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Ein Beitrag von Michael "Michel" Damme (Fotos: Michael Damme privat)



 

 

001 20230318 1092020703Die Wende, also die Übernahme der Ostzone durch die Westzonen, war besonders für die Ostrocker, nein für die meisten Kulturschaffenden eine schmerzhafte Zäsur. Viele kamen nie wieder auf die Bretter, die ihr Ein und Alles, ihr Leben waren. Manche nahmen sich darum das Leben - ich kannte einige.

Erst zum Ende des Vereinigungsjahrzehnts merkten die Ossis, was sie z. B. an Ihren Ost-Bands hatten. Vieles an Texten und Kompositionen dieser Qualität konnte man im Westen mit der Lupe suchen, da ja alles dem Verkaufserfolgszwang anheimfiel. Natürlich hatte die allgegenwärtige Partei da auch eine Aktie dran. Es kamen ja nur deutsche Texte auf eine Platte. Und bei den Muggen galt 60% Ostlieder und 40% Westnummern - hielt sich aber keiner dran. Die Fans konnten kaum Englisch und mit der Zeit wollten sie die deutschen Texte lieber hören als den unverständlichen englischen Singsang.

Auch ich liebte "unsere" Bands und besonders LIFT. Auch wenn die Band durch den Autounfall am 15. November 1978 bei einer Tournee in Polen den Bassisten und Manager Gerhard Zacher und den genialen Sänger und Texter Henry Pacholski verloren hatte, so waren doch noch der musikalische Kopf der Band, Wolfgang "Scheffi" Scheffler, und der Saxophonist Till Patzer (gestorben 2017) dabei. Kurz vor dem Unfall im gleichen Jahr schrieben Wolfgang und Henry einen der schönsten deutschsprachigen Songs - "Nach Süden" (LP "Meeresfahrt"). Die Kommentare dazu im Netz von den Westlern sind euphorisch, so z.B.:

"Super Lied - so was gibt es heute nicht mehr! Ungeheuerlich Gänsehaut. Was muss die DDR für ein herzliches Deutschland gewesen sein, dass solche Hymnen entstehen konnten ..."

Nun ja, für Rockmusiker war die DDR mit den unzähligen Kulturhäusern ein gutes Arbeitsfeld und ab und zu rutschte der Obrigkeitszensur so eine Nummer durch. Und dann spielte ich am 28. Mai 1981 mit meinem Freund Rainer "Pichtemann" Herzog als Vorband (Duo Martin Eden) in der "Jungen Garde" vor etwa 6.000 Leuten und vor LIFT. Das war eine geile Nummer, sag ich Euch. Uns ging der Arsch auf Grundeis auf dieser riesigen Bühne - wir zwei Zwerge - und vor so einer kongenialen Live-Band.

002 20230318 1402411420Übrigens - die JungeGarde! Viele Jahre fehlte da eine Überdachung und so manches Konzert fiel ins Wasser. 1987/88 konstruierte und baute ich mit meinen Bauingenieur-Kumpels Bernd Hegewald und Dr. Wilfried Wapenhans ein Dach aus einer Textilmembranseilstahlkonstruktion. Seitdem fiel kein Konzert mehr ins Wasser. Zwei Jahre nach der Wende wurde es ersetzt durch eine West-Alukonstruktionen. Eine flog vor einem Konzert von Udo Jürgens beim Sturm weg - daher nennt man solche Konstruktionen unter Fachleuten auch "Fliegende Bauten".

Da also lernte ich den Wolfgang kennen. Danach hatte ich öfter Kontakt mit Scheffi und ich begriff, wie schwer der Verlust von seinen beiden Freunden Henry und Gerhard auf ihm lastete. Und dass er später 1984 die Band verließ, war nur folgerichtig, denn so wunderbar wie bis 1978 sollte LIFT nie wieder sein. Das war so 10 Jahre vor der Wende als wir mit LIFT gemeinsam auf der Bühne standen und etwa 15 Jahre vor dem Beginn der paar Jahre mit EDEN (1997 bis 2005).

