Christian Sorge
Interview vom 18. Dezember 2018 + Videoclip zum
Song "Das hat schon was" am Ende dieser Seite
Der 53-jährige und aus Halle/Saale stammende Christian Sorge ist - wie viele seiner Musikerkollegen auch - u.a. von den ROLLING STONES geprägt. Kein Wunder also, dass er diese "Infektion" als Teil von Bands wie den STARFUCKERN oder NERVOUS BREAKDOWN, zwei Rolling Stones-Tribute Bands, pflegt und auch weiter um sich greifen lässt. Aber "Sorje", wie er auch genannt wird, ist mehr als nur ein Musiker, der die Songs seiner Helden nachspielt. Er ist außerdem Teil der beliebten Band FINAL STAP, begleitet Kollegen als Bühnenpartner bei ihren Programmen und ist als Freiherr von Sorje sogar in eigener Sache und mit eigenen Liedern unterwegs. Deutsche Mugge hatte nun die Gelegenheit, mit "Sorje" über all seine Stationen, Aktivitäten und natürlich auch über sein Soloprogramm zu sprechen. In dem Gespräch zwischen ihm und unserer Kollegin Antje kamen aber auch noch andere Themen auf den Tisch ...
Wie bist du denn zur Musik gekommen?
Das ist eigentlich eine kurze Geschichte. Als ich begann, war es Spaß - wie immer. Als ich damals mit meinem besten Freund zusammen auftrat, bekam jeder 50 Mark. Das war im Jahre 1979 für mich ein enormes Geld. Ich dachte: eigentlich kein schlechter Beruf. Warum sollte ich das nur nebenbei machen? So habe ich es von Anfang an als Beruf gesehen. Musik nur als Hobby zu machen, habe ich nie in Betracht gezogen. Ich weiß auch bis heute nicht, woher dieses Selbstbewusstsein kam, hatte ich doch keine musikalische Ausbildung.
Ich habe gelesen, und auch selbst mitbekommen, dass du vornehmlich die Rolling Stones coverst ...
Ja, das ist irgendwie an mir hängen geblieben. Der Sound von ihnen hat mich irgendwie immer angemacht. Ich fand es toll, dabei waren das damals - Ende der 70er Jahre - schon alte Männer für mich. In den frühen 90ern musste ich eine Durststrecke überwinden. So kam ich zu NERVOUS BREAKDOWN, einer Band aus Halle. Am Anfang waren wir eher eine Party-Brigade. Dann wurden die Gagen immer höher und wir mussten besser werden. So ist es relativ schnell professionell geworden. Am Ende macht man ja auch das, womit man überleben kann. Für mich war immer ein Grundgedanke, damit genug Einkommen zum Überleben oder für neue Projekte zu haben.
Ich hab dich hier in Chemnitz vor ein paar Jahren mal bei einem Solo-Konzert erlebt. Da spieltest du Sachen von Pink Floyd, The Doors und einiges andere. Ist das deine persönliche Lieblingsmusik?
Wenn ich alleine auftrete, spiele ich auch nur Sachen, die mir persönlich gefallen. Das betrachte ich als Glück und Privileg, dass ich das so machen kann. Ich würde nichts spielen, was mir nicht gefällt. Gern bringe ich ein paar unbekanntere Sachen oder eben eigenes Material. Es kommt auch immer auf den Rahmen an, in dem der Auftritt stattfindet.
Einer von den Kollegen, mit denen du relativ viel machst, ist Mike Kilian. Wie kam es da zur Zusammenarbeit?
Ganz einfach: ich fing bei den STARFUCKERN als Aushilfs-Gitarrist an. Es sprach sich herum, dass ich die Rolling Stones mag. Dann hab ich acht Jahre lang auch die Solosachen von Mike unterstützt. Durch andere Projekte kamen irgendwann Terminschwierigkeiten und wir mussten uns entscheiden. Er wollte mal wieder Neues machen, wie das dann eben so ist.
Ich glaube, manchmal braucht man einfach einen neuen Input.
Neue Impulse, na klar. Das ist ganz normal.
Du hast ja schon deine Bands NERVOUS BREAKDOWN und eben die STARFUCKER angesprochen. Wie kam der Entschluss zu sagen: Ich mache jetzt ein Solo-Programm?
