kr-hood 20130102 1827642029 Label:
VÖ:
Best.-Nr.:  

Titel:

Columbia / Sony
26/02/2010
88697 64943 2

· Drive It In
· Hoodoo Woman
· Born To Be Wild
· Rock'n Roll Handshake
· Ride Into The Sun
· Too Hot
· In My Blood
· Dirty Street
· Keep Me Rolling
· Shot Of Love
· Firestar

Es ist mitunter schon erstaunlich, wie sich selbst ansonsten eher für ihre Sachlichkeit bekannte Medien in einer gewissen Euphoriestimmung zu allzu plakativen Schlagzeilen hinreißen lassen, die einer näheren Überprüfung kaum standhalten können. Noch erstaunlicher ist jedoch, wie selten eine derartig befeuerte Euphorie hinterfragt wird und wie naiv die Schlagzeilen übernommen, abgeschrieben und erweitert werden. Ein Paradebeispiel dafür ist die eidgenössische Band Krokus und ihre "Reunion im Original-Line-up". Mal abgesehen davon, daß das Wort "Reunion" im Zusammenhang mit der erfolgreichsten Schweizer Rockgruppe aller Zeiten einem Treppenwitz gleicht (seit dem Abklingen ihres weltweiten Erfolgs Mitte der Achziger wird bei Krokus beinahe ständig reuniert), ist das mit dem "Original-Line-up" so eine Sache, wenn die Bandhistorie im Grunde eine unendliche Abfolge von Umbesetzungen ist. Spinnt man den Faden weiter, landet man bei der Erkenntnis, daß die gerade so hochgejubelte "Originalbesetzung" in der Geschichte von Krokus bisher lediglich für ein einziges Album verantwortlich zeichnete. Allerdings - und da wird die Euphorie verständlich - handelt es sich dabei mit "One Vice At A Time" aus dem Jahre 1982 um die zwar zahlenmäßig nicht erfolgreichste, in Fach- und Fankreisen aber beliebteste Krokus-Platte mit der größten Klassiker- und Hitdichte. Die mittlerweile schon recht ergrauten Herrschaften Marc Storace (voc), Fernando von Arb (g), Chris von Rohr (b), Mark Kohler (g) und Freddy Steady (dr) müssen sich demzufolge ausgerechnet an d e m Meisterwerk messen lassen, wenn man ihren aktuellen Longplayer "Hoodoo" einigermaßen korrekt beschreiben und einordnen will. Um ganz ehrlich zu sein: Wir sind nicht davon ausgegangen, daß die Altrocker für diesen Maßstab sonderlich dankbar sein könnten, denn die Latte lag damit auf der größtmöglichen Höhe, die die Band - trotz teilweise gigantischer Erfolge in ihrem Heimatland - in den letzten 25 Jahren nicht mal annähernd zu erreichen in der Lage war. Aber erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt... Wir sind nach intensiven Hör-Sessions überzeugt davon, daß die Frühblüher den Vergleich nicht nur nicht zu scheuen brauchen, sondern ihn regelrecht gesucht haben dürften! "Hoodoo" ist tatsächlich der legitime Nachfolger von "One Vice At A Time" geworden, und zwar ohne Wenn und Aber! Die einzige Rockformation der Welt, die es je geschafft hat, AC/DC mit deren eigenen Waffen mehr als ebenbürtig zu sein, hat ihre längst verloren geglaubten Stärken aus der Truhe gekramt, sie kräftig entstaubt und in einem Album gebündelt, das gehörig Arsch tritt und den seit gefühlten Ewigkeiten eingefahrenen, australischen Alleinvertretungsanspruch für derben, bluesbasierten Rock'n Roll einmal mehr ins Wanken geraten läßt. Die einfachen, aber unglaublich effektiven Kompositionen fahren einem in die Glieder und lassen sie zucken und stampfen; die hymnischen und melodiösen, dabei aber stets rauhen und powervollen Vocallines summt man schon beim zweiten Durchlauf automatisch mit und Storaces aktuelle stimmliche Färbung erinnert oft so eindringlich an Bon Scott, daß man meinen könnte, der legendäre Sänger sei wieder auferstanden. Und trotzdem - so kurios das auch klingen mag - trägt jeder einzelne Track die unverkennbare Krokus-Handschrift. Das ist exakt das Rezept, das der Formation Anfang der Achziger den internationalen Durchbruch bescherte und könnte es wieder werden, denn hier wurde nicht einfach Recycling betrieben, sondern mit Schmackes und Elan wiederbelebt und aufgefrischt. Das rockt wie Hölle! Warum die Band bei soviel Eigenenergie allerdings mit "Born To Be Wild" eine total ausgelatschte Fremdkomposition verwursten mußte, deren Umsetzung noch nichtmal sonderlich gelungen ist, bleibt rätselhaft... Egal: Mit Krokus ist wieder zu rechnen und diesmal ernsthaft, sofern es gelingt, den Fokus auf dem Wesentlichen zu halten. Natürlich wird es weiterhin Zweifler und Nörgler geben, die fragen, ob man einen offensichtlichen AC/DC-Klon wirklich braucht. Die Antwort ist einfach: Wenn er so geil ist wie Krokus anno 2010, dann verdammt nochmal JA! (kf)

 


   
   
© Deutsche Mugge (2007 - 2023)

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.