lenacassette 20121220 1759519400 Titel:
Label:
VÖ:

Titel:

"My Cassette Player"
Universal Music
Mai 2010

1. Satellite
2. My Cassette Player
3. Not Following
4. I Like To Bang My Head
5. My Same
6. Caterpillar In The Rain
7. Love Me
8. Touch A New Day
9. Bee
10. You Can't Stop Me
11. Mr. Curiosity
12. I Just Want You Kiss
13. Wonderful Dreaming


Ich frage mich seit ein paar Wochen immer wieder, wo Lena Meyer-Landrut all die Jahre zuvor gesteckt hat und warum man jetzt erst auf diese Ausnahmestimme aufmerksam geworden ist. Ich gebe zu, ich habe die Casting-Show "Unser Star für Oslo" nur einmal geschaut und dann als langweilige Karaoke-Party abgetan. Im Prinzip war sie das ja auch, aber durch mein Abschalten ist mir Lena Meyer-Landrut zuerst komplett entgangen. Das ärgert mich heute! Mir ist entgangen, wie sie Woche für Woche das Publikum, die Jury und auch die Crew ein ums andere Mal in Verzückung versetzte. Die 18-jährige Abiturientin hat eine umwerfende Stimme und eine unnachahmliche Art, Songs zu interpretieren. Bands wie Silbermond und Juli kann ich bis heute nicht auseinanderhalten, weil die eine Frontfrau wie die andere klingt, und auch die Musik nicht gerade das ist, was man als innovativ oder gar besonders bezeichnen kann (Sorry, liebe Kollegen von Valicon, so geht's mir aber dabei...). Andere Sängerinnen singen nicht das, was ich gerne hören möchte und wieder andere Damen singen ganz wunderbar und begeistern mich, erreichen aber leider nicht das große Publikum. Lena, die pünktlich zu ihrer Albumveröffentlichung wohl den Nachnamen abgelegt hat, ist da anders... ganz anders... phänomenal anders! Ich wünsche ihr jedenfalls, dass das der Rest von Europa beim Grand Prix Ende Mai auch so sehen wird...

Lena ist in einem Alter, in dem sie mit der alten und uns allen vertrauten Musikkassette eigentlich gar nichts anfangen können sollte. Sie hat ja schon seit einigen Jahren ausgedient und ist inzwischen nur noch bei Liebhabern im Einsatz. Trotzdem nennt die Sängerin ihr Album "My Cassette Player", sitzt auf einem Bürostuhl, um sie herum zig Kassetten auf dem Boden verteilt, und daneben ein zum Abhören eben dieser alten Tonträger benötigter Recorder. So präsentiert sie sich uns auf dem Cover ihrer brandneuen CD. Selbst beim Cover geht sie also andere Wege und zeigt sich schon auf den ersten Blick, anders und nonkonform... Der direkte Bezug vom Cover zur Musik ist schnell hergestellt, denn was man auf dem Cover sieht kann man auch auf die Musik übertragen. Da wird dem einen oder anderen Rotzlöffel, der sich gerade noch die neuste DSDS-Grütze runtergeladen hat, aber der Mund vor Erstaunen offen stehen bleiben und zwei dicke Fragezeichen werden in seinen Augen ablesbar sein, wenn die Songs von Lena plötzlich losgehen. Eine aufregende und höchst interessante Mischung aus Jazz, Funk, Soul und Pop ist der Teppich, auf dem sich die unverwechselbare Stimme der jungen Künstlerin austoben kann. Sowas nennt man wohl "Musik für Erwachsene", denn dazu braucht man schon einen gewissen Zugang. Wie gesagt: Nix für den Mainstream! Und trotzdem wird diese Musik erfolgreich sein, weil die herrlich unbekümmerte Künstlerin nicht nur gesanglich und äußerlich die Massen verzaubert. Da darf man sich nicht nur allein wegen der Tatsache, dass zuletzt drei ihrer Songs in den Single Top 10 waren (neuer Rekord übrigens), sicher sein
Insgesamt haben es 13 Songs auf das Debüt-Album von Lena geschafft. Mit an Bord natürlich die bereits auf Single veröffentlichten Titel "Bee", "Love Me" (Tun wir schon! Anm. d. Verf.) und der beim Grand Prix zum Einsatz kommende Knaller "Satellite". Dazu gesellen sich u.a. die beiden schon in Live-Sendungen interpretierten Songs "My Same" und "Mr. Curiosity" sowie diverse ganz neue Titel, die man bisher noch nicht kannte. Die Scheibe hat wirklich Potential. Aber kurz nochmal zurück zum Titel "Love Me": Der Song klingt ein bisschen nach Sophie Ellis Bextor, allerdings zeigt die gerade erst 18 Jahre alte Sängerin ihrer Kollegin aus Großbritannien, wie man so einen Song richtig rüber bringt. Es ist wirklich unglaublich, wie die Nummer zündet! Ob bei den flotten Songs, wie eben erwähntem "Love Me", oder den ruhigeren Songs wie "Mr. Curiosity", - Lena Meyer-Landrut überzeugt auf ganzer Linie. Die Titel sind erfrischend und mitreißend. Die Interpretationen der Sängerin einzigartig und ohne Übertreibung erstklassig, was man von einer ungelernten Sängerin gar nicht erwarten würde.

Fazit: In den späten 70ern und 80ern brachten uns die Briten Kate Bush, in den 90ern kam Björk aus Island und eroberte die internationale Musikwelt. Im Jahre 2010 bringen wir der Welt Lena Meyer-Landrut, und die Welt wird sie lieben. Da gehe ich jede Wette ein!
(Christian Reder)