00 20220303 1594572725

 

000 20220303 1411242878

Euin Beitrag von Christian Reder, Fotos: Universal Ungarn, Hungaroton, Pressematerial Künstler

 

 

Stell Dir vor, Du wirst 80 und kein Mensch glaubt Dir das. Wenn Zorán Stevanovity (Зоран Стевановић) heute erzählt, dass er seinen 80. Geburtstag feiert, wird ihm sicher auch mehr als nur einmal ungläubiges Staunen seiner Gegenüber begegnen. Der am 4. März 1942 in Belgrad (damals Jugoslawien, heute Serbien) geborene und 1948 mit seinen Eltern in diplomatischer Mission über Prag (CSSR) nach Ungarn übergesiedelte Musiker, ist zudem seit über 60 Jahren eine feste Größe in der ungarischen Rock- und Pop-Szene. Deutsche Musikfreunde kennen vielleicht auch seinen Song "Apám hitte", den die Gruppe CITY im Jahre 2007 auf ihrem Album "Yeah! Yeah! Yeah!" coverte und hierzulande unter dem Titel "Vater glaubte" bekannt machte. Der Text stammt im Original von seinem Bruder Dusán Sztevanovity und wurde von Attila Ducsay ins Deutsche übertragen.

 
 

Die ersten Fingerabdrücke hinterließ der Musiker bereits in den 60ern des vergangenen Jahrhunderts. Im Jahre 1960 gründete Zorán zusammen mit seinem Bruder Dusán und ein paar Freunden die Amateurband ZENITH, die nur ein Jahr später, nämlich 1961, in METRO umbenannt wurde. Den Namen gaben sich die Jungs deshalb, weil sie in einem Club gleichen Namens Konzerte gaben.001 20220303 1608178836 Parallel zur Arbeit mit der Band nahm Zorán in den frühen 60ern als Solist auch oft an Talentshows teil und gewann 1963 mit einem Gershwin-Song einen davon. Zu diesem Zeitpunkt war der junge Mann für ein Elektroingenieur-Studium an der Technischen Universität Budapest eingeschrieben. Beflügelt von dem Erfolg bei eben erwähntem Talentwettbewerb brach er dieses Studium ab, warf alle Berufsziele über Bord und wurde professioneller Musiker. Dass er in dem Bereich auch Erfolg haben würde, zeichnete sich da bereits ab, denn seine Band METRO zählte damals neben den Gruppen ILLÉS und OMEGA zu den drei beliebtesten Beatbands in Ungarn. Sie bildeten die sogenannte "Beat-Trinity". Mit METRO spielte Zorán bis ins Jahr 1972, veröffentlichte mit der Formation zwei Alben und etwa 40 Singles. Dann löste sich die Band auf.

Nach dem Aus der Gruppe verbrachte Zorán einige Jahre im Ausland und spielte in seiner Heimat Ungarn Bass in der Band TAURUS XT. Im Jahre 1976 begann er mit dem ehemaligen OMEGA- und nunmehr erfolgreichen LOCOMOTIV GT-Musiker Gábor Presser zusammen zu arbeiten. Kurz darauf veröffentlichte Zorán sein Debüt-Album als Solist, auf dem Presser nicht nur als Musiker, sondern auch als Komponist, Arrangeur und Produzent in Erscheinung trat. Die Zusammenarbeit zwischen ihm und Presser hielt über all die Jahre und bis in die Neuzeit an. Eine faszinierend produktive und kreative Symbiose, die in unzähligen Liedern abgelesen werden kann! Das eben erwähnte Debüt-Album, das schlicht "Zorán" benannt wurde, wurde zu einem der erfolgreichsten Alben, die jemals in Ungarn veröffentlicht wurden, und enthält mit dem von CITY ausgeliehenen Song "Apám hitte" auch Zoráns bekanntesten Hit. Die beiden folgenden Alben "Zorán II" (1978) und "Zorán III" (1979) gehören stilstisch und inhaltlich zusammen und werden deshalb auch als Trilogie bezeichnet.

Bis heute hat der Musiker stolze 21 Alben veröffentlicht; da sind "Best Of"-Kopplungen noch nicht mit eingerechnet. So viele Platten wie Zorán veröffentlicht hat, so viele Preise hat er auch eingesammelt. Neben dem Gewinn der Talentshow, die alles erst ins Rollen brachte, erhielt er 1967 die "Silberne Gitarre".003 20220303 1062751366 Sein Debüt-Album "Zorán" wurde 1977 in Ungarn LP des Jahres, und er wurde im gleichen und dem darauf folgenden Jahr "Sänger des Jahres". Im Jahre 1982 wurde ihm nach Veröffentlichung seiner vierten LP "Tizenegy Dal" der Franz-Liszt-Preis der Franz-Liszt-Musikakademie überreicht. Weitere Preise als "Sänger des Jahres" und "Musiker des Jahres" folgten, das Ehrenkreuz der Ungarischen Republik (1994) und die "Goldene Europa" sind inzwischen ebenso in seinem heimischen Trophäen-Schrank ausgestellt. Dazu gesellt sich noch ein Preis für sein Lebenswerk, den er und Reinhard Mey Mitte der 90er in der gleichen Sendung - „Goldene Europa“ beim Saarländischen Rundfunk (ARD) – erhalten haben.

Zorán ist in seiner Heimat Ungarn für viele Dinge bekannt, u.a auch dafür, dass er der erste Musikant aus Ungarn war, der 1993 ein Unplugged-Konzert in der Budapester Pesti Vígadó (Pester Redoute) gab. Außerdem dafür, dass er neben seinen eigenen, von emotionaler Fülle, poetischen Komposition und oft mit trockenem Sinn für Humor durchzogenen Liedern auch eigene Interpretationen von Kompositionen international erfolgreicher Kollegen wie z.B. Leonard Cohen, Mark Knopfler, Chris Rea oder Sting im Repertoire hat, und diesen stets seine eigene Handschrift verleiht.

Nach wie vor steht Zorán in Ungarn noch auf den großen Bühnen und gibt Konzerte. Natürlich würde niemand denken, da konzertiert ein junger Hüpfer von 20 oder 30 Jahren, aber die 80 kauft man ihm - wenn man es nicht besser wüsste - auch nicht ab. Doch so ist es: Der Mann mit der Klampfe vom Balaton feiert heute diesen runden Ehrentag. Da man ihn hier in Deutschland nicht zu sehen bekommt, fügen wir an dieser Stelle einen Konzertmitschnitt aus dem Jahre 2020 ein, das er mit Band auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie live und ohne Publikum in einer Budapester Lagerhalle gegeben hat. Alle guten Wünsche aus Deutschland zu diesem besonderen Ereignis, Zorán. Viel Gesundheit und noch möglichst lange diese wunderbare Kreativität, mit der Du die Menschen schon seit so vielen Jahren unterhältst und begeisterst.






   
   
© Deutsche Mugge (2007 - 2023)

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.