wenzelkamille 20121219 1178344111 Titel:
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"Kamille und Mohn"
Wenzel
Matrosenblau / Indigo
5. November 2011

1. Abschied immer wieder
2. Schöne Welt
3. Hab gewartet
4. Joseph Roth in Paris
5. Lied vom Vergessen
6. Krise
7. Tristes Zimmer
8. Kamille & Mohn
9. Jugend in S.
10. Ohne Brille
11. Alte Stelle
12. Heimweh nach dem Mond
13. Wann sich im Herd die Asche wellt

"Immer die gleichen Lieder. Abschied, Abschied immer wieder". Vor einigen Wochen nun schon erschien mit "Kamille und Mohn" das was-weiß-ich-wie-vielte Album von Hans-Eckhardt Wenzel, und eben jener wäre nicht er selbst, wenn wir nicht regelmäßig mit neuem Ohrenschmaus versorgt würden. Was sich für andere als schier unbegreifliche Veröffentlichungswut darstellen mag, ist für die Freunde dieser Töne (und vor allem auch Zeilen) in etwa zweimal jährlich freudiger Anlass, sich das Release-Datum dick im Kalender anzustreichen. Zumal den Besuchern seiner zahllosen Live-Konzerte das Material zuvor - wenn auch nur scheibchenweise - bereits probehalber aufgetischt wurde.

Nach einem nicht ganz ernst zu nehmenden Ausflug zum "König von Honolulu" und einem zwischenzeitlichen Live-Projekt mit Arlo Guthrie kehrt Wenzel nun wieder zu seinen Wurzeln zurück, und die musikalischen Parallelen zu den erfolgreichen Vorgängeralben "Glaubt nie, was ich singe", "Schöner Lügen" und "Himmelfahrt" sind unverkennbar. Alte Töne also in neuem Gewand? Mitnichten. Wie so häufig bedarf es auch hier einiger Anläufe (sprich: mehrfachen Hörens), um das Werk zu erfassen. Wenzels Musik erhebt nicht primär den Anspruch, durch vordergründige Effekthascherei mit schneller Wiedererkennung zu glänzen. Dennoch stellt sich diese nach und nach ein, was wohl der häufig volksliedhaften Grundstimmung geschuldet sein dürfte. Und mit der tagesaktuellen "Krise" findet sich auf dem Album sogar ein regelrechter Ohrwurm mit Hitpotential.
Das Booklet glänzt mit sämtlichen, durch Kräuterillustrationen umrahmten Songtexten, die sich wie ein Gedichtband lesen. Interessant überdies auch die Covergestaltung: der hierfür engagierte Fotograf zwang den Meister doch tatsächlich, sich mitsamt Anzug in den bereits herbstlichen Berliner Weißen See zu begeben und dort - an den Wurzeln der Wasserpflanzen kettend - liegend zu verweilen. Originell und bizarr zugleich.

Apropos Songtexte: hier finden wir ihn wieder, den wunderbaren Poeten Wenzel, dem es vorliegend einmal mehr bravourös gelingt, feinsinnig und gleichwohl beharrlich die verschiedenen Themata - Gesellschaft, Mensch, Ich, Liebe, Tod - in einem einzigen Werk unterzubringen, ohne Gefahr zu laufen, sich dem Vorwurf der Konzeptionslosigkeit ausgesetzt zu sehen. Der Grundtenor aller Texte fußt auf der Gewandtheit im Umgang mit der deutschen Sprache, ja im Spiel mit ihr.

Sollte man das Album, das im übrigen auch auf Vinyl erhältlich ist, mit einem einzigen Wort beschreiben, so fiele mir wohl nichts anderes als wundervoll ein. Eine zufällig von mir entdeckte Rezension der Platte in einem Printmedien-Musikmagazin endete sinngemäß mit den Worten, Wenzel sei mit "Kamille und Mohn" auf dem Höhepunkt seines Schaffens angelangt. In diesem Punkt dürfte der Kollege wohl irren. Denn den hat er ganz sicher noch vor sich!
(Rüdiger Lübeck)

 


   
   
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