diekowlogik 20180416 1528830328 Titel:
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Titel:

"Die Logik liegt am Boden"
Mia Diekow
SONY
27. Juli 2012

1. Die Logik liegt am Boden
2. Black Beauty
3. Oh Liebling
4. Nonoti
5. Herz
6. Wolf
7. Ich sehe was, was Du nicht siehst
8. Dieses Ding called Love
9. Kitsch
10. Artig
11. Kuss
12. Dinofisch
13. Pfeffer
14. Pferd

 

 

Mia Diekow heißt die Künstlerin und "Die Logik liegt am Boden" ihr Werk, das an dieser Stelle vorgestellt werden soll. Aber es fällt mir schwer, es wie sonst zu tun. Ist der Albumtitel etwa Programm? Kann man sie und ihre Kunst überhaupt einordnen? Will sie das überhaupt? Auf die letzten beiden Fragen ist man nach dem Hören der CD geneigt, mit einem lauten "Nein" zu antworten. Zum ersten Mal in den letzten fünf Jahren habe ich das Problem, eine neu vorzustellende CD richtig einzuordnen. Das muss man ja eigentlich, wenn man dem Leser sagen möchte, was ihn beim Kauf dieser oder jener CD erwartet. Man möchte gerne sagen, "Du hörst Rock, dann kauf Dir diese CD" oder "Wenn Du Chansons liebst, ist das hier das Richtige für Dich". Das kann ich in diesem Fall aber nicht tun. Nicht, weil ich nicht möchte, sondern weil es mir auch nach mehrmaligen Hören nicht gelingen will... nicht gelingen kann! Allein die Besetzungsliste der Studiomusiker, die am Ende des der CD beiliegenden Booklets aufgeführt sind, macht deutlich, dass hier nicht nur fleißig experimentiert wurde, sondern dass scheinbar bewusst versucht wurde, keinen roten Faden bzw. Routine auf ihrem Album aufkommen zu lassen. Mit ihr zusammen waren z.B. ganze 11 Gitarristen (!) am Werk. Nicht gleichzeitig, aber man kann sich da ungefähr vorstellen, wie die Produktion im Studio abgelaufen sein muss und wie unterschiedlich sich die einzelnen Songs anhören... Warum sollte der nächste Song auch genauso klingen wie der davor?

Mia Diekow selbst ist keine künstlich aufgebaute Musikerin. Keine Marionette der Plattenindustrie und schon gar kein Kandidat für das nächste große Aufklapp-Poster in der BRAVO. Nicht etwa deshalb, weil sie von ihrem Äußeren her nicht in die perfekte Pop-Welt passen würde... Der Blick auf's Cover zeigt, dass es sich bei Mia Diekow um eine sehr attraktive junge Frau handelt. Es ist vielmehr so, dass auf ihrem Album keine glattgeschliffenen Songs zu hören sind, die man ihr auf den Leib geschrieben hat und die wunderbar in das Beuteschema der gleichgeschalteten Trallalla-Radiostationen unseres Landes passen. Mia Diekow kennt und liebt die Musik schon von Kindesbeinen an, hat sie durch ihr Elternhaus scheinbar wie ein Schwamm aufgesogen und ist auch ohne "mainstream" zu sein ein echter "Hingucker", bzw. "Hinhörer". Bemerkenswert ist dabei, dass die Musik und die Texte komplett aus ihrer Feder stammen, und sie bei der Produktion im Studio mit Gitarre, Tasteninstrumenten und Schlagwerk (Percussion) selbst Hand an ihre Musik angelegt hat. So außergewöhnlich das alles klingt, so außergewöhnlich ist auch das, was auf der CD zu hören ist. Die CD "Die Logik liegt am Boden" unterstreicht Mia Diekows Offenheit für Genres und ist gleichzeitig das Ende aller Möglichkeiten, ihre Lieder einem bestimmten Musikstil zuzuordnen. Pop? Chanson? Klassik? Jazz? Blues? Von allem etwas und von allem auch wieder nichts. Klingt verwirrend? War es für mich beim ersten Hören auch. Ihre Lieder sind anders als das, was man in den aktuellen Top 100 sonst so zu hören bekommt. Ihre Texte reine Poesie - aber keinesfalls kitschig! Es sind die Entdeckungen und positiven Überraschungen, die dieses Album zu einem der stärksten Produktionen der letzten Zeit machen. Man hört viele Kleinigkeiten, die man beim Hören anderer Platten vielleicht unachtsam hätte liegen lassen, und die als Gesamtes etwas ganz Wunderbares entstehen lassen. Mal hört man orientalisch anmutende Percussions, an anderer Stelle sphärische Keyboard-Teppiche oder eine angejazzte Gitarre. Dann kommen Streicher zum Einsatz und selbst die für Popmusik inzwischen schon überholte Trompete wird wieder hervorgekramt und geschickt in einen Song eingebaut ("Artig"). Aber es ist eben keine "normale" Popmusik, die einem hier geboten wird - wenn man überhaupt von Popmusik reden kann. Immer wieder wird Mias Stimme aber auch selbst zum tragenden Instrument in den Songs. Die junge Musikerin hat mit ihren Liedern eine eigenständige Qualität erschaffen, die Vergleiche mit anderen Künstlern pauschal verbieten. Wenn überhaupt würde ich einige ihrer Lieder mit denen der Gruppe 2raumwohnung (wohlgemerkt in der Anfangszeit!) vergleichen wollen, aber selbst dieser Vergleich kommt nicht hin, denn Mias Lieder sind in Sachen Text und Arrangement viel farbenfroher ausgestattet. Ihr ist es gelungen, viele Kleinigkeiten geschickt in ihre Lieder einzubauen, ohne dass sie dabei überladen wirken.

Ich habe in meiner Rezension zu dieser CD - anders als sonst üblich - keins der Lieder einzeln vorgestellt und beschrieben. Ich möchte dem interessierten Leser nicht die Überraschung nehmen, die ich beim Hören von "Die Logik liegt am Boden" erlebt habe. Einzig diese Zeilen und das am Ende dieser Seite eingebaute Video soll Appetit auf das komplette Album machen. "Die Logik liegt am Boden" ist etwas ganz besonderes, darum soll auch diese Rezension mal anders als gewohnt sein... Mia Diekow ist es, die mit ihrem Album neue Maßstäbe setzt und eine eigene, ganz wunderbare Handschrift beim Schreiben und Erschaffen von Liedern entwickelt hat. Man lässt sich von ihr gern in ihre Welt entführen und genießt über die Länge von 14 Liedern diese Reise in einen andere, abwechslungsreiche Welt. Ich wünsche ihr sehr, dass sie sich das alles noch möglichst lange erhält und sich durch "kluge" Ratschläge von außen nicht vom Weg abbringen lässt. Meine absolute Kaufempfehlung!
(Christian Reder)

 


 

Videoclip:



   
   
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