
Unter der musikalischen Leitung von Pianist und Keyboarder Andreas Gundlach und begleitet von Steffen Henning an der Gitarre sowie Torsten Harder am Cello, präsentiert Veronika Fischer im Dezember in 10 deutschen Städten ihr neues Bühnenprogramm. „Vroni“ tritt an besonderen Orten auf, präsentiert dort viele ihrer Hits im neuen Gewand und nimmt ihr Publikum dabei mit auf eine persönliche Reise. Was wird uns bei einem Besuch ihrer Konzerte erwarten? Was hat sie vorbereitet und wie wird sie uns ihr Programm präsentieren? Diese und andere Fragen hat sie uns in einem Interview beantwortet ...

Dahinter steckt die Grundidee, dass Musiker gern auf die Bühne gehen und Musik machen. Daran schloss sich dann folgerichtig der Gedanke an, wir könnten mal wieder eine Tournee machen. Natürlich in Zusammenarbeit mit der Konzertagentur KBK, mit denen wir auch schon im letzten Jahr unterwegs waren. Wir touren auch in diesem Jahr wieder in der Weihnachtszeit, weil die Menschen in dieser Zeit sehr gerne in Konzerte gehen.
Kann man sich dieses neue Live-Programm als Fortsetzung der Lesetour zu Deinem Buch "Das Lügenlied vom Glück", verbunden mit musikalischen Programmteilen, vorstellen oder was hast Du für Dein Publikum vorbereitet? Worauf kann sich der Besucher Deiner Show einstellen?
Es gibt durchaus eine Verbindung zu meinem Buch, darum heißt es ja auch "Ein Abend zwischen Musik und Prosa". Aber der musikalische Anteil spielt definitiv die Hauptrolle, denn wir haben zu 80 Prozent Musik im Programm, die restlichen 20 Prozent gehören der Lesung. Musikalisch kann man einiges erwarten, so werde ich zum Beispiel etwas von PANTA RHEI spielen, was ich vorher auch noch nie gemacht habe. Ich beziehe also Neues mit ein ins Programm und auch solche Lieder, die ich lange nicht gesungen habe. Da fällt mir beispielsweise "Klar werd ich warten" ein oder "Herbstwind" oder auch "Ich rufe dich". Also, ich wollte Songs mit reinnehmen, die ich früher gesungen habe, die dann aber lange Jahre nicht mehr zu hören waren. Dazu kommt, dass wir die Lieder in einer ganz anderen Konstellation spielen, denn ich trete diesmal mit einem Trio auf, bestehend aus Cello, Gitarre und Piano. Das macht mir riesigen Spaß, denn es ist eine gänzlich andere Form der Interpretation. Der Bass wird mal durch das Cello, mal durch das Piano ersetzt. Die Gitarre wiederum bringt sehr viel Rhythmik rein, so dass es wirklich spannend ist.
Ich erinnere mich an einen Auftritt von Dir in der Leipziger Peterskirche im Dezember 2007. Du hast also in Sachen Kirchen-Konzerte schon etwas Erfahrung. Wo liegen die größten Unterschiede zwischen den Konzerten vor sieben Jahren und denen heute? Gehst Du anders an ein solches Konzert heran?
Das kann man überhaupt nicht vergleichen, denn damals war es ein Band-Konzert, auch wenn ich ein paar Weihnachtsgeschichten eingebaut hatte. Diesmal ist es etwas völlig anderes, es hat eine ganz andere Ästhetik. Ich würde sogar sagen, es ist Crossover, was wir auf der jetzigen Tournee spielen.

Es sind bei der Tour in diesem Jahr auch überwiegend Kirchen, in denen Du auftreten wirst. Was ist das Besondere an diesen Veranstaltungsorten?
Die Auswahl der Veranstaltungsorte liegt nicht bei mir. Das wird letztlich durch die Agentur entschieden, sie wählt die Locations aus. Aber so eine Kirche ist immer ein guter Ort in dieser Jahreszeit, dort herrscht eine besondere Atmosphäre. Deshalb haben wir uns auch entschlossen, in einer anderen Form aufzutreten. Ein Schlagzeug beispielsweise ist in Kirchen sehr schwierig einzusetzen. Es scheppert mächtig und lässt vieles nicht zu, dadurch werden Dinge zugedeckt, um die es schade ist, wenn man sie nicht wahrnimmt. Diese neue Form lässt uns dagegen deutlich mehr Raum für bestimmte Einflüsse.
Eigentlich wollte ich Dich jetzt fragen, wie das angekündigte neue Gewand Deiner Hits aussehen wird. Aber ich denke, das hast Du eben ausführlich beantwortet.
Das denke ich auch. Viel mehr gibt es dazu nicht zu sagen.
In den Vorankündigungen kann man lesen, Du wirst Dein Programm in einer gemütlichen und weihnachtlichen Atmosphäre präsentieren. Wie wirst Du den Bogen zwischen den persönlichen Beiträgen und Deinen Hits zum Fest der Liebe schlagen - oder anders gefragt: In welcher Form wird Weihnachten in Deinem Programm vorhanden sein?
Eigentlich hat das neue Programm mit Weihnachten nur wenig zu tun, außer dass ich eine Weihnachtsgeschichte aus meinem Buch vorlese. Das mache ich, weil es einfach eine berührende Geschichte aus der Zeit ist, als die Mauer fiel und ich zum ersten Mal wieder bei meinen Eltern in Thüringen war. Das war es aber auch schon mit Weihnachten, denn hier geht es um mein Leben und da spielte Weihnachten, wie für jeden anderen auch, nur eine untergeordnete Rolle. Es bezieht sich auch darauf, dass es "Wieder daheim" heißt.

