icschwimmenregen 20121204 1725121264 Label:
Best.-Nr.:  

Titel:

Mollwerk / Buschfunk 2006
mw 200601

Schwimmen im Regen
Du hast mich verliebt
Von mir zu dir
Wir
Die fetten Jahre
Zeichen der Zeit
Wolf unter Wölfen
Kalt
Lass mich hier nicht liegen
Zu spät
Besessen
Am Ende der Euphorie


Die Regenjacke aus... In diesem Guss möchte man gerne stehen. Das, was einem beim Hören dieser CD ins Ohr tropft, ist nicht nass und klamm - es ist Pop-Rock vom Feinsten. IC Falkenberg ist eine Institution, eine feste Größe dieses Landes und im (auch wenn er es vielleicht nicht gerne hört) Ostrock.
Zur Person: IC Falkenberg war der Popper bei Stern Meißen in den 80ern, die Band das Sprungbrett für seine Solo-Karriere. Aus dem Popper von einst ist ein erwachsener Musiker mit ernsthaftem Anspruch geworden, dessen Songs allesamt eine Aussage haben. Kein unsinniges BlaBla über noch unsinnigere Themen, keine im Moment so angesagte "Hausfrauen-Lyrik", sondern Texte mit Tiefgang. Gut... der eine oder andere mag ihn nicht, denn "bequem" oder "angepaßt" ist etwas anderes. Aber wer will nur Kopfnicker haben, die von bunten Blumen und Jahreszeiten singen? Und wenn die Leute, die ihn nicht mögen, ehrlich sind, werden sie auch nicht drumherum kommen, zuzugeben, dass IC's Songs inzwischen erwachsen geworden sind, dass er singen kann und dass er nicht grundlos Fans überall im Land hat. Er sagt auch außerhalb seiner Songs seine Meinung. Warum ein Blatt vor den Mund nehmen? Da kann man auch schonmal mit einer Aussage anecken und heftige Diskussionen auslösen...
Zur Platte: Wer sich "Schwimmen im Regen" kauft, sollte nicht auf pompöse und knallende Rocksongs hoffen. IC zählt zwar mit seiner Musik zum "Deutschrock", aber auch für die heimische Party mit Bier und guter Laune ist die CD nicht zu empfehlen. Vielmehr ist es eine Zusammenstellung wundervoller und kraftvoller Balladen, um die ihn so manch große Band sicher beneiden wird. Sein Talent, die Worte so zu finden, dass daraus Poesie wird, ohne kitschig oder albern zu werden, ist auf diesem Silberling in gebündelter Form hörbar. Ein Album für die ruhigen Minuten am Tag, in denen man sich mit dem Kopfhörer zurücklehnt und sich fallen lassen möchte, vielleicht auch für lange Autofahrten. Gut zuhören muss man, denn platte Texte, die einem die Aussage gleich nach den ersten Tönen schon um die Ohren hauen, findet man hier nicht. Gut zuhören muss man auch deshalb, weil der Musiker möchte, dass man mitdenkt, interpretiert und seine Empfindungen entdeckt.
Kommen wir zu meinen persönlichen Highlights: Bereits der Opener "Schwimmen im Regen" ist ein Fingerzeig auf das, was einem über die gesamte Breite des Albums erwartet. Ein bisschen jazzig... ein bisschen poppig... ein bisschen rockig... beeindruckend und gefühlvoll. Es geht weiter mit "Du hast mich verliebt". Eine der wenigen Nummern, die etwas schneller angelegt sind, aber trotzdem das Prädikat "partytauglich" ablehnen. "Die fetten Jahre" ist noch eine schnellere Nummer mit 'ner gehörigen Portion Ironie. "Zeichen der Zeit" spricht die Schieflage der Gesellschaft an. Was hier musikalisch ruhig dahin plätschert, ist in seiner Aussage ein lauter Knall. Treffend auf den Punkt gebracht von einem, der offensichtlich keinen "Sand in den Augen" hat. "Wolf unter Wölfen" erzählt die Geschichte eines Außenseiters. "Kalt" ist eine weitere Klaviernummer voller Melancholie. "Lass mich hier nicht liegen" ist ein schlummernder Riese. Mit der richtigen Promotion und Fairness beim Airplay würde dieser Song ohne weiteres in die Top 10 der Single-Charts Einzug halten. Ihr solltet Euch diesen Track einfach anhören... Ihr werdet schnell merken, warum! Mit "Viel zu spät" geht es weiter. Wieder ein Song, der vom Klavier, aber auch von der Gitarre getragen wird. "Wenn der Mond in die Antennen fällt und der Müll auf Reisen geht, werden Lügen ausgetragen und Träume weggefegt", heißt es hier im Refrain. Die Aussage ist eindeutig. Den Abschluss des Albums macht der Titel "Am Ende der Euphorie". Nur IC und ein Klavier sind zu hören, ehe zum Refrain eine hauchzarte Gitarrenbegleitung dazu kommt. Ein Titel der sich auf's Gemüt wie schwerer Nebel über's Land verbreitet. Schwere Kost zum Ausklang.
Fazit: "Schwimmen im Regen" badet in einer großen Wanne Melancholie und Schwermut. Ein sehr ernstes Album mit grandiosen Texten. Gesellschaftskritik und das ein oder andere Liebeslied sind Farbtupfer in einem alles in allem sehr nachdenklichen Werk. Alle Songs und Texte stammen von IC selbst. Neben Axel Schäfer (b), Michael Lehrmann (git) und Frank Schirmer (dr) war auch Anja Krabbe (backing vocals) mit ihm im Studio. Das Album ist die Weiterentwicklung eines Künstlers, der, ohne sich um irgendwelche Trends zu scheren, ein zeitloses Werk abgeliefert hat, das man auch in ein paar Jahren noch in den CD-Player schieben kann, ohne dass es an Gehalt und Wert verloren haben wird. Die Veröffentlichung liegt schon eine Weile zurück (letztes Jahr), aber die Anschaffung dieser CD lohnt sich nach wie vor. Leute, für die Musik nicht nur Berieselung ist, sondern auch eine Aufforderung zum Hineindenken, werden ebenso viel Freude daran haben wie jene, die immer auf der Suche nach schönen Songs für die Untermalung ihres Tages sind.
(Christian Reder)


   
   
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