Interview vom 16. Juni 2019
Fidi Steinbeck war im vergangenen Jahr Teilnehmerin bei "The Voice Of Germany", der Casting-Show, bei der die Gesangstalente einer Jury vorsingen müssen, ohne von den einzelnen Mitgliedern dabei gesehen zu werden. Gefällt einem der vier in der Jury sitzenden Profimusikern das, was sie da hören, müssen sie auf einen Buzzer drücken und sehen dann zum ersten Mal, wer sie da mit seiner Stimme begeistert hat. In dem der Buzzer gedrückt wird, bewirbt sich das Jury-Mitglied um das Talent, damit es in sein Team kommt. Buzzern mehrere, kann sich der oder die Bewerber(in) selbst entscheiden, in welches Team er/sie möchte. Bei dieser sognannten "Blind Audition" gelang es Fidi nicht nur, dass das Publikum auf den Sitzen stand und applaudierte, sondern auch dass für sie gleich alle vier Jury-Mitglieder auf den Buzzer schlugen um sie in ihr Team zu holen. Sie entschied sich für das Team von Mark Forster und am Ende belegte die junge Frau aus Hamburg den vierten Platz. Doch wer ist die Sängerin, die sich selbst auch am Cello begleitet und mit "Vermissung" gerade eine neue und äußerst beeindruckende Single veröffentlicht hat? Das wollten wir wissen und luden sie zu einem Interview ein. Unser Kollege Christian hatte das Vergnügen, Fidi Steinbeck diverse Fragen stellen zu dürfen um sie Euch hier näher vorzustellen ...
Hallo Fidi! Schön, dass Du da bist. Ein Frage vorweg: Ist Fidi Dein richtiger Name oder wofür steht er?
Das ist schon mein Leben lang mein Spitzname und über die Jahre hinweg mein Künstlername geworden.
In Deiner Vita ist zu lesen, dass Du in eine Musikerfamilie hinein geboren wurdest. Heißt das, dass auch Deine Eltern von Beruf Musiker sind?
Ja, meine Eltern sind beide Berufsmusiker, haben sich damals in jungen Jahren an der Musikhochschule in Hamburg kennengelernt und so wurde mir das quasi in die Wiege gelegt. Sie spielen beide in Orchestern und sind eher im klassischen Bereich unterwegs.
Apropos Klassik: Mit sechs Jahren hast Du Dich für das Cello entschieden. Ein großes Instrument für ein kleines Mädchen. Wieso gerade das Cello?
Ich bin die jüngste von drei Schwestern und meine beiden älteren Schwestern spielten Geige. Für mich war klar, dass ich auf jeden Fall ein Instrument spielen möchte, wollte aber etwas anderes machen, als meine Schwestern. So entschied ich mich für das Cello.
Dieses Instrument erlernt man ja nicht samstags zwischen dem Frühstück und dem Spielen mit den Freunden am Nachmittag. Dahinter steckt richtig Arbeit, wie sah Deine Kindheit und Jugend aus? War die Freizeit geprägt vom Musikunterricht?
Ja, auf jeden Fall war sie das. Wobei meine Eltern aber auch stets darauf achteten, dass wir einen schönen Ausgleich hatten. Wir hatten ganz viele Tiere, früher ein Pony, ich ritt ganz viel. Hunde, Katzen, Kaninchen … Es gab also nicht nur Musik. Aber Musik hatte immer einen großen Stellenwert und hat natürlich sehr viel Zeit gebraucht. Während meine Klassenkameraden aus der Grundschule am Nachmittag auf dem Fußballplatz oder so waren, war für mich klar, dass ich erst mal übe, bevor ich mich zum Spielen verabrede. Das gehörte schon ganz klar dazu.
Wann kam denn der Gesang dazu bzw. wann hast Du entdeckt, dass Du auch dafür Talent hast?
