lehrmannrim 20121216 1498835761 Titel:
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"Felix Lehrmann's Rimjob"
Felix Lehrmann's Rimjob
MIG / Art Of Groove
07. Oktober 2011

- Fatieh klopft
- Patting
- 601 deluxe
- Broken Morning
- Randy's Bum
- Rat Russion (feat. Rool)
- Laich Up
- Edward
- Red Scorpion
- Homoprol

Felix Lehrmann ist gerade 27 Jahre alt geworden, doch trotzdem kann er in seinen jungen Jahren schon auf zahlreiche Produktionen und Tourneen zurückblicken. Der in Halberstadt geborene Schlagzeuger stammt aus einer musikalischen Familie. Sein Vater Michael ist selbst Musiker und spielte als Gitarrist u.a. bei Veronika Fischer, REFORM, Stern Meißen und Stern Akustisch. Felix nahm im zarten Alter von 3 Jahren erstmals Drumsticks in seine Hände und spielte auf dem Schlagzeug seines Onkels. Ersten Unterricht bekam er von seinem Vater. Ab seinem 7. Lebensjahr unterrichtete ihn zuerst Frank Schirmer, später Kenny Martin. Mit 11 Jahren besuchte er ein Konzert des österreichischen Jazz-Pianisten Joe Zawinul (gest. 2007) und sah dort den Schlagzeuger Paco Séry trommeln. Dieser wurde nicht nur zum Vorbild, sondern war u.a. auch der Auslöser für noch intensiveres Lernen und Proben auf seinem Instrument. Heute ist er Profi! Mit gerade mal 17 Jahren ging er als Live-Musiker mit Della Miles auf seine erste Europatournee. Seitdem ist er als professioneller Tour-und Studio-Schlagzeuger tätig, arbeitete bis heute u.a. für Itchycoo, Yvonne Catterfeld, Jeanette Biedermann, Thomas Godoj, Eisblume und Jennifer Rush, im Jahre 2010 sogar für die Siegerin des Eurovision Songcontest, Lena Meyer-Landruth.

Mit "Rimjob" feiert Felix Lehrmann nun sein Platten-Debüt mit eigener Band, und auch wenn Lehrmann Schlagzeuger ist, ist "Rimjob" kein Album, das nur für Drummer interessant ist. Es ist viel mehr als das und dürfte auch nicht nur für Jazzfreunde ein Hörgenuss sein! Dies wird schon bei der Liste seiner Bandkollegen deutlich, hier musizieren erstklassige Virtuosen: Am Bass darf man den Künsten von Claus Fischer lauschen. Den Jazzmusiker und Musikproduzenten dürfte der eine oder andere vielleicht noch als Livebassisten der Gruppe herb & the heavytones aus der Sendung "TV total" kennen, in der er von 2001 bis 2004 spielte. Als Studio- und Live-Musiker arbeitete er bisher u.a. mit/für Kylie Minogue, Anna Maria Kaufmann, Chaka Khan, Chris Farlowe und Lionel Richie. An der Gitarre hören wir Torsten Gutknecht alias Torsten Goods. Der Musiker studierte in New York und hat inzwischen diverse eigene Platten veröffentlicht. An den Tasten ist Sjan alias Till Sahm zu hören. Auch er ist in der Jazz-Szene längst kein Unbekannter mehr. Der aus Berlin kommende Musiker ist Pianist und Produzent. Für die Produktion des Albums wurden als Gastmusiker mit Tony Lakatos und Rool zwei ausgezeichnete Saxophonisten eingeladen. Diese bunte und vielversprechende Bandzusammenstellung lässt schon beim Überfliegen des Booklets deutlich werden, dass hier nicht gekleckert sondern geklotzt wird. Lehrmanns Kollegen bieten dem "Bandchef" zwar die nötigen Voraussetzungen, um mit seiner Spielkunst auf ganzer Linie zu überzeugen, haben aber selbst jede Menge Platz, um sich und ihr Können am jeweiligen Instrument ausreichend zu präsentieren. Auch wenn Lehrmanns Virtuosität als Schlagzeuger über die gesamte Länge des Albums unüberhörbar ist und deutlich zum Vorschein kommt, zeigt sich der Mann ganz als Teamplayer, wenn einer seiner Kollegen zum Solo ansetzt. Die Musiker harmonieren hervorragend miteinander, jeder ordnet sich in das Gefüge ein und bildet mit seinen Kollegen ein perfekt aufeinander abgestimmtes Ganzes.

Die vier Musiker von Felix Lehrmann's Rimjob haben 10 Songs eingespielt, die von ihnen selbst geschrieben wurden, und die musikalisch zweifelsohne dem Jazz zuzuordnen sind. Trotzdem wurden weitere musikalische Einflüsse verarbeitet. So ist auf der Scheibe nicht selten auch eine gepflegte Rockgitarre zu hören. Bei den Arrangements wurde scheinbar ebenso wenig etwas dem Zufall überlassen. Vieles mag vielleicht improvisiert klingen, aber das nur auf den ersten Blick (Ton). Wer aufmerksam zuhört merkt sofort, dass hier ein roter Faden verfolgt wird. Die Songs - auch wenn sie manchmal stilistisch eine ganz andere Färbung haben - passen hervorragend zusammen und bieten dem Hörer eine richtige Herausforderung. Zu hören ist eine bunte Mischung aus Funk, Fusion-Jazz und Rock, wobei der Schwerpunkt unüberhörbar beim Jazz liegt. Dabei sollte nicht unerwähnt bleiben, dass hier kein ruhiger Jazz zelebriert wird, sondern dass es vom Tempo und von der Umsetzung her kräftig zur Sache geht. Es ist die volle Aufmerksamkeit des Hörers gefordert, denn es bleibt eigentlich kaum ein Moment zum Innehalten. Die Musiker legen von Anfang an los und heizen ihren Hörern richtig ein. Besonders erfreulich ist, dass hier nichts gekünstelt oder krampfhaft klingt. Hat man bei diversen Jazz-Produktionen neueren Datums oft den Verdacht, die gefühlt hundertste Variante von routiniert heruntergespielten und super produzierten Songs mit frickeligem Schlagzeuggekloppe, Piano- oder Saxophon-Gedudel zu hören, ist die Spielfreude und die Lust am Musizieren hier fühl- bzw. hörbar. Es wird probiert, es wird umgesetzt und es macht Spaß! Auch wenn die Musiker - wie eben schon erwähnt - eine Einheit bilden, können sie hier und da trotzdem mit verschiedenen Soli ausbrechen, um hinterher spielend wieder in das Grundkonzept des Songs zurückzufinden ohne in endlos lange und am Ende nervende Improvisationen zu verfallen. Dazu kommt, dass die Songs auf dem Album geschickt zusammengestellt wurden. Dieses anspruchsvolle Album sollte beim nächsten Einkauf in Eurem Warenkorb liegen. Meine persönlichen Favoriten auf der Scheibe sind "Patting" (sackstark, was Fischer hier aus seinem Bass rausholt und Tony Lakatos am Saxophon zu spielen im Stande ist) und die Hommage an den Trabi "601 Deluxe".
(Christian Reder)

 


   
   
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