Kurioserweise rauschte dieses Album zusammen mit dem von Andreas Hauffe bei mir herein, das an anderer Stelle rezensiert wird. Hauffe und Gutzeit vereint, dass Musik nur ein Teil ihres Schaffens ist neben Belletristik für Jugendliche und Erwachsene, Drehbuchschreiben; Hörspielen; Sprechrollen; Bühnenprogrammen. Bei Gutzeit kommt noch Malerei dazu. Während Hauffe viele musikalische Weggefährten um sich schart und ein eigenwilliges Sammelsurium vorlegt, geht Sascha Gutzeit hier ziemlich puristisch vor, spielt die meisten Songs im Alleingang ein und lässt seine Mitstreiter Martin Huch und Sebastian Pietsch nur bei einer Handvoll Songs einige veredelnde Elemente beisteuern.

Das Album klingt trotzdem oder gerade deshalb edel. Zwei stärker bluesgefärbte Nummern, Singer-Songwriter-Folk mit Westcoast-Feeling; Anklänge an die Chansons von Element of Crime oder auch Underdog-Touch der Marke "Stoppok". An den Ruhrpott-Barden erinnert Sascha Gutzeit auch ein wenig von seinem angenehm schnoddrigen Gesangstil her. Das Album ist wie ein vertonter abwechslungsreicher Kurzgeschichten-Band mit atmosphärischen Stories. Es gibt ein paar Spitzensongwriter, die aus den Sujets an der einen oder anderen Stelle wohl noch mehr herausgeholt hätten, aber Gutzeit ist den Großen der Songwriter-Zunft dichter auf den Fersen als viele Mitbewerber. Ein Beispiel ist der Song "Mondlicht Motel", der einen auf eine abendliche Autofahrt mitnimmt, an deren Ende eine geheimnisvolle Dame wartet. Da wird zwischendurch allein mit Gitarre und Stimme großes Kino-Gefühl erzeugt. Die lyrische Schlusspointe bringt dann zwar nicht den großen Effekt, aber trotzdem begibt man sich beim nächsten Hördurchgang gerne wieder mit auf die Fahrt.

Eine ganz andere Aura haben die Pianoballaden, besonders wo sie mit Saxophon bzw. sehr geschmackvoll mit Fagott begleitet werden. Ob "Straßenhund" oder "Romantiker": Gutzeit hat verschiedene Ausdrucksmöglichkeiten. Man möchte ihm wirklich anerkennend auf die Schulter klopfen für diese feine Scheibe.
(Rainer Buck)