Das hat in der Tat mit Chemnitz zu tun. Ein mir bekannter Gastronom rief mich eines Tages an und fragte, "Was hast du am 1. Januar vor?" Das war Eyke Tomek vom Felsendome Rabenstein, wo wir regelmäßig mit FINAL STAP spielen. Jedenfalls habe ich geantwortet, "Nix." Daraufhin sagte er, "Dann pack deine Gitarre ein und spiel vor meinen Stammgästen." Ich dachte, da sind vielleicht so 20 bis 30 Leute. Auf die Frage, was ich spielen soll, hat er geantwortet, "Das ist mir doch egal." Ich hatte jahrelang nicht gesungen und vor allem auch noch nie solo gespielt. Mir fehlte immer irgendwie der Schneid, weil ich mich nie als Sänger sah. Ich bin auch kein Konzertgitarrist. Also war klar, dass ich ein paar Songs singen muss. Im Wechsel mit einem DJ und der Bariton-Legende Peter Percy habe ich also Neujahr draußen vor mehreren hundert Leuten gespielt. Einer der Gäste war Jens Schliwa, ein anderer Chemnitzer Gastronom und Veranstalter, der jetzt in Berlin-Köpenick ansässig ist. Der sagt dann, "Sorje, dat kannste bei mir auch mal machen." Die beiden, Eyke und Jens, sind also die Schuldigen, wenn man das so sagen kann. Bei Jens Schliwa habe ich das erste Mal einen ganzen Abend allein gesungen und gespielt ... Ich hatte auch schon eine Weile mehr oder weniger ins Blaue hinein Songs komponiert. Da kam dann der Punkt, dass ich auch mal ein paar Nummern aufgenommen habe. Manches mit Band, manches alleine rein akustisch. Alle paar Jahre nehme ich eine CD auf und verkaufe sie in meinem bescheidenen Rahmen. Wenn es passt, spiele ich auch durchaus einen Abend überwiegend eigene Songs. Im Zusatz spiele ich noch mit meiner Band BoBerry klassischen Rock'n'Roll, also Sachen von Chuck Berry, Eddie Cochran etc. Zu tun gibt es immer etwas.
Ich habe dich vor drei Jahren erlebt und fand den Abend toll.
Das ist schön. Mittlerweile habe ich mich sogar an das Singen gewöhnt. Das macht mir jetzt sogar Spaß! Früher habe ich eigentlich nur gesungen, wenn der Sänger ausgefallen ist.
Das kann auch bei internationalen Größen im Musikgeschäft sehen, da sind ja auch nicht unbedingt nur die besten Sänger zu finden. Aber das Gesamtpaket stimmt eben dann oft.
Das ist wahr.
Für mich bist du übrigens so ein Gesamtpaket.
Dankeschön. Das muss mal auch mal einstecken können, so ein Kompliment.
Du hast, wie ich finde, eine tolle Ausstrahlung auf der Bühne. Alleine dadurch, wie du dich bewegst.
Das ist eine emotionale Sache bei mir. Dafür kann ich nichts. Ein bisschen Improvisieren finde ich immer gut.
Wie zufrieden bist du damit, wie dein Album ankommt?
Nicht ganz so zufrieden. Aber ich habe auch nicht die Mittel, es groß zu vermarkten.
Auf YouTube bist du ja auch zu finden, das lässt sich sicher für die Vermarktung auch etwas nutzen.
Klar hilft das. Ganz frisch gibt es dort ein Video zu dem Song "Das hat schon was", der auf dem Album "Bis ans Ende der Nahrungskette" erschienen ist. Das Artwork stammt von dem Dresdner Künstler Bill D'Amacha. Von ihm stammt auch das Artwork zu dem Album.
Wie lässt du das Jahr ausklingen?
Naja im Herbst ging es schon fast los, da nahm FINAL STAP immerhin drei Wochen meiner Zeit ein. Dann noch STARFUCKER und ein paar Soloauftritte, die schiebe ich ein, so oft ich kann. Zudem will ich auch mein nächstes Machwerk vorbereiten. Aber da hab ich keinerlei Druck.
Das ist vielleicht auch nicht schlecht, was die Kreativität angeht.
Ja, das ist der einzige Vorteil, wenn man nicht an einer Plattenfirma hängt. Es ist ja auch kein Geheimnis mehr, dass man mit Tonträgern kein Geld mehr verdient. So interessiert es mich auch eher nebenher. Das Livespielen, darum geht es und das muss man so machen, dass sich die Leute an einen erinnern. Hierfür braucht man schon einen langen Atem. Man muss live spielen können und präsent sein.
