ork2010cd 20121219 1340653127 Titel:
Label:
VÖ:

Titel:

"Ost-Rock Klassik - Gold Edition (live)"
Polydor / Universal
3. Dezember 2010

siehe unten

Tracklist:

cd1 20121219 1301218969

1. Filmorchester - ORK 2010 Ouvertüre
2. Rockhaus - Mich zu lieben
3. Rockhaus - I.L.D.
4. Rockhaus - Bleib cool
5. Karat - Jede Stunde
6. Karat - Über sieben Brücken
7. Pankow - Langeweile
8. Pankow - Inge Pawelczik
9. Pankow - Wetten du willst
10. Tino Eisbrenner - Mama
11. Angelika Mann - Champus Lied
12. Electra - Einmal ich, einmal du...
13. Electra - Nie zuvor
14. Silly - Mont Klamott
15. Silly - Warum ich
16. Laura & Günther Fischer - Solo Sunny

cd2 20121219 1858009166

1. RENFT - Wer die Rose ehrt
2. RENFT - Zwischen Liebe und Zorn
3. RENFT - Gänselieschen
4. CITY - Intro
5. CITY - Amerika
6. CITY - z.B. Susann (Berlin)
7. CITY - Am Fenster
8. Puhdys - Intro
9. Puhdys - Ich will nicht vergessen
10. Puhdys - Perlenfischer
11. Puhdys - Geh zu ihr


Eine Meinung der Redaktion:
Die vierte Runde "Ostrock in Klassik" ist beendet. Was bleibt als Fazit? Wieder einmal war die Auswahl der Musiker sehr ansprechend. Man hat Rockhaus, electra, Pankow, Tino Eisbrenner und Angelika Mann erstmals dabei gehabt, wobei einige der eben genannten Künstler nur beim Auftritt in Berlin live auf der Bühne zu sehen und hören waren. Sei's drum: Die Bands und Solisten hatten nicht nur die Gelegenheit, ihre Musik im Crossover-Gewand mit Orchester zu präsentieren, sondern das auch noch vor einem großen Publikum zu tun. Leider war der Zuspruch in diesem Jahr nicht mehr so groß wie in den Jahren davor. Abgesehen von Berlin blieben an vielen Orten Plätze leer. Einen visuellen und akustischen Eindruck kann man sich ab dem 3. Dezember auf CD und DVD machen.

Die Doppel CD startet mit einer eigens für die 2010er Runde "Ostrock in Klassik" kreierten "Overtüre". Direkt im Anschluss folgt das Debüt der Band Rockhaus. Unnötig zu erwähnen, welch großartiger Sänger Mike Kilian ist. Die drei Rockhaussongs "Mich zu lieben", "I.L.D." und "Bleib cool" überzeugen auf ganzer Linie. Die Band und das Orchester bilden eine harmonische Gemeinschaft und verleihen den teilweise fast 25 Jahre alten Titeln neuen Glanz. Dabei fasziniert die Leistung Kilians am meisten. Er klingt wie eh und je, als hätte die Zeit und das fortschreitende Alter überhaupt keinen Einfluss auf sein "Instrument".
Nach Rockhaus kommen die Musiker von KARAT mit zwei Live-Titeln zum Zuge. Ich möchte nicht soweit wie einer unserer Leser gehen, der zur Live-Version von "Jede Stunde" in unserem Forum schrieb, der Song sei zu einer "Krach- und Radaunummer verkommen", aber ich habe auch schon weit bessere Versionen davon gehört. Der Song startet mit wirklich gelungenen Arrangements von Band und Orchester und solange der "rockige" Teil nicht losgeht, ist die Umsetzung wirklich schön. Dann kommt der Teil, in dem sich die Musiker richtig austoben, und hier zeigen sich für meinen Geschmack Schwächen beim Sänger. Es war scheinbar nicht sein bester Tag, hatte Dreilich doch offenbar stellenweise große Probleme gegen die Musik anzukommen. Aber zumindest hat die Version einen sehr positiven Aspekt: Martin Becker steckt an der Mundharmonika den später noch aufgetretenen, und auf der CD nicht vermissten weil nicht mit drauf genommenen, Michael Hirte mal ganz locker in den Sack. Aber bitte, welcher gute Harp-Spieler tut das nicht? Es folgen die obligatorischen "Sieben Brücken", die bei keiner Veranstaltung fehlen dürfen, und dann ist es Zeit für eine der kultigsten Bands überhaupt: Pankow! Mit "Langeweile", "Inge Pawelczik" und "Wetten Du willst" haben Herzberg, Ehle und Co. eine gute Wahl getroffen. Handwerklich eine einwandfreie Leistung. Hier wird wieder mal deutlich, was den Reiz an Pankow ausmacht und lässt die Vorfreude auf das nächste Jahr (Tour zum Jubiläum) weiter wachsen...

