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Es erscheint aus heutiger Sicht fast absurd, daß es zwischen den 90ern und dem beginnenden neuen Jahrtausend eine Zeit gab, in der man meinte, die EAV habe ihr Pulver endgültig verschossen und befinde sich auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit. Denn daß man sich mit diesen Gedanken auf dem sprichwörtlichen Holzweg befand, bewies die alpenländer Anarcho-Truppe bereits vor gut zwei Jahren, als sie sich mit dem superben "Amore XL" mal eben selbst die Frischzellenkur verpaßte und so ganz nebenbei zu alter Stärke zurückfand. Und wo "Amore XL" seinerzeit aufhörte, macht nun "Neue Helden braucht das Land" nahtlos weiter. Mit erfrischender Respektlosigkeit legen die Ösi-Chaoten den Finger in jede Schwachstelle des modernen Kapitalismus und führen ihn konsequent ad absurdum, wobei sie weder vor dem Papst, noch vor Dabbeljuh Bush, Wirtschaftsheuschrecken oder Lafer & Lichter Halt machen. Der ganz alltägliche Wahnsinn wird mit lausbübischer (Schaden)Freude durch den mit saurer Milch gekochten Kakao gezogen und das Zwerchfell des Hörers mit Schwerstarbeit versorgt. Allein ein Streifzug durch die akribisch mit allen sprachlichen Absurditäten niedergeschriebenen Texte sorgt schon für Lachsalven. Und doch wären Thomas Spitzers lyrische Ergüsse ohne Klaus Eberhartingers Interpretationen nur die Hälfte wert. Der Barde kalauert mit geradezu lässiger Beiläufigkeit die brisantesten Pointen in die Runde und gibt ihnen allein dadurch noch ein Höchtmaß an Schärfe mit. Das ist politisches Kabarett auf allerhöchstem Niveau!
Was dabei stets etwas ins Hintertreffen gerät ist die Tatsache, daß es sich bei dem Holzhammer-Sextett auch um hervorragende Musiker handelt, die die unterschiedlich gelagerten Themen jederzeit mit dem passenden Klanggewand zu versehen in der Lage sind. Ob Neue Deutsche Härte, Musikantenstadl, Country oder Ethno - die Erste Allgemeine Verunsicherung macht auf jedem musikalischen Sektor eine gute Figur.
Daß der CD gegen Ende ein bißchen die Puste ausgeht und daß "Männer brauchen Tritte" dem hohen Niveau nicht ganz standhalten kann, sei an dieser Stelle nicht verschwiegen, fällt aber auch nicht sonderlich ins Gewicht. Denn was übrigbleibt ist immer noch mehr als genug, um "Neue Helden braucht das Land" vorbehalt- und bedingungslos empfehlen zu können. Ganz großes Kino! (kf)
