spliff30 20121219 2026705653 Titel:
Label:
VÖ:

Titel:

 

"Kult (30 Jahre Spliff)"
SONY
12. November 2010

s.u.


Tracklist:

cd1 20121219 1296365415

1. Herzlichen Glückwunsch
2. Déjà Vu
3. Radio
4. Carbonara
5. Labyrinth
6. Duett komplett
7. Das Blech
8. Computer sind doof
9. Jerusalem
10. Kill
11. Sweet As Radio
12. Heut' Nacht
13. Augen zu!
14. Glaspalast
15. Telefon Terror
16. Herr Kennedy
17. Notausgang
18. Rock Is A Drug

cd2 20121219 1336531728

1. Das Blech (Ben Liebrand 12" Mix)
2. Augen zu! (12" Version)*
3. Radio (Special 12" Club Mix)*
4. High Noon (aus dem Tatort "Zweierlei Blut")
5. In The Gutter (aus dem Tatort "Zweierlei Blut")*
6. Carbonara (Remix '90)
7. Jerusalem (Live 12" Version)*
8. Telefon Terror (Extended 12" Dance Mix)*
9. Tonite ("Heut' Nacht")
10. Juke Box Disco (aus dem Tatort "Zweierlei Blut")
11. Die Ruhrratten (aus dem Tatort "Zweierlei Blut")*
12. Tooled Fool*
13. Rock'n Roll Refugee

* bisher unveröffentlicht auf CD


Eine Meinung der Redaktion: Als SPLIFF-Fan hat man - anders als Beatles- oder Stones-Fans - mit nur vier Langspielplatten nicht wirklich viel Auswahl. Zählt man die beiden Platten der Nina-Hagen-Band hinzu, sind es zwar sechs, aber das Schaffen der Kult-Band aus Berlin ist innerhalb weniger Stunden durchgehört. Am Ende ist man immer hungrig auf mehr. Knappe fünf Jahre nach Auflösung der Band veröffentlichte ihr Plattenlabel zwar noch eine Remix-CD mit neu gemischten Versionen einiger Songs, aber damit konnte man den eingefleischten Spliff-Liebhaber nicht wirklich locken bzw. erfreuen. Der markante Sound, die Spielfreude der Musiker und die vielen kleinen Feinheiten in der Musik gingen verloren, und machten Platz für damals zeitgenössischen Disco-Beat und Bumm Bumm-Drums. Nicht wirklich ein Feiertag, der damalige Erscheinungstermin. Immer wieder keimte die Hoffnung auf, dass sich die vier Musiker Herwig Mitteregger, Reinhold Heil, Manne Praeker und Bernhard Potschka wieder zusammen tun könnten, um neue Spliff-Songs zu zaubern. Zuletzt vor wenigen Jahren, als Potschka und Praeker mit "Bockx auf Spliff" einen Versuch unternahmen, wieder Leben in die Bude zu bringen. Diese Unternehmung verlief ebenso im Sande wie die vielen Gerüchte über eine Reunion.

Fast auf den Tag genau ist es 30 Jahre her, dass die ehemalige Nina-Hagen-Band unter neuem Namen und mit siebenköpfiger Besetzung die Bühnen des Landes unsicher machte. Das Programm hieß damals "Spliff Radio Show" und wurde auf Langrille verewigt. Nur ein Jahr später durchbrachen Mitteregger, Praeker, Heil und Potschka (erstmals in Viererbesetzung) die Schallmauer mit den Überhits "Carbonara", "Deja Vu" und "Heut' Nacht". Sie werden oft zur Neuen Deutschen Welle gezählt, aber damit hatten sie so gut wie gar nichts zu tun. Viel zu anspruchsvoll waren Musik und Texte, und auch abseits der Bühne feilten die Herren an der Musik anderer Leute herum (sie ware u.a. die Produzenten von Nena, Die Ärzte, Maurenbrecher, etc.). Die einzige Gemeinsamkeit mit den Protagonisten der NDW war das zeitgleiche Erscheinen ihrer Songs und Platten.
In den fünf Jahren ihres Bestehens veröffentlichte SPLIFF besagte vier LPs und diverse Singles. Ihr Output wurde bereits auf einigen "Best Of"-Kopplungen wieder und wieder neu aufgelegt, aber keine der bisher erschienenen Zusammenstellungen ihrer erfolgreichsten bzw. beliebtesten Songs brachten etwas, das man vorher noch nicht hatte - vielleicht abgesehen von der Scheibe "Alles Gute", die nicht nur äußerlich in ihrer Blechdose einiges her machte, sondern mit "Müller" einen bis dahin noch nicht auf CD veröffentlichten Titel beinhaltete.

