Interview vom 19. August 2016
Wir wünschen Mike Kilian schon seit langer Zeit Glück. Sehr viel sogar, denn er macht ja auch sehr viel. Neben seiner Tätigkeit als Sänger der Gruppe ROCKHAUS hat er noch diverse andere Band-Projekte, in denen er aktiv ist. Und dazwischen passt auch noch seine Solokarriere, die ab September ein fünftes Studioalbum zu Tage fördern wird. "Wünsch mir Glück", so der fordernde Titel des Albums, und eigentlich ist dieses Album schon längst zu Tage gefördert worden. Bei dem Record-Release-Konzert von Mike Kilian & Band im Hallenser "Neuen Theater" am 19. August d.J. hat er es der Öffentlichkeit erstmals präsentiert. Die dort erschienenen Konzertgäste konnten die neuen Lieder nicht nur live hören, sondern hatten zudem auch die Möglichkeit, die CD dort schon käuflich zu erwerben. Alle anderen müssen noch bis zum 2. September warten, denn ab diesem Tag kann man die Scheibe erst über den Shop auf Mikes Webseite kaufen.
Am Rande des eben erwähnten Record-Release-Konzerts hatten wir die Gelegenheit, mit Mike über seine neue CD zu plaudern. Auch wenn vor einem Konzert nicht allzu viel Zeit für ein ausführliches Gespräch bleibt, war das Album nicht das einzige Thema in dem Gespräch, das unsere Kollegin Antje mit dem Sänger führen konnte ...
Bitte gerne.
Heute feiern wir die Release-Party zu Deinem neuen Album, welches "Wünsch mir Glück" heißt. Was ist das für ein Gefühl, wenn ein neues Baby auf den Markt kommt?
Eigentlich immer gleich. Es ist immer schön und man ist immer aufgeregt. Diesmal irgendwie ganz besonders. Es ist ja mein fünftes Soloalbum. Die Soloalben sind immer ein bisschen gewachsen, die Alben haben sich immer verändert. Beim letzten Album "N8wache" bin ich ja mehr zu einer rein akustischen Variante übergegangen, weil das vom Publikum so gewünscht wurde und mir selber auch gefallen hat. Viele haben gesagt, "... dass was ich heute Abend gehört habe, hätte ich gerne als Platte." Wahrscheinlich habe ich in meinem Leben immer ein bisschen zu viel gemacht, das habe ich jetzt etwas rausgenommen. So habe ich auch mein neues Album gemacht. Mit leichten Veränderungen, sodass ich denke, dass es deutlich positiver ist als die N8wache.
Nach dem ersten Hören muss ich sagen, dass ich das Album als etwas melancholisch empfinde. Siehst du das auch so, oder völlig anders?
Nein, eigentlich nicht. Es sind zwar auch langsame Sachen dabei, aber es ist auch etwas humorvoller geworden, finde ich. Es kommen insgesamt mehr positive Aussagen rüber. Mein Freund Tobias Künzel hat mir geschrieben, dass er mir fünf Sterne für das Album gibt. Das muss natürlich der Rest der Welt für sich selbst entscheiden. Ich fühle mich aber sehr geschmeichelt weil er sagt, dass er auch alle Texte versteht. Wahrscheinlich war es für ihn bis jetzt immer ein bisschen verschachtelt. Aber er meint, es ist ein entspannter, in seiner Zeit angekommener Mike, den er da hört.
Gibt es für Dich einen roten Faden durch das Album?
Ein roter Faden sind für mich die positiven Sachen wie der Song "Danke" und auch "Freundschaft". Es geht in dem Stück darum, einfach auch mal mit dem zufrieden zu sein, was man hat. Oder auch der Song "Wir sind einsam" in dem es darum geht, endlich mal wieder das Handy aus der Hand zu legen und einfach reale Kontakte zu suchen. Die Leute sollten mal wieder versuchen zu entdecken, dass es eine Welt außerhalb von Facebook, Handy und Co. gibt. Darin sehe ich vielleicht ein bisschen den roten Faden. Aber ich bin natürlich auch nach rechts und links ausgewichen ... Songs, die vielleicht ein bisschen trauriger sind. Grundsätzlich hat die Platte für mich aber einen positiven roten Faden.
Wie lange hast du an dem Album gearbeitet?
Wie immer fast ein Jahr. Wenn die ersten Ideen entstehen, hat man erst mal Schnipsel auf dem Band, zum Schluss formen sich dann die Songs. Ganz am Ende steht dann der textliche und kreative Teil.
Haben noch andere Musiker daran mitgewirkt?
Uwe Fischer kam mit einer Idee. Ich habe ihn gefragt, "Mensch ... wir spielen doch immer zusammen, hast Du da nicht vielleicht eine Idee?" Er hatte dann mehrere. Eine davon fand ich sehr schön und die habe ich dann auch genommen. Sehr stolz gemacht hat mich, dass Rainer Oleak die Platte wieder für mich gemischt hat. Er hat dann, ohne dass ich fragte, zu vielen Songs ein tolles Piano eingespielt. Aber sonst habe ich alles selbst gemacht, auch die Gitarren eingespielt.
Auch die Texte?
Die Texte habe ich komplett selber verzapft, bis auf den einen von Uwe eben. Das einzige Fremdinstrument ist Rainer Oleak.
