Am kommenden Freitag (25.11.2016) präsentiert der junge, begabte Leipziger Musiker SCHRAUBENYETI alias Martin Lischke seine neue, mittlerweile zweite CD "Out Of Rooteeny", deren Titel vorwiegend in Australien entstanden sind. Zudem wird Martin Lischke an diesem Abend seine neue Band vorstellen. Diese rockt den Folk mittels Mandoline, Cister, Gitarre, Klavier, Kontrabass und dreistimmigem Gesang. Grund genug für unseren Kollegen Hans-Peter, den Schraubenyeti, das "Tier am Klavier", zum Gespräch zu bitten und nach biographischen Prägungen, zur Motivation und aktuellen Plänen zu befragen ...
Erkläre bitte Deinen außergewöhnlichen, ironisch gefärbten Künstlernamen.
Der SCHRAUBENYETI - im Prinzip ist das ein Spitzname, der mir von einem Freund gegeben wurde. Ich bin Schlosser und Maschinenbauer und habe bereits früher, bevor ich die Ausbildung hatte, in der Werkstatt an Motorrädern herum gewerkelt. Ein Freund rief mich dabei eines Tages an und fragte: "Wo bleibst Du denn?" Ich meinte, ich müsse noch den Vergaser einstellen und so ... Der Bruder meines Freundes rief im Hintergrund: "Eh, Lischke, Du alter Schraubenyeti!" Dazu kam später mein zweiter Spitzname "Aaron", was alle nur noch verwirrte. Es blieb schließlich beim Schraubenyeti.
Zu Deinem Selbstbild "Das Tier am Klavier" gehört selbiges voluminöses Instrument, auf welchem Du Dich während der Solo-Konzerte selbst begleitest. Das macht natürlich Eindruck, beweist zudem musikalischen Anspruch. Ist es ein besonderes Klavier?
Ja, das ist es tatsächlich. Im Alter von sechs, sieben Jahren haben mir meine Eltern dieses Instrument besorgt, es stand fortan in meinem Jugendzimmer. Dann habe ich entschieden, ich will damit raus auf die Straße oder in den Park und damit musizieren, so wie andere zur Gitarre greifen. "Das Tier am Klavier" ist der Name meines ersten Albums, das letztes Jahr herauskam. Mir wurde eine Zeitlang nachgesagt, sehr "grob" in die Tasten zu "hauen". Ich habe mal bei einem Professor für klassische Musik am Klavier improvisieren dürfen, welcher meinte: "Den müssen wir aber stoppen, diesen 'Hackepeter'". Daher rührt das wohl.
Ein Klavier will aber eben auch transportiert und vor Ort auf die Bühne gerückt sein. Wie bewerkstelligst Du das? Sind jedes Mal Transport-Helfer vorhanden?
Es geht eigentlich. Das Instrument ist relativ leicht für ein Klavier. Ich nutze immer einen Klein-Bus. Ich habe mir Schienen und eine Seilwinde gebaut, mit denen ich es ein- und ausladen kann. Das Ausladen schaffe ich mühelos allein, da hilft mir die Schwerkraft. Beim Einladen hole ich mir Helfer, nach den Konzerten sind immer Leute da, die gerne mit anfassen.
Wie bist Du dazu gekommen, Musik zu machen? Wie beschreibst Du mit eigenen Worten Deinen Musikstil? Du hast wohl früher auch mal Blues gespielt?