Eine zweite Band aus Dresden, die aber in der zweiten Liga spielte und vor der Wende in die Oberliga aufsteigen wollte, und wohl auch gekonnt hätte, war ZWEI WEGE. Ihre Bühnenshow und besonders der 4-stimmige Satzgesang konnten sich hören lassen. Besonders die Stimme von Hans-Christian Schmidt stach dabei heraus. Der hatte neben Reinhard "Mauke" Muche, unserem Basser von der Bläserband WAGA, eine der großartigsten Rockröhren hier im Ostrevier. Als er später bei EDEN "They want go, when I gone" von Stevie Wonder sang, lief mir immer eine Gänsehaut den Rücken herunter. Henry Pacholski hatte dazu eine deutsche Nachdichtung geschrieben - großartig. "Einmal irgendwann, schweigt die Uhr und dann…" - so begann der Text, der leider bis heute unauffindbar ist. Wie schade! Den hätte ich gerne für Henry mit guten Musikern eingespielt.

Also auch bei ZWEI WEGE war kurz nach der Wende Sense, denn der Basser und Kopf der Band, Wolfgang Suckow, nahm sich das Leben. Nun waren diese beiden Musiker, die in unterschiedlicher Weise dem Rock`n Roll und dem Satzgesang verfallen waren, gewissermaßen ihrer wesentlichen Grundlage beraubt. Und so hatte ich die Idee mit den beiden, Scheffi und H.C. Schmidt, sowie mit meinem Rainer eine Band zu gründen - eben EDEN. Angelehnt an unseren DUO-Namen (nach Jack Londons autobiografischer gleichnamiger Roman) MARTIN EDEN. Als ich die beiden 1996 darauf ansprach erhielt ich keine euphorische Zusage, aber auch keine Ablehnung - verständlich, wir kamen aus der Bezirksliga. Nun zu den Protagonisten, der Reihe und dem Können nach:

003 20230318 1956822188Wolfgang "Scheffi" Scheffler:
Geboren 1950 in Lichtenstein/Sachsen, hatte davor einige Projekte in gewohnt brillianter Art und Weise auf meist kurze Wege gebracht. Im Dezember 1994 war der Start des Bandprojektes BLUE BALLADS mit Rüdiger Krause und Sven Helbig (Kunstpreis Dresden 2022) mit einem Record-Relaese-Konzert im alten Jazzklub Tonne. Unschwer war die große Verehrung von Wolle den Beatles gegenüber in seinen eigenen Kompositionen zu hören. Wie das Bild auf dem CD-Cover schon andeutete, ging das Projekt schon bald dahin. Es folgte sein Soloprogramm "Piano Nights", das am 13. Januar 1996 ebenso in der Tonne aufgeführt wurde. Das bejubelte Record-Release Konzert dazu erlebte ich am 12. Januar 2000 im Societaetstheater. Dazwischen bewegte er sich auf noch anderen Feldern. "Er komponierte Amerika", hieß das George Gershwin Programm mit dem großen Schauspieler Wolfgang Dehler (gest. 2003), das auch beste Kritiken bekam (1999 bis 2002). Wolfgang war ein musikalischer Freigeist. Alles was er anging, tat er mit großer Leidenschaft und großem Können. Mit dem Organisten Martin Stephan erarbeitete er das Programm "…die (un)wahre Art Clavier zu spielen…". 2002 schrieb er die Theatermusik zu dem Melodram "1805" und die Musik zu "Jedermann" von Hugo v. Hofmannsthal und Texten von Friedrich Nietsche, und 2004 die Musik zu "Momo" von Michael Ende. Ich weiß, dass auf seinem Klavier zu Hause noch unzählige Kompositionen liegen und weitere folgen werden - denn das Komponieren bleibt seine zweite große Leidenschaft. Kein Wunder, denn er saß schon mit 3 Jahren am Klavier, 1964-66 am Robert Schumann Konservatorium Zwickau, übte, und schloss danach sein 5-jähriges Musikstudium an der Hochschule für Musik Carl-Maria von Weber in Dresden im Fach Komposition und Klavier mit Auszeichnung ab. Als Auszeichnung erhielt er eine Reise zu einem Ray Charles Konzert nach Sofia, erzählte er mir einmal nebenbei. Was der Wolle zurzeit macht, weiß keiner so genau. Sicher Komponieren, denke ich. Leider ist er so unendlich bescheiden. Ein guter Kerl! Ab und zu sieht man ihn auf dem Fahrrad übers Blaue Wunder radl`n. Nun denn - alles Gute, mei` Schnuff - Schnuff! Nun zu dem zweiten Profi-Protagonisten des in meinem Kopf rumschwirrenden EDEN-Projekts.