Ist eine Tour zu dem Album geplant?
Die beginnt heute, das ist praktisch die Premiere. Dadurch dass ich noch viele andere Projekte habe, muss das alles koordiniert werden. Drei oder vier Konzerte vielleicht dieses Jahr, nächsten Jahr dann hoffentlich 10 oder 15 Konzerte, das reift gerade noch.
Bei Facebook sieht man z.B. ja, dass Du sehr viel joggen gehst. Holst Du Dir dort die Ideen für Deine Songs?
Durch das Joggen kriege ich einen freien Kopf, auf jeden Fall. Wenn ich z.B. merke, dass ich einen Knoten im Kopf habe, klärt der sich häufig durch das Joggen. Ob mir da jetzt Textideen kommen, weiß ich nicht. Es kann passieren, dass mir eine Textidee kommt, die ich zu Hause dann vervollständige. Ansonsten kommen die Ideen einfach durch alltägliche Sachen: Filme die ich sehe, Leute die ich in einem Kaffee beobachte oder was mir von anderen so erzählt wird. Ich beobachte viel.
Neben Deinem Schaffen als Solokünstler bist Du unter anderem bei ROCKHAUS, den STARFUCKERn und FINAL STAP aktiv. Wie kriegst Du das zeitlich unter einen Hut? Setzt du Prioritäten in die einzelnen Projekte?
Die Zeit ist tatsächlich das größte Problem. Es gibt immer Sachen, die zum gleichen Zeitpunkt stattfinden. Jetzt zu Deiner anderen Frage: in die STARFUCKER setzte ich 100%ige Priorität, genauso wie in FINAL STAP. Dann müssen meine Solosachen noch zeitlich rein passen, und alle zwei Jahre auch ROCKHAUS. Da es mein einziger Job ist, Musik zu machen, bleiben 365 Tage im Jahr. Da muss man probieren, alles unter einen Hut zu bekommen. Ich probiere es auf jeden Fall. Zudem gefällt mir die Abwechslung.
Unlängst warst du ja in Chemnitz zu Gast. Dort hast du im Rahmen der Stadioneröffnung die Hymne des Vereins gesungen, die Du vor vielen Jahren geschrieben hast. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?
Es war ja vor über 10 Jahren. Da kam jemand auf mich zu, der damals und auch heute im Vorstand des Vereins sitzt. Er hat mir erzählt, dass sein Verein eine Hymne braucht und ob ich nicht Lust hätte, das zu machen. Mich hat die Herausforderung gereizt. Der Text ist zwar von mir, doch auch gemischt mit der Fansprache. Es gab noch ein paar andere Mitstreiter, die Sachen gemacht haben. Ich hab dann gewonnen und war sehr stolz darauf. Ich freue mich auch, dass es jetzt noch immer - nach über 10 Jahren - ihre Hymne ist. An dem Abend der Stadion-Neueröffnung war es so, dass der Chemnitzer FC gegen Borussia Mönchengladbach gespielt hat. So war es auch, als ich die Hymne das erste Mal live im Stadion gesungen habe. Als ich dann gefragt wurde, ob ich kommen würde, dachte ich, so schließt sich der Kreis. Das sie das Lied beim CFC für sich angenommen haben und nicht denken, dass hat ein Berliner geschrieben, macht mich immer noch stolz.
Bei FINAL STAP gefallen mir besonders die Mottos gut, unter denen ihr die Tourneen stellt. Wie kommen die zustande?
Da muss ich sagen, dass das nicht nur ich bin. Da ist wirklich Gemeinschaftsarbeit gefragt. Da gehört Tobi genauso dazu wie der Rest von FINAL STAP. Der Name zur letzten Tour "Welttour? Nee!" entstand am Frühstückstisch. Wenn man zusammensitzt und flachst, oder auch einen trinkt, entstehen eben solche Ideen und werden dann später besprochen.
Du bist sehr viel unterwegs. Wo holst Du Dir den Ausgleich dazu? Brauchst Du den überhaupt?
Nein eigentlich nicht. Dadurch, dass mein Hobby mein Beruf geworden ist, habe ich beides in einem. Da hab ich Glück. Ansonsten hab ich ein tolles familiäres Umfeld, eine schöne Frau mit der ich Urlaub mache - damit gleiche ich dann alles aus. Nicht zu vergessen gute Freunde. Wenn ich denke, dass ich was für meine Gesundheit tun will, gehe ich joggen. In dem Dreieckt bin ich sehr glücklich.
Welche sind deine musikalischen Vorbilder?
Das ist schwer zu sagen. Queen, früher mochte ich die Rubetts. Eigentlich geht es querbeet. Frank Sinatra ist auch ein großes Vorbild von mir, doch ich kopiere ihn nicht. Trotzdem habe ich ihn im Kopf. Die Meilensteine waren sicher Queen, die Stones und The Who. Im Laufe der Zeit kamen noch andere dazu, zum Beispiel Bryan Adams. Ich beobachte einfach viel. Luciano Paverotti mag ich auch sehr. Es lässt sich also schlecht in einen Satz packen.
Mike, vielen Dank für das kurzweilige Interview, und viel Erfolg für das Album!
Vielen Dank!
Bearbeitung: mb, cr
Fotos: Pressematerial, Archiv Deutsche Mugge