000 20141113 1098619640

 

Laith Al-Deen, Jahrgang 1972 und geboren in Karlsruhe, hat gerade sein achtes Studioalbum veröffentlicht. "Was wenn alles gut geht" heißt das 12 Songs umfassende Werk, das prompt auf Platz 2 der Media Control Album-Charts gelandet ist (Rezension siehe HIER). Seit nunmehr 14 Jahren ist der Sänger und Produzent unter seinem Namen in der deutschen Musikszene unterwegs und hat sich längst in selbiger etabliert. Gemeinsame musikalische Projekte mit Annett Louisan, LUXUSLÄRM,001 20141113 1288741406 Peter Maffay und Xavier Naidoo stehen ebenso in seiner Vita, wie je eine Teilnahme am Bundesvision Song Contest (2008, Platz 9) und am Vorentscheid zum Eurovision Song Contest (2004). Wer sich ein bisschen mit der deutschen Musikszene beschäftigt, kennt ihn. Die Liste seiner erfolgreichen Songs ist lang und Laith Al-Deen ist längst nicht mehr ausschließlich an seiner Debüt-Single "Bilder von Dir" festzumachen. Zwischen der Veröffentlichung und dem Record Release Konzert seines Albums Ende Oktober und dem Start seiner Tournee im Januar 2015 hatten wir Gelegenheit, mit dem Künstler zu sprechen. Natürlich ging es um das neue Album und eben erwähnte Tour, aber Laith gewährte uns auch tiefere Einblicke in seine Karriere und seine Anfänge ...


 
 
Zunächst einmal meine herzlichsten Glückwünsche für dieses wirklich sehr gelungene Album mit dem Titel "Was wenn alles gut geht".
Vielen Dank, das höre ich sehr gerne.

Dann hätte ich auch gerne die Antwort darauf: Was ist denn, wenn alles gut geht?
(lacht) Da habe ich, ehrlich gesagt, keinen blassen Schimmer. Entscheidend ist aber tatsächlich nicht das Endergebnis, sondern dass man sich überhaupt zu einer Aktion entscheidet. Und zwar ohne dabei die Konsequenzen abzuwägen, ob es ein gutes oder schlechtes Ende hat. Das ist nicht gerade einer meiner Lieblingseigenschaften, aber ich arbeite daran, dass sich das ändert.

Man wird beim Hören der CD den Eindruck nicht los, als hätte da jemand Ballast von sich geworfen und lässt nun aller Energie freien Lauf. Empfinde ich das nur so, oder ist das tatsächlich eine Art Befreiung?
Ja, das ist wirklich so. Letztendlich waren die letzten drei Jahre ein wieder in die Balance kommen, ein Auftauchen aus einer kleinen Lebenskrise. So etwas habe ich noch niemals zuvor mit einem Album verarbeitet. Aber es führte diesmal einfach kein Weg dran vorbei, diese Dinge mit in das Album zu packen, mein ganzes Umfeld mit auf die Reise zu nehmen. Das kann man durchaus heraushören, und das sollte auch genauso sein.

Die Scheibe klingt insgesamt ziemlich rockig, so rockig hat Laith Al-Deen noch nie geklungen. Wie kommt es zu dieser Weiterentwicklung, zu diesem Mut zur Metamorphose?
Es ist schon richtig, es sind Songs auf der Platte, die endlich mal die Live-Energie der Band widerspiegeln. Das war sowohl mein anfängliches Konzept als auch das Konzept des Produzenten Peter Keller. Auf der anderen Seite denke ich, dass es auch Songs gibt, die sich an frühere Zeiten anlehnen, nur eben im Bandkontext. Ich glaube, allein die Tatsache, dass wir uns keine Grenzen auferlegen wollten beim Versuch, diesen Bandsound und die damit verbundene Energie einzufangen, bedingen diesen doch etwas lebendigeren Sound.

Ich liege also gar nicht so falsch damit, wenn ich Dich jetzt zur Gruppe der Deutsch-Rocker zähle?
Wahrscheinlich nicht. Zumindest für einige Songs des Albums würde das passen. Ein paar Reminiszenzen an frühere Zeiten gibt es auch noch, also es sind ein paar elektronisch aufgefasste Nummern dabei. Live geht es bei uns sowieso schon ordentlich zur Sache, aber man kann sich vorstellen, dass auf dieser Tour erst recht die Post abgeht. Ich hoffe natürlich, dass das auch alle abkönnen, die zu unseren Konzerten kommen.

Wie lange hast Du für die Aufnahme des Albums gebraucht, und wie ist es im Vorfeld entstanden?
Insgesamt dauerte es etwa ein Jahr, was die reine Vorbereitungs- und Aufnahmezeit betrifft. Aber ich habe bereits zwei Jahre zuvor versucht, mich in meinem Keller der Musik wieder zu nähern, nachdem ich sie vorher weit von mir gestoßen hatte. Im dritten Jahr traf ich dann in Hamburg auf Peter Keller, und mit ihm ging Anfang 2013 die erste Vorbereitung auf das Album los. Das Ganze gipfelte in einer dreiwöchigen Bandsession in Osnabrück, während der wir alles auf den Punkt gebracht haben. Danach dauerte es dann nur noch wenige Wochen.

