Deutschrock | Progressive Rock
• Silvia Kottas (voc) kurzzeitig 1972 |
Bandgeschichte:
Thomas Bürkholz und Heinz Geisler spielten Anfang der 70er zusammen bei der Band ROBBYs. Beide beschlossen im Jahre 1972, eine eigene Band zu gründen und eigene Musik zu machen. Dafür suchte man erstklassige Musiker. Zu Bürkholz und Geisler kamen noch Bassist Bernd Sarfert und die Bläser Wolfgang "Suhle" Zahn (Flöte, Tenor-Saxophon, Alt-Saxophon), Bernhard Wachsmann (Posaune) und Erich Mückenheim (Trompete) dazu. Nachdem Silvia Kottas schwanger wurde, verließen sie und zwei der Bläser die Band wieder. Der Dritte, "Suhle" Zahn, blieb an Bord. Für Kottas kam schließlich Hans-Jürgen Beyer, der schon von Anfang an für Bürkholz und Geisler der Wunschkandidat für die Position am Mikrofon war. Mit ihm zusammen kam auch Michael Heubach von der KLAUS RENFT COMBO dazu, der sein Mitwirken bei der Formation von dem Hans-Jürgen Beyers abhängig machte. Bernd Sarfert blieb nur kurze Zeit bei der BÜRKHOLZ FORMATION und wurde kurz nach Bandgründung von Frank Czerny abgelöst.
Schon kurz nach ihrer Gründung bekam die Band die erste Auftrittsmöglichkeit in Hoyerswerda. Zu dem Zeitpunkt hatte die Gruppe erst drei eigene Lieder im Repertoire, die obendrein auch nur Improvisationen waren. Mit diesen drei ersten Songs und einer Auswahl international erfolgreicher Titel, wie z.B. "Child in Time" von Deep Purple, trat die Band auf und brachte den Saal zum Kochen. Durch ihre Live-Konzerte, aber sicher auch durch die Musiker Beyer und Heubach, die sich in anderen Bands vorher schon einen guten Namen erspielt hatten, hatte die BÜRKHOLZ FORMATION innerhalb kürzester Zeit eine treue Fangemeinde, die der Band zu Konzerten in der ganzen Republik nachreiste.
Noch im gleichen Jahr bekam die BÜRKHOLZ FORMATION die Gelegenheit, eigene Lieder beim Rundfunk der DDR im Studio in der Berliner Nalepastraße aufzunehmen. Mit Luise Mirsch als Redakteurin nahm die Gruppe drei eigene Titel auf. Mit "Sei kein Vulkan" wurde ein Song der Gruppe auf der 10. Ausgabe der AMIGA-Reihe "Hallo" veröffentlicht. Innerhalb nur weniger Monate etablierte sich die BÜRKHOLZ FORMATION durch die erwähnten erfolgreichen Live-Konzerte und Medienpräsenz in Rundfunk und Fernsehen ganz vorne in der DDR-Rockszene. Anfang 1973 war die Band auf einer Stufe mit bereits etablierten Gruppen wie der KLAUS RENFT COMBO, ELECTRA und STERN-COMBO MEISSEN. Mit dem Titel "Wer bloß ist heute groß" (Text von Gerulf Pannach) gelang der Band sogar ein Nr. 1 Hit, mit dem sie ihre Konkurrenz auf die Plätze verwies.
Die BÜRKHOLZ FORMATION spielte zu dieser Zeit in Chemnitz auch ein gemeinsames Konzert mit der ungarischen Kultband OMEGA. Das war Zufall, denn keine andere Band wollte dort im Vorprogramm von OMEGA spielen, da bei der Mugge fast ausschließlich ungarische Zuschauer erwartet wurden. Ihr Auftritt wurde für die BÜRKHOLZ FORMATION ein voller Erfolg, denn die Band begeisterte das Publikum und musste als Vorband sogar Zugaben spielen. Ein weiteres gemeinsames Konzert mit OMEGA folgte dann in der Magdeburger Stadthalle. Zwischen beiden Bands entwickelte sich schnell eine Freundschaft, und die Musiker von OMEGA wollten ihre deutschen Freunde mit auf eine gemeinsame Tour an den Balaton nehmen. Die Musiker planten diese Tour bereits für den Sommer '73, und OMEGA setzte sich zusätzlich für die BÜRKHOLZ FORMATION als Vorgruppe ein. Dazu sollte es aber nicht mehr kommen...
Dem steilen Aufstieg innerhalb kürzester Zeit folgte ein tiefer Fall. Nach etwa eineinhalb Jahren wurde die BÜRKHOLZ FORMATION am 20. Juli 1973 verboten. Der Grund war ein Open Air-Konzert in Radeberg im Juni 1973 vor etwa 3.000 Zuschauern, zu dem die Band eingeladen wurde, und für das einige der Kulturoberen des Landes eine Falle für die Gruppe vorbereitet hatten. Während des Auftritts kam es, bedingt durch absichtlich provozierte Stromausfälle und Unterbrechungen während des Auftritts, zu Unruhen. Die BÜRKHOLZ FORMATION spielte ihr Konzert zu Ende und die Musiker verließen im Anschluss den Veranstaltungsort in Richtung Hotel. Nachdem die Band schon längst nicht mehr am Konzertort war kam es zu Ausschreitungen gegen die Ordnungskräfte. Einige Konzertbesucher stürmten die Bühne und beschädigten die Ausrüstung. Obwohl die BÜRKHOLZ FORMATION nachweislich nicht mehr vor Ort war, wurden ihr die Zwischenfälle angelastet. Den Rest gab der Band ein Kulturfunktionär, der sie ins offene Messer laufen ließ indem er sie dazu brachte, die Verantwortung für die Tumulte zu übernehmen. Dies wurde der Gruppe mit der Aussicht schmackhaft gemacht, anschließend doch auf die Ungarn-Tournee gehen zu können. An diese Absprachen hielt sich der Kulturfunktionär aber nicht. Das hatte zur Folge, dass die Staatsanwaltschaft Leipzig den Antrag stellte, der Band die Spielerlaubnis zu entziehen. Das Ende vom Lied war die Tatsache, dass die BÜRKHOLZ FORMATION unter dem Namen nie wieder auftreten und die Musiker zusammen nie wieder spielen durften.
