VÖ: 27.04.2018; Label: dewey-records; Katalognummer: 7J-081-2; Musiker: Eberhard Klunker (Akustik Gitarre); Mix & Master: Christoph Stickel; Bemerkung: CD im aufklappbaren Digipak ohne Booklet-Beilage;
Titel: Sixteen • Bootsmann • Improvisation on "Der Zauberer" • Minor Third Waltz • September, Flam & Co. • Where Are You Now? |
Rezension:
Man muss unseren Lesern den Gitarristen Eberhard Klunker nicht mehr großartig vorstellen. Zumindest denen nicht, die sich schon mit der Hansi Biebl Band, Windminister oder seiner gemeinsamen Arbeit mit Christiane Ufholz beschäftigt haben. Klunker gehört zu den besten deutschen Gitarristen, auch wenn ihn die Massen bisher noch nicht entdeckt haben. Vielleicht ist das ja auch besser so, denn sonst würde er möglicherweise im samstagabendlichen Kuschel- und Schunkelprogramm der Öffentlich-Rechtlichen einem grenzdebilen Publikum mit zu Geräusch gewordenen Narkotika "Beihilfe zum Tiefschlaf" leisten. Tut er aber nicht, sondern zeigt einem ausgewählten Kreis an Zuhörern, nämlich denen, die sich in den Klang der Gitarre verliebt haben, welch wunderbare Töne man diesem Instrument entlocken und mit geschickten Fingertricks zu wohlklingenden Melodien verbinden kann. Dieser Kunstfertigkeit kann man ab April über das Album "Sixteen" lauschen, das Eberhard Klunker beim Label deway-records in den Handel bringen wird. Anders als Eberhard Klunker, den man bereits kennt, muss man dieses Album aber ganz dringend näher vorstellen, damit es auch entdeckt wird!
Es haben sich seit "Lietzensee", dem letzten und 2015 erschienenen Soloalbum Klunkers, wieder einige Ideen angesammelt, die der Saitenvirtuose nunmehr ausgebrütet und in sechs neuen Stücken zum Leben erweckt hat. Dabei benutzt der Musiker ausschließlich die akustische Gitarre, die bei Bedarf auch als Percussion-Instrument genutzt wird, um den eben erwähnten Ideen freien Lauf zu lassen. Im Sommer 2017 sind so innerhalb eines Monats sechs akustische Gitarren-Songs entstanden, in denen die klunkersche Spielfreude und die Lust des Meisteres an Improvisationen im Vordergrund stehen. Titelnamen wie "Sixteen" oder "Bootsmann" bilden hier nur die Klammer um die teils fast 15 Minuten dauernden Werke, in denen der Gitarren-Fan eine ganze Menge entdecken und bei denen er dem Künstler mit den eigenen Ohren auf die Finger schauen kann. Lange Klangreisen mit jazzigen, spanischen, latino und auch bluesigen Elementen, mal verspielt, mal entspannt, mal kraftvoll, mal ungewöhnlich aber ausschließlich auf einem einzigen Instrument farbenfroh und spannend in Szene gesetzt. Und wo der Musiker schonmal dabei ist, die Leute mit seiner Gitarre in die unterschiedlichsten Stimmungen zu versetzen, darf sie an der richtigen Stelle auch mal nach Harfe klingen. Bei geschlossenen Augen ist man nicht nur Stimmungsschwankungen ausgesetzt, sondern kann sich - ausreichend Phantasie vorausgesetzt - auch örtlich in andere Gegenden der Welt entführen lassen. Da kann es durchaus passieren, dass man sich während eines der Songs plötzlich auf einem sonnendurchfluteten Feld im spanischen Hinterland oder auf einem Fluss in einem Boot reisend wiederfindet.
Ein Glück für alle Freunde guter Musik, dass die Massen ... insbesondere die Vertreter der Industriemusik ... Eberhard Klunker eben noch nicht entdeckt haben. So kommen wir in den Genuss von "Sixteen", einem Album mit instrumentaler Musik, auf dem uns der Musiker zeigt, wie aufregend eine akustische Gitarre sein kann und welch spannende Erfindungen das Ideenzentrum seines Gehirns zu Tage fördern kann. Ein Album mit Musik für jede Jahreszeit, sowie Tages- oder Nachtzeit. Es passt eigentlich immer, die CD aufzulegen und eine Pause mit ihr einzulegen. Nur Ruhe sollte man sich zum Anhören nehmen, denn es entreißt seinen Hörer aus dem Alltagstrott und verlangt von ihm, sämtliche störenden Nebengeräusche vorher auszuschalten. Als Belohnung gibt es Erholung pur für Ohren, Seele und Kopf. Danke, Herr Klunker!
(Christian Reder)