Also mit 14 ging das eigentlich los. So mit ca. 15 hatte ich mit meinen Schwestern zusammen relativ oft im Orchester bei der ARD-Fernsehlotterie "Die Goldene 1" - die gibt es ja heute leider gar nicht mehr - oder bei der "Aktuellen Schaubude" Auftritte. Dort haben wir viele Künstler aus dem Schlagerbereich instrumental begleitet. Da hatte ich schon eine gewisse Faszination von dieser damaligen Schlagermusik und dachte, das möchte ich eigentlich auch machen. Dann fing ich an, kleine Songs zu schreiben, aber noch nicht so richtig ausgeprägt. Das kam dann erst mit 22 oder 23 Jahren, glaube ich. Da begann ich, Songs zu schreiben. Alles um mich herum, was ich in meinem Alltag erlebte, was mir Freunde erzählten, also alle Alltagssituationen und Geschichten, die mich getroffen haben, verpackte ich in Songs. Was für andere sowas wie Tagebuch-Schreiben war, war für mich ab einem gewissen Zeitpunkt das Songschreiben.
Hast Du Dich als Jugendliche einer Band angeschlossen, warst Du pauschal im Orchester aktiv oder gab es auch Auftritte als Solokünstlerin?
Also ich spielte viele Jahre im Orchester. Erst im Schulorchester und dann in Hamburg in einem größeren Jugendorchester. Das ging so bis ich 16 oder 17 Jahre alt war, und dann fing es an, dass ich total Lust hatte, im Pop-Bereich zu starten. Damals war das aber noch gar nicht so verbreitet, wie es heute ist. Überall, wo ich fragte "Wollt ihr nicht ein Cello haben?", belächelten mich alle so nach dem Motto "Cello? Hmmm ... - in einer Pop-Band?" (lacht), Ich war damals befreundet mit einem Hip-Hop-Kollektiv und die fragten mich, ob ich für deren Lied ein Cello einspielen kann. Das war also die erste Erfahrung im Bereich der modernen Musik und das machte total Spaß. Mit Anfang 20 fand ich dann die erste Band, in der ich auch sieben Jahre lang spielte.
Ich wollte gerade fragen: Im Netz gibt es einen Clip, nämlich "Always", eine deutsche Fassung des Elvis Presley-Titels "Always On My Mind". Dort spielt eine Band mit Dir zusammen, ist das Deine Band?
Ja genau, das sind Teile meiner Band.
Hallo Fidi! Schön, dass Du da bist. Ein Frage vorweg: Ist Fidi Dein richtiger Name oder wofür steht er?
Das ist schon mein Leben lang mein Spitzname und über die Jahre hinweg mein Künstlername geworden.
In Deiner Vita ist zu lesen, dass Du in eine Musikerfamilie hinein geboren wurdest. Heißt das, dass auch Deine Eltern von Beruf Musiker sind?
Ja, meine Eltern sind beide Berufsmusiker, haben sich damals in jungen Jahren an der Musikhochschule in Hamburg kennengelernt und so wurde mir das quasi in die Wiege gelegt. Sie spielen beide in Orchestern und sind eher im klassischen Bereich unterwegs.
Apropos Klassik: Mit sechs Jahren hast Du Dich für das Cello entschieden. Ein großes Instrument für ein kleines Mädchen. Wieso gerade das Cello?
Ich bin die jüngste von drei Schwestern und meine beiden älteren Schwestern spielten Geige. Für mich war klar, dass ich auf jeden Fall ein Instrument spielen möchte, wollte aber etwas anderes machen, als meine Schwestern. So entschied ich mich für das Cello.
Dieses Instrument erlernt man ja nicht samstags zwischen dem Frühstück und dem Spielen mit den Freunden am Nachmittag. Dahinter steckt richtig Arbeit, wie sah Deine Kindheit und Jugend aus? War die Freizeit geprägt vom Musikunterricht?