Mit je einem Song von Tino Eisbrenner ("Mama") und Angelika Mann ("Champus-Lied") ist Zeit für zwei Solisten. Bei beiden Künstlern kann man nur sagen: Schade, dass es nur ein Lied auf die CD geschafft hat. Sowohl Eisbrenner als auch die Lütte überzeugen durch eine erstklassige Leistung. Zum ersten Mal dabei waren auch electra. Dass sich die Musik der Dresdner Band hervorragend eignet, um mit Orchester-Begleitung zu funktionieren, haben die Herren Aust & Co. zuletzt zu ihrem 40. Jubiläum mehr als eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Auf der neuen Doppel CD hat sich für die Songs "Einmal ich, einmal du, einmal er..." und "Nie zuvor" Platz gefunden. Erstgenannter Song trifft nicht ganz meinen Geschmack. Die Keyboards wirken wie ein Fremdkörper in einer wunderbaren Komposition und klingen mehr nach Kaufhausmusik als nach Rockband. Dafür überzeugt "Nie zuvor" auf ganzer Linie. Eigentlich von Manuel von Senden gesungen, interpretierte ihn der große Stephan Trepte in Berlin. Er beweist einmal mehr, dass er zu den ganz großen Stimmen in unserem Land gehört!
Es folgen zwei Songs von der Gruppe SILLY, die mit "Mont Klamott" einen Klassiker und mit "Warum ich" einen brandneuen Titel von ihrer aktuellen CD "Alles rot" präsentieren. Auch hier ist die Musikauswahl gut getroffen. Bei "Mont Klamott" hatte ich mir den Einsatz eines Orchesters gar nicht richtig vorstellen können, bin nach dem Hören aber wirklich begeistert. Aber noch besser eignete sich das Orchester als zusätzliches Element beim zweiten Song von SILLY. Kein "Ostrock-Klassiker" aber ein Sinnbild für den aktuellen Erfolg der Formation. Wunderschön gespielt und großartig vorgetragen von Anna Loos.
Den Abschluss der ersten CD macht Günther Fischer mit seiner Tochter Laura und dem Song "Solo Sunny". Hier ist nach dem Eröffnungs-Intro erstmals nur das Orchester in vollem Umfang zu hören. Laura wird nur vom Orchester und ihrem Vater am Saxophon begleitet. Gänsehautgarantie!

Auf dem zweiten Silberling befinden sich die Titel von RENFT, CITY und den Puhdys. Auch über den Auftritt von RENFT gab es nicht nur positive Stimmen. RENFT und Orchester würde nicht passen, hieß es stellenweise. Dabei war weniger die Band und ihre Spielkunst Anlass für die Kritik, sondern die Auswahl der Songs. Das kann ich nicht ganz nachvollziehen, kannte man "Wer die Rose ehrt" doch schon von den Tourneen in den Jahren davor - zwar von anderen Künstlern vorgetragen, aber das Lied ist auch 2010 das selbe. Es folgt "Zwischen Liebe und Zorn", ein Klassiker der Kultband. Weder bei diesem noch beim dritten und letzten Titel "Gänselieschen" kann ich verstehen, warum der Auftritt der Band kritisiert wurde. RENFT liefern eine sehr gute Leistung ab. Einziger Makel ist der weibliche Backgroundgesang beim "Gänselieschen", der so gar nicht passt.
Zum zweiten Mal dabei waren CITY, die man hier nach einem "Intro" von Orchester und Band (u.a. ist die Melodie von "Casablanca" zu hören) mit den Songs "Amerika", "z.B. Susann (Berlin)" und - natürlich - "Am Fenster" hören kann. Zu CITY bei Ostrock in Klassik ist bereits alles gesagt und geschrieben. Eine solide Vorstellung - CITY zählt nicht grundlos zu den besten Bands ihres Genres! Den Abschluss macht die Band, die auch bei den Konzerten bisher immer den letzten Programmpunkt darstellte: Die PUHDYS. Auch die Herren Birr & Co kann man hier zuerst mit einem "Intro" hören (die Nationalhymnen der DDR und der BRD erklingen in einem Lied) , bevor mit "Ich will nicht vergessen", "Perlenfischer" und "Geh zu ihr" drei Klassiker folgen. Die neu arrangierten Stücke mit Orchester-Unterstützung überzeugen auf ganzer Linie. Besonders überzeugend ist "Ich will nicht vergessen", ein Song, der wohl nie an Aktualität verlieren wird.

Als Fazit kann man diese Doppel CD als die bisher beste Veröffentlichung aus der "Ostrock in Klassik"-Reihe bezeichnen. Hier bekommt man die geballte Ladung Künstler, die zum Genre "Unterhaltungsmusik Ost" (Zitat: Stephan Meyer, Senderchef von Radio Plattenkeller) gehören. Die Umsetzung der Songs ist durchaus als gelungen zu bezeichnen, auch wenn ich die Fans gut verstehen kann, die ihre Bands und Solisten lieber ohne Orchester und in gewohntem Sound hören möchten. Trotzdem kann diese Zusammenstellung bedenkenlos empfohlen werden. Interessante Randnotiz: Erstmals erscheint ein Produkt mit der Aufschrift "Ostrock in Klassik" bei einem großen Major-Label (Universal / Polydor).
(Christian Reder)