Von Bernsteinhexen

und Sagenhaften ...

TRANSIT live 1981

 Autor Hartmut Helms

 


Sommerzeit, Ferienzeit und augenblicklich schwirrt mir so eine Melodie durch den Kopf, gesungen von einer ebenso markanten Stimme: "Wir fahr'n an die Küste".
 

Na klar doch, TRANSIT!

Ist auch schon wieder eine ganze Weile her, aber so ist das nun mal, die Erlebnisse von heute werden die Erinnerungen im Morgen sein. Glücklich derjenige, der solche Erinnerungen haben kann. Am liebsten natürlich an Ereignisse, die mit Freude und Freunden verbunden waren. Das Konzert mit TRANSIT im Kulturhaus Plessa ist so eine Erinnerung.


Die Musik von TRANSIT hatte so ein besonderes Flair. Klar, werden jetzt viele sagen, der LINDE war doch der LINDEnberg des Ostens. Seine Stimme war der von Udo durchaus vergleichbar und die Inhalte vieler Lieder auch. Es ging um Typen aus dem Norden, Geschichten und Sagenhaftes. Diese Assoziation habe ich nie gehabt, vielleicht auch, weil der UDO bis auf wenige Ausnahmen, nicht mein Ding war. Für mich war der EGON LINDE ein Typ wie Achim Reichel, der ex-Rattle und Wonderland-Gründer, der sich in den 70ern auf seine norddeutsche Herkunft besann und daraus Lieder und Geschichten werden ließ. Das roch nach Teer und See, erinnerte an den "Klabautermann" und Shanties. So ein Gefühl vermittelte mir der LINDE mit TRANSIT auch, völlig anders zwar, aber das Empfinden, das war bei mir das gleiche, das eines maritimen Geschichtenerzählers mit Themen aus dem Gestern, die uns im Heute noch etwas zu sagen haben.


Es war April 1981, als die musikalische "Fahrt an die Küste" im Kulturhaus Plessa begann, eine Geschichte davon, wie einer von der Großstadt bis zur Küste und wieder zurück fährt, von der Sehnsucht getrieben. Dann singt LINDE von der "Sturmflut" in einem Sound voller Emotionen und getragen von einem breit ausufernden Klangteppich aus Keyboardklängen, mystisch und bedrohlich wie eine Flut. TRANSIT singt von der "Bernsteinhexe", die ein Jahr später der ersten LP den Namen gab. LINDE hat das Lied wie ein alte Volksweise gemacht und einer tatsächlichen Begebenheit musikalisch nachempfunden, eine Glanznummer. Sagenhaftes verarbeitete die Band auch mit dem "Hildebrandslied", um dann mit "Heinrich, der Kneiper" wieder in der Gegenwart anzukommen. Natürlich kokettiert LINDE ein wenig mit dem LINDEnberg-Gleichnis, die Leute im Saal warten darauf und bekommen, worauf sie hoffen. Die Band rockte und den vier Musikern machte es sichtlich Freude.


Wir haben damals ein reines TRANSIT-Konzert erlebt, unverwechselbar durch die prägende Stimme des Sängers, der seine Liebe zur See und deren Mythen gar nicht erst zu verbergen sucht. Das alles machte den typischen Sound der Band aus. Mein ganz persönliches Lieblingslied allerdings ist "Ein Mädchen wie du", das ich in aller Ruhe neben dem Mischpult sitzend genießen konnte. Auch eine der schönen Erinnerungen.


Der ganz große Mediendurchbruch ist der Band nie gelungen, und ich vermute mal laienhaft, daß die gewollte und von den Fans geliebte Nähe zum UDO dabei eine nicht unwesentliche Rolle gespielt hat. EGON LINDE hat mit seinem musikalischen und kreativen Partner Siggi Scholz noch bis 1989 in verschiedenen Projekten Musik gemacht. Seine schöpferischen Potenzen ließen die Offiziellen der kleinen DDR leider ungenutzt brach liegen, und das ist leider auch kein Einzelbeispiel.


Die Filzstift-Signaturen der Bandmitglieder auf den Postern von damals sind im Laufe von mehr als 25 Jahren verblasst. Da macht es schon Sinn, wieder mal ein Konzert der "Küstenrocker" besuchen zu können - der musikalischen Erinnerung wegen, "Ein Mädchen wie du" wieder zu treffen und außerdem gibt's inzwischen tolle Signierstifte. Wir sehen uns!


Foto Impressionen:
 

flyer 20130111 1542138086

tix 20130111 1036328288

001 20130111 2090746128

002 20130111 1143388106

003 20130111 2013863516

004 20130111 1910279226