dvd 20130225 1770475791 Titel:
Label:
VÖ:
"Letztes aus der DaDaeR"
Matrosenblau
November 2009

Hervorgegangen aus den Theater-Revuen "Altes aus der DaDaeR" und "Neues aus der DaDaeR" stellt der letzte DEFA-Film überhaupt ein durchaus komödiantisches, aber auch nicht immer einfaches und sich bis ins letzte Detail sofort erschließendes zeitgeschichtliches Dokument dar, welches auf skurrile, ja geradezu groteske Weise einen tiefphilosophischen Einblick in die Innereien eines krepierenden Staates gibt. Dabei begeben sich die clownesken Protagonisten Meh (Mensching) und Weh (Wenzel) aus dem Gefängnis heraus, in dem sie wohnen, tagtäglich ins Land, um die Menschen zu erfreuen. Diese wiederum können dem aktuell eher wenig abgewinnen und entsorgen die beiden schlussendlich auf einer riesigen Müllkippe, was wohl der rasanten Epoche, in der wir uns gerade befinden, geschuldet ist - "zwischen Wende und Vereinigung, zwischen Wahnsinn und Tiefsinn, DaDa und GaGa.". Meh und Weh - getrieben von der Sehsucht nach ihrer Gefängniswärterin (gespielt von Fassbinder-Legende Irm Herrmann) - begeben sich auf die Rückreise und machen dabei Station an markanten Orten der DaDaeR, welche gerade im Begriff ist, zu verrecken. Die erste Walpurgisnacht auf dem Brocken gehört ebenso dazu wie das heruntergekommene Zementwerk in Rüdersdorf, oder auch das Innenleben eines Schlachthofes - Rinderschlachtung live inklusive. Gerade in diesem Moment fragt man sich unweigerlich, wofür die nicht enden wollende Sequenz einer missglückten Betäubung mit dem Bolzenschussgerät steht: Ein sich immer wieder aufbäumendes - weil nicht richtig getroffenes - Tier, freilich ohne echte Chance, dem Tod zu entgehen. Auch wenn man nicht hinsehen mag - es ist letztlich eine der ausdrucksvollsten Szenen des gesamten Werkes, die mit dessen Titel trefflich umschrieben wird. Zum Glück bleiben uns weitere vergleichbare Bilder erspart. Der Erwerb der DVD (oder auch der Besuch einer öffentlichen Filmvorführung) sei daher gleichwohl all jenen historisch Interessierten anempfohlen, denen das Lachen immer noch nicht im sprichwörtlichen Halse stecken geblieben ist, insbesondere auch dasjenige über sich selbst.
(Rüdiger Lübeck)
 
 

   
   
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