natschbuch 20130107 1898239385 Verlag:
VÖ:
Best.-Nr.:  

Eckdaten:

Neues Leben
2008
978-3355017480

256 Seiten
mit zahlreichen Abbildungen
Klappenbrosch
Maße: 21 x 15 x 2,8 cm


Auch wenn EM ist - ich muss mir nicht jedes Spiel ansehen. Stattdessen habe ich das gemacht, was seit Jahren zu kurz kommt und was eigentlich mal eine meiner großen Lieben war: ich habe gelesen. Besser gesagt: ich habe das Buch verschlungen in der Neugier auf eventuell Unbekanntes. Doch das Lesetempo wurde aufgrund des Schreibstils schon nach wenigen Seiten langsamer, und so beschloss ich, erst einmal querzulesen, und danach sorgfältig die Details zu genießen.
Erste Einschätzung: das Buch hat mich in keiner Weise überrascht. Wie das zu verstehen ist? Positiv! Mich hätten sowohl eine reißerisch aufgemachte Popstar-Geschichte als auch eine messerscharfe, besserwissende Abrechnung mit gewissen Zeiten oder Situationen eher befremdet statt befriedigt. Es ist eine wundervolle Symbiose aus ganz persönlichen Erinnerungen, Beschreibungen von musikalischen Hochs und Tiefs und fast philosophischen Zeitbetrachtungen. Das einzig wirklich Neue für mich war, dass Ullrich Thein Harfe studiert hat und Thomas gern Boxkämpfe anschaut, alles andere war mir bekannt - manches sogar vertraut. Ich habe mich ertappt zu überprüfen, mit welchen Musikern ich selbst schon zu tun hatte bzw. welche ich persönlich kenne: es sind eine ganze Menge!
Und manchmal war ich mittendrin in den Geschichten, habe manches ähnlich erlebt, kenne (wenn auch auf einer wesentlich niedrigeren Stufe) das zähe Ringen mit Einstufungs-Kommissionen oder Lektoren, das Umtauschen für einen Mikrofonstecker, seltsame 60:40-Listen (eine ähnliche Regelung wäre heute für manche Künstler aber eher hilfreich denn lästig).
An viele Begebenheiten und Gedanken kann ich mich erinnern. Ich weiß noch wie es war, als ich Thomas das erste mal in Eichwalde besucht habe, wir saßen in seinem Arbeitszimmer, auf dem Flügel lag ein (ARP ?) Synthesizer, er erklärte mir kurz, wie man via Midi Geräte koppeln kann, das war ja alles Neuland, später hat er mir stolz sein sich im Aufbau befindliches Tonstudio im Nebengebäude gezeigt und hatte bei meinen knappen Stipvisiten doch immer ein wenig Zeit für mich, der ich doch aus einer ganz anderen Welt kam. Christine und Thomas ist eine ganz eigene Sichtweise gelungen, und das Buch ist ein Füllhorn an Ideen für neue Liedtexte, an Wortverbindungen, an interessanten Denkweisen. Ich hab zum ersten Mal von einem Steinbruch an Erfahrungen gehört, von einem fallenden Baum, der sich nur noch auf die Seite legt und aus einem neuen Winkel auf das Leben schauen will, ich mag diese Zeile mit der Verwicklung in die eigene Kopflosigkeit - und ich werde sicherlich noch etliche Perlen entdecken. Die Zeit dafür und die erforderliche Aufmerksamkeit für die Details, für die Verbindungen und für den Blick von außen will und werde ich mir nehmen.
Das Buch lebt für mich trotz der Spannung in der Abfolge von einer ganz eigenen, inneren Ruhe, die typisch ist für die beiden Autoren, die bis in die Gedanken auf der letzten Seite erhalten bleibt und sich auf mich überträgt. Da hadert keiner mit seinem Schicksal, kartet nicht nach, wertet nicht mit der nicht immer schlüssigen Weisheit der Distanz, sondern schaut zurück und nach vorn zugleich.
Christine Dähn und Thomas Natschinski sind auf Konzert-Lesetour (Daten auf www.thomas-natschinski.de), die sehr gut angenommen wird. Ich werde sie am 12. September in Forst erleben und freu mich drauf!
(Jens Kurze)

 


   
   
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