Ich hatte schon immer zwei Hobbys: Das eine war die Musik und das andere das Schrauben an alten Motorrädern. Nach dem Abi steht man bekanntlich vor der Entscheidung: Was mache ich denn nun eigentlich? Da erschien der Maschinenbau als das Naheliegende, Überschaubare, Sichere. Da könnte ich mein Geld verdienen und so weiter, dachte ich. Zunächst habe ich mich also fürs Studium entschieden. Das war dual, ging über vier Jahre. Danach saß ich zwei Jahre in einem Großraumbüro und habe Excel-Listen gefüllt. Mehr und mehr fragte ich mich, was ich da eigentlich machte. Mir war schnell klar, nicht bis zum Ende meines Lebens solche Listen bearbeiten zu können und zu wollen. Und nebenher habe ich bereits mehr und mehr Musik gemacht. Schließlich nahm der Arbeitgeber einen Stellabbau vor. Ich war jung, noch ohne Familie, Haus usw. und war somit der erste, der rausgeflogen ist. Ich nahm das allerdings als Chance, zu prüfen, ob das mit der Musik längerfristig was wird, ob ich selbst nach einem Jahr meine Songs noch mögen würde usw. Und - es hat funktioniert! Eine zeitlang hätte ich mich als Liedermacher im klassischen Sinne bezeichnet. Bis ich für mich entschied, nicht mehr allein auf der Bühne stehen zu wollen. Mittlerweile habe ich wieder eine Band, mit der die neue EP eingespielt wurde und mit der es künftig weitergehen soll. Meine Verlegerin benötigte zudem eine Aussage von mir zu meinem aktuellen Musikstil. Meine Entscheidung war: Ich mache Folk-Rock. Was den Blues betrifft: Ich hatte zu Abi-Zeiten eine Band, wir waren Fans von Led Zeppelin und ähnlichem; die Band spielte Blues-Rock als Essenz unterschiedlicher musikalischer Interessenlagen. Auch brachte mir mein früherer Klavierlehrer viele Bluesstücke bei, ich lernte, über Blues-Schemen zu improvisieren. Da liegen meine musikalischen Wurzeln.
Machst Du nebenher Musik oder inzwischen hauptberuflich?
Seit letztem Jahr hauptberuflich. Momentan bin ich mein noch eigener Booker, was freilich merklich Energie kostet. Daher bin ich auf der Suche nach coolen Leuten, die mich unterstützen, Veranstalter zu kontaktieren, um an Auftritte zu kommen, ohne es allerdings komplett aus der Hand geben zu wollen.
War Deine Kindheit musisch geprägt?
Meine Mutter hat meine diesbezüglichen Ambitionen gefördert und mich gedrängt, zum Musikunterricht zu gehen. Auch in der Pubertät, wo bekanntlich andere Interesse dazu kommen. Mein Klavierlehrer meinte ebenso, Du bist talentiert, wir improvisieren jetzt mal im Bluesbereich, um Dich vom Schlager weg- und künstlerisch voran zu bringen. Wobei - um die Frage abschließend zu beantworten - in meiner Familie niemand sonst "in Musik involviert" oder Künstler war bzw. ist. Die haben alle ziemlich handfeste Berufe. Ich bin hiermit ein wenig aus der Art geschlagen. Der Einzige, der irgendwann mal Musik machte, war der Vater meiner Oma, der, wie sie immer meinte, einem Zigeuner ähnlich die Fidel im Zirkus oder auf anderen öffentlichen Plätzen spielte. Zunächst standen alle daheim meiner Musik etwas skeptisch gegenüber, was ja auch logisch war, da ich mich diesbezüglich erst finden musste. Doch mittlerweile wurden die Familienmitglieder zu Fans und unterstützen mich.
Welche Erinnerung hast Du an den Musikunterricht in der Schule? War das eher ermutigend oder abschreckend?
Naja, ich sag mal so: es war für mich immer ein Leichtes, zu singen. Daher habe ich mich auf dem Gymnasium, vor die Wahl zwischen "Kunst" und "Musik" gestellt, für die Musik entschieden. Ich bin in beidem ziemlich gut, ich gestalte zum Beispiel das Artwork meiner Alben selber.
Was macht für Dich, der Du selber ein talentierter Autor bist, einen guten deutschen Text aus? Welchen Anspruch an Texte hast Du? Finden anspruchsvolle Texte in der Gegenwart ihr Publikum?
Auf der neuen EP sind eben nicht nur deutsche, sondern auch zwei englische Texte vertreten. Ich war vor kurzem in Kanada und habe dort ebenfalls englisch getextet ... Ich habe mich aber denn doch entschieden, bei der deutschen Sprache zu bleiben - ich kann mich darin einfach besser, differenzierter ausdrücken. Im Deutschen läuft es leider häufig auf eine Gradwanderung hinaus zwischen flachem Schlagertext und verkopftem Liedermacher-Chanson. Bekanntlich kommen in Schlagern zu viele "starke" Wörter vor wie zum Beispiel "Glück, Liebe, Gefühl" und dergleichen. Diese erschlagen im Deutschen sehr schnell. Künstlerich ernst gemeinte Texte sind dagegen eher "verspielt", versuchen, diese "abgegriffenen" starken Wörter möglichst zu vermeiden. Wenige wirkungsvoll platzierte Ausnahmen erreichen den Zuhörer dann umso mehr. Immerhin, den Leuten gefallen zumeist meine Texte, wie sie mir immer wieder versichern.
