35 JAHRE LIFT: Till Patzer -

der stille Mann im Hintergrund

 

Autor Hartmut Helms

 

lift2 20130116 1122811865
Wenn man sich mit dem Werden und Werk der Dresdner Gruppe LIFT beschäftigt, kommt man an TILL PATZER nicht vorbei. Der stand zwar nie so exponiert im Rampenlicht, wie etwa die unterschiedlichen Sänger oder Keyboarder, hat aber mit seiner ausgeglichenen und feinsinnigen Art ganz sicher wesentlich nicht nur den Sound der Band geprägt, sondern den Bestand des Ganzen überhaupt.
Die Geschichte des ehemaligen "Dresden-Sextett/Septett" ist abwechslungsreich und in gewisser Weise ein Spiegel dessen, wie internationale Musikströmungen in der DDR schöpferisch aufgenommen und verarbeitet wurden. Damals noch mit Bläsern und einer Musik, die stark an Vorbilder wie Blood, Sweat & Tears und am schwarzen Soul orientiert war, wandelte sich die Dresdner Gruppe letztlich bis zu LIFT in eine Band, die Liedhaftes, Symphonisches und Jazz-Orientiertes zu einer Einheit verschmolz, deren Texte von einer seltenen inneren Bildhaftigkeit geprägt waren. Noch heute empfinde ich diese Synthese als einmalig im deutschsprachigen Musikraum, allerdings für mich persönlich auch als abgeschlossen.
Till Patzer, der Saxophonist und Flötist, aber auch gelegentliche Keyboarder und Sänger im Hintergrund hat all das selbst miterlebt. Über lange Jahre war LIFT sein musikalisches zu Hause. In einem persönlichen Gespräch im heimatlichen Pirna hatte ich kürzlich Gelegenheit, über all das noch einmal mit ihm zu sprechen. In diesen zwei Stunden sind einige wichtige Stationen von LIFT, musikalische Höhen und Tiefen, für einen "Fan" wie mich noch einmal lebendig geworden: Der heimatliche Beat-Schuppen, Soli-Beat, Schallplatten, Zachar & Pacholski, die Polen-Tour, 35 Jahre Bandgeschichte sowie Konzerte, die ich selbst mal organisiert hatte.
Till Patzer ist Musikant geblieben, das Wort Musiker paßt nicht. Wann immer es geht, steht er noch heute mit der Band JACKPOT auf der Bühne und, wie er lächelnd bemerkte, wird immer mal wieder erkannt und auf seine Zeit bei LIFT angesprochen. Mit JACKPOT ist Till auch wieder bei seinen musikalischen Wurzeln, dem Blues, Soul und Swing im Bigband-Sound a la Glenn Miller, gelandet.
Auf der Heimfahrt durch das herbstlich sonnendurchflutete Dresden wurde mir (wieder mal) schmerzlich bewußt, wie unterbewertet dieser Teil unserer kulturell-künstlerischen Identität im (geeinten?) Medien- und Kunstgeschäft Deutschlands verramscht wird. So lange das so ist, fällt mir nichts besseres ein, als mit meinen bescheidenen Mitteln und Möglichkeiten dagegen aufmüpfig zu bleiben, so wie damals, als die Haare noch dicht, die Schlaghosen am Bund noch passend und die Rockmusiksendungen in den Medien noch nicht so fad, beliebig und austauschbar waren.

 

 


   
   
© Deutsche Mugge (2007 - 2023)

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.