halfen uns zusätzlich in dieser schwierigen Zeit. 1991, in dem Jahr in dem auch unser Florian geboren wurde, erhielt ich ein Angebot eines Musikhandels in Berlin Hellersdorf.
Gut 10 Jahre später gab es ein Comeback. Wer von Euch beiden, also Carsten oder Du, hatte den Stein damals ins Rollen gebracht?
Wir wollten es einfach noch mal probieren. Carsten und ich haben uns nie aus den Augen verloren. Gotte (Heinz-Jürgen Gottschalk) hat uns beide angesprochen, ob wir nicht Lust hätten, drei Songs in dem Münchner Graffiti Studio aufzunehmen. Komposition und Lyrics standen. Eine Produktion, die Bernd Meinunger finanzierte. "Tanzen auf dem Eis", "Du kannst doch nicht einfach so geh'n" und "Sonne Kaliforniens". Wir hatten dann das Glück, dass Jürgen Jürgens (im Mai 2018 verstorben) Musikchef bei radioBERLIN 88.8 vom rbb unsere Produktion in die Hände bekam. Er lud uns spontan in das "Haus des Rundfunks" zu einem Interview ein. Es folgten Konzerte und Rundfunkproduktionen.
Wie seid Ihr dann auf Vlady Slezak als neuen dritten Mann gekommen?
Vlady Slezak ist ein Urgestein der Musikszene der ehemaligen DDR. Auf einer Party ergab sich eine Folkrock Session. Vladys Stimme ist unverwechselbar und passte einfach sensationell zu uns. Es folgten zwei schöne Jahre. Den krönenden Abschluss bildete ein Konzert 2002 in Sarajewo für die SFOR.
Du sagst es: Nach zwei Jahren war wieder Feierabend und DREI löste sich erneut auf. Warum ging es nicht weiter?
Im Oktober1999 habe ich in Berlin meine Musikschule "piano-house" gegründet. Ich musste mich entscheiden, wie es weitergehen sollte. Die Schule entwickelte sich sehr rasant. In den vielen Jahren meiner aktiven Laufbahn als Pianist und Sänger habe ich unglaublich viel lernen können. Ich sehe meine Aufgabe darin, dieses Wissen und die Fähigkeiten weiterzugeben.
Das neue Album:
DREI 1978 - 1988 ... mit den beim Rundfunk der DDR produzierten Songs "Ich geb die Erde nicht her", "Was mich erhält", "Vorbei", "Ein frohes Fest", "Weit vom Horizont", "Der Krieger", "Doch in Gedanken", "Mein Lied", "Der Verstand ist oft zu wenig", "Immer weiter" und "Ja, es kommt vor" erhältlich bei: Spotify: HIER klicken Apple: HIER klicken Deezer:HIER klicken ... und demnächst auf Vinyl! |
Und nun startet der dritte Anlauf mit DREI. Was erhoffst Du Dir mit dem Neustart, welche Ziele hast Du?
In erster Linie möchte ich die unbekannten Produktionen, die in den Jahren von 1978 bis 1988 mit Ingo und Carsten entstanden sind, wieder beleben. Mit der großartigen Unterstützung von Michael Maaß (Nobody Media) werden Ende November 2021 10 unbekannte Songs veröffentlicht, die neu gemastert wurden. Ich bin es einem alten Freund schuldig, der viel zu früh verstorben ist. Mit Carsten Görner verband mich eine über 40-jährige musikalische Zusammenarbeit. Über 1.500 Konzerte und Teilnahmen an Festivals, nicht enden wollende Reisen mit dem Auto und Flieger. Ich habe 1987 durch Carsten die Liebe meines Lebens gefunden.
Hast Du abschließend noch ein paar Worte, die Du an die Leser richten möchtest?
Ich habe noch etwas zu sagen und das werdet ihr hören, versprochen ...
Interview: Christian Reder
Fotos: Herbert Schulze, Pressematerial Nobody Media, AMIGA Archiv
Fotos: Herbert Schulze, Pressematerial Nobody Media, AMIGA Archiv