

Ein Beitrag von Christian Reder. Fotos: Pressematerial
(EMI, CBS), Archiv Bodo Staiger, Thomas Stelzmann

Im März 2017 lernte ich Bodo Staiger kennen. Vorher war er einer von vielen Künstlern, der sich mit seinem Output in meiner umfangreichen CD- und Plattensammlung befand. Unter dem Namen RHEINGOLD machte er seit 1980 Musik und veröffentlichte insgesamt fünf Studioalben, die bei mir allesamt im Regal stehen. Auch der Kinofilm "Der Fan", in dem er einen Popmusiker spielte, der von einem weiblichen Fan "fan-fan-fanatisch" verfolgt und am Ende im Wahn getötet und verspeist wird, ist in einer ungeschnittenen Fassung auf DVD in meinem Besitz. Es waren hier weniger die blutrünstige Story und die nicht weniger blutig umgesetzten Effekte in dem Streifen, die es mir angetan hatten,

Als besagtes Comeback und das neue Album in den Startlöchern stand, meldete er sich bei mir und erzählte mir davon. Was vorher per Mail hin und her ging, wurde nun auf eine andere Ebene gehoben. Das Interview, das die neue CD, das Comeback aber auch die Geschichte seiner Band beleuchten sollte, wurde persönlich geführt (siehe HIER). Vor, während und nach diesem Gespräch gab es immer wieder Gelegenheiten, auch abseits des Themas Musik zu sprechen. Ich lernte dabei einen sehr freundlichen, in sich ruhenden und aufgeschlossenen Menschen kennen, der in Sachen Bodenhaftung keine Probleme hatte. Dabei hätte er mit seiner Geschichte und seinem klangvollen Namen in der Szene so hoch fliegen können ... Tat er aber nicht, er traf sich mit seinen Gesprächspartnern lieber auf Augenhöhe. Bodo Staiger hatte statt irgendwelcher Allüren eher viel zu erzählen, denn er hatte schließlich schon so vieles erlebt. Er gehörte zur Düsseldorfer Schule, war weit mehr als "nur" RHEINGOLD und "Dreiklangsdimensionen" nur ein winziger Ausschnitt aus einem Gesamtbild, das heute wie ein teures und überdimensionales Gemälde wirkt. Immer wieder wurde medial der Fehler gemacht, ihn und RHEINGOLD der Neuen Deutschen Welle zuzuordnen. Da gehörte er nicht hinein!

Bodo war ein Überzeugungstäter. Einer, bei dem die Musik im Mittelpunkt stand, aber nicht er selbst. Er hatte da eine bestimmte Vorstellung, was die Musik betraf. Die lebte er. Ebenso wie die Überzeugung, was das Stehen im Rampenlicht betraf, denn das war nicht so wirklich seins. Wer im Deutschland der 80er Jahre einen Hit in der Muttersprache landete, hatte sich damit gefälligst in der ZDF-Hitparade vorzustellen. Auf diese Art der Präsentation hatte Bodo, der mit RHEINGOLD gerade die "Dreiklangsdimenskionen" mit guten Verkaufszahlen und Radiopräsenz weit verbreiten konnte, allerdings keinen Bock. Er lehnte die Einladung von Dieter Thomas Heck dankend ab und sorgte damit in der Chef-Etage seiner Plattenfirma wohl für hohen Blutdruck und reichlich Diskussionen. Diese Herrschaften dürften die Entscheidung sicher als falsch und für die Verkaufszahlen der Platten eher kontraproduktiv eingestuft haben, aber für Bodo war es keine Option. Sein Hauptaugenmerk lag auf der Musik, RHEINGOLD war ein reines Platten- bzw. Studio-Projekt. Es hat nie eine Tour oder einzelne Konzerte gegeben.

In seinem "Zuhause", dem eben erwähnten Rheinklang-Studio in Düsseldorf, war der inzwischen 70-jährige Musiker bis zuletzt auch tätig. Am Abend des 3. Dezember verließ er das Studio und fuhr in seine Wohnung. Nach vollbrachtem Tagwerk ließ er sich dort in einem Sessel nieder und schlief darin ein. Irgendwann in der Nacht zum 4. Dezember verließ Bodo dann diese Welt und wurde nicht mehr wach. Laut seinem direkten Umfeld war er - anders als in manch einem Zeitungsbericht vom heutigen Tage in Umlauf gebracht - nicht krank und sein Tod auch entsprechend unerwartet. Bodo hinterlässt seine Frau Brigitte, die auch Teil der Gruppe RHEINGOLD war, sowie seinen Freund und Geschäftspartner Marcel. Und es bleibt die Erinnerung an diesen bescheidenen und freundlichen Künstler, von denen man sich heute eigentlich mehr wünscht, die man aber nur noch selten trifft. Es bleibt die Musik, die auf fünf Alben veröffentlicht wurde und die all die guten Ideen des Bodo Staiger in Töne verwandelt festgehalten haben. Eine angedache Tour zum 40. Geburtstag der Band im kommenden Jahr, die die Gruppe RHEINGOLD erstmals überehaupt auf eine Live-Bühne gebracht hätte, wird nun leider nur eine Idee bleiben ...

Vielen Dank an Marcel Lauterborn von 3klangrecords und Thomas Stelzmann
für die Hilfe und die netten Gespräche aus traurigem Anlass am heutigen Tag!
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