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Ein Nachruf von Christian Reder mit Fotos von
Patricia Heidrich (1, 2) und Reinhard Baer (3, 4)



Christiane Ufholz hatte wohl eine der einprägsamsten Blues- und Rock-Stimmen der Szene. Und sie war eine mitreißende Frohnatur. Man war nicht nur von ihrem Gesang begeistert, sondern ließ sich auch gern von ihrem Lachen anstecken. Nachdem sie als Kind viele Jahre im Leipziger Rundfunk-Kinderchor sang und nach der Schule eine Ausbildung zur Friseurin machte, hinterließ sie mit ihrer Stimme an vielen Stellen in der Musikszene und auch in vielen Herzen tiefe Spuren. So gehörte sie in den 1960ern den von Klaus Renft gegründeten BUTLERS und dem STUDIO TEAM LEIPZIG an, und wechselte von dort im Jahre 1972 zum DRESDEN SEPTETT. Von dieser Zeit können jedoch nur noch Zeitzeugen berichten, denn Tondokumente gibt es leider keine …


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Nur ein Jahr später wurde aus dem DRESDEN SEPTETT die Band LIFT, zu deren Gründungsbesetzung sie gehörte, und ab da lässt sich ihr Weg auch über diverse Aufnahmen nacherleben. Viele LIFT-Lieder aus dieser Zeit wurden von Bernd Schlund, Stephan Trepte und ihr gesungen, das wohl bekannteste Stück dürfte wohl der von ihr mit Stephan Trepte im Duett gesungene Hit "Komm doch einfach mit" sein. Auch "Regentag", "Jeder Tag ist eine lange Reise" oder "Lied zu den Anden" hat sie mit ihrer Stimme zum Leben erweckt. Im Jahre 1975 wechselte sie zur Klaus Lenz Big Band und ging mit ihr auf Tournee. Im gleichen Jahr veröffentlichte sie mit "Es ist vorbei" eine Single als Solistin, bei dessen Produktion sie von der Theo Schumann Combo begleitet wurde. Es folgte 1976 ein Wechsel zum Günther Fischer Sextett. Wer weiß, wie es da weitergegangen wäre, hätte sie die DDR damals nicht verlassen müssen, weil sie zusammen mit anderen Künstlern öffentlich mit einem Offenen Brief gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns protestiert hatte. Ihre Karriere fand mit ihrer Ausreise in die BRD vorerst ein abruptes Ende.

Ein neues Zuhause fand sie in West-Berlin und arbeitete dort wieder in ihrem alten Beruf als Friseurin. Im Jahre 1980 kam es kurzzeitig erneut zu einem Ausflug in die Musik, als Christiane gemeinsam mit den ebenfalls in den Westen "abgeschobenen" Thomas Schoppe und Klaus Renft, sowie den aus der DDR geflohenen Eberhard Klunker und Olaf Wegner die Gruppe WINDMINISTER gründete. Nach zwei Konzerten in der Berliner Szenekneipe "Quartier Latin" am 11. und 12. Januar 1980 zerbrach die Gruppe aber, und jeder Musiker ging wieder eigene Wege. Ihrer führte zurück in den Friseursalon.


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Erst nach der Wende trat Christiane wieder als Sängerin auf, zuerst begleitet von Klunker und Wegener bei einer Tour durch die neuen Bundesländer, kurz darauf als Gast bei RENFT. Von den Erfolgen überrascht, blieb sie bei der Musik und es gab in den Jahren danach immer wieder Begegnungen mit Christiane auf irgendeiner Bühne. So war sie z.B. zwischen 2002 bis 2009 mit der Jonathan Blues Band zu erleben, und ab 2009 im Duo mit Eberhard Klunker. Mit Klunker veröffentlichte sie schließlich zwei Alben ("Live 2010" und "Beautiful Machines"). Auch beim Projekt von Heike Gaida und André Drechsler und ihrem Album "Mondlicht" (2015) war Christiane aktiv beteiligt. Zuletzt berichteten wir über das Konzert zu ihrem 70. Geburtstag im Berliner "Neu-Helgoland" im April 2018, bei dem sie mit Band und vor allen Dingen mit ihrer Stimme den Saal zum Kochen brachte. Auftritte mit ihr waren immer ein Feuerwerk, denn ihre stets gute Laune und der "Peffer im Hintern" waren ansteckend. Leider wurde es nach diesem großen Event immer ruhiger um die Sängerin.

In den letzten Jahren war schließlich kaum noch etwas von ihr zu hören, und Auftritte gab es keine mehr. Es ging Christiane gesundheitlich nicht sehr gut. Die Seele machte ihr Probleme, sie fühlte sich mental schwach und es war wohl so, dass für sie nur noch selten die Sonne schien. Kaum vorstellbar, wo ihre gute Laune immer so schnell auf andere übersprang. Freunden gegenüber äußerte sie auch, dass sie sich körperlich kraftlos fühle. Dies war auch der Grund, wieso sie vor einiger Zeit einen geplanten Auftritt mit der Hamburg Blues Band in Chemnitz absagte, weil sie sich einfach nicht dazu in der Lage fühlte. Im vergangenen September wurde Christiane Ufholz 75 Jahre alt, gefeiert wurde dieser Geburtstag aber nicht "laut". Es wäre ihr aber zu wünschen, dass sie an diesem Tag nochmals richtig viel Sonne und Aufmerksamkeit von Familie und Freunden abbekommen hat, denn es war ihr letzter "großer Tag" …


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Heute erzählten uns ihre Freunde und Kollegen Dietrich Kessler und Eberhard Klunker, dass Christiane Ufholz diese Welt verlassen hat. Irgendwann zwischen dem alten und dem neuen Jahr hat Christiane Ufholz die Augen für immer geschlossen. Sie wurde am Neujahrstag leblos in ihrer Wohnung gefunden. Nun scheint für sie hoffentlich jeden Tag die Sonne und wer weiß … Vielleicht gab es für sie an diesem "anderen Ort" schon das Wiedersehen mit den alten Weggefährten Trepte, Zachar und Patzer. Irgendwann, wenn wir diesen letzten Weg ebenfalls gegangen sind, kann sie uns wieder davon singen, dass "Jeder Tag eine lange Reise ist" und wie sich so ein "Regentag" anfühlt. Aber das hat noch Zeit … Mach's gut, Christiane. Du wirst uns hier unten fehlen.



Erinnerungen in Bild und Ton:













   
   
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