004 20230318 2065834332Hans-Christian Schmidt:
Geboren am 31. Dezember 1952 in Dresden. In einem Interview der "Deutschen Mugge" von 2014 schreibt man: "Dresdens markantestes Leitfossil aus den existentiellen Tiefen von Rauch, Whiskey und kaputten Beziehungen ist wieder unterwegs." Dieser Satz beschreibt so einigermaßen den "Schmidtl", wie wir ihn bei Eden nannten. Zu Beginn unserer musikalischen Kurzreise kam er mir etwas seltsam vor - immer etwas chaotisch und getrieben. Mit der Zeit aber stellte ich fest, dass er ein liebenswerter Zeitgenosse ist, tier- und menschenlieb und von der Musik gefangen. Mit 6 Jahren nahm er Klavierunterricht, was ihm keine Freude bereitete. Sein Vater spielte - wie auch meiner - Gitarre, Mundharmonika und Quetschkommode. So hatte er viel mehr Freude an der Klampfe. Mit 12/13 Jahren gab es eine "Dachbodenübungsband", die PRISONERS, wo er auch begann zu trommeln. Mit 16 Jahren spielte er auf der Gitarre die Bass-Stimme in einer Jungenband und hatte da die ersten Auftritte zu Tanzveranstaltungen. Die Lehre als Werkzeugmacher brach er ab. Seine Brötchen verdiente er als Verkäufer von Werkzeugen bei Heckers & Sohn, was ihm Freude machte. Weniger dagegen die Arbeit als Vermesser und als Hausmeister in einer Drogerie. Aber besonders glücklich war er als Verkäufer im Modelleisenbahnladen auf der Kreuzstraße. Das war wohl auch eine Erfahrung, die er später fast 20 Jahre in seinen Antiquariaten in der Neustadt gebraucht hat. Dass Schmidt`l ein guter Sänger war, sprach sich in Musikerinsiderkreisen rum. Da sprach ihn Bernd Aust an und wollte ihn für ELECTRA einkaufen. Dafür brauchte er aber den Berufsausweis und das hieß studieren und wieder Klavier üben. So studierte er extern an der Musikhochschule. So kam er seinen Traumberuf Musiker und Sänger näher. So war er dann Sänger in Austs Truppe. Davor gab es noch die MEPHISTOS, das Modern Blues Studio Concret 1-4, die sich dann GENERATOR nannten, der Band von Günther Michel. Die spielten "Art-Rock-Werke" von Genesis, Pink Floyd, Colsseum, Peter Hammill, Van der Graaf u.v.a. Die habe ich auch in der Garde 1981 erlebt - Klasse Musik! 1982 folgte die wohl beste Muschkantenzeit für den Hans mit ZWEI WEGE. Da waren vier Sänger, nicht die perfekten Instrumentalisten, aber als A Capella Band bald ein absoluter Knaller, eine neue Farbe in der DDR-Rockmusiklandschaft. Schmidt`l bediente neben dem Schlagzeug ab und zu das Keyboard und die Trompete. Bald war die Band kein Geheimtipp mehr und spielte in allen großen Häusern des Landes. Es folgten Rundfunkaufnahmen, Fernsehauftritte und ein paar Stücke erschienen auf der Kleeblatt-LP Nr. 11 und der LP "Rock-Bilanz 1984". 25 Auftritte im Monat forderten ihren Tribut. Die Jungs waren richtig ausgebrannt. So ging es auch vielen großen des Musikgeschäfts. Der Selbstmord vom Chef der Band, Wolfgang Suckow, bedeutete 1989 deren Ende. Hans, nun in seinem Antiquariat sitzend, hatte ab und zu kleinere Projekte, z.B. mit Peter "Kuno" Kühnel (Komponist von "Du hast den Farbfilm vergessen") 1996 und mit der Neustadtband LONE WOLF, wo er nur Schlagzeug spielte - die gibt's wohl noch heute und heißen jetzt HEISSE MARMELADE. Auch COLORS OF PERCUSSION mit Norbert Jäger von Stern Meißen muß erwähnt sein. Dann kam die Episode mit EDEN von 1997 bis 2005. Schmidt`l sagte dazu im Interview: "Ja, die EDEN Band … wir haben immer im Wohnzimmer geprobt, in einem großen Wohnzimmer mit Blick über die Elbe in Dresden Oberloschwitz auf der Ludwig-Richter-Straße. Dabei waren Michel Damme, Rainer Herzog und Wolfgang Scheffler, Gründungsmitglied der Gruppe LIFT, der die vielen schönen Titel, die wir alle kennen, geschrieben hat. Das ging zwei, drei Jahre (Es waren fünf Jahre, Herr Schmidt!), war so eine "Nebenbeigeschichte" ( Daher ist wohl auch nicht mehr draus geworden!) Ein bisschen wie Familie. Jeden Sonntag fuhr man dahin und spielte. Wir haben LIFT-Titel gespielt, die Klassiker eben von Wolfgang, und internationale, die den beiden Gitarristen auf den Leib geschrieben waren - Simon & Garfunkel und solche Sachen. Wir hatten ab und zu mal einen Auftritt (Es waren 26 Herr Schmidt!), eine schöne "Nebenschiene" war das. Wirklich wie Familie. In der Zeit hatte ich kaum was anderes, es war einfach immer nett." Danach kam das Gualaceo-Projekt mit Georg Wieland Wagner am Marimbafon und seiner Frau Eleonora (Gesang) mit spanischer Musik. Daraus entwickelte sich für den Hans eine ganz neue Richtung (seit 2003), nämlich die Interpretation von Tom Waits-Songs, die er brillant kopierte. Bald kamen Textrezitationen und Lesungen (Pablo Neruda, Charles Bukowski, Walter Battisti u.a.) später auch begleitet von der Pianistin Mila Georgiewa aus Bulgarien, mit der er ab und an noch zusammen auftritt. Heute treibt es ihn immer wieder auf die Bühne wie 50 Jahre zuvor, hauptsächlich mit Lesungen und ab und zu mit Waits-Songs. Das Schlagzeug, das er zuletzt bei EDEN ordentlich bediente, hat er verkauft. Alles Gute - mei Hans!