Ja, auf jeden Fall war sie das. Wobei meine Eltern aber auch stets darauf achteten, dass wir einen schönen Ausgleich hatten. Wir hatten ganz viele Tiere, früher ein Pony, ich ritt ganz viel. Hunde, Katzen, Kaninchen … Es gab also nicht nur Musik. Aber Musik hatte immer einen großen Stellenwert und hat natürlich sehr viel Zeit gebraucht. Während meine Klassenkameraden aus der Grundschule am Nachmittag auf dem Fußballplatz oder so waren, war für mich klar, dass ich erst mal übe, bevor ich mich zum Spielen verabrede. Das gehörte schon ganz klar dazu.
Wann kam denn der Gesang dazu bzw. wann hast Du entdeckt, dass Du auch dafür Talent hast?
Also mit 14 ging das eigentlich los. So mit ca. 15 hatte ich mit meinen Schwestern zusammen relativ oft im Orchester bei der ARD-Fernsehlotterie "Die Goldene 1" - die gibt es ja heute leider gar nicht mehr - oder bei der "Aktuellen Schaubude" Auftritte. Dort haben wir viele Künstler aus dem Schlagerbereich instrumental begleitet. Da hatte ich schon eine gewisse Faszination von dieser damaligen Schlagermusik und dachte, das möchte ich eigentlich auch machen. Dann fing ich an, kleine Songs zu schreiben, aber noch nicht so richtig ausgeprägt. Das kam dann erst mit 22 oder 23 Jahren, glaube ich. Da begann ich, Songs zu schreiben. Alles um mich herum, was ich in meinem Alltag erlebte, was mir Freunde erzählten, also alle Alltagssituationen und Geschichten, die mich getroffen haben, verpackte ich in Songs. Was für andere sowas wie Tagebuch-Schreiben war, war für mich ab einem gewissen Zeitpunkt das Songschreiben.
Hast Du Dich als Jugendliche einer Band angeschlossen, warst Du pauschal im Orchester aktiv oder gab es auch Auftritte als Solokünstlerin?
Also ich spielte viele Jahre im Orchester. Erst im Schulorchester und dann in Hamburg in einem größeren Jugendorchester. Das ging so bis ich 16 oder 17 Jahre alt war, und dann fing es an, dass ich total Lust hatte, im Pop-Bereich zu starten. Damals war das aber noch gar nicht so verbreitet, wie es heute ist. Überall, wo ich fragte "Wollt ihr nicht ein Cello haben?", belächelten mich alle so nach dem Motto "Cello? Hmmm ... - in einer Pop-Band?" (lacht), Ich war damals befreundet mit einem Hip-Hop-Kollektiv und die fragten mich, ob ich für deren Lied ein Cello einspielen kann. Das war also die erste Erfahrung im Bereich der modernen Musik und das machte total Spaß. Mit Anfang 20 fand ich dann die erste Band, in der ich auch sieben Jahre lang spielte.
Ich wollte gerade fragen: Im Netz gibt es einen Clip, nämlich "Always", eine deutsche Fassung des Elvis Presley-Titels "Always On My Mind". Dort spielt eine Band mit Dir zusammen, ist das Deine Band?
Ja genau, das sind Teile meiner Band.
Vor "The Voice of Germany" gab es also schon etwas, womit Du auf die Bühne gingst und Banderfahrungen sammeln konntest ...
Ja, viele, viele Jahre. Ich habe 2013 meine erste eigene Band gegründet. Vorher spielte ich nur Cello, schrieb aber immer mehr Songs und spürte, dass ich gern eine eigene Band hätte, in der ich singe und meine musikalischen Visionen richtig ausleben kann. Und seitdem bin ich relativ viel auf vielen Bühnen unterwegs.
Wie sah denn Dein Live-Programm bis dahin aus, was hast Du gespielt und ging das auch über die Stadtgrenzen Hamburgs hinaus?
