suseostpoesie 20130102 1978500080 Titel:
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Titel:

 

"Ostpoesie"
Monocelli
30. November 2009

1. Neuer Tag, Neue Nacht
2. Wenn du schläfst, mein Kind
3. Nachtigall
4. Sagen meine Tanten
5. Wasser und Wein
6. S.O.S.
7. Paradiesvögel
8. Katzen bei Nacht
9. In jener Nacht
10. Wand an Wand
11. Als ich fortging


Mit Interesse verfolgte ich die Berichte unseres Freundes "Wodka", der sich das Programm "Ostpoesie" am 28. April d.J. in Würzburg angeschaut hat, und meiner Kollegen Fred, der das gleiche Programm in Leipzig am 20. April d.J. genießen konnte und Rüdiger, der sich am 8. April 2009 in Potsdam umsah. "Ehrt man die Rose noch?", hieß die Überschrift des Werbeflyers. Diese Frage stellte nicht irgendwer, sondern die junge Sängerin Suse Jank. Die drei Autoren kamen von diesen Konzerten mit den besten Empfehlungen zurück. Jetzt kann man sich mit der CD "Ostpoesie" auch selbst ein Bild machen...
Als viele der von Suse Jank gesungenen Titel entstanden sind und Hits waren, war die blonde 25-jährige noch gar nicht geboren. So finden sich auf der CD Titel wie z.B. "Sagen meine Tanten" von der Gruppe Scirocco aus dem Jahre 1972 (!!!) oder "Wenn du schläfst, mein Kind" von Manfred Krug wieder. Songs, die viele Leute ihrer Generation kaum bis gar nicht kennen dürften. Das allein ist schon äußerst bemerkenswert. Doch wie kommt eine junge Frau von gerade Mal Mitte 20 dazu, Lieder aus einer Zeit zu singen, die sie höchstens aus Erzählungen kennen kann? In einem Interview mit der Super Illu sagte sie dazu befragt folgendes: "Junge Leute wie wir lieben diese Musik, ganz ohne Ideologie". Ist das ein Zeichen dafür, dass die Viva-Generation wieder mehr Wert auf Anspruch und Inhalt legt? Das wäre wünschenswert, denn was uns in den Jahren zuvor musikalisch zugemutet wurde, grenzte stellenweise an Körperverletzung, und bei manchen Liedtexten wußte man wegen unterirdischen Niveaus vor Fremdscham gar nicht wohin...
Über die gesamte Länge der CD beeindruckt die Sängerin mit ihrer Stimme. Völlig egal, welche Musikrichtung gerade angestimmt wird, Suse Jank singt die Songs so, als täte sie nichts anderes. Frau Jank macht aus eben angesprochenem "Sagen meine Tanten" einen 20er Jahre Tango. Ungewöhnlich, aufregend... höchst interessant! Dann kommt uns der Klassiker "Wasser und Wein" etwas jazzig angehaucht daher. Sanft haucht sie den Text von Kurt Demmler ins Mikro und verzaubert den Hörer in einer unbeschreiblichen Art und Weise. Ihre gegen Ende geflüsterten Textpassagen bringen einen weit weg... bringen einen zum Nachdenken... verschaffen einem wahrlich Gänsehaut. Ganz große Kunst! Eine kreischende Gitarre empfängt den Hörer sofort am Beginn von "S.O.S.". Den Silly-Klassiker hat Suse Jank mit ihrer Band ebenfalls umarrangiert. Mit einem druckvollen Basslauf und eigenwilligem Drumspiel interpretiert sie den 1989er Hit von Tamara Danz & Co auf ihre ganz eigene Weise. Diese Version hat was! Eine Künstlerin, die selten gecovert wird, findet sich auch auf "Ostpoesie" mit einem ihrer größten Hits wieder. Suse Jank hat sich den Petra Zieger-Song "Katzen bei Nacht" vorgeknöpft und in ein völlig anderes Klanggewand gesteckt. Dieser Titel zählt nicht gerade zu den Songs, die ich gerne höre, aber der komplette Umbau durch Suse Jank & Band haucht dieser Nummer völlig neues Leben ein. Aus einer eher schwächeren Popnummer wurde ein luftig-lockerer Chanson. Mal klingt eine dezent eingesetzte spanische Gitarre hier, mal jazzt es dort, und der Einbau vieler weiterer kleiner Feinheiten ergibt ein völlig neues Bild. Überhaupt: Wieviel Liebe zum Detail in dieser CD steckt, verrät auch das Booklet. Beim Blick auf die Credits wird einem sofort klar, dass es sich bei "Ostpoesie" NICHT um eine Wohnzimmerproduktion handelt. Die Sängerin und ihre Gruppe haben sich tatkräftige Unterstützung mit "lebenden" Instrumenten geholt. Keine klassischen Elemente aus dem Computer sondern echte Oboen, Querflöten, Saxofone, Klarinetten und Hörner. Eine aufwendig produzierte Scheibe mit atemberaubenden Neuinterpretationen großer Klassiker aus der DDR-Musikszene. Liebevoll arrangiert und mit Verstand umgesetzt.
Mit "Ostende" hat mich bisher nur ein Cover-Projekt richtig angemacht, denn eigentlich bin ich gar kein Freund des Nachspielens. Aber weder bei Ostende noch bei Suse Jank wird nachgespielt. Beide Projekte haben eins gemeinsam: Sie haben die Songs neu arrangiert, ihre Stärken nach vorne gestellt und eigene Ideen eingebracht. Bei diesem Projekt kommt dazu, dass Suse Jank eine großartige Sängerin ist, deren Kunst es ist, den Hörer durch ihren Gesang und die Musik zu verführen. Man kann sich ihr nicht entziehen, man kommt auch nicht so schnell wieder davon weg, wenn man es einmal gehört hat. Nach zweimaligem Hören der CD klingen mir mehrere Songs immer noch im Ohr und ich habe Lust darauf, die Scheibe gleich nochmal einzulegen. Hört Euch nur mal "In jener Nacht" an, den Veronika Fischer-Klassiker aus den 70ern. Einmal damit angefixt ist der Fisch gegessen und sie hat einen in ihrer Hand.
Das Programm ist abwechslungsreich. Neben Chansons gibt es Rocksongs und Jazznummern par excellence. Jeder einzelne Titel hat dermaßen viele Einzelheiten, auf die zu achten es lohnt, dass man auch nach mehrmaligem Hören noch immer etwas Neues entdecken kann. Die Jank hat kein dünnes Stimmchen... sie brauchte keine krachenden Gitarren oder andere Fiesematenten, um von ihren Schwächen abzulenken, so wie es einige Piepselchen der Bravo-Zielgruppe tun müssen. Die Künstlerin ist eine ausgebildete Sängerin, das ist unüberhörbar! Sie ging ohne Vorbehalte an die Musik heran und hat sie so interpretiert, dass sich auch die jüngere Generation an die alten Ost-Klassiker herantrauen kann. Dieses Vorhaben wird gelingen, da bin ich mir sicher!
Fazit: Christian hat 'ne weitere neue Lieblings-CD!!!
(Christian Reder)

 


   
   
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