sobattkarock 20130103 1830592522 Titel:
Label:
VÖ:
"Rock´n Roll Stories" - Sendung 1
EV
September 2009


SENDUNGSBEWUSSTSEIN HAT ETWAS MIT ROCK´N ROLL ZU TUN
Landauf, landab hört man die Klage, das Mainstream-Radio habe die wirklich guten Sender, gemeint sind die Spartensender, verdrängt. Diese Klage ist durchaus und gar überaus berechtigt und der Grund dafür liegt nicht, wie uns lobotomierte selbsternannte Medienexperten immer wieder einreden wollen, in der Sehnsucht nach sowohl Banalem als auch Wiederkennbarem, sondern einzig und allein an der Unfähigkeit und einer speziell von der CIA entwickelten neurochirurgischen Technik (statt Laserstrahlen werden Menschen mit Radiosendern umgepolt). Das ist sehr erfolgreich gelungen, die am erfolgreichsten Behandelten gehen sogar selbst entweder in die Plattenindustrie, zum Radio oder zum Fernsehen, aber es nicht bei allen gelungen.
Und diesen Beweis tritt nun ausgerechnet jemand an, der nur bedingt der musikantischen Szene zuzurechnen ist: Thomas Sabottka. Genau der, welcher mit Luci van Org das Programm "Der Tod wohnt nebenan" mitgestaltete, ein literarisches UND musikalisches Ereignis, das bleibend war. Thomas Sabottka ist seines Zeichens Dichter, Schriftsteller, Autor und stimmlich wäre er durchaus in der Lage, beliebige Radiosendungen für alle mainstreamsüchtigen Rezipienten zu moderieren. Dass er es nicht tut, spricht für ihn, für seine Intelligenz. In einem Spartensender wünschte ich ihn mir schon sehr gern als Sprecher. Bei rockradio.de zum Beispiel und zum Glück einigen anderen Oasen in der Medienwüste. Insofern halte ich es für folgerichtig, dass er ein Hörbuch herausgebracht hat, welches er selber bespricht. Was ich nicht allen Autoren anraten würde.
Mit Musik hat das Ganze tatsächlich auch zu tun. Und hier stellt sich die Frage, ob die gelesenen sechs literarischen Werke nun der Soundtrack zu den angeschlossenen kürzestgehackten Songs ist, oder ob es umgekehrt der Fall ist. Aber um diese Frage geht es gar nicht, sie muss nicht geklärt sein. Es geht lediglich darum, dass hier ein hervorragendes Fallstück skurriler Kurzprosa gelesen wird. Hinter'm Humor versteckt all jene Verschwörungstheorien, an die wir immer glaubten, weil wir vernunftbegabte Wesen sind und allerlei Wahrheiten um die menschlichen, in diesem Falle nicht nur männlichen Unzulänglichkeiten.
Schon im ersten Werk "Letzte Woche Freitag" erfahren wir, was wohl nach dem Ergebnis der letzten Bundeswahl auf uns zukommen könnte in Bezug auf Terrorismus, Polizeieinsätzen, Verdächtigungen und kafkaesken Erklärungsversuchen für das, worum es eigentlich gehen könnte.
"Mach Dir nichts draus", auch in Guantanamo gibt´s was zu essen. Wobei es zwar im zweiten Stück, eben mit dem Titel "Mach Dir nichts draus" zwar partiell um etwas zu essen geht, allerdings nicht in Guantanamo, sondern bei einem Casting auf der Suche nach Deutschlands neuem Pornostar, wobei für die Wärter der Folterlager, sexuell gesehen, meiner Ansicht nach darin gar kein Unterschied besteht. So witzig war die Pornoindustrie noch nie. Ein Genuss für Ohren und Zwerchfell.
Bei all diesen rockigen inhaltlichen Superlativen darf der obligatorische Amoklauf nicht fehlen. Literarisch für mich das schwächste Stück, "Tag der Abrechnung", wobei es gar kein schwaches Stück ist. Was ich allerdings schon immer fragen wollte ist, weshalb bei vielen deutschen Autoren, so übrigens auch bei mir, die meisten Negativ-Helden den Vornamen Martin tragen.
"17 39 43 12 27 2". Auch der Titel des vierten Werkes klingt etwas nach Verschwörungstheorie, hat aber in Wirklichkeit gar nichts damit zu tun. Verraten kann ich nicht, worum es da geht, sonst würde ich ja die Pointe vorwegnehmen, welche Ihr ja nach dem Kauf dieser mehr als empfehlenswerten CD sicher selber erfahren wollt. Vielleicht soviel: Es geht um Nachbarschaftshilfe im weitesten Sinne und der deutschesten Art und darum, was geschehen kann, wenn jemand eine farbige Freundin hat und ein Nachbar auf die Fußball-WM steht. Merkwürdig, skurril? Das ist für mich eher die wahrhaftigste Geschichte.
In "Bushido" schlüpft der Dichter in die Rolle einer Frau. Ausgerechnet auch noch in die Rolle einer Frau aus Kreuzberg. Und erzählt uns in dieser Rolle, warum Kreuzberg für eine Frau aus Kreuzberg nicht mehr wirklich wohnenswert ist. Aber nicht nur das. Was das Ganze mit "Bushido" zu tun hat? Sag' ich nicht.
Über die Geschichte von der "Acca Sellowiana" habe ich mich bereits ausgelassen und zwar im Bericht über das Programm "Der Tod wohnt nebenan". Mittlerweile weiß ich zumindest die richtige Schreibweise dieser merkwürdigen Pflanze und Ihr könnt ja gerne nachlesen, worum es denn grob in dieser Geschichte ging.
Warum Ihr die CD kaufen sollt, wurde mir so erklärt: 1. Weil sie natürlich ziemlich geil ist und 2. Weil es dazu ein Gewinnspiel gibt. Das Gewinnspiel selber führe ich nicht aus, aber ich kann schon mal verraten, was man gewinnen kann. Nämlich Thomas Sabottka selber. In Eurem Wohnzimmer oder in Eurer Lieblingskneipe oder wo immer Ihr wollt. Und zwar ohne Fahrt-, Gagen- oder Übernachtungskosten.
Doch auch ohne dieses Gewinnspiel ist die CD Euch wärmstens ans Herz zu legen.
Mehr Infos unter www.sabottka.de
(Andreas Hähle)

 


   
   
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