005 20230318 1909387939Rainer "Pichtemann" Herzog:
Geboren am 17. Mai 1952 in Dresden, ist der Dritte im Bunde gewesen. Mit ihm verbindet mich eine sehr lange musikalische Freundschaft. Er griff schon in der Grundschule zur Blockflöte und war auch musiktheoretisch immer unterwegs. Das Gitarrespielen brachte er sich autodidaktisch bei. In der Singegruppe Livia Gouveneur der TU Dresden war er in den 60er Jahren Mitglied. Zu der Zeit war da auch Reinhard Fißler, später Sänger bei Stern Meißen, mit von der Partie, sowie viele Rockmusiker in Singegruppen der FDJ ihre ersten Bühnenerfahrungen mit Arbeiterliedern sammelten. Schon in der Abiturzeit spielte er in verschiedenen Bands. Die hießen KREUZTEAM und TORNADO. 1970 formierte er eine neue Truppe - IMPRESSUM. Ich stieß kurz nach deren Gründung dazu, doch die Armee machte mir schnell einen Strich durch die Rechnung. Nach der Fahne stieg ich wieder bei den vier Jungs für paar Jahre ein. Er schrieb schon in diesen Jahren für andere Sänger und -innen Texte. Bei Peter Schlapa an der Operette nahm er Gesangsunterricht und wurde ein ziemlich guter Querflötenspieler. Das alles neben seinem Chemie-Studium an der TU Dresden. Und drei Kinder hat er überdies auch mit seinem Mädel zustande gebracht. Nach den jahrelangen Band-Erfahrungen beschlossen wir als Duo zu spielen. Unsre Stimmen passten so gut zusammen und wir fühlten uns wie Simon & Garfunkel. Das erste Konzert als MARTIN EDEN gaben wir am 1. März 1980 in der Frankenberger Kaserne, wo ich gerade zum Reservedienst war. Und es folgten bis 2006 etwa 800 Konzerte im Ostland. Um die berühmte Pappe, den Berufsausweis, zu bekommen nahmen wir extern Gesangsunterricht bei Prof. Hans-Herbert Schulz an der Musikhochschule. 1982 erhielten wir die Fleppen. Nach 2006 spielte Rainer mit verschiedenen Leuten v.a. seine eigenen Lieder (5 CDs entstanden) und auch mit den Überlebenden der IMPRESSUM-Band und ab und zu mit mir als MARTIN EDEN. Und am Sonntag singt er, der Tenor, oft im Chor der Kantorei in Lockwitz.

Nun zurück auf Anfang und zu der EDEN-Bande. Also mein Gedanke fiel auf mittleren fruchtbaren Boden. Wolfgang zierte sich etwas, da er musikalisch Größeres gewohnt war. Aber wenn wir dann bei mir zu Hause übten, war er voll bei der Sache und es begann Spaß zu machen. Bald hatten wir ein vorzeigbares Programm beisammen. Ich selbst konnte den Dreien nicht ganz das Wasser reichen. Dazu hätte ich jeden Tag intensiv üben müssen. Als Bauleiter die Woche über auf den stressigen Baustellen, dann die Anlage in Schus halten, die ich von MARTIN EDEN hatte, die Muggen organisieren und um den Transport kümmern, das war ein Haufen Holz. Übrigens Transport: Für die EDEN-Band kaufte ich einen Ford-Bus.


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Den besprühte der Sohn von meinem Kumpel Michael "Leo" Leonhardt, mit dem ich vor EDEN in der WAGA-Band spielte, künstlerisch an. Sieht der nicht cool aus? Nach dem EDEN-Ende verkaufte ich den Bus. Der fuhr wohl später als Gütertaxi in Tiblissi. Unsere beiden Techniker von MARTIN EDEN aus Tharandt, Holger "Regloh" Böhme und Carsten "Ziege" Zicke, waren mit dabei. Und auch der ehemalige Techniker von ZWEI WEGE, Reinhardt "Heunok" Henneck. Relativ zügig hatten wir das Equipment auf der Bühne einsatzbereit. Als erster saß Wolle an seinen Tasten und spielte sich warm,008 20230318 1538209362 während unsereinem das Wasser die Kimme runter lief. Der Soundcheck lief relativ flott von der Hand. Dann noch zwei bis drei Songs anspielen - fertsch! Unser erstes Konzert gaben wir am 8. Juni 1997 zum Lindenfest auf dem Lutherplatz in Meißen. Da kam schon viel Gutes von der Festbühne und das Publikum, das von Stern Meißen ganz schön verwöhnt war, honorierte das mit ehrlichem Beifall - was hieß: weitermachen Männer. Es folgten weitere 25 Muggen. Eine der besten spielten wir anläßlich 20 Jahre Jugendbibliothek in der Dresdner Hauptstraße am 9. Oktober 1999. Der Liedermacher und Schauspieler Dieter Beckert tanzte dazu wie ein Derwisch und war völlig euphorisch - er ist ja auch unsere Generation und mit dieser Musik aufgewachsen. Ein ganz schönes Programm - oder?