Du hast über den Spät-Sommer bzw. Herbstanfang an zwei Songcamps teilgenommen: am "3. Deutsch-Kanadischen Songcamp" auf Schloss Colditz im Muldentalkreis, kurze Zeit darauf in Kanada an der "Nova Scotia Music Week", gemeinsam mit dem tollen Trio PORT CITIES, mit Carleton Stone, Dylan Guthro und Breagh Mackinnon sowie Susann Grossmann und STINA MARI. Ihr habt jeweils in kurzer Zeit zahlreiche neue Songs entstehen lassen und diese auch öffentlich gespielt. Erzähl bitte etwas über diese arbeitsintensive Zeit in den Music-Camps. Wie lässt sich in kurzer Zeit eine solche Kreativität organisieren, abrufen? Ich kenne Bands, welche ihren Fans seit Jahren neue CDs versprechen, dies aber nicht auf die Reihe bekommen und Ihr hattet pro Song maximal drei Stunden zur Verfügung, und zwar für Text und Musik!
Dem liegt eine tradierte Arbeitstechnik, das sogenannte "Co-Writing", zugrunde, was aus den USA über Kanada unterdessen nach Deutschland gelangt ist. Das Trio PORT CITIES, mega-begabte junge Leute, hat uns verdeutlicht, wie man das angeht. Aus diesem Grunde waren sie Anfang September auch hier in Sachsen zu Besuch. Drei Kreative werden in ein Zimmer "gesperrt", ein starker Texter, ein versierter Instrumentalist sowie ein begabter Arrangeur. Dadurch werden Energien freigesetzt und gebündelt. Sofern einer an einem bestimmten Punkt nicht weiterkommt, hilft ihm ein Kollege. Ich vermutete anfangs, dass dabei Konkurrenzgedanken aufkommen würden, aber dem war erstaunlicher- und auch beglückender Weise nicht so. In Kanada unterstützen Musiker einander viel mehr, als man landläufig meint, sie sind hervorragend untereinander vernetzt. Zum Beispiel verschaffen sie sich gegenseitig nach Muggen Übernachtungsmöglichkeiten, da sich Veranstalter dort eher selten darum kümmern. Für die Teilnahme am Songcamp in Colditz mussten wir übrigens die Unterkünfte, Verpflegung und die Dozenten privat bezahlen. Auch den Flug nach Kanada mussten wir finanziell selber "stemmen". Wir haben einen Großteil der nicht unerheblichen Kosten auf deutscher Seite komplett selber getragen. In Kanada wurde uns alles staatlich finanziert. Für junge Musiker, die sich finanziell gerade so über Wasser halten können, ist das schon ein bisschen heftig! Ich finde es bedauerlich, dass in Sachsen die Kulturförderung nach meinem Eindruck eher einseitig der Klassik zugutekommt, weniger Leuten wie uns. Die Pop-Kultur wird bislang (noch) nicht so recht als Wirtschaftszweig anerkannt, obwohl es bekanntlich auch ein immenser Markt ist, in welchen es lohnt, zu investieren. In Colditz entstand übrigens 2015 mein erstes Album, aufgenommen in einem jener Songcamp-Räume. Vierzehn Songs, eingespielt in nur zwei Tagen! Sechs Mikros allein fürs Klavier, dazu ein Gesangsmikro.
Dein ganz aktuelles Projekt betrifft Deine neue EP "Out of Rooteeny", deren Record Release-Party am 25. November 2016 in der Leipziger Location "Horns Erben" stattfinden wird. Wie lange hast Du daran gearbeitet? Welche Songs sind darauf vorhanden?