Habt Ihr die Scheibe live eingespielt, oder jeder Musiker seinen Part einzeln?
Das ist alles live eingespielt worden. Genau das war auch unser Ziel. Natürlich wurden zwischendurch auch mal ein paar Sachen einzeln aufgenommen. Aber uns war wichtig, dass wir solange Bandtakes spielen, bis der richtige dabei ist, bis wir die richtige Energie raushören.

Du hast den Namen des Produzenten Peter Keller schon genannt, der aus dem Dunstkreis von PETER MAFFAY stammt. Keller stand auch schon an den Reglern für A-HA und JULI. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Ich hatte schon beim letzten Album Kontakt mit dem Umfeld von Peter Keller und lernte ihn dann auch persönlich kennen. Danach traf ich ihn wieder bei "Tabaluga", weil MAFFAY mich einlud, bei ein paar Shows mitzuspielen. Das setzte sich fort, wir hatten immer mehr Kontakt, und jetzt ist Peter Keller mir so lange auf die Nerven gefallen, bis ich sagte: "Ja, wir machen das" (lacht)

Also hat am Ende er Dich zu der Zusammenarbeit am Album überredet?
Ja, er hat mich ein bisschen überredet, zumindest mal nach Hamburg zu kommen und dort ein paar Sachen auszuprobieren. Letztlich haben wir uns dann aber musikalisch gefunden. Das muss auch so sein, denn mit jemandem, der mich einfach nur zu irgendwas überredet, könnte ich nicht arbeiten. Das muss schon passen.

Es gibt auf dem Album zwölf neue Songs, die alle von einem Autor stammen. Hast Du einen persönlichen Favoriten unter den Liedern?
Ein klares Jein! Das Album ist noch so wahnsinnig frisch, ich bin noch ziemlich nahe dran. Wobei im Moment tatsächlich der Song "Steine" eine meiner Favoriten ist, weil er thematisch die letzte Drei-Jahres-Phase am besten auf den Punkt bringt. Und auch musikalisch bietet "Steine" einen gelungen Mix des Albums innerhalb eines Songs.

Im Januar geht es auf große Tour. Insgesamt gibt es 17 Konzerte quer durch die Republik. Kannst Du unseren Lesern schon einen kleinen Überblick geben, was sie erwartet, wenn sie auf Deine Konzerte gehen?
Ich kann es zumindest versuchen. Wir stehen gerade vor den Proben mit der Band. Sicher werden wir einige Überraschungen parat haben. Andererseits muss ich natürlich so kurz nach einer Albumveröffentlichung dieses Album noch bewerben, was bedeutet, dass wir logischerweise viele Songs vom neuen Album spielen werden. Darauf freue ich mich auch schon sehr. Gleichzeitig gibt es ein paar Klassiker, die einfach gespielt werden müssen. Die alten Hits kommen also auf jeden Fall. Und dann werden wir auch ein paar alte Perlen bringen, nach denen hin und wieder mal im Internet gefragt wird, so nach dem Motto: "Spielt doch mal wieder dies oder das, das ist ein so schönes Lied, kam aber bisher immer zu kurz in den Konzerten". Wir haben übrigens einen sechsten Mann an Bord geholt. Das ist Andreas Mette, der Bruder unseres Schlagzeugers. Dass Ganze wird live ein bisschen satter, ein bisschen fetter, und wenn es ganz gut läuft, werden wir in einigen Städten auch ein paar musikalische Gäste haben. Das wird aber ganz schwer, da viele der Leute, die ich deshalb gerade anspreche, zu der Zeit selber auf Tour sind. Wir warten mal ab.

Du hast eben Deine Liveband angesprochen. Wer gehört alles dazu, wer spielt bei Dir mit?
Da haben wir an den Keyboards Tobi Reiss, der inzwischen am längsten von allen in meiner Band spielt, nämlich seit 1998. Dann Frieder Gottwald am Bass, Ole Rausch an der Gitarre, und das auch schon seit zwölf Jahren. Am Schlagzeug sitzt seit zehn Jahren David Mette, und jetzt ist eben auch noch sein Bruder Andreas dazu gekommen, den wir bei PHILIPP POISEL ausgeliehen haben. Alles zusammen ergibt ein sehr, sehr rundes und stimmiges Bild.

Ihr seid also schon mitten in den Proben?
Genau, wir haben sogar schon ein, zwei Konzerte gespielt. Bisher nur im kleinen Rahmen, aber wir konnten damit unseren harten Fan-Kern erfreuen. Sie fanden es sehr gut, was schon mal ein gutes Zeichen für die Tour ist.

Was wünscht Du Dir persönlich für das Album und die Tour? Mal abgesehen vom Charterfolg.
Abgesehen vom wirtschaftlichen Faktor wünsche ich mir, dass sich das alles bestätigt, was ich mir in den letzten drei Jahren erarbeitet habe. Ich wünsche mir weiterhin, dass ich meine musikalische Selbsttherapie auch künftig durchziehen kann, und dass ich mit dem, was ich tue und von mir gebe, nicht alleine bleibe, sondern dass sich auch andere Leute trauen, mit ihren eigenen Krisen offener und besser umzugehen. Wenn das funktioniert, dann hat schon vieles geklappt.

