sportrockfussball 20121216 1383446118 Titel:
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VÖ:

Titel:

"Fußballsommer"
Sportrock feat. Poppi & Annike
Roof (Indigo)
20. Mai 2011

1. Single Version
2. Unplugged-Version
3. Nujazz-Lounge-Remix
4. Freibad-Dub-Milchmix
5. Surfin-Berlin-Underground-Remix
6. Villa-Blacksheep-Rockversion
7. One-World-One-Club-Remix

Im nächsten Monat geht sie los... Die Fußball WM der Frauen im eigenen Land. Beinharte Fußballfans werden müde lächelnd abwinken, und sich stattdessen lieber so immens wichtige Testspiele im Herrenfußball während der Saisonvorbereitung reinziehen wie z.B. FC Augsburg gegen irgendeinen Sechstligisten oder Mainz 05 gegen eine Stadtauswahl des Ortes, in dem ihr Trainingslager liegt. Andere hingegen freuen sich, und versuchen den Geist von 2006 nochmal aufleben zu lassen. Dazu braucht es natürlich auch einen gepflegten Soundtrack. Und dass es daran nicht mangelt, dafür sorgen vor jedem großen Event immer ganz viele Musiker und Bands. Aber leider nicht nur diese Berufsgruppe...

Zwei der deutschen Nationalspielerinnen, Annike Krahn und Alexandra Popp vom Bundesligisten FCR Duisburg, hatten jedenfalls in der Vorbereitung auf dieses Turnier noch soviel Zeit, mit der Gruppe "Sportrock" einen Song zur WM aufzunehmen. Was bis Mitte der 90er im Herrenfußball eine fragwürdige Tradition war, wird jetzt von den Frauen scheinbar reanimiert: Der Song zur Fußball-WM, gesungen von den Protagonisten... Und da hört's dann auf, komisch zu sein. Der von den beiden Damen abgelieferte Titel treibt einem eher die Sorgenfalten auf die Stirn. Unterirdische Textbeiträge, wie sie uns beispielsweise zur WM 1990 im Song "Wir sind schon auf'm Brenner" (Udo Jürgens & die Fußballnationalmannschaft) um die Ohren gekloppt wurden, werden hier sogar noch getoppt. Beispiel gefällig? Bitte schön: "Fußballsommer er ist da / wir sind ein Team, das ist doch klar / spielen, zaubern, dann gewinnen / so werden wir Weltmeisterinnen". Diese im "Reim Dich oder ich krieg Dich"-Verfahren wahrscheinlich mittels Textbaukasten erstellte Meisterleistung wird nur noch durch die gewöhnungsbedürftige Gesangsleistung der beiden Fußball-Damen übertroffen. Der hier vertonte Schien- und Wadenbeinbruch belastet nicht nur die Technik sondern auch die Nerven seines Hörers - nämlich meine! Warum bitte geht man ins Studio, wenn man nicht singen kann? Warum muss es unbedingt ein Song sein? Und dann noch sowas??? Dafür gibt's die dunkelgelbe Karte. Musikalisch geht's dummerweise genauso weiter wie inhaltlich und gesanglich. Im Sportfreunde Stiller-Stil zusammengeschraubte Popmusik von der Stange quält sich mühsam aus den Boxen. Einfallslos und spürbar krampfhaft auf Wiedererkennbarkeit getrimmt. Mit Gewalt sollte hier wohl ein Ohrwurm kreiert werden. Munter wird noch ein "Ole Ole"-Chor untergemischt, damit auch der Letzte, der vorher vielleicht (zu seinem Glück) nicht näher auf den Text geachtet hat, mitbekommt, dass es sich hier um einen Fußballsong handelt. Dieser nach Schema F und mit zwei wenig talentierten Sängerinnen rausgekloppte WM Song tut richtig doll weh!

Ich war noch nie ein Freund davon, daß Fußballer oder andere Sportler sich ins Tonstudio begeben, um eine Platte aufzunehmen. Ich würde z.B. auch nicht losziehen, um im örtlichen Krankenhaus demnächst die Blindarm-OPs auszuführen. Wie dem auch sei, es passiert aber... Dabei sind größtenteils keine Perlen der Musikgeschichte entstanden. Hat "Gute Freunde" von Franz Beckenbauer zumindest noch einen nostalgischen Wert und einen Niedlichkeitsfaktor (der junge Kaiser singt), haben andere Lieder eine gehörige Portion Fremdscham mit im Gepäck. "Fußballsommer" von Sportrock feat. Poppi & Annike hat das auch und reiht sich damit ein in die Galerie der überflüssigsten Liedbeiträge aller Zeiten ein. Hoffentlich sind die beiden Mädels auf dem Platz besser. Diese Nummer hier hätte noch nicht einmal die Quali zum Turnier erreicht...
(Christian Reder)