Wir haben natürlich sehr viel in und um Hamburg gespielt, dann ging es aber auch in die Richtungen Hannover, Bremen und Kiel, also im Umkreis von 200 bis 250 Kilometern war das meistens schon. Dabei haben wir meine eigenen Songs gespielt.
Oh ... Ausschließlich?
Ja, eigentlich nur, es gab ganz selten Cover. Von "Always On My Mind" schrieb ich - weil ich den Song selbst so sehr mag - eine deutsche Version und ganz selten spiele ich mal ein Cover. Aktuell bei Live-Streams oder Auftritten vor dem Corona-Lock Down spielte ich natürlich immer "Durch den Sturm", den Song, den ich bei meiner "Blind-Audition" bei The Voice of Germany gesungen habe, u.a. auch weil sich die Leute den immer wünschen und er auch mir über die ganze Zeit sehr ans Herz gewachsen ist.
Offensichtlich scheinen in Hamburg und Umgebung nicht allzu viele Leute umher zu laufen, die eine tolle Stimme hören und das Potential dahinter entdecken können. Gab es vorher nie eine Anfrage oder Interesse einer Plattenfirma?
Von einer Plattenfirma direkt nicht. Es gab schon einige Produzenten, mit denen ich zusammen arbeitete, aber es ist natürlich sehr, sehr schwer, sich in der Musikszene zu etablieren. Gerade als unabhängiger Künstler, der eben keinen Plattenvertrag hat, ist es sehr schwer, sich durchzuboxen. Aber gerade jetzt merke ich, dass es irgendwie doch ganz gut funktioniert. Mein Release von "Vermissung" hat viel besser funktioniert, als ich dachte und erhofft hätte (lacht). Es ist doch möglich, auf eigenen Beinen seinen Weg zu gehen.
Du bist kein Teenie mehr und wenn man Dir zuhört, kann man ahnen, dass Du auch keine 20 mehr bist. Wieso hast Du Dich jetzt, wo andere Mädels in Deinem Alter an Familienplanung denken und sich um "geregelte Bahnen" bemühen bei The Voice of Germany beworben und dort mitgemacht?
Ich kann den Auslöser gar nicht mehr so genau benennen, aber es war schon der Wunsch, einfach ein größeres Publikum zu erreichen. Das hat man mit einer Fernsehsendung natürlich automatisch. Musik hatte einfach immer einen großen Stellenwert und ich glaube, dieser Traum vom "Entdeckt werden" ist heute einfach unrealistisch und deswegen lief ich dem auch nicht hinterher. Ich war zufrieden mit meiner Musik, mit meinen Konzerten, aber irgendwann entwickelt es sich so, dass man denkt "Ich möchte mehr, ich möchte ein noch größeres Publikum erreichen." Das war eigentlich der Grund dafür. Ich machte bei The Voice mit in der Hoffnung, die Blind-Auditions zu schaffen, ausgestrahlt zu werden und mich somit viele Leute sehen, meine Musik und meine Stimme hören. Dass ich dort so weit kommen würde, damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Es war eine tolle Überraschung für mich.
Du wähltest The Voice als Plattform aus, warum nicht DSDS zum Beispiel?
Ich glaube, zwischen den beiden Sendungen gibt es sehr große Unterschiede und denke, dass The Voice einfach mehr den Künstler sieht. Natürlich auch durch das Format, dass es die Blind-Auditions gibt. Es geht nicht darum, wie sieht man aus, wie alt ist man, verkörpert man ein 17-jähriges junges Pop-Sternchen ... Es geht einfach wirklich um die Stimme, um das Gefühl in der Stimme und was man damit transportieren kann. Das empfinde ich als ein sehr schönes Format. Deshalb dachte ich, ich probiere es dort einfach mal aus und sehe, was passieren wird. Und es sind ganz viele tolle Sachen passiert ... (lacht)
Für die erste Runde - die so genannten Blind-Auditions - hattest Du einen Song von Matthias Schweighöfer ausgewählt und vorgetragen. Warum hast Du nicht diesen eben schon erwähnten Elvis-Song genommen oder einen anderen von Dir? Gab es da Vorgaben vom Sender oder hast Du Deiner eigenen Arbeit als Songschreiberin und Texterin doch nicht so 100%ig vertraut?