Ich habe letztes Jahr damit angefangen, ich war für vier Monate in Australien, auch, um den Kopf frei zu haben. Die Songs sind zur Gitarre entstanden, die neue CD klingt daher eher Gitarren-lastig, das Klavier dominiert nicht, wie vielleicht erwartet, den Sound. Übers Jahr habe ich dann jene fünf finalen Songs fürs Album ausgesucht. Das Artwork habe ich, wie schon berichtet, selber gestaltet. Mit dem Handy habe ich die typische rote Erde abgelichtet und das Foto für den Cover-Hintergrund verwendet. Produziert hat meine EP übrigens Paul Zöllner, der Sohn von Dirk, in seinem Dresdener Studio. Eine Erfahrung der Produktion besteht übrigens darin, dass ich mich weniger als Ausnahme-Pianisten verstehe, eher schon als Multiinstrumentalist, der den Sound mehrerer Instrumente optimal zu verbinden sucht.
Du warst mir bislang als Solo-Künstler vertraut, hast jetzt Songs erstmals für eine Band arrangiert. Das ist sicher eine interessante ästhetische Herausforderung - wie bist Du vorgegangen?
Ich hatte bereits, wie berichtet, Folk-Rock als musikalische Vision für mich definiert. Nun wollte ich eine Band, also lief es auf eine Folk-Rock-Band hinaus. Diese funktioniert aktuell wie eine Familie. Wir haben uns Vorbilder und Inspiration gesucht, wie es mehr oder weniger alle Musiker tun, zum Beispiel die bereits erwähnten PORT CITIES, weiterhin die KIDS OF ADELAIDE und MUMFORD & SONS. Da es gehaltvollen Folk-Rock mit deutschen Texten nach meinem Eindruck eher selten gibt, liegt darauf unser Fokus, finden wir vielleicht die passende Nische für uns. Wir sind zu dritt, warten mit ausgefeiltem Satzgesang auf, dazu Klavier, Gitarre (Georg Domke), Kontrabass (Martin Paprota), Mandoline und Cister (Martin Greier).
Welche Bezugsmöglichkeiten gibt es für die EP, wo können Fans diese erstehen bzw. bestellen?
Die Songs gibt es in digitaler Form, als Download in allen möglichen Downloadstores. Auf Anfrage verschicke ich die EP auch per Post. Das soll aber im Rahmen bleiben. Ansonsten wird der Verkauf bei Live-Konzerten stattfinden, vor Ort. Ich finde es schöner, auch passender, als Live-Musiker den persönlichen Kontakt zu den Fans zu suchen und zu finden.
Erkläre bitte Deinen außergewöhnlichen, ironisch gefärbten Künstlernamen.
Der SCHRAUBENYETI - im Prinzip ist das ein Spitzname, der mir von einem Freund gegeben wurde. Ich bin Schlosser und Maschinenbauer und habe bereits früher, bevor ich die Ausbildung hatte, in der Werkstatt an Motorrädern herum gewerkelt. Ein Freund rief mich dabei eines Tages an und fragte: "Wo bleibst Du denn?" Ich meinte, ich müsse noch den Vergaser einstellen und so ... Der Bruder meines Freundes rief im Hintergrund: "Eh, Lischke, Du alter Schraubenyeti!" Dazu kam später mein zweiter Spitzname "Aaron", was alle nur noch verwirrte. Es blieb schließlich beim Schraubenyeti.
Zu Deinem Selbstbild "Das Tier am Klavier" gehört selbiges voluminöses Instrument, auf welchem Du Dich während der Solo-Konzerte selbst begleitest. Das macht natürlich Eindruck, beweist zudem musikalischen Anspruch. Ist es ein besonderes Klavier?
Ja, das ist es tatsächlich. Im Alter von sechs, sieben Jahren haben mir meine Eltern dieses Instrument besorgt, es stand fortan in meinem Jugendzimmer. Dann habe ich entschieden, ich will damit raus auf die Straße oder in den Park und damit musizieren, so wie andere zur Gitarre greifen. "Das Tier am Klavier" ist der Name meines ersten Albums, das letztes Jahr herauskam. Mir wurde eine Zeitlang nachgesagt, sehr "grob" in die Tasten zu "hauen". Ich habe mal bei einem Professor für klassische Musik am Klavier improvisieren dürfen, welcher meinte: "Den müssen wir aber stoppen, diesen 'Hackepeter'". Daher rührt das wohl.
