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"Feel Who I Am" Warner Music 15. Oktober 2010 1. Feel Who I Am |
Während sich der RTL-Zuschauer Jahr für Jahr 'nen Wolf nach Deutschlands neuem Superstar sucht, könnte er das doch so einfach haben. Dazu müsste er nur mal abseits der Mainstream-Medien und der unsäglichen und wie Pilze aus dem Boden schießenden "Society-Shows" die Augen und Ohren richtig aufmachen. Er wäre verwundert, was ihm bis jetzt alles entgangen ist und würde feststellen, dass er Bohlens neue Marionetten gar nicht braucht. Wer ab und zu die richtigen Kanäle in TV und Radio einschaltet, wird inzwischen auch schon Graziella Schazad entdeckt haben. Die 1983 in Berlin geborene Singer/Songwriterin veröffentlicht Mitte Oktober ihr erstes Album. Die CD heißt "Feel Who I Am", und wer ihre Musik zum ersten Mal gehört hat "fühlt" gleich, "wer" Graziella Schazad ist. Dass die Künstlerin bereits im zarten Alter von 3 Jahren mit Musik in Berührung kam, merkt man ihr sofort an. Sie beherrscht die Instrumente Klavier, Gitarre und Violine perfekt und ist obendrein mit einer wunderbaren Stimme gesegnet. Das sind sehr gute Voraussetzungen für erstklassige Musik und eine große Karriere!
"Feel Who I Am" heißt das Album, das mit 14 wunderbaren Songs im Gepäck ab dem 15. Oktober erhältlich sein wird. Schazads Musik richtig einzuordnen fällt schwer. Die junge Frau musiziert sich souverän quer durch verschiedene Musikrichtungen und überrascht bei nahezu jedem Song auf's Neue. Eben erst berührt sie die Seele ihrer Hörer mit wunderschönen Balladen, und im nächsten Moment reißt sie sie mit mitreißenden, flotten Nummern vom Sitzgerät. Verschiedene musikalische Stile werden in ihren Songs vereint und verschmelzen zu einem Gesamtkunstwerk mit Ohrwurmcharakter. Beim Song "Picture In A Puzzle" bilden die Schritte auf dem Asphalt den Takt, auf dem sich die fröhliche, locker beschwingte Nummer ausbreiten kann. Wippt man hier noch fleißig im Takt mit, erstaunt die Künstlerin den Hörer ihrer CD sodann mit einer Coverversion. Die junge Frau hat mal eben die '85er Debüt-Single der norwegischen Kultband A-ha entstaubt, in ein neues und überraschendes Klanggewand gesteckt und selbst als ihre zweite Single veröffentlicht. Auch dieser Song weiß sofort zu überzeugen, und das nicht nur, weil man ihn schon von anderer Stelle her kennt. Weiter geht's mit "Inner Peace". "I Don't Know What I Want, I Don't Know What I'm Looking For... I Want Peace", singt Graziella da und man möchte in Anbetracht dieser wunderschönen Nummer auf die Knie sinken und ihr gleich den kompletten Weltfrieden zu Füßen legen. Und so geht's weiter... Es reiht sich auf "Feel Who I Am" eine Songperle an die nächste, was am Ende ein großartiges Album ergibt, das so viel Frische und Freude verbreitet, dass man es immer und immer wieder hören möchte. Zerbrechlich wirkende Klangwunder ("Welcome") treffen auf jazzig-spritzige ("Breathe & Reboot") oder im Country-Stil gehaltene Songs ("Everybody") und machen das Album zu einer kunterbunten Mischung, die auch nach mehrmaligem Hören nicht langweilig wird.
Graziella Schazads Album nur in einem Satz zu beschreiben, verbietet sich von selbst. Der Vergleich zu Amy McDonald mag vielleicht nahe liegen, wird der Künstlerin aber nicht gerecht. Sie überhaupt mit anderen Künstlern zu vergleichen, kann man sich getrost schenken. Graziella Schazad ist ein Original, an dem sich andere Künstler orientieren werden. Ihre Stimme verzaubert, ihre Musik trägt davon, läßt einen träumen oder ganz automatisch mitwippen (Macht Euch mal "Everybody" oder "Picture In A Puzzle" an und versucht dabei ruhig sitzen zu bleiben - es geht nicht!) und ihr Debüt-Album hat nicht eine einzige Schwachstelle. Lieder wie "Look At Me" oder "Pain" versauen einem die ganze schlechte Laune. Überhaupt entschädigt "Feel Who I Am" für so manches akustische Verbrechen der letzten Jahre und wirkt wie Balsam auf geschundene Ohren. Man entdeckt für sich so viel Neues, dass es eine Freude ist. Das instrumentale Multitalent wird Deutschland im Sturm erobern, dessen kann man sich sicher sein. Empfehlung: CD einlegen, lauschen und den trüben Herbst draußen verscheuchen, um den Frühling in die gute Stube zu lassen.
(Christian Reder)
