Robert Gläser: "Brich aus" (Album)

glaeser2018 20190102 1322263324VÖ: 29.03.2019; Label: BMG/SPV; Katalognummer: 289002; Musiker: Robert Gläser (Gesang, Bass), Jörg Weisselberg (Gitarre), Stefan Henning (Gitarre), Uwe Fischer (Gitarre), Claus Fischer (Bass), Marcus Gorstein (Keyboards, Percussion), Matthias Klünder (Keyboards), Simon Anke (Piano), Christoph Falckner (Piano), Marco Göpel (Synth), Daniel Hassbecker (Cello, Keyboards, Hammond Orgel), Ryan Hoyle (Schlagzeug), Felix Lehrmann (Schlagzeug), Moritz Gläser (Programming); Produzent: Robert Gläser, Marcus Gorstein, Simon Allert; Bemerkung: CD im aufklappbaren Digipak inkl. Booklet mit Abdruck aller Songtexte;

Titel:
Niemals zu Ende • Immer wenn ich denke • Alte Zeiten • Sag kein Wort • Kopf hoch • Brich aus • Egal was jetzt noch kommt • Himmel voller Geigen • Weisst Du was Du bist • Friss oder Stirb • Verzeihung • Auf verbrannter Erde • Verlor'n im dichten Nebel • Nööö (Bonus)


Rezension:
Vor nicht ganz drei Jahren und noch vor dem Aus der Gruppe SIX, wo er fast 20 Jahre den Bass gezupft und auch gesungen hat, hat Robert Gläser sein Debüt-Album veröffentlicht, das schlicht nach ihm benannt wurde. Seitdem ist eine Menge passiert und das spiegelt sich auch in dem inzwischen fertigen und am 25. Januar 2019 in den Handel kommenden zweiten Album des Musikers, "Brich aus", wieder. Wer das neue Album schon gehört hat, stellt ruck zuck fest, dass sein Erstlingswerk nur ein "Ausprobieren" gewesen sein kann, denn für seine neue Scheiblette hat Chefarzt Dr. Gläser das ganz große Operationsbesteck ausgepackt und seiner Musik einiges an Qualität transplantiert. Unüberhörbar, nicht nur fühl- sondern fast schon greifbar ...

Den Kuschelkurs so mancher Kollegen, die früher mal im Rock-Bereich unterwegs waren, ihre Wurzeln zuletzt jedoch gekappt haben, um im seichten Gewässer des Massentauglichen im gleichen schlageresken Schnarchmodus dahin zu gleiten wie all die anderen Totenschiffe, möchte Robert Gläser nicht einschlagen. Das wird schon mit dem furiosen Auftakt "Niemals zu Ende" mit einer gehörigen Portion Nachdruck ans Ohr des Hörers transportiert. Hier serviert uns das Ensemble von Sänger und Bassist Robert Gläser, das u.a. mit Jörg Weisselberg (Gitarre), Marcus Gorstein (Keyboards), Daniel Hassbecker (Cello, Keyboards, Hammond Orgel) und Felix Lehrmann (Schlagzeug) aus Kollegen aus dem obersten Regal der deutschen Studio- und Live-Musik besteht, gleich zu Beginn brettharte Gitarren und einen treibenden Beat. Mit dieser rasierklingenscharfen "Nicht aufgeben"-Hymne empfangen weiß man gleich, dass man auf die richtige Klingel gedrückt hat und sich entspannt niederlassen kann. Auch sonst packen die Songs auf "Brich aus" ordentlich zu, und zwar dann, wenn es auch sein muss. Es darf auch mal ruhiger und balladesk klingen ("Immer wenn ich denke", "Egal was jetzt noch kommt", "Verzeihung", "Auf verbrannter Erde"), aber der Großteil von Gläsers neuen Schöpfungen nageln einem den puren und unverfälschten Rock an die Schiene. Ein musikalischer Tritt in den Hintern mit der Aufforderung "Kopf hoch - Brust raus" ("Kopf hoch") muss aber auch flott daher kommen, und deshalb hat sich der Cäsar-Sohn auch gar nicht davor gedrückt, einer solchen Nummer den nötigen Drive zu verpassen. Und darum brennt ein krachendes Feuerwerk wie "Brich aus" auch vom ersten bis zum letzten Ton, denn dieser Schrei ins Ohr ("Brich aus, denn sonst brichst Du ein | Kämpf Dich wieder in Dein Leben rein") darf nicht anders als laut und wachrüttelnd sein. Eine schlichte Klaviermelodie hätte da doch eher was narkotisierendes.