Ich glaube, ich hätte mir da schon auf jeden Fall vertraut. Aber es ist natürlich eine Sendung, die auf Cover-Songs basiert. Es gibt auch viele Künstlerinnen und Künstler, die dabei sind, aber nicht selbst schreiben. Ich finde es fair, dass dadurch allen die gleichen Chancen gegeben sind. Man sucht sich Cover-Songs aus und niemand hat bessere Chancen, weil die Leute toll finden, dass etwas selbst geschrieben wurde. Die Show basiert auf den Cover-Songs und ich fand den Song von Matthias einfach sehr schön und sehr gefühlvoll, weil mir gefühlvolle Balladen sehr liegen und ich sie sehr mag. Man kann sie gut nachempfinden, nachfühlen und ganz gut transportieren. Deshalb suchte ich mir diesen Song aus und auch weil es die Möglichkeit für ein schönes Cello-Solo war ... (lacht)
Man muss dazu sagen: Du hast mit dieser Nummer den vier Jury-Mitgliedern quasi die Schuhe ausgezogen und dem Publikum gleich mit. Hat sich Matthias Schweighöfer eigentlich auch gemeldet?
Ja, er teilte den Beitrag in seiner Story und wir schrieben uns hinterher noch ein wenig bei Instagram. Das war total nett.
Ein schönes Feedback ...
Ja, total. Es freut einen natürlich, wenn man vom Künstler - unabhängig davon, wie bekannt oder unbekannt er ist - der einen Song selbst geschrieben hat und nun von jemand anderem in einer völlig eigenen Version interpretiert wird, ein solches Feedback bekommt. Das war sehr schön, denn es hätte ja auch sein können, dass ihm nicht gefällt, was ich aus seinem Song gemacht habe ... (lacht)
Dieser Staffel schloss sich im Dezember auch eine Tour an. Nahmst Du an ihr teil?
Ja, da war ich dabei. Alle, die im Finale dabei waren, waren auch automatisch bei dieser Tour dabei und es gab noch einen Wild-Card-Gewinner, der vom Publikum im Internet gevotet werden konnte.
Für Dich war das ja eine erste Tour vor richtig großem und viel Publikum. Wie hat sich das angefühlt?
Das war eine wahnsinnig tolle Chance. Ich sagte ja eben schon, dass ich teilnahm, um einfach ausgestrahlt zu werden und vor einem größeren Publikum zu spielen. Mit jeder Runde, die ich weiterkam, wuchs die halbwegs erreichbare Chance, an dieser Tour teilzunehmen. Dann war irgendwann mein Ziel, es zu schaffen, bei dieser Tour dabei sein zu können. Weil es eine wahnsinnig tolle Erfahrung ist, in einem Nightliner unterwegs zu sein, auf großen Bühnen zu stehen und mit einer wahnsinnig tollen Crew zusammen zu arbeiten. Es war eine total spannende und inspirierende Erfahrung, das muss ich wirklich sagen. Ein tolles Team, eine tolle Band und wir verstanden uns auch untereinander total. Es war einer meiner Lieblingsmonate ... (lacht)
Hast Du dort auf der Bühne dieselben Lieder vorgetragen, wie auch in der Show oder gab es Möglichkeiten, auch Eigenes einzubringen?
Wir haben dort Cover-Songs gespielt, also keine eigenen. Ich hatte "Durch den Sturm" im Programm, sang von LEA den Song "Zu dir", "Flugzeuge im Bauch" sang ich gemeinsam mit Erwin & Mariel und dann gab es noch ganz viele Songs, die wir alle gemeinsam performt haben.
