Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:
Titel:
"From Rebellion To Redemption..."
Stefan Saffer
Cactus Rock Records
Februar 2012
01. White Line Fever
02. Another Passerby
03. Monday 4 P.M.
04. Sweet Angel Melina
05. Gonna Be Some Trouble Tonite
06. If I Lay Me Down
07. These Days
08. Ramblin' Highway 9 Blues
09. Muddy Water, Heavy Rain And Dirty Ground
10. Berlin City Serenade
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Der Leipziger Singer/Songwriter Stefan Saffer bringt dieser Tage sein neues Soloalbum "From Rebellion To Redemption... And Then Back" auf den Markt. Es handelt sich dabei um ein 10 Titel umfassendes Werk, das ich persönlich als positive Überraschung empfinde, und so würde ich auch diese Rezension überschreiben.
Eigentlich bin ich kein Freund davon, wenn deutsche Musiker fremde Folklore nachspielen. Es sei denn, sie haben einen direkten Bezug dazu, denn Folklore hat auch immer etwas mit Menschen des jeweiligen Landes und ihrem Lebensgefühl zu tun. Ich glaube einfach nicht, dass ein Musiker aus Bottrop die Gefühle eines Aborigines, also eines Australischen Ureinwohners, einfangen und glaubhaft in Musik umwandeln kann. So geht es mir u.a. auch bei Country. Das ist unheimlich schwer, dieses Gefühl aus den Staaten hierher zu übertragen. Und wenn man es geschafft hat, was soll man dann hier damit? Es gibt eine Menge peinlicher Beispiele, die diese Musik hergenommen und mit deutschem Schlager vermischt haben. Es gibt aber auch positive Beispiele, und zu denen würde ich auf jeden Fall Stefan Saffer zählen! Er geht einen anderen Weg und überträgt "deutsche Themen" in diese fremde Folklore.
 
Seine neue CD ist gar nicht richtig "Country". Sie enthält viele Elemente dieser Musik, doch Saffer ist es gelungen, eine wunderbare Malange aus Country, Akustikrock, Folk und Pop in Liedform zu gießen und so ein sehr abwechslungsreiches Album zu produzieren. Auch Blues oder gar Rockabilly-Anleihen sind zu hören. Stefan Saffer wollte seine Musik nicht überproduzieren, heißt es im Pressetext, und das ist ihm glänzend gelungen. Zwar sind hier eine Menge Gastmusiker am Werk, um Saffers Idee in Musik umzusetzen, aber jeder einzelne Musiker stellt sich in den Dienst der Sache und nicht in den Vordergrund. Mal kommen neben Saffer gleich sechs andere Musiker gleichzeitig zum Einsatz ("If I Lay Me Down"), bei einem anderen Song lässt sich der Hauptakteur nur von einem anderen Musikerkollegen begleiten und es klingt, als wäre da eine ganze Band aktiv ("Gonna Be Some Trouble Tonight"). Es waren viele verschiedene Musiker am Werk, und herausgekommen ist ein harmonisches Ganzes, das trotz seiner teilweise schlichten Instrumentierung ein farbenfrohes Klangkleid trägt. Wieviel Liebe zum Detail Saffer in seine Musik legt wird an vielen Stellen des Albums sehr deutlich - es ist praktisch unüberhörbar. Da überrascht in "Sweet Angel Melina" plötzlich eine Trompete, in "Another Passerby" verfeinert eine Mandoline das akustische Arrangement des Stücks und in "If I Lay Me Down" liefert ein Akkordeon den harmonischen Teppich, auf dem sich die anderen Instrumente, der Sänger und seine Backgroundsängerinnen gekonnt in Szene setzen können. Saffers immer wieder neuen Arrangement-Ideen finden auch in den anderen Liedern statt, was die CD gerade so abwechslungsreich macht, so z.B. in "Gonna Be Some Trouble Tonight", in dem eine klassische Steelguitar zu hören ist, die den ansonsten treibenden Lauf der Akustikgitarre nicht nur unterstützt, sondern zum wichtigen Bestandteil des Songs wird. So gibt es an jeder Ecke der Scheibe echte Überraschungen. So auch bei der wunderschönen Ballade "Berlin City Serenade", die das Album abschließt, oder dem einzigen, waschechten Country-Song auf dieser Platte: "Muddy Water, Heavy Rain and Dirty Ground". Der Song fängt an und man meint, es hat sich ein Lied von Johnny Cash auf die CD verirrt... aber es ist nicht Cash sondern immer noch Stefan Saffer. Er hat hier eine echte Trucker-Hymne mit auf sein Album genommen. Einen Song über einen LKW-Fahrer, der an einem verregneten Morgen um 6:00 Uhr auf der Autobahn zwischen Berlin und Frankfurt unterwegs ist, und nicht nur Autos und Zigaretten, sondern auch Kilometer zählt (Übersetzung der ersten Strophe). Ich kenne mich in der Country-Szene nicht so gut aus, aber möglicherweise muss man so einen Song mit auf seiner CD haben, um bei den deutschen Radiostationen, die sich auf Country spezialisiert haben, gespielt zu werden. Für meinen Geschmack hätte es dieses Stück nicht gebraucht, passt es doch so gar nicht zu den anderen Songs. Das Lied tut aber nicht weh, von daher stört es nicht weiter und wird wahrscheinlich auch seine Freunde finden.
Und was musikalisch schon erstklassig daher kommt, wird durch den Inhalt noch ergänzt. Es geht nicht um Belanglosigkeiten, um Themen aus einem anderen Land oder schlagereske Inhalte, wie bei anderen Produktionen dieses Genres. Saffer bedient sich thematisch im eigenen Land, so singt er mit "Rambling Highway 9 Blues" z.B. sogar eine Art Liebeslied an die Autobahn 9 (A9). Aber auch sonst finden sich Beobachtungen aus seinem Umfeld und einer Welt, die sich immer schneller zu drehen scheint, in den Texte wieder. Dabei geht es um Zwischenmenschliches ebenso, wie um Vergängliches - Wichtiges und Unwichtiges.
Bei all den Vorzügen dieser Scheibe gibt es aber auch etwas zu Meckern. Das Cover ist nichts für Leute mit einem Augenleiden. Kleine Schrift, graue Buchstaben auf einem unaufgeräumten Hintergrund. Nach dem Studium der Text hat man lustige Effekte vor den Augen. Etwas verwundert war ich auch darüber, dass in dem Case keine fabrikgepresste sondern eine selbstgebrannte CD steckt. Ich hoffe, dass das nur bei den Promo CDs der Fall ist, und der interessierte Käufer eine "richtige" CD für sein Geld bekommen wird!
 
Die Plattenfirma beschreibt "From Rebellion To Redemption ...And Then Back" in ihrem Pressetext so: "Es ist kein 'einfaches', sondern ein sperriges Album geworden...". Dem widerspreche ich! Ich kann hier nichts Sperriges entdecken. Vielmehr klingt die Platte locker und leicht, als seien Saffer die Songs beim Schreiben nur so aus der Feder geflossen. Die Lieder passen zueinander (mal abgesehen von "Muddy Water, Heavy Rain and Dirty Ground"), und auch wenn hier eine Vielzahl an Musikern mitgewirkt hat, ist es ein in sich geschlossenes Werk. Diese Platte hier macht richtig viel Spaß und wird sich sicher noch öfter in meinem CD-Player wiederfinden. Klasse Produktion - meine Empfehlung!
(Christian Reder)
 

 
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