Das ist schon eine traurige Entwicklung, die die Musikbranche genommen hat.
Ja, das stimmt. Ich mache Musik nun schon lange. In der DDR war das auch ein bisschen anders, aber im Grunde von der Art her nicht unähnlich. Wenn man jemanden kannte, der jemanden kannte ... wenn man Glück hatte, zur rechten Zeit am rechten Ort war und seine Chancen nutzte, dann konnte man was werden. Es war früher nicht alles anders, denn ein Haifischbecken war es schon immer. Jetzt ist es vergleichsweise unübersichtlicher geworden. Durch dieses Überangebot an Künstlern und Interpreten, die immer bedeutungsloser werden. Es ist so wie Andy Warhol einst gesagt hat: Bald wird jeder für 15 Minuten berühmt sein, aber eben nur für 15 Minuten.
Durch meine Arbeit für Deutsche Mugge kriege es gerade in letzter Zeit verstärkt mit. Denn auch viele andere Künstler sagen so wie du, dass sie durch Alben kaum noch etwas verdienen. Auch wenn man sich mal im privaten Kreis unterhält hört man oft, "Es gibt nur noch einen Einheitsbrei an Musik, Schlagersternchen à la Helene Fischer", und so weiter. Ich denke dann, "Ihr seid doch selber daran Schuld, kauft doch die Musik, die euch gefällt."
Das ist auch ein Grund, warum ich in dieser Hinsicht wenig mache. Es geht auch Kollegen so, die weitaus bekannter sind als ich. Ich war auch zu unstet in meinem Tun. Mein Ehrgeiz und mein Fleiß waren sehr unterschiedlich in den verschiedenen Lebensphasen. Immer gerade, wenn sich eine Chance bot, hatte ich nicht die rechte Idee, war gerade ausgebrannt oder nicht zur Stelle. Das ist ja auch immer die Frage, wie die Biographie verlaufen ist. Vor einer Weile habe ich solo in meiner Heimatstadt Halle im Club "Objekt 5", den ich sonst nur mit Bands bespiele, einen Auftritt gehabt. Und er war ausverkauft. Ich begann mit drei neuen, englischsprachigen Songs. Danach haben die Leute geklatscht. Als ich dann sagte, dass es drei neue eigene Songs sind, haben sie gleich nochmal geklatscht. Es schien ihnen also auch gefallen zu haben. Und ich kann dir sagen: ich habe an dem Abend relativ viel eigenes Material gespielt - und nicht eine einzige CD verkauft. Dieses Jahr hab ich zwar mehr gespielt als voriges, aber viel weniger verkauft. Wenn man aber keine CD hat, ist es auch irgendwie komisch. Eines Abends hatte ich blöderweise mein Merch-Material vergessen und natürlich fragten einige Leute, ob sie eine CD kaufen könnten.
Hast du eigentlich Vorbilder?
Es gibt verschiedene Leute, von denen ich was übernommen habe, wie z.B. ein Gitarrenriff oder so. Ich kann natürlich Keith Richards nicht verleugnen oder alte Blueser wie John Lee Hooker, den ich sehr verehre. Wiederum beeindruckt mich das Durchhaltevermögen eines Iggy Popp, der mit über 70 immer noch Punkrocker ist. Der schwarze Blues und der weiße Punkrock, die sind mein Lebenselixier. Zum Schluss sind wir beim guten, alten Rock'n'Roll.
Da läuft irgendwie alles zusammen. Ich hab gerade raus gehört, dass du also auch reichlich Erfahrungen mit Höhen und Tiefen im Leben hast.
Das möchte ich meinen ... Es gab auch eine Zeit, da habe ich gar keine Musik gemacht oder gespielt. Da hatte ich einfach keine Ideen, keine Zielsetzung und keine Motivation. So musste ich mich mit verschiedenen Jobs über Wasser halten. Man hat sich durchs Leben geschlagen und am Ende kam die Musik immer wieder.
Hast du noch Verbindungen zur Musikszene in deiner Heimat Halle?
Ja, na klar. Halle ist ja wie ein Dorf, da kennt doch jeder jeden. Halle hat das gleiche Schicksal wie Chemnitz. Beide stehen im Schatten einer anderen großen Stadt.
Beide sind so ein bisschen die unterschätzten kleinen Geschwister.
