Hanna Rautzenberg: "Soulmate" (Album)

rautzenberg 20200217 1293072929VÖ: 31.01.2020; Label: Suphonia Records; Katalognummer: 0671486258614; Musiker: Hanna Rautzenberg (Gesang, Piano, Gitarre), Alexander Wurlitzer (Gitarre, Bass, Lap-Steel), Peter Häseler (Kontrabass), Bernd Großheim (Posaune), Horst Ruprecht (Saxofon), Holger Reitzig (Trompete), Susann Rautzenberg (Back-Voc), Toni Wendenburg (Schlagzeug, Percussion); Produzent: Alexander Wurlitzer; Musik & Texte: Hana Rautzenberg; Bemerkung: CD im aufklappbaren Digipak, leider ohne Booklet und somit ohne Abdruck der Songtexte;

Titel:
Falling Apart • Learned To Lie • Never Be The Same • White Heart • Self Control • I Know How You Should 've Felt • Romeo • Bloody Tears • Soulmate • Margrit


Rezension:
Da soll einer sagen, es käme nichts mehr nach, heutzutage! Dieses Werk straft ihn der Lüge! Für alle Leser in arger Zeitnot sei vorab zusammengefasst: ein hervorragendes, ein beispielhaftes Debüt ist geschaffen worden, reif und erstaunlich rund! Bzw. rund und erstaunlich reif! Beides gilt. Liebhaber des exzellent dargebotenen Singer-Songwriter-Folk-Rocks werden das Album lieben und schnell zu ihren Schätzen erklären! 10 authentisch klingende, englisch-sprachige Titel, jeder besonders und jeder mit viel Liebe und Hirn gebacken!

Hanna Rautzenberg, der man schon nach den ersten gesungenen Takten via Google, Wikipedia etc pp. auf die Schliche zu kommen versucht (was? das soll 'ne Deutsche sein, und wie bitte?? - unglaubliche 15 Jahre jung, die Dame!), versteht und beherrscht zur Gänze, was sie da tut! Und wie sie es tut! Bereits der Titel des vorliegenden Albums "Soulmate" lässt hoffen, hier auf eine natürlich klingende, von technischer Überproduktion verschont agierende Stimme zu treffen. Und tatsächlich, wir dürfen uns der entwaffnenden Ehrlichkeit einer Künstlerin, noch jüngst an Jahren aber schon reich an zielsicher abrufbaren Facetten, ergeben. Es ist schon nicht mehr nötig, Hanna Rautzenberg ein aussergewöhnlich begabtes, zudem geschultes und im Training stehendes Organ zu bescheinigen. Jedes musikliebende Ohr erkennt stante pede Rautzenbergs Vermögen, dem innewohnenden Gefühl des jeweiligen Songs die passende Phrasierung zu verleihen. Gleich zu Beginn der Fahrt, in "Falling Apart", begegnet sie uns whiskey-rauh, sicher kurz zuvor der holzvertäfelten Bar entflohen (Achtung, Jugendschutz!), gesteht dem Hörer wenig später, wieso sie zu lügen lernte und lässt ihre Stimme darauf folgend eher introspektiv und verletzt sinnierend, u.a. beim Gedanken an ihren "Romeo", dem sie möglicherweise gar blutige Tränen ("Bloody Tears") zollt. Man möchte auf nebelverhangener Landstraße Richtung Meer ganz laut drehen und hemmungslos mitheulen. Gott sei Dank entlässt uns Hanna Rautzenberg am Ende ihres Debüts recht heiter mit einem kurzen, puren Stück Rock'n'Roll in Reinkultur. So können wir erleichtert in den Tag oder die Nacht hinaus - oder in eine nächste Runde "Soulmate"! Wunderbar tief und leider viel zu schnell vorbei! Ob man dafür - für die viel zu kurze Kürze ihres Opus' - wohl Punktabzug geben dürfte? Dazu am Ende.