Werfen mir mal einen Blick zurück. Du bist ein Kind der Siebziger und Achtziger, wurdest 1972 in Karlsruhe geboren. Mit welcher Musik bist Du aufgewachsen? Was hat Dich inspiriert, später dann selber Musiker zu werden? Gibt es irgendwelche Vorbilder?
Ja, es gibt immer noch Vorbilder, die gehen aber nicht so richtig zusammen mit der Musik meiner Kindheit und Jugend. Meine Mutter hatte mich schwer mit Soul und Blues gefüttert. Da war von ARETHA FRANKLIN bis WILSON PICKET alles dabei. Die BEATLES kamen relativ spät hinzu. Mehr geprägt haben mich aber eigentlich dann die Achtziger. Zum Beispiel Bruce Dickinson, Sänger von IRON MAIDEN, einer meiner Lieblingssänger. Oder Mike Patton von FAITH NO MORE, großes Vorbild für mich. Dieses ganze Gemisch aus den Rockgeschichten und dem Soul hat das aus mir gemacht, was ich heute bin.

In Deiner Biografie steht, dass Du in den USA und in Deutschland aufgewachsen bist. Wie kam es dazu? Inwieweit hat Dich der Aufenthalt in den USA in Deiner Entwicklung beeinflusst?
Der Grund für die Zeit in den USA war mein Vater, der absolvierte seine Promotion in den Staaten. Ich selber habe da nur die Vorschule und den Kindergarten besucht. Rein musikalisch hat mich natürlich das Amerika der 70er Jahre ein Stück weit beeinflusst. Von der Lebensauffassung her allerdings gar nicht, denn die Grundschule habe ich dann bereits in Deutschland absolviert. Deutsch ist meine Muttersprache, und alles in allem ist das Amerikanische in mir recht wenig vertreten.

Hast Du nach der Schule einen "richtigen" Beruf erlernt, oder bist Du sofort in den künstlerischen Bereich abgebogen?
Das Schöne ist, ich habe zu lange gebraucht, um meinen Eltern klar zu machen, dass Musik machen ein richtiger Beruf ist. Ich fing eine Ausbildung an, ich fing ein Studium an. Letztlich war das genau in der Zeit,005 20141113 1828477076 in der sich auch einige Weichen für meine Musikkarriere gestellt haben. Deshalb habe ich mitten in der Ausbildung, die ich eigentlich nur meinen Eltern zuliebe begonnen hatte, die Notbremse gezogen. Zwei Jahre später ging es für mich dann auch richtig los, und deshalb war diese Entscheidung auch ganz wichtig und goldrichtig.

Was hast Du gelernt?
Zwischendurch wollte ich mal Radiologie-Assistent werden. Außerdem hatte ich mir in den Kopf gesetzt, ein Soziologiestudium zu absolvieren. Aber ich war immer nur mit halbem Herzen dabei, weshalb das auch nicht so richtig funktionierte.

War der Radiologie-Assistent Dein Wunsch, oder eher die Idee Deines Vaters, der ja - glaube ich - Arzt ist?
Nein, mein Vater ist Maschinenbauingenieur, und er hätte es gerne gesehen, wenn ich dasselbe gemacht hätte. Aber ich hatte durch meinen Zivildienst und diverse Aushilfsjobs in Krankenhäusern auch gute Drähte ins Sozialwesen. Ich suchte schon immer die Nähe zu den Menschen, und von daher ist mein jetziger Beruf auch gar nicht so weit von meinen Anfängen entfernt. Nur kann ich mich heute definitiv mehr ausleben.

Wie sah Deine musikalische Entwicklung aus? Hattest Du Unterricht, oder hast Du sogar ein Musikstudium belegt?
So ähnlich war es schon. Ich fing tatsächlich ganz klassisch mit einer Heimorgel an, wie man es als Teenager so machte, wenn man sich nicht entscheiden konnte zwischen Schlagzeug und Gitarre. Spätestens mit 17 fand ich das aber überhaupt nicht mehr cool und lieh mir von einem Freund eine Akustikgitarre und habe zwei Jahre lang täglich darauf geübt. Daraus entstand meine erste Band. Aus Ermangelung an guten Sängern fing ich dann einfach mal selber an zu singen, was aber damals eher schlecht als recht klang. Das Ganze entwickelte sich dann ganz langsam, und ich nahm zwischendurch sogar mal zwei Jahre lang klassischen Gesangsunterricht. Kurz vor der Aufnahmeprüfung für das Klassik-Gesangsstudium entschied ich mich dann allerdings meiner Band zuliebe anders, und zwar für Rock'n'Roll. Und diese Entscheidung bereue ich bis heute nicht im Geringsten.

