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Interview vom 28. September 2019



Die AC/DC Coverband DR. KINSKI ist mittlerweile 20 Jahre auf den Bühnen des Landes unterwegs. Mit dem Beinamen "Schocktherapie" interpretiert sie jene geliebten Rocksongs des Vorbildes in ebenso lauter Version. Als DR. KINSKI SALONORCHESTER bietet sie diese unplugged und mit der einen oder anderen humorvollen Einlage dar. Die Konzerte sind schräg, schrill und voller Parodien.001 20191016 1495845875 Dem verrückten Doktor (wie ihn seine Fans liebevoll nennen) gelingt es, Band und Fans gleichermaßen in Ekstase zu versetzen. Lars Sens (alias Dr. Kinski) machte am 28. September 2019 beim beschaulichen Rockerstammtisch Halt in Braunsdorf. Bei Kaffee und Kuchen entstand ein interessantes Interview, in dem ich Lars als sehr sensiblen Gesprächspartner kennenlernen durfte ...




Lars Sens, ich begrüße dich! Die Band DR. KINSKI feiert in diesem Jahr ihr zwanzigjähriges Jubiläum. Bevor wir zur Bandgeschichte kommen, habe ich ein paar persönliche Fragen an Dich. Wie würdest du dich beschreiben wenn du nicht den verrückten Doktor spielst?
Schwierige Frage Ulli! Wenn ich nicht der verrückte Doktor bin, versuche ich die Zeit mit Arbeit und Leben schnellstmöglich rumzukriegen, um bald wieder der verrückte Doktor sein zu können.

Welche Musik hast du in deiner Jugend gehört, was hat dich musikalisch inspiriert?
Meine Mutter war unter anderem Fan der Stones, was mich schon sehr früh prägte. Als Kind fand ich Smokie unheimlich toll und Chris Norman war für mich der Oberhammer. In der Schule hörte ich das erste mal von Elvis Presley und sang daraufhin daheim vor dem Spiegel "Blue Suede Shoes" - natürlich mit hochgezogener Lippe.

Wie kamst du zu AC/DC?
Die Liebe zu AC/DC entstand in der Pubertät, wie bei vielen Gleichaltrigen auch. Die ersten Hardrock-Platten, die ich hatte, waren von KISS, Led Zeppelin und eben AC/DC. Mit "Back in Black" war es um mich geschehen!

002 20191016 1281506068Hast du AC/DC Konzerte besucht?
Na klar, so vier oder fünf.

Hast du vor DR. KINSKI noch in anderen Bands gespielt?
Als ich 13 Jahre alt war lebten wir in der Schweiz und ich wollte dort Mitglied einer Schülerband werden. Ich setzte mich ans Schlagzeug und konnte gleich irgendwie spielen. Wir begannen mit "House of the Rising Sun" oder "Smoke on the Water" und schrieben bald auch eigene Songs. Ich zog als Achtzehnjähriger zurück nach Berlin, wo wir vor unseres Schweizaufenthalts lebten. Dort begann ich am Flughafen Tegel bei einer Fluggesellschaft zu arbeiten. Ich hatte einen Arbeitskollegen, der Bass spielte. Wir freundeten uns an, gründeten eine Band namens LARS VEGAS AND KNUCKLE SANDWICH und spielten Richtung Funk und Soul. Wir waren acht Leute inklusive Bläsern und spielten u.a. James Brown-Nummern. Zum Beispiel in Läden wie "Eierschale" in Berlin und auf Partys. Das hat Spaß gemacht.