Ein Klavier will aber eben auch transportiert und vor Ort auf die Bühne gerückt sein. Wie bewerkstelligst Du das? Sind jedes Mal Transport-Helfer vorhanden?
Es geht eigentlich. Das Instrument ist relativ leicht für ein Klavier. Ich nutze immer einen Klein-Bus. Ich habe mir Schienen und eine Seilwinde gebaut, mit denen ich es ein- und ausladen kann. Das Ausladen schaffe ich mühelos allein, da hilft mir die Schwerkraft. Beim Einladen hole ich mir Helfer, nach den Konzerten sind immer Leute da, die gerne mit anfassen.
Wie bist Du dazu gekommen, Musik zu machen? Wie beschreibst Du mit eigenen Worten Deinen Musikstil? Du hast wohl früher auch mal Blues gespielt?
Ich hatte schon immer zwei Hobbys: Das eine war die Musik und das andere das Schrauben an alten Motorrädern. Nach dem Abi steht man bekanntlich vor der Entscheidung: Was mache ich denn nun eigentlich? Da erschien der Maschinenbau als das Naheliegende, Überschaubare, Sichere. Da könnte ich mein Geld verdienen und so weiter, dachte ich. Zunächst habe ich mich also fürs Studium entschieden. Das war dual, ging über vier Jahre. Danach saß ich zwei Jahre in einem Großraumbüro und habe Excel-Listen gefüllt. Mehr und mehr fragte ich mich, was ich da eigentlich machte. Mir war schnell klar, nicht bis zum Ende meines Lebens solche Listen bearbeiten zu können und zu wollen. Und nebenher habe ich bereits mehr und mehr Musik gemacht. Schließlich nahm der Arbeitgeber einen Stellabbau vor. Ich war jung, noch ohne Familie, Haus usw. und war somit der erste, der rausgeflogen ist. Ich nahm das allerdings als Chance, zu prüfen, ob das mit der Musik längerfristig was wird, ob ich selbst nach einem Jahr meine Songs noch mögen würde usw. Und - es hat funktioniert! Eine zeitlang hätte ich mich als Liedermacher im klassischen Sinne bezeichnet. Bis ich für mich entschied, nicht mehr allein auf der Bühne stehen zu wollen. Mittlerweile habe ich wieder eine Band, mit der die neue EP eingespielt wurde und mit der es künftig weitergehen soll. Meine Verlegerin benötigte zudem eine Aussage von mir zu meinem aktuellen Musikstil. Meine Entscheidung war: Ich mache Folk-Rock. Was den Blues betrifft: Ich hatte zu Abi-Zeiten eine Band, wir waren Fans von Led Zeppelin und ähnlichem; die Band spielte Blues-Rock als Essenz unterschiedlicher musikalischer Interessenlagen. Auch brachte mir mein früherer Klavierlehrer viele Bluesstücke bei, ich lernte, über Blues-Schemen zu improvisieren. Da liegen meine musikalischen Wurzeln.
Machst Du nebenher Musik oder inzwischen hauptberuflich?
Seit letztem Jahr hauptberuflich. Momentan bin ich mein noch eigener Booker, was freilich merklich Energie kostet. Daher bin ich auf der Suche nach coolen Leuten, die mich unterstützen, Veranstalter zu kontaktieren, um an Auftritte zu kommen, ohne es allerdings komplett aus der Hand geben zu wollen.
War Deine Kindheit musisch geprägt?
Meine Mutter hat meine diesbezüglichen Ambitionen gefördert und mich gedrängt, zum Musikunterricht zu gehen. Auch in der Pubertät, wo bekanntlich andere Interesse dazu kommen. Mein Klavierlehrer meinte ebenso, Du bist talentiert, wir improvisieren jetzt mal im Bluesbereich, um Dich vom Schlager weg- und künstlerisch voran zu bringen. Wobei - um die Frage abschließend zu beantworten - in meiner Familie niemand sonst "in Musik involviert" oder Künstler war bzw. ist. Die haben alle ziemlich handfeste Berufe. Ich bin hiermit ein wenig aus der Art geschlagen. Der Einzige, der irgendwann mal Musik machte, war der Vater meiner Oma, der, wie sie immer meinte, einem Zigeuner ähnlich die Fidel im Zirkus oder auf anderen öffentlichen Plätzen spielte. Zunächst standen alle daheim meiner Musik etwas skeptisch gegenüber, was ja auch logisch war, da ich mich diesbezüglich erst finden musste. Doch mittlerweile wurden die Familienmitglieder zu Fans und unterstützen mich.