Wenn man etwas über Dich liest, dann findet man immer erst etwas ab dem Jahr 2000, also dem Jahr Deines Durchbruchs. Aber Du sagtest vorhin, Dein Keyboarder sei schon seit 1998 dabei. Was hast Du denn vor der Zeit des Juli 2000 gemacht? Gab es denn in den 80er und 90er Jahren auch schon Bands, in denen Du mitgewirkt hast?
Ja, sogar haufenweise. Ich war in einer Schulband, bin dann mit 17 aus der Schule raus, und nach und nach entwickelte sich das immer weiter. Mit knapp 20 Jahren war ich in meiner ersten Coverband, mit der ich auch wirklich meine erste Kohle verdiente, und in der ich auch die erste Bestätigung durch Leute erhielt, die ich überhaupt nicht kannte. Das war dann auch der entscheidende Grund für mich, professionell Musik zu machen. Danach spielte ich fünf, sechs, sieben Jahre lang in Bands, mit denen ich Demos aufnahm und einschickte, aber immer wieder Absagen bekam. Also ging es immer weiter in Coverbands, auf Hochzeiten, Stadtfesten, halt das ganze Programm. Diese Zeit sehe ich für mich ganz klar als Zeit der Ausbildung, die mich auch tatsächlich geprägt hat. Auch meine Auffassung von Entertainment hat sich während dieser Zeit herausgebildet. Im Nachhinein betrachtet, möchte ich diese Zeit auf keinen Fall missen.

Der Song "Bilder von Dir" war Dein kommerzieller Durchbruch. Das Lied selbst ist keine Komposition von Dir, und war auch gar nicht so neu. Steffen Britzke, auch bekannt als STEVIE B-ZET, hatte den Song bereits 1995 veröffentlicht, allerdings damals auf Englisch. Britzke hat Deine Version des Songs dann auch produziert. Wie kam es zur Zusammenarbeit zwischen Euch und dazu, dass Du "Bilder von Dir" für Dich übernommen hast?
Das war purer Zufall. Steffen Britzke arbeitete seinerzeit in einem Triumvirat (unter dem Namen SCHALLBAU, Anm. d. Red.) mit drei anderen Jungs, nämlich Ralf Hildenbeutel und Matthias Hoffmann alias A.C.BOUTSEN. Die drei kamen eigentlich aus dem 90er Jahre-Techno-Umfeld. Hildenbeutel hat beispielsweise die ersten beiden SVEN VÄTH-Alben mitproduziert. 1997/98 produzierten die drei gerade eine Hip Hop Band namens VEGA und suchten dafür einen Sänger. Ich wurde von einem Freund akquiriert und habe einen Refrain eingesungen. Das machte man damals ganz gerne, eine Hip Hop Band mit einem Sänger aufzustocken. Auf der entsprechenden Tour, die übrigens 1998 im Vorprogramm von XAVIER NAIDOO stattfand, sah mich ein Mitarbeiter einer Plattenfirma. Ich sang einen langen Ton, der für viel Beifall sorgte. Das gefiel ihm so gut, dass er mir gleich einen Plattenvertrag anbot, was mir aber aus heutiger Sicht fast lächerlich erscheint.

Das war ja wirklich ein Glücksfall. Du musstest nur einen Ton singen und bekamst einen Plattenvertrag angeboten. Andere schreiben ohne Ende Briefe oder schicken Texte durch die Gegend.
Da hast Du Recht. Aber wenn ich die zehn Jahre davor dazurechne, in denen ich genau dasselbe gemacht habe, dann war es schon in Ordnung.

Bei meinen Recherchen für dieses Interview las ich immer wieder, dass Du oft in Zusammenhang mit diesem Song "Bilder von Dir" beschrieben wirst. Dabei hast Du inzwischen weit mehr als dieses eine Lied veröffentlicht. Stört Dich sowas, oder gewöhnt man sich mit der Zeit daran?
Beides. Es ist natürlich ein klebriges Bonbon, aber nach wie vor auch ein sehr leckeres. Das, was passiert, wenn wir den Song live spielen, ist ein super Gefühl, weil es immer wieder klare Reaktionen und Gefühle bei den Leuten hervorbringt. Wir machen gemeinsam eine Zeitreise zurück ins Jahr 2000. Ich versuche aber jetzt ganz langsam das Blatt ein bisschen zu drehen, und ich glaube, dass es mit der neuen Platte auch gute Chancen dafür gibt, das umzusetzen. Trotzdem meine ich, einen Song wie "Bilder von Dir" im Repertoire zu haben, ist wirklich ein Luxusproblem.

Gut anderthalb Jahre nach Deinem Debütalbum hast Du mit "Melomanie" schon das zweite Album veröffentlicht. Davon konntest Du mehr als 150.000 CDs verkaufen und somit Goldstatus erreichen. Mit dem dritten und fünften Album gelang Dir dasselbe. Wie hast Du Deine Entwicklung und die Erfolge als Musiker selbst erlebt? Nimmt man das detailliert wahr, oder ist das eher wie eine Art Rausch?
Auch hier muss ich sagen, beides trifft zu. Natürlich nimmt man das wahr, aber zuerst war das sehr spärlich. Ich hatte ja das Glück, erst mit 28 Jahren in das Business eingestiegen zu sein. Ich wusste auch schon vorher, dass man in diesem Business auch sehr tief fallen kann, weshalb ich mich auch immer sehr zurückgehalten habe mit dem eigenen abfeiern. Aber wenn es fünf Jahre am Stück linear aufwärts geht, wird man doch zwangsläufig ein Stückchen von der Euphorie weggetragen. Irgendwann war ich dann also doch drin in dem Feierzug, habe die Feste gefeiert, wann immer es möglich war und habe das auch sehr genossen. Von daher war es dann auch gar nicht so schlecht, dass 2006 mein Album "Die Frage Wie" aus kommerzieller Sicht einen kleinen Riegel davorgeschoben hat und ich mich wieder ein bisschen besinnen musste. Also die Zeit des Rausches gab es durchaus, aber es gab zum Glück auch immer ein Umfeld, welches mich am Boden gehalten hat, wofür ich auch heute noch sehr dankbar bin.