Nun zu DR. KINSKI! 1999 soll es ein Treffen von Stefan Schirrmacher (Gitarrist bei Neumis Rock Zirkus, Datzu, Nanu, Frank Schöbel, Dieter Quaster Hertrampf u.v.a.) und dir in einer Berliner Kneipe gegeben haben!?
Genau. Wir haben uns ab und zu gesehen, dann kam er in der Kneipe auf mich zu und wir begannen zu quatschen. Wir wollten musikalisch etwas neues machen und sponnen uns ein bisschen aus. AC/DC-Cover konnten wir uns beide vorstellen und er fragte mich in seiner unnachahmlichen Art, "Kannste das och singen? Wenn du es wirklich kannst, hab ich eine geile Band am Start". Ein paar Tage später trafen wir uns mit Christoph Frenz (Monokel Kraftblues, Die Seilschaft), Dicki Grimm (Setzei, Frank Schöbel, United Five, Hansi Biebl Band, Monokel Kraftblues, Electric Blues Orchestra) und Michael Linke (Monokel Kraftblues).003 20191016 1680530310 Wir verabredeten uns im Proberaum und mir ging tierisch die Muffe, weil ich wusste, dass die Jungs richtig gut sind. Sie merkten, dass ich Schiss hatte aber ließen mir Zeit und wir probten mehrmals. Eines Tages spielte Dirk Michaelis ein Konzert im damaligen Magnet Club in Berlin, wo auch Dirk Zöllner und Silly anwesend waren. Schirrmacher kannte und fragte Michaelis ob es möglich sei, direkt nach seinem Set einen AC/DC-Song zu spielen. Dieser gab uns die Chance, wir spielten "Whole lotta Rosie" und der ganze Saal kochte. Da war uns klar, dass es weitergehen muss.

DR. KINSKI ist ja ein eigenartiger Name für eine AC/DC-Coverband. Wie kam es dazu?
Ich habe eine gewisse Affinität zu Klaus Kinski und seinen verrückten Rollen, deshalb griffen wir seinen Namen auf.

Der Beiname Schocktherapie untermauert dies also?
Genau! Wir wollten uns selbst therapieren und auch anderen Menschen helfen (lacht). Wenn die Leute unsere Konzerte besuchen, sehen wir sie nicht als Publikum, sondern als unsere Patienten (lacht wieder). Wir wollen die Songs originalgetreu spielen, aber uns nicht wie AC/DC verkleiden, da wir unseren eigenen Stil einbringen wollen. Wenn die Gitarren anfangen zu klirren, dann wird in meinem Kopf ein Schalter umgelegt, ich werde ein anderer Mensch. Ich reisse die Band mit und das Konzert wird zu einer regelrechten Freakshow. Wir nehmen das Publikum mit und am Ende des Konzertes sind wir glücklich. Die Musik von AC/DC ist auch für uns Therapie.

004 20191016 2011856581Ein paar paar Jahre später tauchte das DR. KINSKI SALONORCHESTER auf. Leiser, aber mit noch viel mehr Witz und Charme. Ich hätte nie gedacht, dass AC/DC unplugged funktioniert. Wie kam es dazu?
Solch eine laute Band kann man eigentlich nur bei großen Veranstaltungen buchen. Wir wollten aber auch in kleinen Clubs oder auf Kleinkunstbühnen spielen, wo sonst eher Comedy oder Variete zu finden sind. Wir veränderten die Songs teilweise, zitierten Schlager oder bekannte Filmmelodien, und ich imitiere Dieter Thomas Heck, den bekannten Moderator unserer Generation. Und dies bezeichnen wir als Salonorchester-Version.

Beim Salonorchester spielt Gründungsmitglied Stefan Schirrmacher nicht mit. Wer spielt dafür die Gitarre?
Sein Name ist Frank Rock (eigentlich Frank Wohlfahrt) und er ist ein ebenso erfahrener Gitarrist. Schirrmchen spielte häufig mit Frank Schöbel und es gab terminliche Überschneidungen mit dem Salonorchester. Frank ist ein unheimlich kreativer Kopf, eine wandelnde Musikbox und einfach ein Verrückter.

