bcao-gr 20130102 1971714728 Titel:
Label:
VÖ:

Titel:

"Girolamos Return"
Kulturradio / Brauner Audio
02/2010

1. Girolamos Return
2. Leave The Eight-Train
3. Out Of The Palace
4. Sylvia
5. Blue Choral
8. Irish Toccata
7. Scarborough Fair
8. Jaques dans le Miroir


"Als Crossover (engl. Überschneidung, Kreuzung, Überquerung) bezeichnet man die gleichzeitige Platzierung eines Songs, der einem bestimmten Musikgenre zuzuordnen ist, in mindestens zwei, nach Musikgenres getrennten Hitparaden." (Quelle: Wikipedia)
Nun ja, diese Definition greift dann wohl doch ein wenig zu kurz für das, was uns das "Berlin Creative Art Orchestra" mit seinem Debüt-Album "Girolamos Return" aufgetischt hat. Der Berliner Pianist Matthias Suschke schien eine neue Spielwiese zu suchen und scharte hierfür ein Streichquartett (des Friedrichsstadtpalastorchesters) auf der einen und eine (ebenso vierköpfige) Jazzformation auf der anderen Seite um sich - wohl um auszuloten, was sich daraus machen lässt. Ein Experiment demnach, was dem Erstlingswerk des Nonetts auch auf Schritt und Tritt anzumerken ist. Und das gilt es durchaus als Anerkennung zu verstehen, denn die hochprofessionelle Darbietung enttäuscht nicht ansatzweise.

Insbesondere gelingt es eindrucksvoll, die einzelnen Genre, die sich vorliegend keineswegs auf Klassik und Jazz reduzieren, gekonnt miteinander zu kombinieren und zu variieren; eine oberflächliche Vermengung derselben wird sich glücklicherweise verkniffen, was dem Werk hörbar gut tut und bei derartigen Projekten nicht selbstverständlich ist. Mit einem "musikalischen Ganzen" kann man dennoch nicht aufwarten - hierfür wurden die Grenzen zwischen den Musikstilen dann doch einen Tick zu deutlich gezogen.
Den Repertoirewert mindert dies jedoch mitnichten. Die beteiligten Musiker agieren vorliegend nämlich ausnahmsweise einmal nicht in ihrer Eigenschaft als Berufsmusiker, was offenbar zu besonderer Spielfreude animierte. Und diesem Umstand lässt sich durchaus auch eine Einschätzung als "aufwiegenden Ausgleich" abringen.

Musikinteressierte, die auch gern einmal über den Tellerrand schauen bzw. hören, die sich ab und an auch abseits eingeschlagener Pfade bewegen, finden einen geradezu üppigen instrumentalen Fundus vor, der erst recht mit hochwertigem Abhör-Equipment (mein Tipp: Kopfhörer!) vollends auslotbar wird. Diese Einschätzung schließt im übrigen die Otto-Normal-Hörer-Kompatibilität nicht aus. Sicher nichts für alle Tage und Gefühlslagen, aber das war wohl auch nicht das Anliegen der Künstler.
(Rüdiger Lübeck)