Mit dem ersten und zweiten Album bist Du im Vorprogramm von PUR aufgetreten. Irgendwann nach dem Erfolg von "Bilder von Dir" gab es ja dann auch eine eigene LAITH AL-DEEN-Tournee. Kannst Du Dich noch an Dein erstes Konzert nach 2000 als Hauptact erinnern? Wo und wann war das, und wie hast das damals erlebt?
Das war sogar noch Ende 2000, als die Konzertagentur Marek Lieberberg sehr schnell eine Tour anschob. "Bilder von Dir" war gerade zum Hit avanciert, was aber auch bedeutete, dass noch kein Mensch wusste, wer ich bin. Das führte dazu, dass wir in einem Club in Halle, wo eigentlich 750 Leute reinpassen, vor ganzen zwölf zahlenden Gästen und weiteren acht noch irgendwo gefundenen Freunden spielten, was uns allen aber auch eine Lehre war. Aber auch das eine typische Station auf einer klassischen Musikerkarriere, denn nur weil Du im Radio Erfolg hast, heißt das noch lange nicht, dass sich auch irgendjemand aus dem Haus bewegt und auf Deine Konzerte kommt. Es war ein bisschen schaurig, aber auch sehr lustig an diesem Abend. Und ich treffe immer wieder Leute, die auf diesem Konzert waren, und das alleine macht es schon aus.

Obwohl man in Deutschland alle Deine Singles kennt, hattest Du hier nie einen Top 10-Hit. Deine Alben dagegen sind schon fünfmal in den Top 10 gelandet. Das Album "Für alle" war 2004 sogar mal auf Platz 1, das neue jetzt auf Platz 2. Bist Du ein reiner Albumkünstler, oder wie erklärst Du Dir das?
Klares Ja. Nachdem "Bilder von Dir" für viele Leute eine gefühlte Nr.1-Single war und noch mehr Leute dachten, nach diesem Song hätte ich ausgesorgt und könnte mich zur Ruhe setzen, wurde mir aber klar, dass diese Nr.1-Position niemals auch nur in greifbarer Nähe war und dass es eine Album-Geschichte werden würde. Es ging mir immer darum, mit meiner Musik eine gewisse Langlebigkeit zu erzielen und nicht etwa das Gefühl zu erzeugen, mit einer Single ausgesorgt zu haben und gleich wieder nach Hause zu gehen. Es hätte natürlich auch anders funktionieren können, denn so eine Top 10-Single ist ja nichts schlechtes. Aber eigentlich bin ich auf meine Albumpräsenz viel stolzer und hoffe, dass sich das auch so fortsetzt.

Ich erinnere mich an eine Begebenheit aus dem Jahr 2002. Du warst noch relativ frisch im Geschäft und hast damals einen für die deutsche Musiklandschaft sehr bedeutenden Preis einfach abgelehnt. Wolltest Du mit der Ablehnung des "Cometen", wie es ja später auch Reich-Ranitzki mit dem Deutschen Fernsehpreis tat, ein Zeichen setzen, oder worum ging es Dir damals?
Nein. Ich war gemeinsam mit FETTES BROT und JOY DELANANE für die Kategorie "R&B und Hip Hop" nominiert. Zu dieser Zeit hatte ich es gerade geschafft, das R&B-Image, was ich nie wollte, loszuwerden. Die Kategorie "Deutscher Pop" gab es nicht. Natürlich war das eine Art Wortklauberei. Aber ich sah nicht ein, in einer Kategorie nominiert zu sein, in die ich nicht gehörte, nur weil die niemand anderen fanden, der gerade genug Platten verkaufte. So hatte ich das auch kommuniziert, was mir allerdings bis heute als kleine Kante anhängt. Ich würde es trotzdem nochmal genauso machen, aber inzwischen gibt es diese "Deutsch-Pop"-Kategorie, und das ist ja auch eine gute Entwicklung.

Ich wollte gerade fragen, ob diese Aktion eine Art Eigentor für Dich war? Brachte es Dir im Nachhinein mehr Nachteile als Vorteile, oder stehst Du auch heute noch dazu?
Ja, ich stehe immer noch voll dahinter. Dazu gibt es auch eine schöne Geschichte. Zwei oder drei Tage danach spielten wir für VIVA auf dem Ringfest in Köln. Nun hat VIVA zwei Redaktionen, eine für TV-Sendungen, und eine für die Live-Sachen. Die Live-Redaktion von VIVA applaudierte uns, als wir morgens den Acker betraten. Ich finde, das spricht für sich. Dass mein Statement natürlich VIVA-intern für unterschiedliche Reaktionen sorgte, ist normal. Aber ich werde noch heute darauf angesprochen und würde es wieder tun, wenn es dafür einen berechtigten Grund gäbe.