Welche Erinnerung hast Du an den Musikunterricht in der Schule? War das eher ermutigend oder abschreckend?
Naja, ich sag mal so: es war für mich immer ein Leichtes, zu singen. Daher habe ich mich auf dem Gymnasium, vor die Wahl zwischen "Kunst" und "Musik" gestellt, für die Musik entschieden. Ich bin in beidem ziemlich gut, ich gestalte zum Beispiel das Artwork meiner Alben selber.
Was macht für Dich, der Du selber ein talentierter Autor bist, einen guten deutschen Text aus? Welchen Anspruch an Texte hast Du? Finden anspruchsvolle Texte in der Gegenwart ihr Publikum?
Auf der neuen EP sind eben nicht nur deutsche, sondern auch zwei englische Texte vertreten. Ich war vor kurzem in Kanada und habe dort ebenfalls englisch getextet ... Ich habe mich aber denn doch entschieden, bei der deutschen Sprache zu bleiben - ich kann mich darin einfach besser, differenzierter ausdrücken. Im Deutschen läuft es leider häufig auf eine Gradwanderung hinaus zwischen flachem Schlagertext und verkopftem Liedermacher-Chanson. Bekanntlich kommen in Schlagern zu viele "starke" Wörter vor wie zum Beispiel "Glück, Liebe, Gefühl" und dergleichen. Diese erschlagen im Deutschen sehr schnell. Künstlerich ernst gemeinte Texte sind dagegen eher "verspielt", versuchen, diese "abgegriffenen" starken Wörter möglichst zu vermeiden. Wenige wirkungsvoll platzierte Ausnahmen erreichen den Zuhörer dann umso mehr. Immerhin, den Leuten gefallen zumeist meine Texte, wie sie mir immer wieder versichern.
Du hast über den Spät-Sommer bzw. Herbstanfang an zwei Songcamps teilgenommen: am "3. Deutsch-Kanadischen Songcamp" auf Schloss Colditz im Muldentalkreis, kurze Zeit darauf in Kanada an der "Nova Scotia Music Week", gemeinsam mit dem tollen Trio PORT CITIES, mit Carleton Stone, Dylan Guthro und Breagh Mackinnon sowie Susann Grossmann und STINA MARI. Ihr habt jeweils in kurzer Zeit zahlreiche neue Songs entstehen lassen und diese auch öffentlich gespielt. Erzähl bitte etwas über diese arbeitsintensive Zeit in den Music-Camps. Wie lässt sich in kurzer Zeit eine solche Kreativität organisieren, abrufen? Ich kenne Bands, welche ihren Fans seit Jahren neue CDs versprechen, dies aber nicht auf die Reihe bekommen und Ihr hattet pro Song maximal drei Stunden zur Verfügung, und zwar für Text und Musik!
Dem liegt eine tradierte Arbeitstechnik, das sogenannte "Co-Writing", zugrunde, was aus den USA über Kanada unterdessen nach Deutschland gelangt ist. Das Trio PORT CITIES, mega-begabte junge Leute, hat uns verdeutlicht, wie man das angeht. Aus diesem Grunde waren sie Anfang September auch hier in Sachsen zu Besuch. Drei Kreative werden in ein Zimmer "gesperrt", ein starker Texter, ein versierter Instrumentalist sowie ein begabter Arrangeur. Dadurch werden Energien freigesetzt und gebündelt. Sofern einer an einem bestimmten Punkt nicht weiterkommt, hilft ihm ein Kollege. Ich vermutete anfangs, dass dabei Konkurrenzgedanken aufkommen würden, aber dem war erstaunlicher- und auch beglückender Weise nicht so. In Kanada unterstützen Musiker einander viel mehr, als man landläufig meint, sie sind hervorragend untereinander vernetzt. Zum Beispiel verschaffen sie sich gegenseitig nach Muggen Übernachtungsmöglichkeiten, da sich Veranstalter dort eher selten darum kümmern. Für die Teilnahme am Songcamp in Colditz mussten wir übrigens die Unterkünfte, Verpflegung und die Dozenten privat bezahlen. Auch den Flug nach Kanada mussten wir finanziell selber "stemmen". Wir haben einen Großteil der nicht unerheblichen Kosten auf deutscher Seite komplett selber getragen. In Kanada wurde uns alles staatlich finanziert. Für junge Musiker, die sich finanziell gerade so über Wasser halten können, ist das schon ein bisschen heftig! Ich finde es bedauerlich, dass in Sachsen die Kulturförderung nach meinem Eindruck eher einseitig der Klassik zugutekommt, weniger Leuten wie uns. Die Pop-Kultur wird bislang (noch) nicht so recht als Wirtschaftszweig anerkannt, obwohl es bekanntlich auch ein immenser Markt ist, in welchen es lohnt, zu investieren. In Colditz entstand übrigens 2015 mein erstes Album, aufgenommen in einem jener Songcamp-Räume. Vierzehn Songs, eingespielt in nur zwei Tagen! Sechs Mikros allein fürs Klavier, dazu ein Gesangsmikro.
