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"Weihnachtsplatte" samtweich Dezember 2009 1. Sind die Lichter angezündet |
Auf der einen Seite freue ich mich jedes Jahr auf diese Zeit, die allgemein als "Advent" bekannt ist. Es riecht nach Weihnachten... Keks-, Glühwein- und Tannenduft überall. Eindrücke, die man immer wieder gerne hat und auf die man sich freut. Worauf ich mich persönlich aber nie freue, ist die akustische Reizüberflutung durch Weihnachtsmusik. Ich möchte es vorwegnehmen: Es gibt Weihnachts-CDs, die ich mir gerne und auch immer wieder anhöre. Dazu zählen für mich z.B. die CD von Demis Roussos oder die von Boney M. Auch die beiden Puhdys-CDs "Dezembernächte" und "Dezembertage" gehören dazu. Das liegt sicher auch daran, dass speziell die Puhdys nicht irgendwas nachgesungen und krampfhaft auf Weihnachten gemacht haben. Ein dickes Plus, wie ich finde. Dann gibt es aber all diese Veröffentlichungen, die jedes Jahr im Herbst in die Läden kommen und die kein Mensch braucht... dieses Jahr erfreut uns z.B. ein Michael Hirte mit Weihnachtsmusik auf Mundharmonika. Richtige Harp-Spieler werden sich vor Lachen wahrscheinlich den Bauch halten, doch der Mann verkauft zigtausend CDs mit dem Zeug. Gibt es unter unseren Lesern jemanden, der mir dieses Phänomen erklären kann?
Wie dem auch sei: Die mëdlz, unsere "Stargäste" im Juli d.J., haben jetzt im Herbst mit "Weihnachtsplatte" auch ein solches Werk vorgelegt. Schon der erste Blick auf die Titelliste läßt nichts Gutes ahnen, und man wird in seinem ersten Empfinden auch nicht getäuscht. Insgesamt 19 fast ausschließlich traditionelle Weihnachtslieder, gesungen von den mëdlz. Dazwischen verirrt sich dann aber auch eine Coverversion eines klassischen Popsongs der 80er, nämlich "Last Christmas" von WHAM!, mit dem uns die Radiomacher des Landes seit exakt 25 Jahren vom 1. Advent bis Heiligabend (manche Sender sogar darüber hinaus) bis zum Erbrechen volldröhnen. Für mich persönlich eines der inzwischen am meisten gehassten Lieder aller Zeiten.
Über die Kunst der fünf jungen Frauen, mit ihrer Stimme Menschen verzaubern zu können, müssen nicht mehr viele Worte verloren werden. Die mëdlz sind nicht nur talentiert, sie haben ihren Job hart erlernt, was man auf ihren bisherigen CDs auch zweifelsohne hören kann. Aber Liebe Sabine, Silvana, Nelly, Lydia und Maria... musste das hier sein?
Ich entdecke auf "Weihnachtsplatte" nichts Neues, bekannte Standards, die - wie eingangs erwähnt - jedes Jahr von irgendeinem anderen Künstler/Band veröffentlicht werden. Manche davon kann man einfach nicht mehr hören. Eine weihnachtliche "Eigenkreation" findet sich dann aber doch: Als Bonustrack gibt es nämlich den Titel "Winterzeit" als 20. Song. Ein Lied, von Karat geschrieben und von Karat mit den mëdlz gemeinsam vorgetragen, mit dem ich als Karat-Fan schon bei seinem Erscheinen nicht warm wurde.
Fazit: Mit "Weihnachtsplatte" können die mëdlz die Fraktion "Volkstümliches Liedgut" garantiert erfreuen. Die Frage ist nur, ob sie in diese Richtung wollten. Das kann ich mir nicht vorstellen. Leider wird ihnen das sehr wahrscheinlich bei anderen Musikfreunden nur schwerlich gelingen. Bei mir rief die Scheibe leider keine Freude, geschweige denn Gegenliebe hervor. Handwerklich erstklassig, inhaltlich langweilig. Schade!
(Christian Reder)