Ja, Halle steht im Schatten Leipzigs, und Chemnitz im Dresdner Schatten. Ähnliche Schicksale ...
Halle mausert sich gerade wieder, wie ich finde. Chemnitz war auch auf einem guten Weg, hat aber durch die jüngsten Ereignisse da leider gerade wieder einen Rückschritt erlitten.
Da steht Dresden leider in nichts nach.
Wie kam es denn, dass du von Halle nach Berlin umgesiedelt bist?
Das hat familiäre Gründe.
Sorje, ich danke dir für deine Zeit.
Gerne doch, bis bald!
Das ist eigentlich eine kurze Geschichte. Als ich begann, war es Spaß - wie immer. Als ich damals mit meinem besten Freund zusammen auftrat, bekam jeder 50 Mark. Das war im Jahre 1979 für mich ein enormes Geld. Ich dachte: eigentlich kein schlechter Beruf. Warum sollte ich das nur nebenbei machen? So habe ich es von Anfang an als Beruf gesehen. Musik nur als Hobby zu machen, habe ich nie in Betracht gezogen. Ich weiß auch bis heute nicht, woher dieses Selbstbewusstsein kam, hatte ich doch keine musikalische Ausbildung.
Ich habe gelesen, und auch selbst mitbekommen, dass du vornehmlich die Rolling Stones coverst ...
Ja, das ist irgendwie an mir hängen geblieben. Der Sound von ihnen hat mich irgendwie immer angemacht. Ich fand es toll, dabei waren das damals - Ende der 70er Jahre - schon alte Männer für mich. In den frühen 90ern musste ich eine Durststrecke überwinden. So kam ich zu NERVOUS BREAKDOWN, einer Band aus Halle. Am Anfang waren wir eher eine Party-Brigade. Dann wurden die Gagen immer höher und wir mussten besser werden. So ist es relativ schnell professionell geworden. Am Ende macht man ja auch das, womit man überleben kann. Für mich war immer ein Grundgedanke, damit genug Einkommen zum Überleben oder für neue Projekte zu haben.
Ich hab dich hier in Chemnitz vor ein paar Jahren mal bei einem Solo-Konzert erlebt. Da spieltest du Sachen von Pink Floyd, The Doors und einiges andere. Ist das deine persönliche Lieblingsmusik?
Wenn ich alleine auftrete, spiele ich auch nur Sachen, die mir persönlich gefallen. Das betrachte ich als Glück und Privileg, dass ich das so machen kann. Ich würde nichts spielen, was mir nicht gefällt. Gern bringe ich ein paar unbekanntere Sachen oder eben eigenes Material. Es kommt auch immer auf den Rahmen an, in dem der Auftritt stattfindet.
Einer von den Kollegen, mit denen du relativ viel machst, ist Mike Kilian. Wie kam es da zur Zusammenarbeit?
Ganz einfach: ich fing bei den STARFUCKERN als Aushilfs-Gitarrist an. Es sprach sich herum, dass ich die Rolling Stones mag. Dann hab ich acht Jahre lang auch die Solosachen von Mike unterstützt. Durch andere Projekte kamen irgendwann Terminschwierigkeiten und wir mussten uns entscheiden. Er wollte mal wieder Neues machen, wie das dann eben so ist.
Ich glaube, manchmal braucht man einfach einen neuen Input.
Neue Impulse, na klar. Das ist ganz normal.
Du hast ja schon deine Bands NERVOUS BREAKDOWN und eben die STARFUCKER angesprochen. Wie kam der Entschluss zu sagen: Ich mache jetzt ein Solo-Programm?
Das hat in der Tat mit Chemnitz zu tun. Ein mir bekannter Gastronom rief mich eines Tages an und fragte, "Was hast du am 1. Januar vor?" Das war Eyke Tomek vom Felsendome Rabenstein, wo wir regelmäßig mit FINAL STAP spielen. Jedenfalls habe ich geantwortet, "Nix." Daraufhin sagte er, "Dann pack deine Gitarre ein und spiel vor meinen Stammgästen." Ich dachte, da sind vielleicht so 20 bis 30 Leute. Auf die Frage, was ich spielen soll, hat er geantwortet, "Das ist mir doch egal." Ich hatte jahrelang nicht gesungen und vor allem auch noch nie solo gespielt. Mir fehlte immer irgendwie der Schneid, weil ich mich nie als Sänger sah. Ich bin auch kein Konzertgitarrist. Also war klar, dass ich ein paar Songs singen muss. Im Wechsel mit einem DJ und der Bariton-Legende Peter Percy habe ich also Neujahr draußen vor mehreren hundert Leuten gespielt. Einer der Gäste war Jens Schliwa, ein anderer Chemnitzer Gastronom und Veranstalter, der jetzt in Berlin-Köpenick ansässig ist. Der sagt dann, "Sorje, dat kannste bei mir auch mal machen." Die beiden, Eyke und Jens, sind also die Schuldigen, wenn man das so sagen kann. Bei Jens Schliwa habe ich das erste Mal einen ganzen Abend allein gesungen und gespielt ... Ich hatte auch schon eine Weile mehr oder weniger ins Blaue hinein Songs komponiert. Da kam dann der Punkt, dass ich auch mal ein paar Nummern aufgenommen habe. Manches mit Band, manches alleine rein akustisch. Alle paar Jahre nehme ich eine CD auf und verkaufe sie in meinem bescheidenen Rahmen. Wenn es passt, spiele ich auch durchaus einen Abend überwiegend eigene Songs. Im Zusatz spiele ich noch mit meiner Band BoBerry klassischen Rock'n'Roll, also Sachen von Chuck Berry, Eddie Cochran etc. Zu tun gibt es immer etwas.
Ich habe dich vor drei Jahren erlebt und fand den Abend toll.
Das ist schön. Mittlerweile habe ich mich sogar an das Singen gewöhnt. Das macht mir jetzt sogar Spaß! Früher habe ich eigentlich nur gesungen, wenn der Sänger ausgefallen ist.
Das kann auch bei internationalen Größen im Musikgeschäft sehen, da sind ja auch nicht unbedingt nur die besten Sänger zu finden. Aber das Gesamtpaket stimmt eben dann oft.
Das ist wahr.
Für mich bist du übrigens so ein Gesamtpaket.
Dankeschön. Das muss mal auch mal einstecken können, so ein Kompliment.
Du hast, wie ich finde, eine tolle Ausstrahlung auf der Bühne. Alleine dadurch, wie du dich bewegst.
Das ist eine emotionale Sache bei mir. Dafür kann ich nichts. Ein bisschen Improvisieren finde ich immer gut.
Wie zufrieden bist du damit, wie dein Album ankommt?
Nicht ganz so zufrieden. Aber ich habe auch nicht die Mittel, es groß zu vermarkten.
Auf YouTube bist du ja auch zu finden, das lässt sich sicher für die Vermarktung auch etwas nutzen.
Klar hilft das. Ganz frisch gibt es dort ein Video zu dem Song "Das hat schon was", der auf dem Album "Bis ans Ende der Nahrungskette" erschienen ist. Das Artwork stammt von dem Dresdner Künstler Bill D'Amacha. Von ihm stammt auch das Artwork zu dem Album.
Wie lässt du das Jahr ausklingen?
Naja im Herbst ging es schon fast los, da nahm FINAL STAP immerhin drei Wochen meiner Zeit ein. Dann noch STARFUCKER und ein paar Soloauftritte, die schiebe ich ein, so oft ich kann. Zudem will ich auch mein nächstes Machwerk vorbereiten. Aber da hab ich keinerlei Druck.
Das ist vielleicht auch nicht schlecht, was die Kreativität angeht.
Ja, das ist der einzige Vorteil, wenn man nicht an einer Plattenfirma hängt. Es ist ja auch kein Geheimnis mehr, dass man mit Tonträgern kein Geld mehr verdient. So interessiert es mich auch eher nebenher. Das Livespielen, darum geht es und das muss man so machen, dass sich die Leute an einen erinnern. Hierfür braucht man schon einen langen Atem. Man muss live spielen können und präsent sein.
Das ist schon eine traurige Entwicklung, die die Musikbranche genommen hat.
Ja, das stimmt. Ich mache Musik nun schon lange. In der DDR war das auch ein bisschen anders, aber im Grunde von der Art her nicht unähnlich. Wenn man jemanden kannte, der jemanden kannte ... wenn man Glück hatte, zur rechten Zeit am rechten Ort war und seine Chancen nutzte, dann konnte man was werden. Es war früher nicht alles anders, denn ein Haifischbecken war es schon immer. Jetzt ist es vergleichsweise unübersichtlicher geworden. Durch dieses Überangebot an Künstlern und Interpreten, die immer bedeutungsloser werden. Es ist so wie Andy Warhol einst gesagt hat: Bald wird jeder für 15 Minuten berühmt sein, aber eben nur für 15 Minuten.
Durch meine Arbeit für Deutsche Mugge kriege es gerade in letzter Zeit verstärkt mit. Denn auch viele andere Künstler sagen so wie du, dass sie durch Alben kaum noch etwas verdienen. Auch wenn man sich mal im privaten Kreis unterhält hört man oft, "Es gibt nur noch einen Einheitsbrei an Musik, Schlagersternchen à la Helene Fischer", und so weiter. Ich denke dann, "Ihr seid doch selber daran Schuld, kauft doch die Musik, die euch gefällt."
Das ist auch ein Grund, warum ich in dieser Hinsicht wenig mache. Es geht auch Kollegen so, die weitaus bekannter sind als ich. Ich war auch zu unstet in meinem Tun. Mein Ehrgeiz und mein Fleiß waren sehr unterschiedlich in den verschiedenen Lebensphasen. Immer gerade, wenn sich eine Chance bot, hatte ich nicht die rechte Idee, war gerade ausgebrannt oder nicht zur Stelle. Das ist ja auch immer die Frage, wie die Biographie verlaufen ist. Vor einer Weile habe ich solo in meiner Heimatstadt Halle im Club "Objekt 5", den ich sonst nur mit Bands bespiele, einen Auftritt gehabt. Und er war ausverkauft. Ich begann mit drei neuen, englischsprachigen Songs. Danach haben die Leute geklatscht. Als ich dann sagte, dass es drei neue eigene Songs sind, haben sie gleich nochmal geklatscht. Es schien ihnen also auch gefallen zu haben. Und ich kann dir sagen: ich habe an dem Abend relativ viel eigenes Material gespielt - und nicht eine einzige CD verkauft. Dieses Jahr hab ich zwar mehr gespielt als voriges, aber viel weniger verkauft. Wenn man aber keine CD hat, ist es auch irgendwie komisch. Eines Abends hatte ich blöderweise mein Merch-Material vergessen und natürlich fragten einige Leute, ob sie eine CD kaufen könnten.
Hast du eigentlich Vorbilder?
Es gibt verschiedene Leute, von denen ich was übernommen habe, wie z.B. ein Gitarrenriff oder so. Ich kann natürlich Keith Richards nicht verleugnen oder alte Blueser wie John Lee Hooker, den ich sehr verehre. Wiederum beeindruckt mich das Durchhaltevermögen eines Iggy Popp, der mit über 70 immer noch Punkrocker ist. Der schwarze Blues und der weiße Punkrock, die sind mein Lebenselixier. Zum Schluss sind wir beim guten, alten Rock'n'Roll.
Da läuft irgendwie alles zusammen. Ich hab gerade raus gehört, dass du also auch reichlich Erfahrungen mit Höhen und Tiefen im Leben hast.
Das möchte ich meinen ... Es gab auch eine Zeit, da habe ich gar keine Musik gemacht oder gespielt. Da hatte ich einfach keine Ideen, keine Zielsetzung und keine Motivation. So musste ich mich mit verschiedenen Jobs über Wasser halten. Man hat sich durchs Leben geschlagen und am Ende kam die Musik immer wieder.
Hast du noch Verbindungen zur Musikszene in deiner Heimat Halle?
Ja, na klar. Halle ist ja wie ein Dorf, da kennt doch jeder jeden. Halle hat das gleiche Schicksal wie Chemnitz. Beide stehen im Schatten einer anderen großen Stadt.
Beide sind so ein bisschen die unterschätzten kleinen Geschwister.
Ja, Halle steht im Schatten Leipzigs, und Chemnitz im Dresdner Schatten. Ähnliche Schicksale ...
Halle mausert sich gerade wieder, wie ich finde. Chemnitz war auch auf einem guten Weg, hat aber durch die jüngsten Ereignisse da leider gerade wieder einen Rückschritt erlitten.
Da steht Dresden leider in nichts nach.
Wie kam es denn, dass du von Halle nach Berlin umgesiedelt bist?
Das hat familiäre Gründe.
Sorje, ich danke dir für deine Zeit.
Gerne doch, bis bald!
Interview: Antje Brandt
Bearbeitung: MB, cr
Fotos: Archiv Deutsche Mugge
Bearbeitung: MB, cr
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