Dein ganz aktuelles Projekt betrifft Deine neue EP "Out of Rooteeny", deren Record Release-Party am 25. November 2016 in der Leipziger Location "Horns Erben" stattfinden wird. Wie lange hast Du daran gearbeitet? Welche Songs sind darauf vorhanden?
Ich habe letztes Jahr damit angefangen, ich war für vier Monate in Australien, auch, um den Kopf frei zu haben. Die Songs sind zur Gitarre entstanden, die neue CD klingt daher eher Gitarren-lastig, das Klavier dominiert nicht, wie vielleicht erwartet, den Sound. Übers Jahr habe ich dann jene fünf finalen Songs fürs Album ausgesucht. Das Artwork habe ich, wie schon berichtet, selber gestaltet. Mit dem Handy habe ich die typische rote Erde abgelichtet und das Foto für den Cover-Hintergrund verwendet. Produziert hat meine EP übrigens Paul Zöllner, der Sohn von Dirk, in seinem Dresdener Studio. Eine Erfahrung der Produktion besteht übrigens darin, dass ich mich weniger als Ausnahme-Pianisten verstehe, eher schon als Multiinstrumentalist, der den Sound mehrerer Instrumente optimal zu verbinden sucht.
Du warst mir bislang als Solo-Künstler vertraut, hast jetzt Songs erstmals für eine Band arrangiert. Das ist sicher eine interessante ästhetische Herausforderung - wie bist Du vorgegangen?
Ich hatte bereits, wie berichtet, Folk-Rock als musikalische Vision für mich definiert. Nun wollte ich eine Band, also lief es auf eine Folk-Rock-Band hinaus. Diese funktioniert aktuell wie eine Familie. Wir haben uns Vorbilder und Inspiration gesucht, wie es mehr oder weniger alle Musiker tun, zum Beispiel die bereits erwähnten PORT CITIES, weiterhin die KIDS OF ADELAIDE und MUMFORD & SONS. Da es gehaltvollen Folk-Rock mit deutschen Texten nach meinem Eindruck eher selten gibt, liegt darauf unser Fokus, finden wir vielleicht die passende Nische für uns. Wir sind zu dritt, warten mit ausgefeiltem Satzgesang auf, dazu Klavier, Gitarre (Georg Domke), Kontrabass (Martin Paprota), Mandoline und Cister (Martin Greier).
Welche Bezugsmöglichkeiten gibt es für die EP, wo können Fans diese erstehen bzw. bestellen?
Die Songs gibt es in digitaler Form, als Download in allen möglichen Downloadstores. Auf Anfrage verschicke ich die EP auch per Post. Das soll aber im Rahmen bleiben. Ansonsten wird der Verkauf bei Live-Konzerten stattfinden, vor Ort. Ich finde es schöner, auch passender, als Live-Musiker den persönlichen Kontakt zu den Fans zu suchen und zu finden.
Interview: Hans-Peter Lauschke
Bearbeitung: cr
Fotos: Martin Lischke, Hans-Peter Lauschke
Bearbeitung: cr
Fotos: Martin Lischke, Hans-Peter Lauschke
Videoclip: