Veronika Fischer

... dauerhaft, zeitlos, facettenreich

Ein Beitrag von Christian Reder

 


Man glaubt es manchmal selbst nicht, wie die Zeit vergeht. Manche Dinge glaubt man erst vor kurzer Zeit erlebt zu haben, und doch liegen sie schon viele Jahre zurück. Vielleicht liegt das daran, dass die beteiligten Personen nicht älter zu werden scheinen. Gesichter prägen sich ein und begleiten einen sehr lange. Veränderungen merkt man dann nicht so sehr wie vielleicht andere, die sich über Jahre nicht gesehen haben. Bei Musikern ist das besonders deutlich zu spüren. Im Fall von Veronika Fischer kann ich es auch kaum glauben, dass sich die Veröffentlichung ihres ersten (Solo)Albums heuer schon zum 35. Male jährt.
 

Die erste LP aus dem Jahre 1975 habe ich bei ihrem Erscheinen bewußt nicht erlebt, kenne sie aber trotzdem sehr gut. Sie ist schon seit vielen Jahren in meinem Plattenschrank und kommt auch nach wie vor immer wieder mal zum Einsatz. Ich weiß auch noch ganz genau, wo ich sie her habe... Vor etwa 16 Jahren war ich für ein halbes Jahr in einer Hochschule. Blockunterricht nannte sich das in meinem Ausbildungsbereich. Dort war ich zusammen mit vielen anderen Kollegen aus unterschiedlichen Behörden des Landes Nordrhein Westfalen. Darunter war auch ein Kollege aus Lüdenscheid, der irgendwann in einer geselligen Runde davon erzählte, dass er zu DDR-Zeiten immer Schallplatten von seiner Tante zum Geburtstag und zu Weihnachten geschickt bekam, mit denen er gar nichts anzufangen wusste. Das ginge wohl schon seit Jahren so, und auch sein Vater und seine Mutter wurden mit den unerwünschten Geschenken zu irgendwelchen Anlässen bedacht. Der Kollege wusste auch zu berichten, dass man sich zu Hause noch nichtmal mehr die Mühe machte, in die Platten wenigstens mal reinzuhören. Vielmehr landeten die schwarzen Scheiben mit den im nordwestlichen Sauerland gänzlich unbekannten Musikern und Gruppen allesamt ungehört und ladenneu in einem Karton im Keller. Ich sagte ihm, mich würde da einiges sehrwohl interessieren und ober die nicht verkaufen wolle. Eine Woche später hatte er den Karton von einem "Heimatbesuch" mit in die Justizakademie gebracht. Da fanden sich neben Karat, den Puhdys, City und Karussell auch viele für mich damals noch unbekannte Musiker und Bands wieder. Alle Scheiben wohlgemerkt im "Neuzustand"! Und natürlich war da auch eine Scheibe von Veronika Fischer dabei, die ich noch aus den 80ern von ihren Alben "Unendlich weit" und "Sehnsucht nach Wärme" kannte. Für den kundenfreundlichen Preis von nur 1,- DM gingen diverse Platten aus diesem Karton in meinen Besitz über, u.a. auch die LP "Veronika Fischer & Band".

 

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Auf dem Cover sah man eine in blauem Licht getauchte junge Frau, fast biblisch anmutend, natürlich und ohne schmückendes Beiwerk. Im vordergrund die Schatten der Band, denn schießlich hieß die Platte damals auch "Veronika Fischer & Band". Vroni begrüßte den Hörer auch gleich mit den Worten "Ich bin die Fischer... und wer bist Du?" Musikalisch war das Blues und Deutschrock, gepaart mit Spuren von anspruchsvollem Schlager und Chanson. Gott sei Dank war der Arbeitskollege so uninteressiert an den Schätzen, die er da im heimischen Keller hortete. Heute ärgere ich mich noch immer, dass ich nicht den ganzen Karton gekauft habe. Aber... man kennt sowas ja. Im Nachhinein ist man immer schlauer. Sei's drum... Veronika Fischer begleitet mich seit den 80ern. Dabei überzeugte sie schon Jahre davor als Sängerin der Fred Herfter Combo und der Stern-Combo Meißen, und sie verlieh außerdem der Musik der Gruppe Panta Rhei (zumindest ein paar Liedern) ein markantes Äußeres. Aber das bekam man als Wessi natürlich nicht mit, denn diese Musik kam über Helmstedt-Marienborn oder Herleshausen nicht hinaus. Mich begeisterte die Künstlerin mit ihrem markanten und wiedererkennbaren Gesang. Man hört sie unter allen anderen Sängerinnen raus. Mal umschmeichelt einen ihre Stimme, mal rüttelt sie einen auf oder treibt einen an. Und das seit inzwischen sehr vielen Jahren. Auch heute noch kann man sich sicher sein, dass es regelmäßige "Updates" beim Veronika Fischer-Programm gibt. Diese "Software" ist noch lange nicht "out". Das letzte Album ist zwar schon zwei Jahre her, aber das wird sicher nicht das letzte gewesen sein.


Die Vroni zu beschreiben fällt vielleicht nicht allen Leuten leicht. Mir schon: Sie ist einer der Superstars, die dieses Land hat, auch wenn es seit einigen Jahren krampfhaft versucht, seine Einwohner ständig neue suchen zu lassen um sie nach kürzester Zeit wieder zu "entsorgen". Während viele dieser sog. Sänger und Sängerinnen sich niemals dauerhaft etablieren können, hat Veronika Fischer das lange getan. Sie ist dauerhaft, zeitlos und facettenreich. Attribute, die auf die farblosen Figuren im Casting-Dschungel nicht zutreffen. Auch wenn die Medienlandschaft heute eine ganz andere, kalte, oberflächliche und stellenweise von erschreckend niedrigem Niveau ist, strahlt der Stern dieser Ausnahmeküstlerin weiter. Ihre Musik braucht keine Warmlaufphase um beim Hörer anzukommen, sie trifft direkt da, wo sie treffen soll. Man muss sich nichts "Schönhören". Veronika Fischer feiert heute ihren Geburtstag. Dieses Jahr noch einen "Krummen"... im nächsten einen "Runden". Spätestens da wird es ganz sicher wieder etwas Neues von ihr geben.


Es kommt mir vor als wäre es erst vor ein paar Wochen gewesen, dass ich die zweite "West-Scheibe" der Fischer aus dem Hause WEA vom Taschengeld gekauft habe so tolle Perlen deutscher Popmusik wie z.B. "Wo sind die schönen Spiele hin" oder "Blues im Blut" hören dufte. Dabei ist das schon 27 Jahre her. Auf diesem Wege mein Dankeschön für die Musik und meinen herzlichsten Glückwunsch, Vroni!


   
   
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