Das ändert sich im Jahre 2010, denn bei SONY in München erschien am 12. November eine Doppel CD, bei der sich der oder die Verantwortlichen mal so richtig Gedanken gemacht haben, was man zum 30. Geburtstag einer Band machen könnte. Neben einem persönlichen Vorwort im Booklet (aktuell aus diesem Jahr) bringt das gute Stück 31 Spliff-Songs mit, von denen viele bisher noch nie auf CD oder Platte zu haben waren. Gibt's nicht? Doch, gibt's! CD 1 ist randvoll mit bekannten Klassikern wie z.B. "Das Blech", "Carbonara", "Deja Vu" oder auch "Computer sind doof". Sie ist schlicht "Best of" benannt. Aber auf CD 2 tropft vom ersten bis zum letzten Ton der Zahn des geneigten Spliff-Hörers. "Remixe & Raritäten" heißt die Scheibe und bringt exakt das auch mit. Mal abgesehen von der einzigen Spliff-Nummer, die ich noch nie wirklich leiden konnte, nämlich "Telefon Terror" (sorry, Reinhold!), macht die Scheibe richtig viel Spaß und es beben die Wände der kuscheligen Behausung. Es findet sich u.a. der Ben Liebrand 12" Mix von "Das Blech" wieder. Mag man den vielleicht noch von einer anderen Kopplung her kennen und im Schrank stehen haben, geht's mit Track 2 und der 12" Version von "Augen zu" dann ans Eingemachte. Wer die Vinyl-Maxi Single nicht mehr (oder vorher auch noch nie besaß) hat, bekommt hier erstmals diese hammergeile Version des '83er Klassikers auf CD zu hören. Auch der "Special 12" Club Mix" der Single "Radio" war bisher nicht auf CD zu haben und findet sich hier wieder. Der 90er Remix von "Carbonara", die Live 12" Version von "Jerusalem" und eingangs erwähnter Extended 12" Dance Mix von "Telefon Terror" vervollständigen die Maxi-Versionen-Sammlung der Berliner Band. Damit aber noch nicht genug... SPLIFF haben in den 80ern auch Filmmusiken gemacht, und hier wird man Ohrenzeuge dieser musikalischen Perlen filmischer Untermalungen. Die Musik aus dem Tatort "Zweierlei Blut" kommt in Form von vier eigenständigen Songs daher: "High Noon", geschrieben von Herwig Mitteregger, "In The Gutter", geschrieben von Manne Praeker, "Juke Box Disco", geschrieben von Manne Praeker und Reinhold Heil, sowie "Die Ruhrratten", geschrieben von Bernd Potschka sind der komplette Soundtrack des damals, Mitte der 80er, verfilmten Schimanski-Krimis. Obendrauf gibt's noch die Single "Rock'n Roll Refugee" und die B-Seite "Tooled Fool" von der 7" Single aus dem Jahre 1981, sowie den Song "Tonite" (die englische Version der Single "Heut' Nacht"), und fertig ist eine Raritäten-CD der Extraklasse. Das alles muss wohl bearbeitet worden sein, denn der Sound dieser CD ist atemberaubend gut. Glasklar gemischt und ohne Nebengeräusche schwappt der typische Spliff-Sound aus den heimischen Boxen. Allererste Sahne und volle Punktzahl in der A- und der B-Note!

Wer bisher glaubte, er hätte alles von SPLIFF schon daheim, wird mit "Kult (30 Jahre Spliff)" eines Besseren belehrt. Die Doppel CD ist randvoll mit Musikgeschichte und Raritäten in bisher (zumindest von mir) noch nicht gehörter Klangqualität. Eher mit einem tränenden Auge hört man die Spielfertigkeiten der vier Ausnahmemusiker und ihre kreativen Schöpfungen, weil man weiß, dass es eine Fortsetzung dieser Zusammenarbeit auch 25 Jahre nach der Trennung nicht geben wird. Was hätten die Jungs noch für Übernummern veröffentlicht, hätten sie sich nicht dazu entschlossen, Spliff aufzugeben und andere Sachen zu machen? Es ist müßig darüber zu philosophieren, was hätte sein können. Jetzt freuen wir uns erstmal über diese Zusammenstellung und hoffen auf die verbliebene 1 % Rest-Chance auf eine Reunion.
Ach so: Wenn der zuständige Kollege bei der SONY das lesen sollte: Bitte auch unbedingt noch die LP "Emergency Exit" bzw. "85555 International" von 1982 veröffentlichen. Denn die fehlt nach wie vor auf CD...
(Christian Reder)

 


   
   
© Deutsche Mugge (2007 - 2023)

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.