Ende des letzten Jahrzehnts geriet Deine Karriere ins Stocken. Von einer Schaffenskrise war die Rede. Dazu kam, dass Dein Album "Session" bei Fans und Kritikern gleichermaßen nicht besonders gut ankam. Was war da los?
Das fing mit "Session" an, obwohl ich mir gerade im Fanumfeld ein bisschen mehr Toleranz erhofft hatte gegenüber einem Album voller Lieblingsstücke meinerseits. Mit dem Album "Der Letzte Deiner Art" ging das dann aber direkt weiter. Wenn ich mir das heute anhöre, höre ich da einige Unentschlossenheit aus diesem Album heraus, mit dem ich selber nie ganz zufrieden war. Letzten Endes kann ich aber nicht nur der Musik Schuld geben, dass es mich in eine klassische Lebenskrise geschossen hat. Man muss das nicht Depression und auch nicht Burn Out nennen, sondern ich finde den Begriff "fehlende Balance" dafür nicht schlecht. Es gab viele Gründe dafür, die aber gar nicht alle auf dem Schirm hatte und habe. Ich begann mich direkt damit auseinanderzusetzen, nachdem ich auch die ersten körperlichen Erscheinungen gespürt habe. Jedenfalls war ich kurz davor, die Musik an den Nagel zu hängen.

Nun ist Schaffenskrise ja ein weitläufiger Begriff. Hat Dich die Ablehnung der Leute auch ein Stück weit verunsichert, was die Arbeit am nächsten Album betrifft?
Das glaube ich nicht. Diese Ablehnung empfand ich eher als unfair, das hat meinen Stolz angepiekst. Ich dachte mir, wie können die Menschen, die mich so gut zu kennen glauben, und deren Erwartungen ich immer versucht habe zu erfüllen - was ich heute als ersten Fehler meinerseits bezeichne - wegen einer einzigen Platte so intolerant sein und sagen: "Fällt dem nichts mehr ein? LAITH auf Englisch, muss das sein?" Sicher war das nur ein Tropfen auf einen heißen Stein, aber das gehörte zu den Dingen, die damals zusammengekommen sind.

In einem Interview mit der "Morgenpost" aus dem Jahr 2012 hast Du mal gesagt, Du seist damals von Deinen Fans enttäuscht gewesen, weil sie Dich wegen Deines Ausflugs in eine etwas andere Musik so massiv kritisiert hatten. Nun leben wir ja in Zeiten, in denen die Wahrheit nicht immer so gut ankommt. Wie haben Deine Fans diese Aussagen damals aufgenommen?
Es gab niemals ein Feedback darauf, höchstens vielleicht im Gästebuch von ein, zwei Leuten. Dazu muss ich sagen, dass ich diese Erklärung, die ich Dir eben gab, auch damals schon gegeben habe. Doch, es war schon eine Enttäuschung, aber ich habe auch gesagt, dass ich das als eine falsche Herangehensweise meinerseits bezeichne. Letztlich bringt das aber alles nichts, sondern klingt eher wie die trotzige Antwort eines Kindes, was sich hinstellt und sagt: "Ich will das jetzt aber ...!". Irgendwann habe ich es dann auch geschafft, einfach drüber zu stehen und mir zu sagen: "Okay, ich verstehe jeden, der das Album nicht mag. Und die Leute, die nicht verstanden haben, warum ich dieses Album gemacht habe, sind mir tatsächlich egal". Das wiederum wurde auch überhaupt nicht kommentiert, aber ich denke, die Leute empfanden das als in Ordnung. Danach habe ich mich dann mit dem Thema auch nicht mehr auseinandergesetzt.

Dann kam die Zeit, die Du auch schon kurz erwähnt hast, als es Dir gesundheitlich nicht so gut ging. Wie machte sich das bemerkbar? Und was hältst Du selber für den Auslöser dieser Probleme?
Letztendlich kam das alles vom Kopf her. Ich hatte Symptome wie Schwindel, Blutdruck, Tinitus ... Na gut, den Tinitus habe ich schon länger. Aber diese ganzen anderen Dinge, von denen Du nicht weißt, wo die herkommen, die haben sich festgesetzt, weil irgendetwas im Kopf einfach schiefgelaufen ist. Solche Sachen passieren ja nicht von heute auf morgen, sondern das schleicht sich ja alles ein. Mir war nur klar, dass das schon länger in mir stecken musste, da ich es erst bemerkte, als ich schon mittendrin steckte. Und erst da begann dann auch meine Schaffenskrise, weil ich dann irgendwann überhaupt keine Lust mehr hatte, Musik zu machen. Ich war auch überzeugt davon, dass vieles von dem, was ich tue, nicht gut ist. Ich habe sehr formatbezogen gedacht, hatte eine hohe Selbsterwartung, kleines Selbstvertrauen, große Selbstkritik - all das sind natürlich schlechte Voraussetzungen. Andererseits war ich dadurch gezwungen, meine Probleme mal in die Hand zu nehmen, worüber ich inzwischen sehr froh bin.