Die BÜRKHOLZ FORMATION wurde also verboten, und die Musiker einzeln abgestraft. Während Heinz Geisler und Thomas Bürkholz ein Berufsverbot auferlegt bekamen, bekam Hans-Jürgen Beyer die Chance, vom Rock zum Schlager zu wechseln. Er nutzte die Chance und feierte als Schlagersänger auch international große Erfolge. Michael Heubach gründete wenig später die Gruppe AUTOMOBIL. Interessantes Detail am Rande: Die Gruppe AUTOMOBIL sollte eigentlich aus den Musikern der BÜRKHOLZ FORMATION bestehen, nur dass statt Beyer die junge Sängerin NINA HAGEN am Mikro stehen sollte. Daraus wurde aber nichts, und die Band um Heubach und Hagen bekam ein ganz anderes Gesicht. Nach zahlreichen Schikanen durch den gleichen Kulturfunktionär, der auch maßgeblich am Verbot der BÜRKHOLZ FORMATION beteiligt war, bekam Thomas Bürkholz erst Ende der 70er seinen Berufsausweis zurück und konnte sich der Gruppe SET aus Leipzig anschließen.
Am 7. August 2009 kam es in Leipzig anläßlich des Konzerts zu Hans-Jürgen Beyers 60. Geburtstag zu einer einmaligen Wiedervereinigung der Band. Beyer spielte erstmals seit über 30 Jahren wieder mit Michael Heubach, Frank Czerny, Heinz Geisler und Wolfgang Zahn als BÜRKHOLZ FORMATION zusammen. Lediglich Thomas Bürkholz konnte an diesem Abend aus terminlichen Gründen nicht mit seinen alten Kollegen auftreten.
Stand: 12/2021
Autor: Christian Reder
Fotos: Holger Bürkholz, Günter Bürkholz, Bodo Strecke
Interview:
• Thomas Bürkholz im Gespräch mit Deutsche-Mugge (2012): HIER
• Hans-Jürgen Beyer im Gespräch mit Deutsche-Mugge (2009): HIER
Spuren im Netz:
• Honepage von Thomas Bürkholz: www.thomasbürkholz.de
• Honepage von Hans-Jürgen Beyer: www.hans-juergenbeyer.de
Autor: Christian Reder
Fotos: Holger Bürkholz, Günter Bürkholz, Bodo Strecke
Interview:
• Thomas Bürkholz im Gespräch mit Deutsche-Mugge (2012): HIER
• Hans-Jürgen Beyer im Gespräch mit Deutsche-Mugge (2009): HIER
Spuren im Netz:
• Honepage von Thomas Bürkholz: www.thomasbürkholz.de
• Honepage von Hans-Jürgen Beyer: www.hans-juergenbeyer.de
Die Diskographie
Alben:
Sampler/Kopplungen:
Alben:
Titel: "Wer bloß ist heute groß"
Interpret; Bürkholz Formation Format: Album (CD) Label: Marktkram/Buschfunk (D) Katalognummer: BF 03662 Erschienen: 2021 Beschreibung: CD im Digipak mit 12-seitigem Booklet inkl. Vorwort von Michael Rauhut. Insgesamt 11 Songs, darunter teils bisher unveröffentlichte Rundfunkproduktionen, Live-Mitschnitte eines Konzerts in der Stadthalle Magdeburg am 28.01.1973 sowie einer Neuproduktion aus dem Jahre 2006. Rezension: HIER Titel: "Sei kein Vulkan", "Finden wir uns neu", "Wer bloß ist heute groß? (live)", "Kantate Wahrheit Teil 1 (live)", "Kantate Wahrheit Teil 2 (live)", "Skelington (live)", "Jetzt kommt Suhle", "Gewöhnen kann ich mich nicht", "Ein Tag kann endlos sein", "Leipziger Allerlei (Combo Schluckauf)", "Got to be with you" |
Sampler/Kopplungen:
• "Hallo Nr. 10" (AMIGA, 1973)
mit den Songs "Finden wir uns neu" und "Sei kein Vulkan" • "Weltall - Erde - Mensch" (Gala, 1991) mit dem Song "Sei kein Vulkan" • "Deutscher Demokratischer Beat 1" (AMIGA, 1993) mit dem Song "Sei kein Vulkan" • "Best of HALLO 2" (Unionton, 2001) mit dem Song "Sei kein Vulkan" • "Hallo-Box (Nr. 1-12)" (sechzehnzehn, 2015) mit den Songs "Finden wir uns neu" und "Sei kein Vulkan" • "OstKraut! - Teil 1" (Bear Family, 2022) mit dem Song "Sei kein Vulkan" |