gojamoon 20130103 1976773882 Titel:
Label:
VÖ:

Titel:

"Disco Dracula"
NEO / SONY
10.07.2009

1. Es regnet Metall in Hamburg
2. Minimale Totale
3. Radio Hit
4. Banana Split
5. Disco Dracula
6. Heavy Metal Computer
7. Mein Vampir
8. Hey Sugar
9. Vampir Party
10. Monstertruck
11. Jetzt kommt die Nacht
12. M.T.U.O.R.F.S.G.I.D.A.R.
13. Radio Hit (Remix) 14. Heavy Metal Computer (Remix)


Wenn man nichts Nettes zu sagen (oder schreiben) hat, dann kann man gelegentlich auch mal den Mund halten (oder die Finger still). Im Fall der Goja Moon Rockah und ihrer neuen CD "Disco Dracula" ist es jedoch ein MUSS, dem Leser dieser Rezension die Eindrücke und "Bedenken" zu dieser neuen CD mitzuteilen.
Die "Goja Moon Rockah" sind eine Electro/Indie/Pop-Gruppe aus Wismar. Aufgefallen sind sie dem Rezensenten bei einem Streifzug durch MySpace. Interessiert blieb er beim Hörgenuss des Songs "Schwarz" hängen, der im Player der bandeigenen MySpace-Seite lief. Wirklich gelungene Elektronik-Arrangements und ansprechender Text und Gesang. Das klang frisch und sehr interessant. Dieser Song machte Appetit auf mehr und weckte Interesse an der neuen Scheibe, auf der dieser Titel allerdings nicht enthalten ist. Die Kapelle, die aus "Herrn Ja" (Kompositionen, Texte, Gesang), "Herrn Go" (Groovebox) und "Herrn Schreck" (Bass) besteht, "erfreut" uns dieser Tage mit eben erwähnter neuen CD, ihrem 2. Studio-Album, das den munteren Namen "Disco Dracula" trägt und seit dem 10.07. in den Läden steht. Doch leider hat man sich zuviel erhofft...
Die Band sagt über ihre neue CD folgendes: "Nach ihrer erfolgreichen Tournee mit Unheilig und ihrem gefeierten Debütalbum sind die goJA moon ROCKAH nun mit ihrem zweiten Werk zurück. DISCO DRACULA heißt die neue Scheibe, die mit humorvollen Indie-Hits, modernem Dancepop und laszivem Disco-Flair aufwartet. Mit viel Akribie, Witz und Poesie skizziert das Trio Szenarios zwischen Lust und Erbrechen, zwischen glitzernden Tanzflächen und düsteren Straßenecken. Provokant, aber stilvoll". Was an der Platte provokant, geschweige denn stilvoll sein soll, erschließt sich dem Rezensenten auch nach zweimaligem Hören nicht. Die Songs sind zweifelsohne gut arrangiert, aber auch nicht sonderlich innovativ. Derlei Synthie-Arrangements hört man auch anderenorts. Trotzdem: Die Melodien sind eingängig und die Arrangements ansprechend. Was aber gar nicht geht, sind diese Texte. Der eher unfreiwillig komisch wirkende Versuch "komisch" zu sein nervt extrem! Das Ganze wirkt ein bisschen wie die Helloween-Platte von Rolf Zuckowski, nur drei Klassen schlechter (und Zuckowski ist nun wahrlich kein großer Texter). Wirklich ernsthaft kann sich ein erwachsener Musikfreund mit "Disco Dracula" nicht beschäftigen. Der Silberling fängt schon seltsam an. Mit Bud Spencer-Filmmusik im Hintergrund hört man ein Gespräch zwischen zwei "bereits nackten, mit Bier bewaffneten und vor dem TV sitzenden" Zeitgenossen, die auf einen "ruhigen Freitagabend" anstoßen. Dann wird man Zeuge eines Telefonanrufs. Am anderen Ende ist "Paul", der seine beiden Kollegen zu einem Notfall bestellt. Der "Notfall" ist das Retten einer Party in der Disco. Klingt albern und peinlich? Ist es auch. Die Ballermann-Party-Generation mag ab 1,8 Promille ganz sicher ihre helle Freude an dieser CD haben, aber der Rezensent hat sich ernsthaft gefragt, wer sowas veröffentlicht! Diese mehr peinlich als komisch wirkenden Textergüsse ziehen sich wie ein roter Faden durch das Programm. Kostproben gefällig? Bitte schön: "This is a radio hit. Da muss jeder mit. Das ist unser Ding. Das hat Groove und Swing. Ich bin der Elektroking". Hier wird munter drauf los gereimt, dass einem Unmengen von Feuchtigkeit aus den Augen rinnen. Ja, man möchte wirklich weinen ob dieser alles andere als gelungenen Glanzleistung deutscher Textschmiede-Kunst. Die Krönung ist der Song "Heavy Metal Computer": "Deine Drähte sind so heiß, kochender Maschinenschweiß. Süße Klänge überall. Alle wollen Hartmetall". Tut Euch das auch so weh? Dann solltet Ihr in die Songs "Bananen Split" oder "Vampir Party" lieber nicht reinhören. Spätestens dann blutet das Ohr. Es interessiert wirklich ungemein, wer für dieses Machwerk verantwortlich ist... Der kleine Matthias möchte gerne aus der Kinderwelt abgeholt werden. In dieser für ihn langweiligen Zeit hat er mal schnell die neuen Songs der "Goja Moon Rockah" betextet. Anders ist das nicht zu erklären, was einem hier um die Ohren weht. Außerdem sollte man den Herren mit den Fantasienamen mal erkären, was "Rock" ist und was die dazugehörigen "Rocker" sind. Sich so zu bezeichnen gehört angezeigt!
"Willkommen im Underground, wir sind wieder da" heißt es in dem einzig guten (Text wie Komposition) und gelungenen Song des Albums ("Minimale Totale"). Aber da eine Schwalbe noch lange keinen Frühling macht, wünscht man sich, die Herren wären im Underground geblieben und wären NICHT wieder zurückgekommen. In dieser Rezension zur CD "Disco Dracula" konnte wirklich (fast) nichts Nettes geschrieben werden. Aber wenn wir schon mit solchen CDs bemustert werden, dann werden wir auch eine ehrliche Plattenkritik dazu verfassen. Das Prositive zum Abschluss: Solche CDs und solche Songs sind wirklich Ausnahmen. Die Nachkommen von Paule Pond und Kraftwerk, also von wirklich guter Elektronik-Musik, findet man offensichtlich nicht in Wismar!
(Christian Reder)

 


   
   
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