fdds-ahh 20121216 1202658382 Titel:
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"Albrecht Haushofer Hommage"
Francis D.D. String & Liedertour
Liedertour
17. Mai 2011

1. Geräusche
2. Rattenzug
3. Dem Ende zu
4. Zeit
5. Die beiden Frösche
6. Untergang
7. Wandlung
8. Wind vom Meer
9. Schuld
10. Traumgesicht
11. Kami
12. Wellenrufe

Eine Rezension, welch "erwartungsschwangeres" Wort! Nein, Rezension nenne ich meine Zeilen nicht! Für mich sind es einfach Gedanken zur CD "Albrecht Haushofer Hommage" von Francis D.D. String & Die Liedertour. Ich habe sie 2010 live erlebt, "Die Liedertour" mit Francis, und durfte schon dort erste Titel der geplanten CD hören. Die kurzen Einblicke machten mich schon damals neugierig. Man konnte gespannt sein auf das fertige Produkt.

Nun halte ich die CD seit einiger Zeit in den Händen, habe sie mehrmals gehört und danke dem Umstand, der Frank Oberhof den Gedichtband "Moabiter Sonette" in die Hände spielte... und nicht zuletzt Francis D.D. String und allen Musikern der Liedertour für die einfühlsame musikalische Umsetzung. In meinen Augen ist hier ein wirklich kostbarer Schatz entstanden. Zum einen werden Albrecht Haushofers Gedanken festgehalten, das geschieht zwar schon in dem kleinen Gedichtband "Moabiter Sonette", der beim Verlag Langewiesche-Brandt erschien, doch verpackt in einfühlsame Töne, wie es auf der "Albrecht Haushofer Hommage" CD geschieht, finden seine Gedanken Platz in jedem Herzen. Ich habe lange gezögert, dazu ein paar Gedanken niederzuschreiben. Das Thema ist einfach zu sensibel, kann nicht im Vorbeigehen behandelt werden. Eine wirkliche Rezension, die ja eher kurz gehalten ist, fiele mir hier sehr schwer. Deshalb versuche ich das gar nicht erst. Ich habe mir den Gedichtband gekauft, wollte die Texte genau verstehen. Nun habe ich mich durch Haushofers Gedankenschatz gelesen und bin tief berührt. Ich weiß, ein Booklet zur CD verursacht Kosten, doch meine ich fast, hier wäre es angebracht gewesen. Die Texte 100%ig zu verstehen, erscheint mir sehr wichtig. Das Cover der CD ist keins von den schillernd bunten, sondern ganz schlicht in Material und Farbe, blau/weiß mit Haushofers Portrait. Beim Betrachten beschleicht mich ein etwas wehmütiges Gefühl. Lächelnd sieht er mich an... Weiß man um den Hintergrund der Gedichte der "Moabiter Sonette", sie entstanden in Albrecht Haushofers letzten Haftmonaten, bevor er 1945 in Berlin-Moabit hingerichtet wurde - kurze Informationen zum Thema findet man auf der Innenseite der CD - ist das vielleicht nicht unverständlich.

Die CD dreht sich bereits einige Augenblicke... Stille... fast meint man, sie sei defekt. Plötzlich bedrohliche Geräusch, die anschwellen, nur einige Tastentöne vom Piano nehmen das aufkommende beklemmende Gefühl. Dann... sanft klingen die Töne des Akkordeons und ich fühle irgendwie "Frieden"... Haushofer in seiner Zelle liegend, hat das Gedicht "Geräusche" verfasst. Er beschreibt darin, was er hört. Meist sind es Kriegsgeräusche, und trotzdem ist sein Denken voller Hoffnung. Die musikalische Umsetzung dieser Gedanken erscheint mir persönlich perfekt. Fast könnte man meinen, Haushofer hat seine Ideen eingebracht. Diese Einheit von Wort und Ton gelingt eigentlich in jedem Titel der CD. Nicht alle sind in sanfte Töne gekleidet. "Rattenfänger" vermittelt z.B. in seiner "rockigen" Art fast bildlich marschierende Soldaten, harte Stiefelschläge auf dem Asphalt... angelehnt an die Legende vom Rattenfänger in Hameln schrieb Haushofer dieses Gedicht. Sein Gedichtband ist wahrlich ein kleiner Schatz.
Jahrzehnte später nehmen sich Musiker seiner Worte an, vertonen sie. Begleiten Haushofer bei seinen Gedanken an "Schuld" und "Untergang", verstehen ihn bei "Traumgesicht" in seinen Erinnerungen an Annemarie Schwarzenbach, eine Schweizer Journalistin, die sehr jung verstarb. Zaubern gerade in dieses Lied so viel Gefühl, dass es mir Gänsehaut macht und schaffen es trotz allem auch fröhlich zu stimmen. Die Fabel "Die beiden Frösche" macht Mut... regt mit Wort und Ton zum "Strampeln" an. Ich setze einfach mal voraus, jedem ist diese Fabel bekannt. Verschiedenste Gefühle werden freigesetzt, lässt man sich mit ganzem Herzen in die Töne und Worte der CD fallen... und trotzdem überwiegt ein trauriges Gefühl. Vielleicht gewollt...? Auch der letzte Titel "Wellenrufe" mit den hoffnungsvollen Zeilen: "Sei nicht in Sorge, leben wirst auch du..." kann mein wehmütiges Gefühl nicht vertreiben.

Da verschiedene Sänger zum Einsatz kommen - jedem wurde, ich möchte fast sagen, der Titel auf den Leib geschrieben - entstand ein unwahrscheinlich vielseitiges Werk. Der "Liedertour" (Webseite: HIER) mit Francis D.D. String und zahlreichen Gästen ist hier ein wertvolles musikalisches Dokument gelungen, eine Erinnerung an Haushofer, den wohl bisher kaum einer kannte, und gleichzeitig ein "Signal" gegen das Vergessen. Betrachtet man die politische Entwicklung, ist gerade letzteres sehr wertvoll. Fast könnte man sagen, eine Art "Rattenfänger" sind wieder unterwegs... Bleibt mir nur der Wunsch für alle Beteiligten: Möglichst viele Herzen sollen sich dieser wirklich berührenden und nachdenklich stimmenden CD öffnen...
(Marion Dudel)

 


   
   
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