 |
Titel: Label: Cat.-No.: VÖ: Titel: |
"Heiße Zeiten..." Ariola 738 316-2 1983/2008 1. Besuchen Sie Europa |
Eigentlich sind ihre Hits und der einprägsame Name der Kapelle unvergessen. Würde man heute auf die Straße gehen, und nach ihnen fragen, würde der größte Teil der Leute wissen, von wem da die Rede ist. Mit ihrem Allzeit-Hit "Bruttosozialprodukt" sind sie heute noch in vielen Ohren (wer hätte gedacht, dass der Song heute wieder, bzw. immer noch so aktuell sein würde???). Doch wenn man trotzdem jemandem, der die Formation Geier Sturzflug nicht kennt, erklären müßte, was und wer Geier Sturzflug ist, würde man es sich ganz einfach machen, und ihm diese Scheibe in die Hand drücken. Auf "Heiße Zeiten..." findet der interessierte Hörer neben den Klassikern "Bruttosozialprodukt" und "Besuchen Sie Europa (solange es noch steht)" viele weitere Perlen deutscher Pop- und Rockmusik. Überhaupt hat sich die Kapelle kaum an das gehalten, was zu der damaligen Zeit musikalisch angesagt war. Man spielte das, wozu man Bock hatte. Da hört man Reggae, Rock, Schlager und auch Ska auf einer Scheibe. Wen interessierte da schon die New Romantic- oder die New Wave-Szene? Von den "Geiern" offenbar niemanden. Ich frage mich auch heute immer noch, ob Geier Sturflug für die Neue Deutsche Welle, in die man sie gerne verfrachtet, nicht doch zu anspruchsvoll war...
Wie dem auch sei, die Lieder auf "Heiße Zeiten..." geben viele brennende Themen von damals wieder. Themen, die zum Zeitpunkt des Erscheinens von "Heiße Zeiten..." angesagt waren, und die die Menschen beschäftigten. Ob der drohende Atomkrieg ("Besuchen Sie Europa"), die Krise in der Wirtschaft ("Bruttosozialprodukt") oder die Jugend und ihre Statussymbole ("Walkmanfan"), die Band um Friedel Geratsch nahm sich aller angesaten Themen in unverblümter und frecher Art an. Das komplette Album ist wahrlich ein Stück deutscher Musikgeschichte, nicht allein wegen des Megahits "Bruttosozialprodukt".
Die SONY/BMG, oder besser die ARIOLA als Unterlabel, hat sich bei der Wiederveröffentlichung dieses Klassikers richtig ins Zeug gelegt. Abgesehen davon, dass die CD als "Freundschaftspreis"-Auflage erschienen ist, wurde der freie Platz am Ende des regulären Albums noch mit Bonustracks aufgefüllt. Und hierbei hat man tief im Archiv gekramt! Die B-Seite der Single "Bruttosozialprodukt" ("Früher oder später") sowie die B-Seite der ein Jahr nach Veröffentlichung von "Heiße Zeiten..." erschienenen Single "Pure Lust am Leben" ("Küß mich, Good-Bye") sind ebenso wie der erstmals auf CD veröffentlichte Song "Alle Amis singen Olala" und die Solo-Single von Friedel Geratsch, "Zurück in die Nacht", als Bonustracks zu finden. Über den Preis haben wir bereits eingangs gesprochen: Das Album erscheint als "Freundschaftspreis"-Angebot. Wer sich die CD jetzt zulegen sollte (und das solltet Ihr wirklich tun!!!) wird außerdem eine Begegnung mit unserem neuen Kollegen Holger Stürenburg haben, denn er hat den Text im Booklet verfasst. Holger erzählt Euch da zu jedem einzelnen Lied die passende Geschichte, und außerdem wie das damals so war... in den guten alten 80ern... in einer Dekade, wo man zwar auch Probleme hatte (wie heute), aber wo man wesentlich entspannter lebte und die bessere Musik hatte. Fazit: Auch bei seiner Wiederveröffentlichung erhält "Heiße Zeiten..." die Bestnote!
(Christian Reder)
