OMEGA-Frontmann

János 'Mecky' Kóbor

wird 70

Text: Hartmut Helms (17.05.2013)  | Fotos: Torsten Meyer

 

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Als es bei mir zum vierten Mal rundelte, gab es eine Riesenfete, ein sächsischer Rocker, der heute die 70 erreicht hat, machte Musik und kurze Zeit später ging die DDR unter bzw. baden. An den darauf folgenden Runden kann ich mich nicht mehr erinnern, ich glaubte, in der neuen Zeit Karriere machen zu müssen. Aber mein sechster Rundelungstag war einmalig und einer meiner Lieblingsmusiker durch ein kleines Apfelbäumchen vertreten. Das nächste Mal, so habe ich mir damals gedacht, wird gefeiert, wenn die 64 erreicht ist, einem alten Beatles-Song folgend. Weiter mag ich nicht mehr planen, denken schon, denn die 70 steht ja noch aus, hoffe ich, und gegen eine 80 ist auch nichts einzuwenden.

So einen 70. Geburtstag zu feiern, das hat schon sehr etwas von Einmaligkeit, denke ich, auch wenn man jeden seiner Geburtstage ohnehin nur ein einziges Mal feiert. Doch an den nächsten denkt man ab irgendwann nicht mehr und so wird es sicher auch dem ältesten Musiker in einer ungarischen Rock-Band namens OMEGA gehen.
Als ein paar junge Ungarn vor 50 Jahren begannen, Beatmusik zu machen, hatten sie wahrscheinlich nur Spaß und eine Menge Rock'n'Roll im Hinterkopf. Sicher hatte damals der blonde JANOS KOBOR mit keiner einzigen Silbe daran gedacht, mit Rockmusik mehr als 50 Jahre auf der Bühne zu stehen, sie gar zu seiner Berufung zu machen und als in Ehren gealterter Rocker, im Mai 1943 geboren, auch noch seinen 70. Geburtstag zu feiern, statt brav und bieder in Pussta-Rente zu entfliehen.

Der Mann mit der blonden Struwelmähne hat gelebt und erreicht, was vielen nicht vergönnt war und für noch viele mehr, ein Traum bleiben wird. Er hat "ein wenig" Rockgeschichte mitgeschrieben. Aus diesem guten Grund könnte ich mich anschicken, das Schaffen der Band und die Rolle des Sängers anhand von insgesamt 25 Langspielplatten, vielen Singles und ungezählten Live-Konzerten auszuloten und zu würdigen. 
Schließlich ist JANOS KOBOR nicht mehr und nicht weniger als der Frontmann von OMEGA, das Gesicht, das man sich vorstellt, wenn irgendwo der Name der Band ausgesprochen wird. OMEGA ist für viele identisch mit "Mecky" und der ist OMEGA. Der Beweis dafür ist die "Omega Rhapsody".

Noch gut kann ich mich an den Kauf meiner ersten Omega-Scheibe, die mit dem Brücken-Cover und extra für die DDR produziert, erinnern. Auch daran, wie ich mit dem Zug immer mal wieder nach Berlin fuhr, um Nachschub, nicht nur in ungarisch, zu holen. Wenn die Platten nicht zum Fan kamen, musste der Fan eben zu den Platten.
Es gibt viele Episoden aus jenen Jahren, jedoch ist mir eine in besonderer Erinnerung geblieben, weil sie unwiederbringlich bleiben sollte. In Vorbereitung der Weltfestspiele gab es 1973 im Kulturpalast von Dresden zwei große Konzerte. Das mit SOK, Collegium Musicum und Niemen habe ich damals live erlebt und die Herren von OMEGA saßen nur zwei Reihen hinter uns und beurteilten den Auftritt ihrer ehemaligen Kollegen Presser und Laux, alias Locomotiv GT, mit kritischen Blicken. Ich hatte LGT vor mir auf der Bühne, die Band OMEGA hinter mir sitzen und nach dem Konzert ein Treffen mit Czeslaw Niemen. Das wird so nie wieder geschehen und nur das Autogramm von Niemen erinnert mich daran, dass diese Konstellation wirklich so war.