Auch die zwei Konzerte zum Schlossfest in Hermsdorf sind mir gut in Erinnerung. Die Vorderfassade des Schlosses hatte ich zuvor mit meiner Frau komplett saniert (ehrenamtlich) - mit Lotosanfarbe gesponsert von Rainers damaliger Firma - Ispo. Die Betreiber des Kulturschlosses hatten mehrere Katzen, die vom kalten Steinfußboden die Rüsselseuche hatten und auch in alle Ecken pinkelten. Es stank wie im Pumakäfig! Daher hatte ich vorsorglich Parfümsprüher mitgebracht, die man in die Steckdosen steckt. Bald duftete es wie im Blumenladen. Woran man sich doch erinnert, wenn man so etwas wie das hier "zu Papier" bringt. Mehrere Male spielten wir in der Kuppelhalle Tharandt, dort wo ich mit Rainer und Regloh mit MARTIN EDEN etliche Jahre probte. Zum Elbhangfest spielten wir vier Mal. Das war 1997 mit Sonnenschirmen als Regenschutz und 2000 ganz ohne Überdachung, wie in alten DDR-Zeiten. Am 29. Juni 2002 dann zum 12. Elbhangfest ein umjubeltes Konzert über drei Stunden auf der Bühne vor der Feuerwache. Sechs Wochen später stand bei der Elbeflut im August alles unter Wasser … Mittlerweile hatten wir alles was eine Band braucht, ein gutes Programm, ein dankbares Publikum, eine analoge Anlage die aber gut klingt, einen Transporter, der alles wegschleppt, gute Techniker … aber … Ich merkte, dass bei Wolle und Hans die Lust nachließ. Und bei so einem Projekt müssen alle voll mitziehen. Ich war ehrlich auch erschöpft von der ganzen Organisation und es fehlte eben auch die Zeit um Wolles Anforderungen an einen Sänger zu erfüllen. Und so kam es, wie es kommen musste: das letzte Konzert.


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Das war wieder zum 15. Elbhangfest am 28. Juni 2005 auf der Hauptbühne. Der Platz vor der Bühne war rammelvoll und wir spielten ab 22.00 Uhr etwa drei Stunden bis nach Mitternacht. Und nach etlichen Zugaben war`s vorbei - Feierabend - Finale. Und es donnerte beim letzten Lied. Als wir uns das letzte Mal verbeugten kam ein schweres Gewitter vom Himmel runter. Nach wenigen Minuten war der ganze Vorplatz leer und wir räumten zum letzten Mal unsere sieben Sachen zusammen. In der Folgewoche gab es viele Kommentare. Einer sagte zu mir: "Du, am Sonnabend hat zuletzt eine gaile Band gespielt - erste Sahne." Und wie hießen die? "Ich gloobe EDEN, oder so." Die muss ich mir mal reinziehen, antwortete ich und war froh und traurig zu gleich, denn ich wusste dass eine schöne Episode in meinem Leben zu Ende gegangen war.

Schön war`s mit der EDEN-Truppe. Alles war gut! Das ist nun schon wieder 17 Jahre her. Auf unserem Plakat war rechts oben das Bild von einem Spitzwegericht über dem geschrieben stand: "Lift-e-den Wege-rich" Ein kleiner Hinweis woher wir kamen - LIFT, MARTIN EDEN und ZWEI WEGE. Und noch was. Hans zählte an den Drums immer das Tempo ein. Einmal sagte er: "Ich hab`s ni `s Metrum - das muss e andrer ham!" Wir haben uns gekrümmt vor Feixen. Dann gings weiter.




   
   
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