Rückblickend auf das zweite Halbjahr 2019: War die Entscheidung, an so einem Casting-Format teilzunehmen, die richtige? Was nimmst Du aus dieser Zeit für Dich jetzt mit?
Ich kann ganz klar für mich sagen, dass es die absolut richtige Entscheidung war, daran teilzunehmen. Ich habe einfach wahnsinnig viel gelernt, auch für mich selbst. Ich war es natürlich durch meine Konzerte vorher schon gewöhnt, vor Publikum zu spielen, aber es ist natürlich noch mal etwas anderes, vor einem Fernsehpublikum zu spielen, wenn man einfach gar nicht einschätzen kann, wie viele sehen gerade wirklich zu. Es ist ja eine absurde Zuschauerzahl, die man sich in diesem Moment gar nicht vorstellen kann. Selbst festzustellen, dass man Spaß daran hat und es auch aufregungstechnisch schafft, ist toll. Ich war vor den Auftritten wirklich sehr entspannt, was ich gar nicht gedacht hätte. Es war schön, zu sehen, dass man unter sehr stressigen Situationen dennoch gut funktionieren kann. Und für mich war es auch eine tolle und relativ neue Erfahrung - weil ich eben vorher viele viele Jahre nur eigene Songs gespielt habe - Coversongs zu singen, die nicht von mir sind. Ich glaube, daran habe ich auch noch mal ganz viel gelernt.
Wir sprachen das Thema "DSDS" gerade ja schon mal an. Da weiß man, dass es Verträge zwischen der Produktionsfirma und den Teilnehmern gibt, die die künstlerische Freiheit nach der Show etwas in Grenzen halten. Gibt es für Dich, die "nur" vierte, aber immerhin Finalistin wurde, einen Vertrag mit dem Sender, der Dich an ihn bindet und Dir vorschreibt, was Du jetzt machen kannst und was nicht?
Ich bin jetzt komplett frei in allem, was ich machen kann und machen möchte. Also es gibt ja diesen einen Vertrag, den man dann als Gewinner gewinnt und ich kann arbeiten, mit wem ich möchte und kann veröffentlichen, was ich möchte. Das ist total schön, dass ich meinen Weg so gehen kann, wie ich mir das vorstelle und wünsche.
Kann man davon ausgehen, dass Du diesen Schwung dieser Sendung jetzt nutzt für Deine Karriere, die Du selber in den Händen hältst oder wirst Du Dich in die Abhängigkeit von einer Plattenfirma begeben? Was hast Du vor?
Ich glaube, eine Plattenfirma zu finden, hat auf jeden Fall natürlich totale Vorteile. Es kann aber auch Nachteile haben ... Ich bin mir da noch gar nicht so klar, was ich am liebsten machen möchte. Natürlich wäre es toll, wenn jetzt eine Plattenfirma anklopfen und fragen würde, "Willst du nicht zu uns kommen?", und die Konditionen wären gut. Da wäre ich schon auf jeden Fall total happy, weil man einfach größere Chance hat, das eigene Projekt nach vorn zu bringen. Aber wenn ich jetzt keine Plattenfirma finden sollte, dann würde es sich für mich nicht so anfühlen, als hätte ich es nicht geschafft. Ich würde auf jeden Fall immer noch genau so meinen Traum weiter verfolgen und meinen Weg weiter gehen. Ich glaube, eine Plattenfirma macht einfach vieles leichter. Aktuell ist es natürlich so, dass ich für wahnsinnig viele Dinge selbst verantwortlich bin und die ganze Label-Arbeit, das Booking usw. selbst machen muss. Das ist natürlich sehr zeit- und energieaufwendig. Manchmal würde ich diese Energie gerne ins Songwriting setzen und dann ist aber eben ein Bürotag angesagt ... Aber das gehört aktuell einfach dazu und ich lerne dabei ja auch ganz viel dazu. Ich finde es immer schön, wenn alles irgendwie spannend bleibt und man sich immer wieder neu entdecken und neu dazu lernen kann.