Die Wahl der Kirchen als Konzertorte steht also nicht wirklich in Zusammenhang mit der Weihnachtszeit.
Nein, aber eine Kirche ist doch auch eine sehr schöne Räumlichkeit mit einer angenehmen Atmosphäre. Und ich denke, dass eine Kirche sehr gut zu meinem Programm passt. Wir haben uns auch sehr gut darauf eingestellt, dass die Menschen, die unsere Vorstellungen besuchen, uns auch gut hören werden.
Apropos hören: Du hast es ja vorhin in Bezug auf den Einsatz eines Schlagzeugs schon angedeutet, Kirchen haben im Vergleich zu Konzerthallen und kleineren Clubs eine andere Akustik. Für die Tontechnik ist das nicht selten eine große Herausforderung. Bist Du als Sängerin an dieser Arbeit in Sachen Tontechnik beteiligt oder verlässt Du Dich auf besondere Leute, die in Deinem Team eigens dafür zuständig sind?
Da habe ich jemanden dabei, mit dem ich sehr gerne arbeite. Das ist Tom. Er ist selbst Musiker und er hat ein sehr gutes Verständnis für meine Musik. Wir waren schon viel zusammen unterwegs, er kennt mich sehr gut, so dass ich zu ihm auch viel Vertrauen haben kann. Natürlich liegt der Sound in seiner Hand, aber ich weiß, dass es bei ihm gut klingen wird. Das ist mir auch sehr wichtig. Tom hat vor ein paar Jahren sogar schon mal eine Weihnachtstournee soundtechnisch abgemischt, was ihm sehr gut gelang. Selbst in Kirchen, wo wir mit großem Ballett, mit Band und Chor aufgetreten sind, klang das prima. Erstaunlicherweise gab es da sogar weniger Kritik, als im letzten Jahr, als ein anderer am Mischpult stand. Dieser andere hatte wirklich Probleme mit der Band. Tom hatte diese Probleme nicht, weshalb ich ihm auch diesmal wieder voll und ganz vertraue.
Wie hat die Vorbereitung auf diese Tour ausgesehen, bzw. wie sieht sie aus? Gab es bisher viele Proben oder verstehen die Musiker und Du Euch blind, so dass es ohne lange Anlaufphase bei Euch funktioniert hat?
"Blind verstehen" geht nicht. Man muss halt vorher viele Dinge ausprobieren. Die Musiker mussten sich natürlich länger als ich vorbereiten, denn ich kenne die Lieder ja schon länger, als sie. Obwohl ich mich da auch jedes Mal wieder neu einfühlen muss. Gestern haben wir fünf bis sechs Stunden am Stück gearbeitet, ohne Pause, was sehr viel Spaß gemacht hat.

Wie viele Lieder wird es im Programm zu hören geben?
Wir sind relativ lang und müssten eigentlich sogar etwas rausschmeißen. Das Programm läuft im Moment schon über zwei Stunden. Das ist natürlich für das Publikum okay und schön. Trotzdem müssen wir noch etwas rausnehmen, wir wissen nur nicht so recht, was. Das ist andererseits auch ein gutes Zeichen, wenn man so viele tolle Nummern zur Verfügung hat. Klar könnte man auch abwarten, welche Lieder vielleicht nicht so gut ankommen, aber das wissen wir ja auch erst, wenn wir die ersten Abende gespielt haben. Meistens kristallisiert sich so etwas auch ganz schnell heraus, wobei ich verständlicherweise hoffe, dass es überhaupt keine Songs gibt, die dem Publikum nicht gefallen.
Gibt es Orte auf der Tour, auf die Du Dich besonders freust, z. B. weil Du mit ihnen etwas Bestimmtes verbindest?
Nein, ich finde alle Orte, wo wir spielen, gleich spannend und interessant. Ob das nun Leipzig ist oder Berlin oder Dresden. Ich würde ohnehin niemals sagen, dass es hier oder da besonders schön ist. Damit würde ich die Leute ja regelrecht verscheuchen, wenn ich vorher sage, dort oder dort finde ich es nicht so toll. Deshalb gibt es solche Unterscheidungen bei mir nicht.
Du bist vor und nach Weihnachten in mehreren Städten zu Gast. Kommt dabei überhaupt Weihnachtsstimmung auf und hast Du in den nächsten Wochen überhaupt noch Zeit für persönliche Dinge?
Während der Tournee bin ich schon sehr mit mir beschäftigt. Aber ich brauche das mit der ganzen Weihnachtsstimmung auch nicht unbedingt, ich muss nicht ständig auf Weihnachtsmärkten rumrennen. Wenn es sich ergibt, mache ich es natürlich auch, doch ich bin nicht so ein Freak, der das zum Leben braucht.