006 20141113 1536872166Es gibt Künstler, die dieses Tief nicht mehr verlassen konnten. Wie hast Du es geschafft, aus diesem Teufelskreis heraus zu kommen?
Herausgekommen will ich gar nicht mal sagen, sondern ich glaube, dass es einen begleitet, wenn man es nicht pflegt. Einerseits war es professionelle Hilfe, die mir den rechten Weg gezeigt hat. Mein direktes Umfeld, und natürlich auch meine Frau, haben immer zu mir gestanden, haben mir Freiräume eröffnet. Und all die Menschen, die mit mir an der Platte gearbeitet haben, haben mir am meisten das Gefühl gegeben, mit den Dingen nicht allein zu sein. Ich dachte nämlich bisher immer, ich mache Platten genau andersherum, um anderen Leuten das Gefühl zu geben, nicht allein zu sein. Bei dieser Platte ist es genau umgekehrt.

Wie wichtig war es für Dich, mit diesem Thema offensiv umzugehen? Du hast es ja nicht verschwiegen, sondern hast die Öffentlichkeit quasi mit einbezogen. Ist das ein Teil der Therapie gewesen, oder bist Du generell ein offener Mensch, der seine Gefühle und das, was in ihm vorgeht, gerne mit anderen teilt?
Eigentlich überhaupt nicht. Manchmal fällt es mir sogar richtig schwer, aber ich gewöhne mich langsam daran und stelle fest, je öfter ich darüber rede und je weniger Gedanken ich mir darum mache, umso besser geht es mir. Es ist auch wahnsinnig schön, ein Feedback darauf zu bekommen. Wir haben z.B. die letzten anderthalb Jahre ein paar von den neuen Songs schon ausprobiert und akustisch gespielt. Nach einem Konzert bekam ich von einem 15-jährigen Mädchen zum Song "Lass es los" die Meldung, dass sie sich dafür bedankt, weil das Lied sie nun endgültig aus ihrer zweijährigen Depression abgeholt hat. Zwei Wochen später erzählte mir ein 50 bis 60-jähriger Mann ebenfalls nach einem Konzert, das ihm das Lied ein Stück weit dabei geholfen habe, jetzt mit sich selber im Reinen zu sein. Das sind tolle Botschaften von Menschen aus schwierigen Situationen, die es gut finden, nicht alleine gelassen zu werden. Das gibt mir natürlich richtig viel Auftrieb.

Depression entwickelt sich ja langsam, aber sicher zur Volkskrankheit. Du hast es erlebt, hast drin gesteckt, Du weißt, wie es sich anfühlt. Welche Tipps kannst Du Leuten geben, die das selber an sich bemerken?
An dieser Stelle muss man sehr, sehr vorsichtig sein. Aber ein ganz wichtiger Punkt aus meiner Sicht ist, dass man es anerkennt. Das klingt viel leichter, als es wirklich ist. Wichtig ist auch, dass man sich hilft und helfen lässt, in welcher Form auch immer. Das bedeutet nicht, dass man sofort zum Psychologen rennen muss, sondern man sollte das Gespräch und den Austausch suchen, jemanden finden, der vielleicht eine Hilfestellung geben kann, wie man am besten damit umgeht. Das war mein Anfang und eröffnete mir die meisten Möglichkeiten, mich zu orientieren. Überhaupt erst mal zu erkennen, wo ich stehe, das halte ich mit für das Wichtigste.

Mitten in dieser Phase hast Du 2010 einen Song mit LUXUSLÄRM aufgenommen. Wie kam es dazu?
Den Song an sich gab es schon. Zum Produzenten von LUXUSLÄRM, Götz von Sydow, habe ich eine ganz lange Verbindung. Wir arbeiten auch heute noch immer mal wieder zusammen, er hat auch auf meiner aktuellen Platte einen schönen Bonustrack mit mir gemeinsam geschrieben. Der Titel heißt "Unversehrt" und wurde von MARK FOSTER betextet. Daher rührt also meine Verbindung zu LUXUSLÄRM. Und immer, wenn sich die Gelegenheit ergibt, quatschen wir ein bisschen. Ich kenne auch die LUXUSLÄRMER selber ganz gut und habe deren Weg mit verfolgt. Die Nummer war einfach eine Frage des gegenseitigen Respekts und bot sich aus Sicht von LUXUSLÄRM förmlich an, um sie gemeinsam zu machen. Und ich glaube, das war auch nicht die letzte gemeinsame Aktion. Jini Meyer ist übrigens eine ganz tolle Sängerin!