Es gibt ja bei Plattenfirmen immer ein bisschen die Gefahr, wenn man sich ihnen zur Verfügung stellt, dass sie einen ummodellieren wollen. Du bist jetzt das Mädchen mit dem Cello, das würde wunderbar in eine Samstagabendshow passen und ruckzuck bist du drin in einer Schublade, aus der du nicht wieder heraus kommst. Wie weit würdest Du Dich denn verbiegen wollen, wenn eine Plattenfirma käme?
Also, das Mädchen mit dem Cello bin ich ja schon mein ganzes Leben ... (lacht) Ich bin offen für musikalische Anregungen, aber ich denke, ich muss es einfach glaubhaft vertreten können und ich muss mich selbst damit wohlfühlen. In dem Moment, wo ich denke "Ja, das passt zu mir, da finde ich mich wieder und damit kann ich mich auf eine Bühne stellen und sagen 'Hallo, hier ist Fidi und das bin ich!'", dann würde ich natürlich auch noch mal andere Richtungen ausprobieren. Aber wenn ich das Gefühl habe, es wäre jetzt ein Musikstil oder eine Musikrichtung, in der ich mich nicht wohlfühle oder wo ich das Gefühl habe, ich müsste etwas vorgeben, dann würde das für mich nicht funktionieren. Ich möchte schon für meine Zuschauer und Zuhörer authentisch bleiben. Und ich möchte für mich selbst authentisch bleiben.
Authentisch und sehr glaubwürdig ist vor allem Deine Single "Vermissung", die in der vergangenen Woche als Video-Single erschien. Wann hast Du das Stück geschrieben und was steckt dahinter? Etwas Autobiographisches oder ist es eine fiktive Geschichte?
Es ist eine wahre Geschichte, aber sie ist nicht autobiographisch. Ich schrieb den Song gerade jetzt während des Lockdowns. Ich habe ganz viele musikalische Grußbotschaften verschickt und von den Menschen, die mich anschrieben, habe ich wahnsinnig viele unterschiedliche Geschichten gehört. Sehr schöne, sehr traurige und sehr berührende. Menschen, die sich ganz doll vermisst haben, die sich über Länder- oder Städtegrenzen hinaus nicht sehen konnten. Es gab da ein Paar, die mir nicht nur sehr sympathisch waren, sondern sie hatten einfach wahnsinnig liebevolle Worte füreinander. Die beiden führen eine Fernbeziehung zwischen Hamburg und Leipzig, wollten gerade zusammenziehen und dann kam Corona. Es musste also alles verschoben werden und die beiden vermissten sich wahnsinnig. Diese Geschichte hat mich zu diesem Song inspiriert.
Dies wird ja aller Wahrscheinlichkeit nach der Vorbote für Dein erstes Album sein. Richtig?
Ja. Ich produziere gerade mit einem Produzentenduo aus Berlin eine EP mit fünf Titeln, die voraussichtlich im Sommer erscheinen wird.
Und ist auch ein Album geplant?
Ja. Daran schreibe ich gerade weiter, aber ich wollte jetzt erst mal diesen produktiven Schwung haben mit den fünf Titeln, die sich für mich gerade komplett gut anfühlen.
Wirst Du denn musikalisch dort ausschließlich in dem ruhigen Fahrwasser unterwegs sein, wie Du es bisher gewesen bist oder wird da auch mal dem Affen Zucker gegeben und es wird laut und dreckig?
(lacht) Dreckig wird es nicht, aber es wird schon laut. Es werden zwei Balladen dabei sein, die sehr ruhig und gefühlvoll sind, aber es werden auch drei Uptempo-Nummern dabei sein. Das heißt, es wird auch tanzbar (lacht). Es bringt auf jeden Fall Spaß und ich freue mich total drauf, wenn ich die Titel allen zeigen kann.