Der Basser Christoph Frenz stieg irgendwann aus und wer kam dafür?
Pitti Concarne (Michael Pitti Pflüger), der auch bei Monokel spielt. Unsere Band ist wie eine Familie und wenn einer ausschert, ist es ein Verlust. Aber wir sind weiterhin mit Christoph befreundet. Er sprang auch für Pitti ein, als der mal krank war.

005 20191016 1971003210Michael Lefty Linke (euer Gitarrengott) konnte aus gesundheitlichen Gründen ca. ein Jahr lang nicht auftreten. Kannst du kurz Auskunft geben, wie es ihm inzwischen geht?
Es geht ihm soweit gut, er spielt weiterhin bei Monokel Kraftblues und ist guter Dinge, dass es weiter geht. Er lässt sich auch nicht unterkriegen!

20 Jahre sind eine lange Zeit, in der es bereits einige Jubiläen gab. Mit wem wurden diese denn gefeiert?
Wir haben viele Verbindungen zu anderen Verrückten und jung gebliebenen Rockern. Als Gäste begrüßten wir schon Buzz Dee Baur und Alf Ator von Knorkator, Bernd Römer von Karat, Frank Schöbel, Frank Zander und sogar Molly Luft. Sehr lustig war das Treffen mit Frank Zander. Er ist wirklich ein sehr authentischer Typ. Als er in unseren Probekeller kam sagte er: "Mann o mann, ich glaubte das hinter mir zu haben doch jetzt geht das von vorne los". Wir probten zusammen und machten aus Thunderstruck eben mal Zanderstruck.

Wie hat er das gemeint?
Wir proben in einem muffigen Altbaukeller - so richtig Rock'n'Roll eben. Es war sehr lustig und ich bin stolz wie Bolle, dass ich mit ihm zusammen auf der Bühne stehen durfte, hatte ich doch als Kind seine Platte FBI (Franks beknackte Ideen). Und den Ur-Ur Enkel von Frankenstein kenne ich heute noch auswendig. Persönlich gefiel mir am meisten die Zusammenarbeit mit Chris Doerk. Ich durfte mit einer Schlager-Diva, die viele Menschen aus ihrer Kindheit kennen, auf einer Bühne stehen und AC/DC-Nummern singen.006 20191016 1196746008 Diese Konstellation war sehr schräg und schön. Sie hatte unglaublichen Spaß dabei und das Publikum war total begeistert. Sie hat eine Bühnenpräsenz und eine Ausstrahlung, die nur ganz wenige haben. Ich sang mit ihr ein altes Schöbel-Doerk-Duett, "Links von mir, Rechts von mir". Da hab ich fast geheult vor Glück.

Hast du einen Lieblingssong, der nie im Programm fehlen darf?
"Whole lotta Rosie" finde ich zum Beispiel immer noch unheimlich gut. Dieser Song macht einfach glücklich.

Euer Jubiläumskonzert zum 20. findet am 2. November 2019 im Berliner "Neu Helgoland" statt. Mit welchen Überraschungen darf diesmal gerechnet werden?
Ich will nicht zu viel verraten. Es kommen sehr honorige Persönlichkeiten. Einer fängt mit "Q" an und hört mit "aster" auf. Peter Rasym von den Puhdys wird dabei sein und wahrscheinlich kommt noch ein Stargast von einer Mittelalter-Combo, der uns bei einem Song auf dem Dudelsack begleiten wird.

Zum Abschluss unseres Gespräches möchte ich dich fragen, was du dir für die Zukunft wünschst!?
Dass wir alle gesund bleiben und dass wir noch viele Patienten therapieren dürfen!!!

Lars, ich bedanke mich für das Gespräch, wünsche euch für den 02.11. im Neu Helgoland ein volles Haus, für die Zukunft alles Gute und natürlich Muggen, Muggen und nochmals Muggen.



Interview: Ullrich "Ulli" Neumann
Bearbeitung: cr
Fotos: Frank "Iffi" Iffert




   
   
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