Fast alles Vinyl der Hungaro-Rocker habe ich mir in die Sammlung gestellt, doch eines der Konzerte von OMEGA zu DDR-Zeiten hatte ich nie das Glück zu erleben. 
Irgendwann nach der Wende setzte ich einen Haken hinter diese Idee, OMEGA mit "Mecky" doch noch live zu sehen, doch 2005 musste der Haken wieder entfernt werden. Nach 22 Jahren betrat die Band wieder deutschen Boden und in Landsberg eine deutsche Bühne, während mein persönliches Treffen noch einmal 10 Jahre weiter zurück lag.
Wir haben bei diesem Schmuddelwetter in Landsberg gewartet und dann stieg dieser Mann mit seiner blonden Löwenmähne und der dunklen Sonnenbrille aus dem Auto, gerade so, als hätte es all die Jahre nie gegeben. Er wirkte frisch, jugendlich, war sonnengebräunt und lachte all seinen Fans zu. Genau jene Augenblicke haben mich aber auch eine Menge über Zeit und Vergänglichkeit gelehrt, was ich seitdem nie wieder aus dem Kopf bekommen sollte. Da hatte "Mecky" bereits die runde 60 hinter sich gelassen und schickte sich in Landsberg an, (ost)deutsche Bühnen mit OMEGA ein zweites Mal zu erobern.

Diesmal war ich allerdings dabei und erlebte die Band in Dresden am Elbufer, im überfüllten Leipziger "Anker", in tschechischen Loket vor der Burg und im Dresdner Kulturpalast, ehe dieser, auf offiziellen Geheiß, leer geplündert wurde.
Die schönste Episode der "neuen Zeitrechnung" erlebte ich Backstage in Dresden an der Elbe, als ich gemeinsam mit Fred Üeberdiek von Rockradio.de Gelegenheit hatte, "Mecky" persönlich zu treffen und mit ihm kurz zu sprechen. 
Fred musste unsere Gemeinschaft inzwischen völlig überraschend verlassen und auch dieses schmerzliche Erlebnis lehrte mich erneut, die Zeit sinnvoll zu nutzen und jene, die wie JANOS "Mecky" KOBOR unser Leben reicher machen, mehr zu achten und sich selbst dabei nicht zu übersehen, aber wiederum auch nicht zu wichtig zu nehmen. Zu viele hat dieses Schicksal schon aus unserer Mitte gerissen und die besonderen Momente unseres Lebens nehmen wir in der Hektik des "normalen Lebens" schon gar nicht mehr wahr.

Zwei Mal war es mir vergönnt, die "Omega Rhapsody" mit einem agilen und stimmgewaltigen "Mecky" auf der Bühne sowie einer locker rockenden und perfekt aufeinander eingespielten Band, live zu erleben. In jenen Stunden wurde deutlich, welch gewaltiges Schaffen sich auch mit dem Namen JANOS KOBOR und seiner Band OMEGA verbindet und deutlich wurde auch, dass "der Alte" noch immer voller Dynamik und Ideen steckt, die auf ihre Umsetzung warten. Alter, in Jahren gemessen, scheint dabei keine Rolle zu spielen. Warum auch, denn Kreativität braucht die Erfahrung und die wächst erst von Tag zu Tag. Mir scheint, da könnte noch einiges zu erwarten sein, denn so alt sieht "Mecky" noch lange nicht aus und die 70 stehen ihm mit dem heutigen 17. Mai 2013 auch nicht auf die Stirn geschrieben, wie dem Fan seine kommenden 64 auch nicht - Gratulálok a 70. születésnap, Mecky.

Anmerkung: Die nächste Gelegenheit, Mecky und die OMEGA-Rhapsody und -Sinfonie live zu erleben, gibt's am 8. Juni 2013 in Chemnitz, genauer gesagt auf dem Gelände des Wasserschloss Klaffenbach.



Videoclip:


Auszug aus dem Jubiläumskonzert, Budapest, 6. Oktober 2012










   
   
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