ironhenning2008 20130107 1569276142 Label:
VÖ:
Best.-Nr.:  

Titel:

dunefish / edel Kultur
27.06.2008
0164875DU

Technicolor
Der Einlasser
Momente
I Want You Now
Yume no ginga
Mutter Erde
Das Recht der ersten Nacht
O.K.
Hy!
Macht kaputt, was Euch kaputt macht
Yes, I'm A Hippie
Fallen Angels
Everyday Sunshine


Im Jahre 1988 gründete Henning in Ostberlin seine nach ihm benannte Band. Seit dem das neue Jahrtausend angebrochen ist, tritt der Künstler auch solo auf. Mit dem Album "Aroma der Wünsche" legte er auch gleich ein Album vor. Über die Musik, die Henning solo macht, sagt er selbst, dass die künstlerischen Inhalte und die Umsetzung im Ensemble nicht zu bewältigen wären. Jetzt liegt das neue Album "Midlife Christ" vor, das Ende dieses Monats in die Plattenläden des Landes kommen wird.
Es ist ein Rock-Album mit Punk und Metal-Einflüssen. Aber wer hier testosteron-schwangeres Geknüppel aus der Industrial-Schiene vermutet, liegt falsch. Der Künstler kommt aus der Punk-Ecke und das Album kann seine Herkunft kaum verstecken, auch wenn der todtraurige Henning auf der Platte vielschichtig und facettenreich rüber kommt. Textlich unternimmt der Hörer eine Achterbahnfahrt zwischen philosophischen Glanzleistungen und gnadenlosem Gemecker. Der Großteil der Songs ist auf Deutsch, es finden sich aber auch einige englischsprachige Songs wieder. Auf dem 9. Titel des Albums ("Hy!") kommt uns der Künstler sogar russisch... So uneinheitlich die Texte vom Inhalt und Sprache her sind (und das ist nicht negativ gemeint), so ist auch die Musik. Zwischen überwiegend lauten Songs mit krachenden Gitarren und geilen Beats schummelt sich auch schon mal das ein oder andere ruhigere bzw. "poppigere" Lied ("Momente") dazwischen.
Bei "Der Einlasser" meckert er bei schnodderigem Rock mit dem Türsteher seiner Stamm-Diskothek ("...dieser Proll"), der ihn offensichtlich öfters mal vor der Tür stehen lässt. Weiter geht es dann mit Fun-punkigem Pop, bei dem DIE ÄRZTE mal genauer hinhören sollten. Sie bekommen Konkurrenz! Hier philosophiert der Sänger über für ihn "wichtige" Momente. Bedächtig und ruhig wird's bei "Mutter Erde", wenn sich der "traurige" Interpret bei unserem Planeten für den Raubbau und die Umweltverschmutzung entschuldigt. Der Text kommt einem verdächtig "kindisch" vor. Aber das scheint wohl Absicht zu sein, damit auch der letzte Depp im Land versteht, dass wir schon weit hinter der berühmten "5 vor 12"-Grenze angekommen sind (man kann es bei dem selbstsüchtigen Verhalten vieler Mitbürger ja nicht oft genug wiederholen). Ein weiterer Glanzpunkt ist "Das Recht der ersten Nacht". Punk vom Feinsten mit einem typisch dahin geschnodderten Text. Beim 10. Lied auf der Scheibe kommt dann der "aha.. kenn ich"-Effekt beim Hörer auf. In 2:35 Minuten stellt uns der traurige Henning seine Interpretation von "Macht kaputt was Euch kaputt macht" von den Scherben (Ton, Steine, Scherben) vor. Diese in Richtung Dark- oder Death-Metal-mäßig vorgetragene Version ist allerdings etwas gewöhnungsbedürftig.
Alles in allem ist "Midlife Christ" ein Füllhorn interessanter und abwechslungsreicher Songs. Es ist KEIN Album für den mainstream-liebenden Musikfreund, der sich mal eben zwischen Tür und Angel von seichter Musik berieseln lassen möchte. Hier empfiehlt es sich hinzuhören und mitzudenken. Der traurige Henning bringt dem Hörer einen bunten Strauß Rockknaller vorbei, und man wünscht ihm, dass dieses Gebinde etwas länger hält und nicht gleich wieder in Vergessenheit gerät. Daumen hoch - Kaufen gehen!
(Christian Reder)

 


   
   
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