Dem Hörer, möglicherweise seinen Zwanzigern, selbst den dreißiger oder vierziger Jahren entwachsen, leuchten augenblicklich klangvolle Namen auf der Leinwand seines Kopfkinos. Namen wie Melissa Etheridge, Dolores O'Riordan, womöglich ein Tüpfelchen von Sheryl Crow und Eva Cassidy, hier und da auch gern etwas Amy McDonald, Duffy oder Adele? Wer weiß, das mag ein jeder für sich selbst entscheiden, wen Frau Hanna spontan im Kopf des Hörers zu reinkarnieren in der Lage ist. Diese Momente der Fremdanleihen dauern ohnedies immer nur halbsekundenweise, sofort holt Hanna Rautzenberg uns wieder zu sich, besteht auf sich selbst als kommendes Original. Sie bedient womöglich ihre Stilelemente, ohne deren "Herkunft" derart apothekisch sortiert zu haben. Die junge Dame orientiert sich, glaubt man dem allwissenden Internetz, eher an Größen wie den unverwüstlichen Stones oder the Boss Springsteen. Gewissenhaften und werteverständigen Eltern gilt unser Dank! Wie auch immer, Hannas Prägung, gepaart mit ihrem Talent und dem ihr gegebenen Timbre lässt für ihre Zukunft als Künstlerin, Musikerin und Sängerin Großartiges erwarten!

Nicht minder schwer wiegt die Hanna Rautzenberg umgebende Produktion von "Soulmate". Die hochgradig songdienlich agierende Band, stilsicher und spielerisch über jeden Zweifel erhaben, bringt Hannas eigene Kompositionen (!) - von ihr höchstselbst am Klavier oder an den Gitarren begleitet - an das geneigte Ohr. Besonders löblich hervorzuheben ist Alexander Wurlitzers Zutun als Sologitarrist, Produzent und Toningenieur am Mischpult. Sein facettenreicher Mix (insbesondere Hall- und Echo wurden der jeweiligen Stilistik entsprechend gestaltet und von Könner-Hand eingesetzt) gibt dem Album den Status Advanced Aduld Music! Klasse Arbeit! Es ist möglich wie wünschenswert, dass der rundum stimmige Guss von "Soulmate" jenes Bild darstellt, welches sich Fr. Hanna zuvor im Kopf entwarf. Und dennoch befällt mich beim Durchhören der leise Altmännerzweifel: kann eine solche Musik, eine derartige Reife von einer gerade mal 15-jährigen jungen Frau bewerkstelligt, im Alleingang ausgestrahlt werden? Ich stelle dazu mir und der durchschnittlichen Allgemeinheit folgende These zur seelischen Beruhigung in den Raum: Ein Ausnahmetalent wie das von Hanna Rautzenberg übt zwangsläufig gravitative Wirkung auf seine Umgebung aus. Künstlerische Leichtgewichte können dort auf Dauer nicht bestehen, werden zu Boden gezwungen oder hinfortkatapultiert. So erklärt sich, wie schon jetzt ausschließlich Könner ihres jeweiligen Faches sich um Hanna scharen. Gravitation! Und ich orakele, Hannas Schwerkraftwirkung wird demnächst rapide zunehmen. Aber das ist wilde Spekulation, möge kein Studium der Betriebswirtschaft allen Hoffnungen den Garaus machen!

Geübt und getüfftelt wird bei Rautzenbergs meiner Vermutung nach auch im privatesten Umfeld, Hannas Mutter Susann (ist sie die "Soulmate"?) wird kurzerhand als Background Sängerin aufs Werk gebannt. Ein weiteres Steinchen im dicken Brett der akustischen Glaubwürdigkeit, Bravo! Der Sound des Basses scheint mir bisweilen einen halben Nanometer überkomprimiert, aber das wird angesichts des überwältigenden Gesamtbildes sofort wieder vergessen. ... Sagte wer was? Worum geht's gerade? Achja, "Soulmate", großartig! Da wäre noch das editorische Vermögen zu preisen, dem 10 Titel umfassenden Werk einen dramaturgisch angenehmen Bogen zu bescheren! Das Gesamtpaket "Hanna Rautzenberg - SOULMATE" weist sicher und unbestechlich auf einen Punkt hin: auf die Genese einer bereits begonnenen, außergewöhnlichen Künstlerlaufbahn! Hut ab vor Hanna Rautzenberg und Kompanie!

Und um abschließend obige Frage nach möglichem Punktabzug zu beantworten: Das ist natürlich völlig abwegig, nach dieser hemmungslosen Hymne der Wertschätzung kann es nur die volle Punktzahl geben!
(Robert Brenner)





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