Es gibt in der Musikwelt ja immer wieder tolle Zusammenarbeiten. Du selbst hattest u.a. auch schon das Vergnügen, mit PETER MAFFAY zusammenzuspielen. Gibt es einen Wunschpartner, mit dem Du gerne nochmal zusammen was machen möchtest?
Ja und nein. Ich tue mich immer etwas schwer mit solchen Wünschen. Manchmal lernt man Menschen kennen und stellt dann nach einiger Zeit fest, dass die Chemie eben doch nicht stimmt und man sich nicht so versteht, wie man es sich vorher gewünscht hat. Deshalb bleibe ich bei dieser Frage immer relativ offen. Gutes Beispiel ist das Duett mit dem eben erwähnten PETER MAFFAY. Unsere Zusammenarbeit hat sich ja auch erst über eine ganze Weile ergeben. Ich wäre nie von selber zwingend auf die Idee gekommen, MAFFAY zu fragen: "Wollen wir nicht endlich mal einen Song zusammen machen?" Nein, die gegenseitige musikalische Respektsebene entstand über das Kennenlernen, und daraus ergab sich dann das Stück Musik, hinter dem ich jetzt viel mehr stehe, als wenn wir uns ohne uns zu kennen, zusammentelefoniert hätten. Genauso wünsche ich mir das immer. Es gibt zur Zeit so viel gute Leute. Das beginnt bei MARK FOSTER, dessen Weg ich auch schon eine ganze Weile beobachte und mit dem ich gerne mal was machen würde. Da schließen sich noch viele andere an. FLO MEGA ist auch so einer, mit dem ich liebend gerne etwas machen möchte, was wir uns auch schon beide vorgenommen haben. Eigentlich sollte ich auch endlich mal was mit XAVIER NAIDOO aus der Tüte ziehen. Dieses Vorhaben gab es auch schon das eine und andere Mal. Aber ich glaube, es muss alles zu seiner rechten Zeit passieren.

Du sprichst XAVIER NAIDOO an und hast sicher auch mitbekommen, dass der gerade wegen seines Auftritts in Berlin am 3. Oktober vor angeblich "Rechten" arg in der Kritik steht. Wie denkst Du darüber?
Sagen wir es mal so: sicher waren ein, zwei Schritte von ihm nicht richtig bedacht. Mir gibt es das Gefühl, und das ist wirklich meine ganz persönliche Meinung, als wäre diese Aktion eher von Herzen gekommen, als dass sie politisch durchdacht gewesen wäre. Auf der anderen Seite, und das ist mein entscheidendes Statement dazu, habe ich relativ kurz nach Veröffentlichung der ersten Meldungen dazu gelesen, dass man XAVIER rechte Tendenzen unterstellt hat. Das geht überhaupt nicht, finde ich. Man kann aus dieser Aktion nicht irgendwelche Vermutungen ableiten und ihn in die rechte Ecke stellen. Das ist in meinen Augen anmaßend. Die Aktion an sich möchte ich hier und jetzt gar nicht bewerten. Vor allem finde ich es auch von den Leuten nicht gut, die über die Jahre mit ihm zu tun hatten und jeden Presserummel um XAVIERs Person gerne mitgenommen haben, und die jetzt solche Unterstellungen mittragen.

Zurück zu Dir. Wenn man Dich bei einem Konzert auf der Bühne beobachtet, merkt man Dir den Spaß an. Was ist für Dich das schönere Gefühl, die Zeit im Studio, die Zeit vor der Veröffentlichung eines neuen Albums, oder die Zeit auf der Bühne mit Deiner Band?
Auf einer Skala von 1 bis 10 liegt die Zeit im Studio zwischen 6 und 8. Die Zeit vor der Veröffentlichung der Platte ist glatt bei der 3 zu finden (lacht), weil es eine furchtbar stressige Zeit ist. Und die Zeit auf der Bühne ist klar bei 10. Wenn man nur das Musikmachen nimmt, fällt die Zeit vor einer Platte eigentlich raus, weil diese Öffentlichkeitsarbeit eine ganz andere Arbeit ist. Ich mache das gerne, wenn auch nicht immer gut, aber ich merke tatsächlich, wie sehr mich das auslaugt. Mit der Tour belohne ich mich dann selber, denn eine akutere Art, Musik zu machen, gibt es nicht.

Gewöhnt man sich irgendwann daran, dass vor der Bühne so viele Menschen stehen, die einen sehen und hören wollen, oder ist das Lampenfieber auch 14 Jahre nach Deinem großen Hit immer noch ein ständiger Begleiter?
Das Lampenfieber begleitet mich seit mittlerweile 24 Jahren, meiner Band geht es genauso. Aber wir sind uns alle einig, dass an dem Tag, wo das Lampenfieber plötzlich ausbleibt und auch nicht mehr wiederkehrt, wir unsere Instrumente an den Nagel hängen werden.

Eine letzte Frage habe ich noch. Wenn ich mir das Cover Deines neuen Albums anschaue, stelle ich mir die Frage, seit wann man denn wieder Cowboystiefel außerhalb von Texas trägt?
(lacht laut) Ich selber trage sie schon sehr, sehr lange. Bestimmt schon zwanzig Jahre bin ich bekennender Stiefelfan. Man muss sie nur erst mal finden, ohne sich in unfassbaren Ausgaben zu verlieren. Es macht mir nach wie vor Spaß, so etwas zu tragen und es ist auch ein schönes Statement. Wenn es bei mir einen Einkaufsfetisch gibt, dann ist es genau der. Ich bin halt in den Achtzigern groß geworden, und da trug man das sehr gerne. Letztlich nehme ich es für mich gerne als Spleen hin und hoffe, dass es auch mal wieder mehr Leute geben wird, die Cowboystiefel tragen. Auch außerhalb von Texas.

LAITH, ich danke Dir herzlich für das Interview und wünsche Dir viel Erfolg für die Tour und die CD.
Vielen Dank.


Interview: Christian Reder
Bearbeitung: tormey, cr
Fotos: Pressematerial Plattenfirma RCA/SevenOne Music




 

   
   
© Deutsche Mugge (2007 - 2023)

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.