drafi 20130107 1769836118 Titel:
Label:
Cat.-No.:
VÖ:

Titel:

"Drafi"
Ariola
738 315-2
1982/2008

1. Blumen aus Eis
2. Wie ein Feuer, das immer brennt
3. Wenn Du mich liebst
4. Marmor, Stein und Eisen bricht
5. Die Straße
6. Der große Knall
7. Dich zu lieben war easy
8. Silberne Tränen
9. Jeanne D'Arc
10. Wenn du so wärst wie die anderen
11. Vorprogrammiert
Bonustracks:
12. Amigo Mine
13. Try Me
14. Sealed With A Kiss
15. A Little Bit Late
16. The King Of Rock'n Roll
17. Hard Rain


Als Drafi Deutscher im Jahre 2006 verstarb, verlor die Musikwelt einen seiner größten Helden, und den allerersten "ernst zu nehmenden" deutschen Beat-Interpreten (West). Sein fast schon zum Volkslied gewachsener Hit "Marmor, Stein und Eisen bricht" ist auch den kleinsten Hörern ein Begriff, und Jahrzehnte nach seiner Veröffentlichung nach wie vor ein oft gespielter Klassiker und Anheizer in diversen Fußballstadien. Interessantes Detail am Rande: Die englische Version des Songs ("Marble Breaks and Iron Bends") platzierte sich sogar in den US-Billboard Charts! In der Zeit, in der der Erfolg nachließ, blieb Drafi Deutscher nicht untätig. Er veröffentlichte weiter Songs unter verschiedenen Pseudonymen, wie z.B. Blue Brothers, Dave Bolan, Jack Goldbird, Hektor von Usedom, oder Renate Vaplus. Auch für andere Musiker schrieb er erfolgreiche Hitsingles, u.a. für Tina Rainford und Peggy March, sogar für Boney M. ("Belfast") und Bino ("Mama Leone"). Für ihn als Solokünstler kam das große Comeback Anfang der 80er, als er dieses hier jetzt in CD-Form vorliegende Album veröffentlichte. Im gleichen Jahr erschien der Film "Marmor, Stein und Eisen bricht", in dem Deutscher eine kleine Rolle übernahm. Ob dieser Film der Auslöser für die Album-Veröffentlichung war, ist hier nicht bekannt. Jedenfalls koppelte er unter seinem Namen die Coverversion "Jeanne d'Arc" aus, die im Original "Maid Of Orleans" heißt und von OMD stammt.
Dieses Album, das schlicht "Drafi" betitelt ist, zeigt den Musiker als gereiften Sänger, Komponisten und Texter. Nahezu das komplette Album - mit Ausnahme der beiden Coverversionen - ist von Drafi im Alleingang geschrieben und produziert worden. Weitere Auffälligkeit des Albums ist, dass Drafi hier nicht mehr nur allein über die Liebe singt, sondern sich zunehmend auch anderen, in der Zeit wichtigen Themen angenommen hat. Musikalisch hat Drafi, ohne sich großartig zu verbiegen, den Puls der Zeit getroffen. Verbindet man Drafi Deutscher doch mit Beat- und Rockmusik, erscheint er uns auf diesem Album sehr "digital". Aus der CD einzelne Titel hervorzuheben fällt schwer, denn es gibt nahezu zu jedem Titel etwas zu sagen. Erwähnt sei allerdings das neu interpretierte "Blumen aus Eis", das im Original von KARAT stammt. Deutscher hat diesem aus der Feder von Ed Swillms stammenden Song musikalisch ein völlig neues Gewand verpasst. Der Titel - im Original rockig angelegt - kommt hier in einer sehr synthie-lastigen Version daher, die dem KARAT-Fan sicher sehr gewöhnungsbedürftig erscheinen dürfte. Handwerklich zeigt er Deutscher allerdings in Höchstform. Seine Stimme verleiht dem im Original schon starken Song eine neue Facette, die die musikalischen Schwächen der neuen Version in den Hintergrund treten läßt. Außerdem zu nennen ist die neue Version seines Klassikers "Marmor, Stein und Eisen bricht". Im Nachhinein betrachtet, hat sie das Original nie verdrängen können, hat in der neuen Fassung allerdings einen gewissen Charme, den ihm ohne Zweifel die "neuen" Instrumente verliehen haben. Statt Beat-Gitarre kommt hier der Syntheshizer zum Einsatz. Die teils sphärischen Klänge und der künstliche Beat dienen aber nur als Bett für Drafis kraftvolle Stimme, die auch bei der Neueinspielung gut in Szene gesetzt ist. Ein richtiger Wave-Knaller ist die textlich ein weltpolitisches Thema aufgreifende Nummer "Der große Knall". Wie zu der Zeit üblich, beschäftigt sich der Song mit dem Wettrüsten von USA und UdSSR. Dass Deutscher die LP "Der blaue Planet" von KARAT offensichtlich komplett gehört haben muss, und nicht nur bei den "Blumen aus Eis" hängenblieb, ist hier kaum zu überhören. Stilistisch, inhaltlich und von der Machart unterscheiden sich dieser Song und "Der blaue Planet" so gut wie gar nicht. Das ist nichts Schlechtes. Obwohl KARAT mit seinem zeitlosen Klassiker die Riege der "Friedenslieder" anführt, ergänzt Deutscher mit seinem Song das Angebot in qualitativ hochwertiger Weise. Als letzten Titel möchte ich noch den eingangs schon erwähnten OMD-Klassiker nennen. Man erkennt "Maid Of Orleans" zwar sofort wieder, Drafis Version reicht musikalisch an das Original aber in keiner Weise heran. Der Synthie-Teppich und die Melodie wirken in der Umsetzung von Drafi Deutscher ebenso "billig" wie der Drumcomputer im Hintergrund. "Jean d'Arc" ist somit ein Schwachpunkt des Albums, der nur durch Drafis fantastische Stimme und den wirklich tollen Text von Heinz Meiser nicht als Totalausfall zu bezeichnen ist.
Die Ariola in München hat sich bei der Wiederveröffentlichung des Albums "Drafi" richtig viel Mühe gegeben. Unterstützt von Jan Stephan, dem Betreiber der offiziellen Fanseite über Drafi Deutscher (www.drafi-deutscher.info), erscheint "Drafi" nun erstmals auf CD, womit der Wunsch vieler Fans endlich erhört wurde. Man hat zur Ergänzung der regulären 11 Titel des Albums ganz tief im Archiv gekramt. Insgesamt sechs Bonus-Tracks haben es auf den Silberling geschafft. Die einzelnen Songs stammen aus der Zeit unmittelbar vor Erscheinen der LP "Drafi" zwischen 1976 und 1981. Bis auf "The King Of Rock'n Roll" erscheinen diese Titel hier ebenfalls zum ersten Mal auf CD. Die insgesamt 17 Lieder sind ansprechend verpackt worden. Das Artwork der CD läßt in keiner Sekunde den Verdacht aufkommen, dass es sich hier um eine "Billigauflage" handelt. Auch wenn die Ariola die CD in ihrer "Freundschaftspreis"-Serie hat erscheinen lassen, kommt "Drafi" in seinem originalen Artwork von '82, mit bereits erwähnten 6 (!!!) Bonus-Tracks und einer wirklich spannend geschriebenen und informativen Zusammenfassung von Drafis Schaffen. Jan Stephan ist der Autor des im Booklet abgedruckten Textes. Er hat eine kleine Biographie bis zum Jahre 1982 verfasst, die sich kurz mit Drafis Durchbruch in den 60ern und seinem Karriereknick in den 70ern, und sehr ausführlich mit der Zeit um die Albumveröffentlichung von "Drafi" herum und den einzelnen Songs beschäftigt. Der Leser erfährt viel über die Hintergründe, während er der Musik des 80er-Jahre Drafi lauschen kann.
Die CD erhält von mir die Gesamtnote "sehr gut". Das Album ist ein Stück Zeitgeschichte, auf dessen Veröffentlichung auf CD die Fans sehr lange gewartet haben. Angereichert mit Bonustracks und einem informativen Booklet ist es - wie der Name der Serie schon sagt - seit diesem Jahr im gut sortierten Fachhandel für einen "Freundschaftspreis" zu haben. Mein Tipp: Kaufen gehen!!!
(Christian Reder)

 


   
   
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