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Ein Nachruf von Christian Reder mit Fotos aus der 
Redaktion und einem Videoclip von Petra Meißner
 
 

"Seid nett zueinander. Gebt nicht auf. Was immer auch passiert, es gibt immer einen Weg. Ich habe Euch alle lieb." Das waren die letzten Worte, die Carsten "Beathoven" Mohren im Gespräch mit mir kurz vor Weihnachten 2016 uns allen mit auf den Weg gab. Obwohl er an diesem Montag schon ziemlich schwach war und es ihm nicht gut ging, unterhielten wir uns etwas über zwei Stunden über seine Karriere, seine Musik und seine Gedanken. Mehr noch ... er hatte immer noch Pläne im Kopf, wollte verschiedene Dinge noch umsetzen, u.a. einen Live-Mitschnitt von QUASTER:001 20170201 1625168721 
Family & Friends für eine DVD-Veröffentlichung vorbereiten. Es schien, als ignorierte er die hinterlistige Drecksau, die ihn vor knapp zwei Jahren feige angefallen und sich seitdem in ihm verbissen hatte. Keine zwei Monate später konnte er sie nicht mehr ignorieren. Der Krebs hat Beathoven niedergerungen - mit linken Tricks und ohne Einhalten irgendwelcher Regeln. Genau wie vor ihm schon Herbert, Tamara, Cäsar und viele andere seiner Kollegen aus der Szene. Am Dienstagabend ist Beathoven friedlich eingeschlafen und ist nun frei von Schmerz und Leid. Es bleiben seine Worte, die so viel Aufbauendes und Optimistisches haben. Gesprochen in einem Moment, in dem der Optimismus bei anderen Leidensgenossen sicher schon gestorben gewesen wäre.

Beathoven ging von Anfang an offensiv mit seinem Schicksal um. "Bis hierhin" habe er ein schönes Leben gehabt. Dankbar sprach er über die Zeit, die er auf Erden verbringen durfte, und diese Welt wollte er aufrecht verlassen und alles noch in vollen Zügen erleben. Nicht leise in einer Ecke auf das Ende wartend, sondern aktiv lebend - das war sein Motto. Er durfte das als Beruf ausüben, was er liebte: Er war Musiker und liebte "seine" Band ROCKHAUS. Sie sei das gewesen, was er immer suchte und 1986 letztlich auch gefunden hatte. Knapp 40 Jahre war er eben Musiker. Erst Amateur, mit 14 Jahren in einer Coverband, dann als Profi, u.a. Mitbegründer der GAUKLER ROCK BAND. Er steckte voller Ideen und Leidenschaft. Außerdem war er Vater. Seine Töchter sind sieben und achtundzwanzig Jahre alt. Er war auch ein liebender Partner. Seine Freundin Gabriele ist 44 und war bis zuletzt an seiner Seite. Kämpfte mit ihm. Und er war auch Freund und Kollege. Seine Kumpels von ROCKHAUS haben ihm den letzten großen Wunsch erfüllt, indem sie mit ihm ein letztes Mal auf Tour gegangen sind. Im November und Dezember 2016 war das, als sie noch durch 10 Städte tourten und einen Nachschlag ihrer "Therapie" gaben. Diese Zeit hat Carsten genossen, wie er in eingangs erwähntem Gespräch mehr als nur einmal anmerkte. Mike, Maxs, Herr Petereit und HeinzAngel gaben ihm einmal mehr, und in diesem Fall leider zum letzten Mal, das Gefühl, als wäre alles in Ordnung und normal. Die tragische Geschichte im Hintergrund wurde ausgeblendet und das Leben auf der Bühne LAUT gefeiert. Das dürfte auch sie eine Menge Kraft gekostet haben und in einem unbeobachteten Moment werden auch sie ihrer Trauer Luft gemacht haben. Aber eben nicht vor ihm. Sie liebten ihn und er liebte sie. Und dass er bei vielen Menschen, nicht nur bei den ROCKHÄUSERN, so beliebt war, konnte man auch lange vor dieser schweren Zeit immer wieder hören. Beathoven gehörte zu den wenigen Musikern, über die nie jemand ein böses Wort verloren hat. Im Gegenteil, er wurde immer als feiner Mensch, lieber Freund und toller Kollege bezeichnet. Ganz offenbar nicht ohne Grund.

002 20170201 1481699803Am 14. Januar durfte er nochmals auf der Bühne stehen. Zusammen mit seinem Ziehvater Quaster (ex PUHDYS) bei einer Mugge im Berliner "Babylon". Danach sei es rapide mit ihm bergab gegangen, war aus seinem direkten Umfeld zu vernehmen. Dieses von ihm als erfüllt bezeichnete Leben währte leider nur 54 Jahre. Es hätte noch ein paar mehr Jahre verdient gehabt - ER hätte noch ein paar mehr Jahre verdient gehabt. Seine letzten Tage musste Beathoven auf der Palliativstation des Helios-Klinikums in Berlin verbringen. Dort machte er am Dienstagabend seinen letzten Atemzug und fand seine Ruhe. Die Schmerzen und die der Krankheit geschuldeten Begleitumstände sind nun verschwunden, und quälen ihn nicht mehr. Obwohl man damit ja rechnen musste, dass die Nachricht von seinem Tod in der nächsten Zeit kommen würde, trifft sie - zumindest mich - dann doch unvorbereitet. Vielleicht weil sein schon angesprochener Optimismus auch auf mich abfärbte, und die tatsächlichen Umstände verschleierte. Ich hatte ihm in unserem Gespräch noch viele laute und helle Tage gewünscht, aber die von den Ärzten prognostizierte Zeit von einem halben Jahr hat ihm der Krebs nicht gegönnt. Nur seine Würde konnte er ihm nicht nehmen. Aufrecht - wie er es wollte - und als Beispiel, an dem sich Leute mit der gleichen Erkrankung aufrichten können, ist er gegangen und bleibt in den Köpfen und Herzen der Menschen. Seinen Kollegen von Rockhaus, seiner Freundin Gabriele und den beiden Töchtern möchte ich auf diesem Wege mein tief empfundenes Beileid aussprechen. Die wenigen Begegnungen, die ich mit Beathoven hatte, haben bleibenden Eindruck hinterlassen. Auch ich kann nur freundliche Worte über ihn verlieren. Er war ein feiner Mensch und toller Gesprächspartner. Danke für die Erkenntnis, dass es auch in der dunkelsten Stunde immer irgendwo einen Lichtschein gibt.
 
Bitte beachtet auch:
• Interview mit Carsten Beathoven Mohren (12/2016): HIER
• Offzielle Webseite von Rockhauswww.rockhaus.net



 
Videoclips:


Keyboard-Solo bei der Quaster-Mugge am 18.11.2016 in Freiberg





   
   
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