Es gibt Texte, die vom Kämpfen handeln und mit der klaren Botschaft versehen sind, dass man durchaus mal fallen kann, danach das Aufstehen aber nicht vergessen sollte. Andere Lieder erinnern an "Alte Zeiten" und daran, dass man älter geworden ist. Ein Blick zurück ist auch in dem Alter, in dem sich Robert Gläser - dieser junge Bursche und Papa eines kleinen Jungen - befindet, durchaus schon erlaubt, wenn es nicht diese Stimmung verbreitet, man sei mit knapp 40 schon uralt und müsse wie einst der Opa deshalb auch nur noch vom Krieg erzählen. Wieder andere Lieder beschreiben den "Himmel voller Geigen", wenn man die Liebe des Lebens gefunden hat oder die Gedanken eines gefallenen Helden nach dem überraschenden Abgang des Partners ("Weisst Du was Du bist"). Aber auch die gefühlte Aussichtslosigkeit ("Verloren im dichten Nebel") und eine Entschuldigung ("Verzeih mir") hat Herr Gläser hier vertont. Auch wenn manch eine Textzeile aus recht grobem Holz geschnitzt scheint und andere auch nicht den feingeistigen Feuilleton-Schreiber aus dem Sessel heben wird, gehören die Lyrics auf "Brich aus" zu den besseren Exemplaren in der deutschen Lieder-Landschaft. Sie sind leicht verständlich, passen gut zur Musik und man stößt nicht auf irgendwelche Peinlichkeiten wie bei anderen sich im Labyrinth verirrt zu haben scheinenden Kollegen.

Inhalt und Verpackung der 13 neuen Lieder überzeugen und lassen gerade die Konzertgänger unter unseren Lesern sich auf das Live-Erlebnis freuen, denn da wird es nicht weniger rockig zur Sache gehen. Im Vergleich zum 2016 erschienenen Album "Robert Gläser" hat der Musiker mehr als nur einen Schritt nach vorn getan. Die Lieder auf der Platte klingen wie aus einem großen Steinblock gehauen und sie fühlen sich gut an. Sie wiegen schwer und haben alle Chancen, gegen andere Neuveröffentlichungen in den Album-Charts zu bestehen. Mehr noch: Weit oben zu landen! Auch der schon ein paar Jahre ältere und eher lustige One-Night-Stand-Soundtrack "Nööö!", der hier als Bonustitel auf Nr. 14 der Tracklist angeboten wird, passt da ganz gut mit rein. Bleibt Robert Gläser zu wünschen, dass er mit seiner neuen Langrille gleich zu Beginn des neuen Jahres und mit den Optionen einer großen Plattenfirma im Rücken endlich den kommerziellen Durchbruch in ganz Deutschland schafft. "Brich aus" könnte dafür der Türöffner sein, denn hier spricht Gläser ein breites Publikum an und besonders die, die auf coole Rocksongs stehen. Daumen hoch!
(Christian Reder)
 
Info:  Das Album wird live bei zwei Record Release Concerts vorgestellt:
• 24.01.2019 - Berlin - Tempodrom (Tickets: HIER)
• 26.01.2019 - Cottbus - Alte Chemiefabrik (Tickets: )





Videoclips:










   
   
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