Ist es ein bekanntes Produzententeam, mit dem Du arbeitest?
Also ich glaube, in der Szene kennt man sie auf jeden Fall. Sie haben schon mit Alina oder GLASPERLENSPIEL zusammen gearbeitet, also mit ganz tollen Künstlern und ich bin total dankbar, mit ihnen arbeiten zu können.
Fast alle Teilnehmer dieses Formats und auch anderer Formate haben ja das Problem, dass sie, wenn der Hype weg ist, schnell in Vergessenheit geraten oder haben es sehr schwer, dass ihnen das eben nicht passiert. Es gibt ganz wenige, Andreas Kümmert oder Thomas Godoj zum Beispiel. Das liegt daran, dass die Unterstützung der großen Sender und die TV-Präsenz irgendwann weg sind. Was willst Du tun, damit Dir das nicht passiert?
Ich gehe davon aus, dass auch mir das ein wenig passieren wird. Fans, die man jetzt hat, sind natürlich auch einfach Fans der Sendung. Da versuche ich, nichts zu erhoffen, was nicht eintritt. Ich bin sehr aktiv auf meinem Instagram-Kanal und versuche einfach, mein Publikum mit persönlichen Geschichten und mit neuer Musik an mich zu binden. Wahrscheinlich wird man die Reichweite, die man jetzt gerade oder vor einem halben Jahr hatte, nicht unbedingt beibehalten können, aber ich versuche natürlich, es immer weiter aufzubauen. Ich weiß aber auch, dass das nicht von jetzt auf gleich geht, sondern dass einfach Arbeit dahinter steckt. Darauf freue ich mich aber.
Hat Fidi Steinbeck denn ein zweites Standbein?
Nein. (lacht) Ich habe früher einen handwerklichen Beruf erlernt, ich bin Bootsbauerin. In dem Beruf arbeitete ich aber nicht wirklich und war viele Jahre in der Werbung tätig, hauptsächlich im TV-Werbefilmbereich. Wie in jedem anderen kreativen Bereich sind auch da immer 100 Prozent zu geben und ich merkte irgendwann, dass für mich die Musik so wichtig und auch zeitaufwendig wurde, dass ich mich zwischen dem Beruf als Producerin in der Werbebranche oder eben der Musik entscheiden musste. Ich entschied mich für die Musik. Das ist kein leichter Weg, vor allem jetzt während der Corona-Krise. Es ist für uns Künstler eine sehr schwierige Situation, aber ich versuche, einfach weiter daran zu glauben, dass es sich bald ändert und sehe positiv in die Zukunft.
Dafür drücke ich Dir die Daumen ...
Ich danke Dir!
Das war's schon, ich bedanke mich für die Zeit und Deine Antworten. Hast Du vielleicht abschließend noch etwas auf dem Herzen, was Du den Lesern mitteilen möchtest?
Ich versuche immer, alles nicht nur positiv zu sehen, sondern denke, dass man irgendwie leichter durchs Leben geht, wenn man denkt, dass alles für irgendetwas gut ist. Das glaube ich. Und wenn es einen Tag gibt, der vielleicht nicht ganz so erfolgreich ist, okay. Er musste vielleicht so sein, damit der übernächste Tag wieder toller wird. Ich denke, wenn man - wie ich - an seine Träume glaubt und es sich ganz fest wünscht, dann kann man auch schaffen, dass man es erreicht.
Interview: Christian Reder
Bearbeitung: MB
Fotos: Presse- und Privatmaterial der Künstlerin (u.a. Ole Jacobsen, Zaucke Photography), SAT 1 (André Kowalski)
Bearbeitung: MB
Fotos: Presse- und Privatmaterial der Künstlerin (u.a. Ole Jacobsen, Zaucke Photography), SAT 1 (André Kowalski)