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zum Tod von
 
Gundolf 'Kundi'
 
Zimmermann

* 25.9.1964 | † 19.12.2020



Gundolf Zimmermann, den alle nur Kundi nannten, lebt nicht mehr. Er ist einfach gegangen. Ohne Vorwarnung und ohne ein Wort des Abschieds. Viel zu früh ... Dabei war seine "Mission" noch längst nicht erfüllt.

Viele Musiker kannten ihn, den Kundi, sehr gut. Wenn er zur Mugge vorbei kam und in der ersten Reihe mit gezückter Kamera schon auf den Konzertbeginn wartete, wussten sie, dass über sie und ihren Auftritt bald wieder was im Netz stehen würde. Nicht nur ein paar Fotos, kommentarlos bei Facebook eingestellt, sondern ein ausführlicher Bericht mit zwei, drei oder gar vier Fotostrecken. Etwas zum Lesen, Anschauen, Nachempfinden und "mit dabei sein", auch wenn man gar nicht vor Ort war. Etwas mit Herz. Das war sein Hobby und seine Mission. Seine "Mission Bühnenrand".

002 20201219 2097163360Über Konzerte geschrieben hat er schon seit vielen Jahren. Zuerst tat er dies im Puhdys-Forum und half dort mit, dass es lebendig wurde. Dass dort zur besten Zeit ein reger Austausch stattfand und "Farbe ins Spiel" kam, war zu einem großen Teil auch ihm zu verdanken. Im Jahre 2007 kam er zu uns und veröffentlichte viele Beiträge auch bei deutsche-mugge.de. Er hat Aufbauarbeit geleistet, als wir als neues Medium an den Start gingen. Ohne sein Wirken hätten wir über viele Konzerte gar nicht berichten können, und er war in Sachen Konzertbesuche unermüdlich. Manchmal war er am Wochenende sogar bei drei Muggen und schrieb anschließend darüber. Als es vor ein paar Jahren im Puhdys-Forum begann, kalt und ungemütlich zu werden, fing er die flüchtig werdende Wärme auf und leitete sie in sein eigenes Forum um, das er kurz und knackig nach seiner Leidenschaft benannte. Eben "Mission Bühnenrand". Hier machte er vieles anders, was ihm an anderer Stelle nicht gepasst hat. Innerhalb von künstlich aufgestellten Grenzen fühlte er sich nämlich nicht wohl.

Kundi hatte seine Favoriten. Transit, Monokel und natürlich auch Karussell. Für die zuletzt genannte Kapelle hatte er sogar eine Fan-Seite bei Facebook gegründet und füllte sie mit Infos. Aber auch die kleinen Bands "aus der Region" hatte er immer auf dem Zettel. Viele Gruppen, wie z.B. die Crazy Birds, Klartext oder auch Aufsturz, werden in Zukunft ohne ausführliche Berichte aus Kundis Feder auskommen müssen. Der fleißige Mann mit der Kamera wird nicht mehr kommen können. Die Szene verliert mit ihm einen wichtigen Helfer und Boten. Den, der sie tapfer virtuell begleitet, verbreitet und getragen hat.

003 20201219 1507160783Warum ausgerechnet ich einen Nachruf auf Gundolf Zimmermann schreibe, werden sich sicher jetzt einige fragen. "Die beiden waren sich doch oft nicht grün", wird das zugegeben völlig korrekte Argument dafür sein, dass ich für diese Aufgabe möglicherweise der falsche Mann sein könnte. Tatsächlich lagen wir oft mit unserer Meinung weit auseinander und es wäre gelogen zu schreiben, wir hätten uns nie gezankt. Das haben wir getan. Schon zu Anfang, als aus dem Ostrockforum die Deutsche Mugge wurde, waren wir unterschiedlicher Meinung. Später gab es solche "Auseinandersetzungen" dann auch, was andere Dinge betraf. Vieles wäre sicher anders gelaufen, hätte man in direkter Nachbarschaft gelebt, sich öfter gesehen und persönlich von Angesicht zu Angesicht ausgetauscht, aber unser beider Herkunft hat dies verhindert. So sind wir beide, Kundi und ich, das eine oder andere Mal in die virtuelle Falle getappt. Dem geschriebenen Wort fehlen halt die Emotionen und man kann kein Gesicht zur gemachten Aussage sehen. Unser beider Naturell konnte auch unterschiedlicher nicht sein. Ich die große Fresse, er der ruhige Vertreter. Und da kann es eigentlich nur zu Missverständnissen kommen, bei denen man auch schnell mal was in den falschen Hals bekommt. Aber Kundi war dann doch - so verschieden wir auch waren - wie ich … nicht nachtragend. Letztlich hat so mancher Bumms auch zu neuen gemeinsamen Projekten geführt. Ich bin froh, dass wir uns immer wieder aussprechen und Dinge ins richtige Licht rücken konnten. In dieser Hinsicht war Kundi auch ein ganz Großer, den man nicht lange bitten musste, das Visier hoch zu schieben und Klartext zu sprechen. Dafür danke ich ihm sehr und damit wird er mir z.B. immer in Erinnerung bleiben.

004 20201219 1360303521Menschen wie Kundi wachsen leider nicht nach. Er war in vielen Dingen einmalig. Am Tag war er der Beamte, am Abend zog er sich im übertragenen Sinne die Lederjacke an und rockte vor den Bühnen Sachsens und der angrenzenden Bundesländer. Am Tag verrichtete er Papierkram für den Staat, am Abend sorgte er dafür, dass die Welt da draußen von seinen Bands und ihrem Wirken erfuhr. Am Tag hielt er sich an Vorschriften und Dienstanweisungen, am Abend war er der Kumpel, mit dem man in gemütlicher und lockerer Runde gepflegt ein Weißbier trinken und über das Geschehen in der Musikwelt plaudern konnte. Bescheiden, ruhig, unaufgeregt und sich selbst nie in den Vordergrund stellend. Viele werden Dich vermissen, Kundi. Ohne Dich wird es ein großes Stück kälter in dieser Welt, und nicht nur, weil wir uns nicht mehr aneinander reiben können. Deine ehrliche Art wird fehlen und die, wie Du manche Dinge gesehen und beschrieben hast. Während wir hier unten noch zu begreifen versuchen, dass Du jetzt nicht mehr da bist, wirst Du da oben wahrscheinlich schon vor einer der himmlischen Bühnen stehen, die Kamera in der Hand und vielleicht wieder Deinem Cäsar, Micha Barakowski oder Tamara lauschen. Gute Reise, lieber Kundi. Wir sehen uns!
(Christian Reder)




   
   
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