Von der letzten Besetzung Deiner Live-Band ist nur Andreas Gundlach mit dabei. Gibt es diese Live-Band mit Udo Weidemüller, Peter Inagawa und den anderen Musikern nicht mehr?
Doch, natürlich gibt es die noch und ich werde meine nächsten Open Air-Konzerte sicher auch wieder mit meiner richtigen Band machen. Die jetzige Truppe ist ja speziell für diese Tournee zusammengestellt worden. Mein Cellist, der Peter Harder, der wird sicher nicht bei den Open Airs dabei sein. Aber vielleicht, wenn es gut läuft und uns allen gefällt, führen wir es möglicherweise fort. Das kann ja beides parallel laufen. Mittlerweile habe ich ja auch verschiedene Standbeine. Da sind zum einen die großen Konzerte mit der Band, wo es ganz gut ist, wenn auf den Open Air-Bühnen ein bisschen mehr Druck erzeugt wird. Dann habe ich meine Lesungen und jetzt noch die musikalischen Lesungen, was mir auch sehr viel Spaß macht.
Stell doch bitte noch kurz die anderen Musiker Deiner Begleitband vor.
Da ist zunächst Andreas Gundlach, mein Pianist, mit dem ich schon länger zusammenarbeite, der aber auch solistisch arbeitet und eigene Konzerte gibt. Dann haben wir Torsten Harder, der ein wahrer Crossover-Cellist ist, weil er zum einen sehr rockig spielen kann, aber auch kammermusikalisch sehr gut dabei ist. Das gefällt mir wirklich sehr, obwohl ich anfangs nicht so recht wusste, ob das was wird und passt. Jetzt bin ich froh, dass er dabei ist. Steffen Henning ist unser Gitarrist. Mit ihm arbeite ich - wie auch mit Torsten - zum ersten Mal zusammen. Der spielt echt tough und rockig. Er ist ein noch sehr junger Gitarrist und macht uns allen sehr viel Freude.

Wie habt Ihr Euch als Band gefunden?
Das hat, wie gesagt, alles Andreas organisiert. Er fragte mich eines Tages, was ich davon halten würde. Eigentlich reden wir schon mehrere Jahre darüber, dass wir auch mal eine andere Konstellation suchen müssten. Wir brauchen als Musiker ja auch mal eine neue Inspiration, wollen uns auch mal verändern. Deshalb haben wir das jetzt so gemacht. Ich werde sogar mal ein bisschen Klavier spielen, während Andreas dann zum Akkordeon greifen wird. Es ist also definitiv was Anderes, Neues.
Neben Franz Bartzsch hast Du ja auch viel mit Andreas Bicking zusammen gearbeitet. Ist da künftig mal wieder etwas geplant zwischen Euch?
Andreas Bicking verbringt viel Zeit in seinem Studio und macht derzeit in erster Linie Filmmusik. Deshalb haben wir im Moment auch nicht mehr so eine enge Verbindung. Wir haben achtzehn Jahre lang Musik zusammen gemacht, da kann man sich auch mal eine Pause gönnen. Aber es kann natürlich durchaus mal wieder passieren, dass er ein schönes Stück für mich hat. Da werde ich mich nicht verschließen. Aber zur Zeit will Andreas nicht mehr so viel live spielen, weshalb es logisch war, dass ich mir andere Partner gesucht habe. In Andreas Gundlach habe ich ja wirklich einen guten Pianisten gefunden.
Abschließend ein Blick in die Zukunft: Du hast im letzten Interview mit Deutsche Mugge im Dezember 2011 gesagt, dass Du nur noch neue Alben aufnehmen willst, wenn die Rahmenbedingungen stimmen würden. Nun geben die Plattenfirmen für Albumproduktionen inzwischen kaum noch bis gar kein Geld mehr aus und viele Musiker gehen dazu über, ihre Platten durch so genanntes "Crowdfunding" von Fans vorfinanzieren zu lassen. Käme so eine Option für Dich beim nächsten Album in Frage?
(überlegt kurz) Das weiß ich noch nicht. Fakt ist, ich will mir damit Zeit lassen. Erst wenn ich der Meinung bin, ich habe jetzt genügend gute und sehr gute Lieder zusammen, denke ich darüber nach. Ich verspüre nicht mehr diesen Trieb,

Damit sind wir auch schon am Ende. Herzlichen Dank für Deine Zeit. Ich wünsche Dir viel Erfolg für die anstehende Tour und auch für die eventuell nächste Platte ...
Danke. Aber was heißt eventuell? Es wird definitiv eine neue Platte geben, die Frage ist nur, wann.
Bearbeitung: tormey, cr
Fotos: Torsten Meyer, Dietmar Meixner, Pressematerial